Restaurationsneuling fängt an ... "Restaurationstagebuch" mit Zwischenfragen

Begonnen von NebuK, 15. Oktober 2014, 16:02:52

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Iltis

Zitat von: NebuK am 06. November 2014, 22:52:46
Ich hatte das leider bei unserem Treffen auch nicht ganz verstanden, wie mache ich das jetzt eigentlich genau dass das nicht passiert?

Die Antwort dazu ist das Gleiche auf die Frage wie Igel paaren: Mit Vorsicht! Es gibt viele Forianer die X-Schübe verpönen, und meinen das man nur mit Parallelschübe erzielt man eine Vernünftige Schneide. Beides geht - wenn du Probleme mit der X-Technik hast, probier was anderes. Wichtig ist, egal wie man es macht, das man was man Bewirkt genau beobachtet, also lieber etwas langsamer, immer wieder aufhören, schauen, wie der Schleifbild sich ändert und notfalls sein Technik ändern. Wenn man mit der 1000er eine vernünftige Facette gesetzt hat, ist es beinah unmöglich mit feinere Steine sie zu verunstalten; das mit der 1000er muss aber sitzen - nimm dir erstmal viel Zeit damit, bevor du weiter machst.

Zu dein Sheffield Messer: Leider kann ich auf die Fotos nicht lesen, was oberhalb von "Sheffield" gestanzt ist, aber vielleicht wenn du es nochmal Fotografierst mit schräge Belichting sieht man es besser. Daran, das nur "Sheffield 1A" drauf steht zu glauben tu ich mir schwer.
Der Hohlschliff ist mit sicherheit nicht das Originale; trotz verrostete Zustand sieht man das der Erl ursprunglich hochglanz poliert war, dagegen sind an der Hohlschliff deutlich tiefe Rillen vom Schleifen zu erkennen - das das Messer ursprunglich so aussah ist extrem unwahrscheinlich (eigentlich unmöglich). Die Tatsache, das Erl/Angel verrostet sind und das Messerblatt eher nicht, sowie der fehlenden "Honewear", spricht dafür, das diese Neuschliff erst in jüngere Zeit passiert ist. Auch der Ansatz zum Hohlschliff sieht mir nicht original aus.
Die Schalen sind, wenn ich es richtig sehe, entweder aus gepressten Pappe oder Vulkanfiber, ich vermute, das solche Schalen ursprunglich eine "Billigvariante" zu Schalen aus Bein, Horn oder Kunststoff darstellte und eher bei preisgünstigen Messer zu finden waren. Ich habe nur wenig solche Messer gesehen (vielleicht weil solche Schalen nicht sehr haltbar waren?) und meine, auch wenn sie eher aus der untere Preissegment die Messersortiment stammen, das sie inzwischen eine Rarität sind. Ich habe ein Wostenholm IXL der auch so ein "Pappenstiel" hat, eine suboptimale Hohlschliff, aber wie der Teufel rasiert!
Zum Datierung: Ich denke, ab ca. 1880, und nicht später als 1920; so sind auch die andere Messer mit solche Schalen die ich gesehen habe. Ich habe mir überlegt, ob solche Messer in die Zeit der ersten Weltkrieg stammen könnten,wo Materialknappheit zu solche Sparmaßnahmen gezwungen haben könnte. Beweise oder Quellen dafür habe ich keine gefunden, aber die Erklärung scheint mir zumindest plausibel.

Ich würde dir gerne aber am Herzen legen, eins nach der anderer zu machen, und erst bei dein Tuckmar zu bleiben, bis du dir das Schärfen ohne Verschliff angeeignet hast. Es ist etwas aus der Mode gekommen, aber vor ein paar Jahre wurde hier jeder Neuling als erstes empfohlen "Hol' dir erst ein Übungsmesser und übe, übe, übe bis du schärfen kannst!", diesen Rat halte ich bis Heute für sinnvoll. Vor allem, wenn man versucht gleichzeitig an viele Baustellen zu arbeiten, ist der Gefahr, laute halbe Sachen zu bekomen, ziemlich gross.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

NebuK

Hi,

danke sowohl für die kurze als auch für die ausführliche Antwort!

