So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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alvaro

Zitat von: Lochbart am 22. März 2024, 23:38:48Hm, dann muss ich den mal rauskramen und das nochmal versuchen.

Ist das Leder zu lang?
Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen

BastlWastl

Grad nochmal probiert.

RM das ich konventionell gechärft hatte 1 mal sanft über nen Thüringer gezogen, also stumpf. Innerhalb von 30 Sekunden auf einem 8k Venev wieder fit, nicht Rasurtauglich aber wieder scharf.
Dann mittels starrem Chromox Lederriemen Rasurbereit gemacht, 15 DZ + ca. 50 Leder Pur (HHT-5), wieder mit dem Thüringer abgestumpft. Und siehe da, es lässt sich weder mit einem 8k Stein, auch nicht mit einem 4k Stein wieder herstellen, da muss man jetzt wirklich grob ran. Ein Shapton Pro 2k hat schlussendlich die Facette wieder begradigt.
Das nur nach 15 DZ auf einem harten Leder das nicht nachgibt (auf Holz geklebt).

ABER, ich sehe das extrem weil ich im Job als Koch mir solchen Verschleiß nicht leisten kann. Wenn man es als Hobby schafft 3 Messer zu verschleißen im ganzen Leben, mehr wird das wohl nicht sein, ist das ja noch im Ramen.

Grüße Wastl.


EasyRider

Ja, die bösen, bösen Pasten. Die reinsten Ruinatoren!  ;D  ;D  ;D
Dazu fällt mir gerade Einstein ein, der meinte: "Der Voreingenommene legt jedes Experiment so an, dass am Ende immer sein Vorurteil bestätigt wird."  ;)

 

DailyDriver

#378
Neues aus dem Natursteingarten
Natursteinprogression Teil IV


Der Spieltrieb ließ mir erneut keine Ruhe und so beschäftigte ich mich gestern erneut mit der Thematik Naturstein. Angeregt durch Kommentare und informativen Beschreibungen hat mich bereits gestern mein Spieltrieb und meine Neugier auf Neues gepackt und ich habe meine erste, reine Natursteinprogression mit nur einem einzigen Stein durchgeführt. Vom Setzen der Facette bis hin zum Finish ausschließlich auf meinem Blauen Belgischen Brocken gearbeitet.


Progression Teil I:
- Blauer Belgischer Brocken (15x70mm) ausschließlich mit Wasser
- Leinen-Riemen, SelmMade-Riemen und dem Spanier (QUERCUR Cordovan)

Progression Teil II:

- Blauer Belgischer Brocken (15x70mm) mit Glycerin/Wasser (50/50)
- Leinen-Riemen, SelmMade-Riemen und dem Spanier (QUERCUR Cordovan)


Angefangen hatte ich bereits gestern am Abend mit dem Setzen der Facette. Dabei bekam der Begriff ,,langsamer" Stein für mich schon eine neue Wertung. Die Schneidkannte von meinem, bereits so oft als Übungsmesser genutzten Garantie Solingen 5/8, habe ich vorher an der Flanke des 1K ,,genullt" und es begann mit dem ,,Scheibenwischer" (20-15-10-7-3-1) auf dem BBB. Mit dem Anreiber habe ich für diesen Teil eine wirklich zähe, schon dickflüssige Slurry angerieben um der Langsamkeit des Steines entgegenzuwirken. Nach einigen Durchgängen wechselte ich hin zu Wechselschüben die ich wirklich nicht gezählt habe. Immer wieder kontrolliert, erneute Durchgänge mit dem ,,Scheibenwischer", neuem Slurry und viel Geduld gelang es dann endlich, Armhaare (sofern noch vorhanden) bei aufgelegter Klinge zu rasieren.  Hurra...

Ab jetzt ging es mit der Methode des stetigen verdünnens des Slurry bis hinunter zum klaren Wasser weiter. Es ging zwar voran, aber herrje, es ging langsam voran. Immer wieder eine visuelle Kontrolle, nach den ersten zwei kompletten Durchgängen von ,,Scheibenwischer" und anschließender Wechselschübe funktionierte auch endlich ein HT, zumindest auf Teilen der Schneidkannte. Geduld, Geduld sagte ich mir immer wieder, es steht ja überall geschrieben, dass der BBB ein langsamer Stein ist, aber soooooo langsam...Auch jetzt kein Zählen, kein drücken des Zählers oder Strichlist...ich weiß nicht, ob ich dann keine Lust mehr hatte oder warum, wieso, weshalb...ich entschied, es ist genug!

Für die letzte Etappe auf dem Stein habe ich ihn gereinigt, mit der Dia-Karte (DMT 1200) kurz, aber über die gesamte Fläche angerieben. Den Stein dann vorsichtig unter fließendem Wasser vom Slurry gereinigt und erneut begann es nach o.a. Prozedur, aber nur mit klarem Wasser. Es ging voran, nach gut 2 kompletten Durchgängen (20-15-10-7-3-1) mit ,,Scheibenwischer" und Wechselschüben funktionierte mein HT auf ganzer Länge und visuell betrachtet, war die Schneidkannte schon gut poliert. Es sollte reichen, es folgte das Finale Ledern auf Leinen, dem Spanier und meinem SelfMade-Riemen.