Ja, ich versuche nicht all zu viel auf einmal anzugehen ;-). Die beiden neuen Messer liegen erstmal zum hübsch aussehen rum, und geschärft wird erstmal nur eins (habe die Steine ja auch nicht auf ewig ausgeliehen...).

@Klaasianer: Genau das habe ich jetzt versucht...
Was ich jetzt mit dem Tückmar gemacht habe: Zu erst einmal habe ich auf dem groben Bankstein den :-( herausgeschliffen, und bin jetzt auf dem geliehenen 1000er langsam und vorsichtig am Facette setzen. Ich versuche aktuell mit "Schemata" wie 10 Parallelschübe auf jeder Seite, dann 10 an der Spitze, dann 10 X-Schübe die Schneidenform gleichmäßig zu belassen bzw. zu erhalten. Bisher sieht es ganz gut aus, aber der Stein frisst mit mein Tape weg, und eine Schneide kommt immernochnicht zu stande. Wie du eben sagst: Geduld! ... ist was ich versuche mir zu lassen ;-).

Vulkanfiber kannte ich als Material noch garnicht, aber wenn ich mir die Wikipedia-Seite dazu durchlese dann stimmt das mit dem "Look and Feel" des Heftes doch recht gut überein. Ich werde heute Abend noch einmal versuchen mit einer Lupenbrille und der guten Kaltlicht-LED-Quelle im stark schrägen Winkel zu erkennen ob etwas neben dem "1A" geprägt ist. Könnte es nicht aber sein dass der Stempel bei der von dir postulierten Umarbeitung des Messers verloren gegangen ist? Schleift sich ja vermutlich doch eher schnell heraus, sowas, oder?

Grüßle & Vielen Dank! Ich geh direkt mal weiter an den 1000er ;-).
-Dario

Klaasianer

Verwendest Du eine Lupe?
Wichtig ist erstmals die durcghende Facette von der Spitze bis vor die Schulter.
Bei alten Messern, deren Rücken nicht mehr exakt verläuft (Abschliff) kann die Facette unterschiedlich breit werden. Ist die Abweichung nicht übermßig groß, stört es optisch kaum. Auf die Schnuttigkeit hat es kaum Einfluss.
Rasito ergo sum!

harrykoeln

Zitat von: NebuK am 07. November 2014, 08:20:19
Hi,

klar, die Spitze kann ich eng betonen, das "Ende" aber nicht. Das Ende aber macht immer die Mitte mit. Was ich aber vorallem meinte ist wenn man mit "X-Zügen" schleift, dann bekommt die Mitte ja etwa doppeltsoviel ab wie die Enden. Klar, das versuche ich immer mit gezielten Schüben gerade der Spitze auszugleichen, aber wie man sieht klappts ja irgendwie ... nicht  :-[ .

...

Einfache Möglichkeit ist hier, den Stein hochkant zu stellen und auf der schmalen Seite seine Bahnen zu ziehen, also der Seite, die die Höhe des Steins definiert. Das ist beim Setzen der Facette ein absolut probates Mittel, um gezielt einen Klingenbereich zu bearbeiten. Dafür hab ich mir vor einiger Zeit nen günstigen 1000er (<20 Euro) geschossen. Damit er nicht nur rumliegt, nutze ich die grosse Fläche für Küchenmesser, die schmale Seite, wie beschrieben, für Rasiermesser.

Ansonsten kann ich Dir nur raten, die Tips und Ratschläge von Iltis zu beherzigen. Seine enorme Fülle an Ratschlägen fußt bei ihm auf selbst gemachten Erfahrungen aus der Praxis. Stumpfsinniges nachbabbeln, ohne das praktisch selbst ausprobiert zu haben, das wirst Du bei ihm nicht erleben.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Grosser

Hier im Thema trifft man wirklich auf das geballte Fachwissen verschiedenster Leute!
Ich finde es toll, dass sich so viele Experten an der Diskussion beteiligen und dass der TE seine Erfahrungen hier mit uns allen teilt. Von beidem können die nächsten Rasuristi nur profitieren!
Das war mein Wort zum Freitag, welches wohl besser in "Freude des Alltags" aufgehoben wäre...
Viele Grüße, Christoph

NebuK

Hi,

schön zu hören dass meine anhaltende blöde Fragerei dazu führt dass auch Andere noch etwas von den Antworten der Experten hier haben.

Und ich möchte auch wirklich nochmal betonen wie dankbar ich darüber bin dass ihr mir hier mit soviel Zeitaufwendung helft -- und das obwohl ich ja manchmal sehr Begriffstutzig und handwerklich nicht sehr begabt bin. Insofern: DANKE! an alle die hier so tatkräft mithelfen!

So, dann komme ich allerdings zum unschöneren: Trotz noch ~3h vorsichtigsten rumgeschrubbles auf dem 1000er habe ich das Tückmar nichtmal dazu bekommen dass es Unterarmhaare rasiert. Wieso das nicht geht ist mir ein Rätsel. Ich habe zwischendrin auch ein Küchenmesser gemacht, und das hat quasi sofort Unterarmhaar rasiert. Ich bin ratlos.
Zwischendrin habe ich den Stein sicherheitshalber mehrfach abgerichtet, immer schön ein leichtes "Slurry" mit dem Diamantanreiber den Iltis übrig hatte hergestellt... Ich bin ratlos!

Ansonsten, ja ich verwende eine Lupe. Nichts besonderes, ein außeinandergebautes altes russische M42-Makroobjektiv falschherum gehalten, das ist etwa ~20x. Ich hab auch so eine kleine Uhrmacherlupe 10x.

Die Schneide ist halbwegs gleichmäßig breit von Schulter bis zur Spitze, das ist OK. Ich bin mir mittlerweile auch sicher überall wieder "durch" zu sein -- und ein Gutes hatte das lange Schleifen: Ich habe es geschafft kein :( mehr reinzuschleifen, die Schneide ist schön gerade geblieben. Aber wie gesagt: Der 1000er macht keine Unterarmhaarrasur. Das sollte er doch, oder?

??? ??? Ob ich vielleicht doch einfach warten sollte bis ich mir gegen Weihnachten gescheite Steine gönnen kann...  ??? ???

Und ja, ich werde natürlich immer versuchen die tollen und gut gemeinten Ratschläge hier soweit es mir handwerklich möglich ist zu berücksichtigen und umzusetzen... ich tue mein Bestes!


Grüßle & Danke :-)
-Dario

*EDIT: Ganz vergessen zu erwähnen: Das mit den Seiten des 1000ers habe ich mir auch schon überlegt gehabt. Hier scheitert es leider daran dass die geliehenen Steine wieder Kombis sind. Das ist vmtl eher eine... schlechte Idee.

harrykoeln

Zitat von: NebuK am 07. November 2014, 18:56:11
...
*EDIT: Ganz vergessen zu erwähnen: Das mit den Seiten des 1000ers habe ich mir auch schon überlegt gehabt. Hier scheitert es leider daran dass die geliehenen Steine wieder Kombis sind. Das ist vmtl eher eine... schlechte Idee.

Keineswegs, aber dann geht das eben nicht, so einfach ist das...
Es ist nunmal so, das, obwohl auf dem 1000er schon der Grundstein für die Endschärfe gelegt wird, man gerade in dieser Range durchaus an den Kosten der Steine sparen kann. Für 20-30 Euro gibt es da schon tadelloses Material.

Wenn Du nur ein Messer über den Stein schieben willst, gut. Hast Du Dir schon mal die Frage gestellt, warum Du das tust? Eine Frage in die Richtung - was will ich erreichen, was muss ich dafür tun und woran erkenne ich, das ich das erreicht habe, was ich erreichen wollte, oder eben noch nicht?
Wie muss eine Schneide aussehen, was muss sie (schon) leisten und wie kann ich feststellen, das eine weitere Bearbeitung auf dem 1000er keine signifikante Verbesserung mehr bringt? Ich auf dem 1000er also fertig bin und zum nächst feineren wechsle?
Das sind die Dinge, die Dich nach vorne bringen.
Warum also nimmt das verdammte, 5min über den Stein geschubste Küchenmesser die Haare vom Arm, das 3Stunden konzentriert geführte Rasiermesser aber nicht?