Die Testrasur I

Eigentlich wollte ich nur ein paar Züge machen, doch einerseits überrascht von der Sanftheit und der guten Gründlichkeit, andererseits den Gedanken im Hinterkopf, evtl. nicht lang genug die Facette vorbereitet zu haben, brach ich die Testrasur ab und es ging erneut auf den Stein...

Was folgte war der II. Teil der Progression, nennt es Spieltrieb, innerer Monk oder wer weiß was auch immer. Natürlich fing ich nicht von vorne an, ich dachte da eher an etwas anderes...den BBB erneut mit der Dia-Karte fast schon wie gewohnt angerieben, gereinigt und jetzt folgte etwas neues. Ich nutzte mein Glycerin/Wasser-Gemisvh mit 50/50. Die Klinge mit 1 x Tape abgeklebt, ging es zum Finish Teil II auf den Stein. Ich orientierte mich am LaLune plus eine kleine Zugabe. Neuerliche Kontrolle, HT funzt...und zwar richtig gut! Es kam dann zum Finale wieder das o.a. komplette Programm ,,Ledern".

Die Testrasur II

Voller Neugier ging es ins kleine Lesezimmer, alles war ja schon vorbereitet, flux Seife geschäumt und ab damit in die restlichen Stöppelkes. Das Messer angesetzt, ging es links die Wange hinab, WOW!...supersanft und gründlich, ohne zwicken und zwacken. Ich bin der Meinung, das Messer hat etwas zugelegt, nicht überragen oder übermäßig, dennoch fühlbar. Sehr sanft und gründlich hinterläßt es auch an meinen bekannten Stellen eine glatte und völlig reizfreie Haut. Er grinst und ist zufrieden!

Hier geht es zum Rasurbericht in RdT


Fazit

Eine erfolgreiche Progression mit nur einem Stein dauert zwar, funktioniert aber letztendlich! Dennoch ist, wie schon tausendmal vorher gesagt und geschrieben, vor allem mit dem Setzen der Facette steht und fällt der Erfolg. Gut Ding will Weile haben...und ein hohes Maß an Spieltrieb!

Gruß
Gregor


——————————————————-
Anm.: 1 Satz sind immer 10 Wiederholungen (10x), egal ob Einzelschübe, Wechselschübe, Doppelzüge oder was auch immer womit wodrauf gemacht wird.

Als Zubehör/Werkzeug diente bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe+Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne' Schärfbrause, groovige Musik und eine Menge Spaß am Ganzen!
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

alvaro

Zitat von: BastlWastl am 23. März 2024, 14:55:23Chromox Lederriemen Rasurbereit gemacht, 15 DZ

Ich denke da ist der Große Unterschied.
Ich nutze quasi nur die schwarze Paste zum auffrischen, und dann auch nur mit relativ wenigen Zügen (ca. 30 max.).
Deswegen auch der aus meiner Sicht hohe Verschleiß der hier angegeben wird.
 

Lochbart

Was ich daran immer noch nicht verstehe: Wenn das Messer ohne Abschluss auf dem Pastenriemen schneller stumpf wird (war das nicht ebenfalls Konsens oder etwas nur Bartistos unbewiesene Behauptung?), muss es doch auch und öfters aufgefrischt werden. Und Schärfen bedeutet doch immer auch Abtrag. Also weniger aber dafür öfter, oder wie? Wenn dann muss man das doch gegenüberstellen, oder? ???

alvaro


BastlWastl

Zitat von: Lochbart am 24. März 2024, 09:47:02Was ich daran immer noch nicht verstehe: Wenn das Messer ohne Abschluss auf dem Pastenriemen schneller stumpf wird (war das nicht ebenfalls Konsens oder etwas nur Bartistos unbewiesene Behauptung?), muss es doch auch und öfters aufgefrischt werden. Und Schärfen bedeutet doch immer auch Abtrag. Also weniger aber dafür öfter, oder wie? Wenn dann muss man das doch gegenüberstellen, oder? ???

Diese Meinung habe ich auch lange Jahre vertreten, aber es verhält sich genau anders rum. Ein Sauber geschärftes V bleibt länger scharf als eine ballige Schneide. Die Rasur ist ja prinzipiell im reinen Druckschnitt zu verordnen, sprich "geschlossene" Schneide in möglichst feinen (Idealfall 14,5-16,5 Grad, durch Pastenriemen landen wir da ganz schnell bei 20 Grad und mehr) Winkeln. Da hätten wir übrigens einen Grund warum manchem ein Pastenfinish besser taugt ? Anderer Ansatzwinkel auf die Haut ?

Da greifen dann auch die Druckschnitt/CATRA Tests von Larrin Thomas (Science of sharp) die feinere Winkel im Vorteil sehen.

Grüße Wastl.

alvaro

Zitat von: BastlWastl am 24. März 2024, 12:44:28Ein Sauber geschärftes V bleibt länger scharf als eine ballige Schneide

Aber warum vertreten da DE Hersteller eine genau entgegengesetzte Meinung?
(Wie man in einer Doku über Feinwerke Eisfeld sieht)

EasyRider

Die pseudo-wissenschaftliche Attitüde, mit der hier axiomatisch argumentiert wird, muss unbedingt vom Schärfen aufs Kochen übertragen werden. Werde mich jetzt in einem Koch-Forum registrieren und dort die Behauptung aufstellen, dass Steaks weder gebraten noch gegrillt, sondern geföhnt werden... ;D  ;D  ;D

 

 

Lochbart

Ich hätte gedacht, dass man mit dem Pastenriemen eine sehr sehr kleine Mikrofase anlegt. Ballig ist dann ja doch noch was anderes.

Im übrigen frage ich mich, wie man bei einem Winkel von ca. 17° der durch Klingenrücken und -breite vorgegeben ist und durch die Hohlung nochmal etwas geringer ausfällt - auf einer derart der winzigen Strecke an der Schneidkante auf der der Pastenriemen einwirkt - eine Schneidwinkel-Änderung von 4° oder mehr erreichen will. Hat das schon mal jemand mit dem Elektronen-Mikroskop nachgemessen. Ansonsten würde ich das in den Bereich moderner Legenden verorten.

BastlWastl

Zitat von: alvaro am 24. März 2024, 14:32:54
Zitat von: BastlWastl am 24. März 2024, 12:44:28Ein Sauber geschärftes V bleibt länger scharf als eine ballige Schneide

Aber warum vertreten da DE Hersteller eine genau entgegengesetzte Meinung?
(Wie man in einer Doku über Feinwerke Eisfeld sieht)

Hast du nen Link dazu ?

grüße Wastl.

BastlWastl

Zitat von: Lochbart am 24. März 2024, 16:22:21Ich hätte gedacht, dass man mit dem Pastenriemen eine sehr sehr kleine Mikrofase anlegt. Ballig ist dann ja doch noch was anderes.

Im übrigen frage ich mich, wie man bei einem Winkel von ca. 17° der durch Klingenrücken und -breite vorgegeben ist und durch die Hohlung nochmal etwas geringer ausfällt - auf einer derart der winzigen Strecke an der Schneidkante auf der der Pastenriemen einwirkt - eine Schneidwinkel-Änderung von 4° oder mehr erreichen will. Hat das schon mal jemand mit dem Elektronen-Mikroskop nachgemessen. Ansonsten würde ich das in den Bereich moderner Legenden verorten.

Schau mal bei Science of Sharp nach, da gibt es REM Aufnahmen von gepasteten Schneiden...

Im Übrigen kann das jeder der hier mitliest mit leichtigkeit für sich selbst nachprüfen, dauert keine 10 minuten, nehmt euch doch die Zeit anstatt im trüben zu fischen.

Grüße Wastl.

BastlWastl

Zitat von: EasyRider am 24. März 2024, 16:10:15Die pseudo-wissenschaftliche Attitüde, mit der hier axiomatisch argumentiert wird, muss unbedingt vom Schärfen aufs Kochen übertragen werden. Werde mich jetzt in einem Koch-Forum registrieren und dort die Behauptung aufstellen, dass Steaks weder gebraten noch gegrillt, sondern geföhnt werden... ;D  ;D  ;D

 

 

Freilich kann man Steaks auch mit einem Heißluftföhn zubereiten, warum denn nicht  ;D  ... Geht auch in einer Gasesse  o) 

Schönen Sontag noch, ärgert euch doch nicht so ;) .


Bei mir haben 15 Züge Pro Seite Starres Chromox Leder gereicht für den Effekt.

Grüße Wastl.

Lochbart

Zitat von: BastlWastl am 24. März 2024, 17:33:59Im Übrigen kann das jeder der hier mitliest mit leichtigkeit für sich selbst nachprüfen, dauert keine 10 minuten, nehmt euch doch die Zeit anstatt im trüben zu fischen.

Nee, nee, ich bin Anfänger. Da halte ich mich an die Vorgaben des Großmeisters von drüben und fertig. Für Experimentieren fehlt mir die Geduld und noch bekomme ich meine Messer rasurscharf und sie schmelzen auch nicht dahin. Von daher beschäftige ich mich in der Praxis damit frühestens in ein paar Jahren.

Dennoch lese ich hier mit und da stellt sich mir halt die eine oder andere Verständnisfrage. Eine davon ist, warum es relevant sein sollte, wie man mutwillig verstumpfte Messer wieder rasurscharf bekommt, solange man das bei Messern, die durch Rasieren nicht mehr ganz so scharf sind, problemlos hinbekommt. Was sich natürlich in den nächsten Jahren ändern könnte. Dann schaue ich mal.

Praktischen Bedarf habe ich also keinen