Das sind man interessante Fragen, oder?








"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

NebuK

Hi,

Zitat von: harrykoeln am 07. November 2014, 20:05:37
Keineswegs, aber dann geht das eben nicht, so einfach ist das...
Das musst du mir jetzt aber erklären. Wie krieg ich das auch bei nem Kombistein hin.?


Ansonsten will ich natürlich NICHT nur eine Messer über einen Stein schieben. Wenn ich das wollte und getan hätte, dann wäre nach ~3h Schleifen ja vom Messer nichtsmehr übrig. Den großteil der 3h habe ich damit verbracht die Fehlerquellen die ich mir denken könnte auszuschließen. Ich habe mit verschiedenen Werkzeugen die Planarität des Steines kontrolliert, ich habe oft neu abgerichtet, die Kanten nochmals vorsichtig sauber abgerundet, habe das Messer mit Lupe und einem Kindermikroskop von ~1950 kontrolliert (steht als "Deko" in unserem Wohnzimmer oO), und so weiter. Natürlich frage ich mich warum ich was tue, täte ich das nicht würde der Erfolg ja ausbleiben und ich wäre vmtl auch nicht hier und würde so doofe Fragen stellen :P .

Genau die Fragen die du hier stellst stellte ich mir gestern auch. Ich konnte nur leider in diversen Anleitungen hier keinen einfach durchzuführenden Test für "Stein zuende" finden, also habe ich mich auf den Trick den Iltis mir gezeigt hat in Kombination mit den Lupen verlassen. Ich habe das Messer mehrfach zwischendrin einfach mal komplett stumpf gemacht (einmal sehr leicht und vorsichtig "in den Stein geschnitten"), um dann zu versuchen Unterarmhaarrasur zu erreichen. Genau da ists gescheitert.

Natürlich habe ich mir auch überlegt jetzt einfach auf den 3000er Weiterzugehen und zu schauen was auf mich zukommt. An den Leitspruch "Wofür auf dem ersten Stein keine Basis gelegt wurde kann am Ende nicht erreicht werden" erinnert, habe ich das jedoch ganz feige sein lassen -- vielleicht ein Fehler?

Danke weiterhin, und Grüßle
-Dario

harrykoeln

Zitat von: harrykoeln am 07. November 2014, 20:05:37
Keineswegs...
war die Antwort auf
Zitat von: NebuK am 07. November 2014, 18:56:11
...
schlechte Idee.


Aber trotzdem hab ich nochmal drüber nachgedacht und das gleich probiert - und es geht...

Wenn Du einen 1k/3K hast, kannst Du das auch einmal versuchen. Da Du den Stein drehen kannst, kannst Du die 1000er Seite da haben, wo Du genau betonen willst und schaffst mit dem 3k gleich schon einen sanften Übergang... Funzt einwandfrei.
So hab ich wieder was gelernt.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

NebuK

Hi,

stimmt, daran dass der 1K was tut während der 3K nur etwas "nachpoliert" habe ich nicht gedacht. Klar, das ergibt Sinn! Dankeschön ;-).

Ich habe auch gerade nocheinmal den Morgen damit zugebracht 1k, 3k, 6k, 8k zu durchlaufen, dann auf den Pastenriemen und ~150 Bahnen Abziehleder. Das Messer hat schon nach dem 6k ganz hervorragend Unterarmhaar rasiert, auch mit sehr flachem Winkel. Den Haartest hats aber selbst nach der Lederorgie nicht bestanden. Unter der Lupe sah die Facette zumindest mal sehr gleichmäßig aus, und das Messer hat jetzt einen ganz leichten  ;D -- soweit so gut.

Also gedacht, mensch, es heißt doch oft dass der Haartest nicht entscheidet, sonder die Rasiereigenschaften. Also ran ans Gesicht damit, und probiert. Mit dem Strich noch etwas ruppig hat es gegen den Strich leider quasi garnicht rasiert. Mag auch eine Kombination aus fehlender Technik und schlechtem Schliff sein, aber ... so geht das nicht.
Dafür schneidet das Messer dann die Ohrläppchen ganz hervorragend!  :-[ :P o) :'(

Ich befürchte da liegt noch ein weiter Weg vor mir bevor das mal so richtig gut wird ... beides :P.

Grüßle
-Dario

Stratocaster

Neue Tipps habe ich nicht, dafür aber jede Menge Einfühlungsvermögen, da ich mich selbst erst seit Beginn diesen Jahres mit RM befasse. Der Schritt vom blossen Rasieren zum Instandhalten, Nachschärfen etc. bis zum ersten Versuch der Restauration alter Messer kam recht schnell. Nämlich als mein erstes Messer nach wenigen Wochen stumpf und stumpfer wurde. Was nun.....?! - Erstmal auf Fehlersuche gehen, also checken was ich falsch gemacht habe, beim Rasieren und mit dem Hängeriemen. Es dauerte nicht lange, bis ich die ersten Steine bestellte. Nun wollte ich aber nicht meine schönen RM versauen und besorgte mir aus der Bucht ein paar billige, alte RM zum Üben. Per Zufall war ein sehr schönes dabei und so kam ich auf die Idee, es zu restaurieren. Davon hatte ich keine Ahnung und so musste ich sozusagen bei Adam und Eva zu lernen beginnen. Weitere restaurierungsbedürftige RM kamen dazu und ich verzettelte mich. Bis heute ist keines dieser Messer wirklich fertiggestellt. Und zum Schluss kommt natürlich die Schärfe. Ob neu im Laden gekauft oder aus der Bucht gefischt, scharf sollen sie alle sein. Das Schärfen kriege ich mittlerweile ganz gut hin, aber das muss noch besser werden. Manchmal klappt es super und manchmal eben nicht. Noch habe ich nicht herausfinden können, woran es liegt. Meine Tagesform ist ebenfalls von Bedeutung.
Ich habe allerdings gemerkt, wie schnell man Fortschritte machen kann und dass es doch klappt, wenn man nur ernsthaft dabeibleibt. Nur nicht entmutigen lassen. Das ist es auch schon, was ich dir sagen will. Weitermachen, dann kommen die Erfolge irgendwann wie von selbst. Was du so schreibst, kann ich wirklich gut nachvollziehen. Wenn es einfach nicht so funktionieren will wie es sollte usw.....
Bin gespannt,wie es bei dir weitergeht. Gruss

Iltis

Hallo Dario,

Ich verstehe nicht, warum du bei dieses Messer auf der schmale Seite der Stein die Facette setzen musst, sowas ist nötig wenn ein Messer schwer verschlissen ist oder sonst eine merkwürdige Geometrie aufweist, aber deine 2 Messer, die ich gesehen habe, sind gut im Schuss und der Zepp liess sich ohne weiteres schärfen - hättest du dich nur damit rasiert ohne andere Versuche zu starten...

Es wundert mich nicht, das der Tückmar weder HT besteht noch rasiert wenn du schreibst
Zitat von: NebuK am 09. November 2014, 13:58:18
...Das Messer hat schon nach dem 6k ganz hervorragend Unterarmhaar rasiert, auch mit sehr flachem Winkel....

Das muss das Messer schon nach der 1000er tun - tut's nicht, ist das Prozess von vornherein zum scheitern prädestiniert. Da machst du am besten das Messer nochmal ganz stumpf (am Glasrand o.Ä. ohne Druck mit die Schneide entlang führen, das das Teil nicht mehr Armhaare  rasiert),  dann gehst du wieder auf der 1000er so lange bis das Messer wieder Armhaare rasiert - dies machst du nur mit das Gewicht das Messer, also kein Druck ausüben. Danach nimmst du der 6K Stein und machst du weiter bis die Kratzer der 1000er völlig auspoliert sind. Der 3000er lässt du weg aus folgenden Grund: der Unterschied zwischen der 1K Schleifbild und die von der 6K sind so gross das du da nichts falsch machen kann. Mit der 3K Stein kann man sich Zeit und Arbeit sparen, aber wenn man der "Gespür" für was man mit die Steine verursacht noch nicht hat, macht man es sich mit der "großer Sprung" etwas offensichtlicher. Eigentlich ist es möglich, nach der 6000er, Paste und Leder, das ein Messer sowohl der HT besteht als auch gut rasiert - viele von uns haben mit ein günstigen 1/6K Kombistein angefangen (meiner kennst du schon) und sind später auf teuere "Verfeinerungen" gekommen, die streng genommen unnötig sind. Ich bin auch versucht dir zu empfehlen, der 8K wegzulassen, und gleich zu pasten und ledern, aber wenn er zu verfügung steht...
Auf jeden Fall, egal was du über die Aussagekraft der HT liest, empfehle ich dir bei die Sache zu bleiben bis dein Messer sie besteht. Dir fehlt die Erfahrung zu beurteilen ob ein Messer scharf ist oder nicht, also bleibt dir nichts übrig.
Erst wenn dein Messer Haare kappt, würde ich in deinem Fall es gar nicht mit die Rasur versuchen - da ist nur Frust vorprogrammiert.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

NebuK

Hi,

Zitat von: Iltis am 09. November 2014, 17:08:01
der Zepp liess sich ohne weiteres schärfen - hättest du dich nur damit rasiert ohne andere Versuche zu starten...

Tim, du hast mich falsch verstanden. Das Zepp liegt gut eingeölt und frisch geledert in seiner Kiste und wartet auf seinen nächsten Einsatz nachdem es mir heute geholfen hatte Gegen-Den-Strich fertigzuwerden. Das von dir so liebevoll auf Rasurschärfe gebrachte Messerchen würde ich nie einfach so ohne Grund "kaputt experimentieren". Das Tückmar ist jetzt halt erst einmal mein "Schleifenlern-Messer". Mit dem Zepp wird morgen wieder rasiert  :o .

Aber zurück zum Thema: Die Idee mit "weniger ist mehr" finde ich gut, den 8K weglassen und nur mit 1k->6k probieren. Auch klingt deine Idee damit besser schauen zu können ob "man durch ist" sehr vielversprechend, ich hoffe morgen Zeit zu haben das auszuprobieren.
Das am Glasrand stumpfmachen hatte ich bisher ja auch mehrfach versucht, meist wenn ich wieder auf den 1k zurückkam, oder zwischen 1k und 6k.

Ebenso hast du mit dem HT natürlich auch recht. Ich war... übermäßig experimentierfreudig und ungeduldig. Aber hey, für irgendwas muss die Ausrede "bin halt noch jung" ja herhalten, oder? Und wenns nur die Ungeduld ist  :D.

Danke auf jeden Fall für deine weiteren sehr ausführlichen Tips! Ich werde auch weiterhin versuchen alles was ich lese und verstehe zu berücksichtigen.

@Strat: Haha, das ist ja noch einiges sinnvoller als ich mache. Ich kann noch nichtmal komplett irritationsfrei hobeln, und fange beim Messern direkt mit Restauration und Schärfen an ohne jemals mit einem "richtigen" rasiert zu haben. Gottseidank helfen hier alle so toll, sonst wäre das nichts geworden ;-).

Grüßle
-Dario

harrykoeln

Momang!
Zitat von: NebuK am 09. November 2014, 13:58:18
...

Ich habe auch gerade nocheinmal den Morgen damit zugebracht 1k, 3k, 6k, 8k zu durchlaufen, dann auf den Pastenriemen und ~150 Bahnen Abziehleder. ...

Pastenriemen?
Was stelle ich mir bitte genau darunter vor?
Sprich: was für eine Paste, auf welchem Träger? Wie oft hast Du darauf gepastet?

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Stratocaster

Hallo Dario,
als ich damals in der Pubertät war und mit dem Rasieren begann, benutzte man entweder Hobel oder Messer. Deswegen hatte ich schon früher mal ein gewisses Gefühl für den Hobel entwickelt, habe mich ja auch jahrelang damit rasiert. Als die Mehrklingenrasierer immer besser wurden, stieg ich darauf um. Aaaaber ich fand das Rasieren mit dem Messer schon immer total cool, hatte nur nie eines und traute mich auch nicht da dran, so ohne Ahnung. Erst das Internet mit You Tube, Foren, Männermagazinen etc. gab mir die nötigen Grundinfos, sodass ich Anfang 2014 das erste billige Rasierset bestellte und mit der Messerrasur begann. Au weia, sah ich manchmal aus..... zerschnitten ohne Ende..... Kumpels und auch meine Freundin rieten mir dringend davon ab, mich weiterhin so zu malträtieren. Nun, stur wie ich bin, wollte ich aber die Messerrasur lernen und siehe da, es dauerte vielleicht so 3 Monate, dann schnitt ich mich immer seltener und inzwischen kaum noch. Na gut, manchmal rutsche ich noch ab, aber immer seltener. Und vor allem wurden die Rasuren immer besser und auch schneller. Anfangs brauchte ich eine ganze Stunde und mehr, heute reichen meist 20 bis 30 Minuten aus und die Qualität der Rasuren ist meist so gut wie mit dem Gilette Fusion, den ich vorher benutzt hatte. Die Tagesform spielt bei mir eine grosse Rolle, beim Rasieren wie beim Schärfen..... man braucht einfach viel Geduld, um das zu lernen.
Beim Schärfen und beim Restaurieren oder Instandsetzen oder wie immer man es nennen will, habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. So gut wie die Tipps von Bartisto, harrykoeln, Iltis etc. auch sind, die Erfahrung muss man sich selbst erarbeiten. Es lässt sich nicht eins zu eins umsetzen. Noch heute bin ich mir beim Schärfen oft nicht sicher, wann ich auf den nächsten Stein wechseln kann/muss. Es gibt diese Tage, an denen ich auch durch mein Mikroskop rein gar nix erkennen kann, es sieht alles gleich aus, weil ich zu lange da reingestarrt habe, von allen Seiten, den richtigen Winkel des Lichteinfalles gesucht habe usw. Oder ich glaube, auf dem 800er o. 1000er gute Arbeit gemacht zu haben, kriege das Messer aber auf den nachfolgenden Steinen trotzdem nicht scharf genug. An anderen Tagen klappt es so gut, dass sogar der HT funzt. Wobei ich aber mehrfach die Erfahrung gemacht habe, dass auch ohne bestandenen HT gute und sanfte Rasuren möglich sind. Ab und zu klappt der HT auch erst nach dem Pastenriemen (grün) und nach dem Ledern. Das ist eben eine vielschichtige Angelegenheit, die man nicht so einfach aus dem Ärmel schüttelt. Nicht umsonst liessen sich früher viele Männer vom Friseur o. Barbier rasieren, hatten dort auch ihre Messer deponiert, die dann auch instandgehalten wurden. Aber gerade die Schwierigkeit ist der Anreiz für mich..... ich mag es, Sachen zu machen, die manch anderer nicht kann.
Klar, deine Reihenfolge ist sicher etwas ungewöhnlich, aber das ist doch letztendlich egal, solange du Spass daran hast. Wir sind ja gar nicht auf unsere Messer angewiesen, könnten jederzeit wieder auf Systemrasierer umsteigen. Also machen wir das ja wohl nicht aus einer Notwendigkeit heraus, sondern aus reinem Vergnügen, aus Wissbegier oder was immer, halt je nach der Persönlichkeit und Veranlagung.
Heute packe ich gleich meine Steine aus und mache mich daran, ein 4/8 Puma zu schärfen, das ich aus der Bucht habe und mit viel Arbeit in einen einigermassen hygienischen Zustand gebracht habe. Also auseinandergenommen, Griffschalen und Klinge sorgfältigst gereinigt, poliert etc., wieder neu vernietet etc., heute soll es wieder scharf gemacht werden.
Also dann gutes Weiterkommen und noch was, ich habe aus deinem Thread einiges lernen können, eben auch aus den Antworten der anderen. Ich lese schon länger in diesem Forum, (war auch Mitglied in dem anderen, was allerdings unschön endete), habe mich aber erst jetzt hier registriert. Und es ist beruhigend, dass ich nicht der Einzige bin, der mit anfänglichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.