Die ersten Hefte

Begonnen von snippy, 18. August 2008, 17:11:15

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

snippy

Hi ihr!

Da ich zur Zeit meine vorlesungsfreie Zeit genieße und nichts vor- , oder nachzubereiten habe, habe ich mir für diese Zeit vorgenommen, mich mal am Heftbau zu versuchen. Eigentlich kam das ganze relativ ungeplant, da ich bei Ebay aus der UK 4 alte Wedge-Klingen ohne Hefte ergattert habe. Dann wurde der Entschluss gefasst, alles Equipment bestellt (Nieten und Unterlegscheiben aus den USA, Polier- und Schleifstoffe fürs Holz und fürs Metall, Öle und natürlich die Hölzer ansich). Bei letzterem habe ich mich für 2x Olive, Pink Ivory und Palmenholz entschieden. Nun fehlten nurnoch die Formen für die Hefte und dann gings auch schon an die Holzarbeiten.

Vorgehensweise: Erst habe ich das Holz bei einem Tischler per Kreissäge, die mir nicht zur Verfügung stand, auf die richtigen Grundmaße bringen lassen, um praktisch erste Rohlingen zu haben (Maße: 15x3x0,4cm). Danach habe ich die Rohlinge mit der Stichsäge auf Form gebracht und mit dem Dremel die Form nahezu optimal ausgearbeitet. Danach kamen dann Schleifpapiere der Körnungen 60, 150, 400, 1000, 1500 zum Einsatz um die Oberfläche und die Rundungen auszuarbeiten. Nach einer Nacht im Leinölbad sehen die Hefte dann fertig.

Die Klingen ansich habe ich abgeschliffen (Bis zum 400er Papier runter) und poliert. Leider ließen sie sich nicht optimal reinigen da viele der Stellen nicht direkt an der Oberfläche liegen, aber ich finden solchen Klingen darf man ihr alter ruhig ansehen.

Hier nun die fertigen Messer incl. der Hefte, lediglich ungeschärft sind sie natürlich noch.





Von oben nach unten hätten wir da:

1) Das Heft wurde aus wildem Olivenholz gefertig. Das Holz ist recht weich und lässt sich toll verarbeiten (Sei es schleifen als auch sägen) Klinge ist eine 7/8" Wedge aus dem Hause Greaves.

2) Das Zweite Heft habe ich aus Pink Ivory gemacht. Das Holz ist sehr hart und darum etwas schwerer zu bearbeiten. Aber mit ausreichend Zeit geht das alles. Wie ich finde ein sehr schönes Holz, besonders da es nach dem Ölbad sehr schön seine verschiedenen roten Facetten zeigt. Klinge ist ebenso eine 7/8" von Wade & Butcher.

3) Heft Nr. 3 besteht aus Palmenholz. Dieses sieht zwar wie ich finde toll aus, lässt sich aber nicht gut verarbeiten, da es sehr faserig ist. Das bedeutet geringe Stabilität, was besonders beim Sägen ein großes Problem sein kann. Hinzu kommt aber noch, dass die Fasern dennoch recht hart sind und sich das Holz somit nur schlecht schleifen lässt.
Klinge abermnals 7/8" W&B.

4) Das letzte Holz besteht wieder aus Olive, aber keiner Wilden Man sieht, dass deutlich weniger Maserung vorhanden ist. Klinge ist eine 7/8" Wedge von Frederick Reynolds.

Ich bin mit dem Ausgang dieses Projektes sehr zufrieden, besonders da es für mich um ein absolutes Pilotprojekt handelt und freue mich schon, die Messer das erste mal im Gesicht zu haben ;D

Kommentare und Fragen sind natürlich herzlich Willkommen.

Gruß
Finn
"Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt."

moviemaniac

Zitat von: snippy am 18. August 2008, 17:11:15
aber ich finden solchen Klingen darf man ihr alter ruhig ansehen.
Ganz meine Rede!

Sehr schicke Hefte! Ungewöhnliche Formen hast du da gewählt

Beim vierten Messer ist der Abstand sehr groß zwischen Schalen und Klinge. Sind das Beilagscheiben oder wird das erst noch befestigt?

buzzer

Wunderschön! Klasse Arbeit! Ich liebe Holz.

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

snippy

#3
Dankesehr ;)

Jo ganz genau, das sind Unterlegscheiben. Das Problem speziell bei der Klinge war, dass der Erl an der Stelle der Bohrung weniger als halb so dick ist, wie der Klingenrücken bzw der vordere Teil des Erls. Da sich das Holz nicht sehr biegen ließ, habe ich also zu Unterlegscheiben gegriffen, um den nötigen Druck und Halt zu erzeugen. Wie würdest du das Problem denn lösen?

Gruß
Finn
"Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt."

moviemaniac

Dachte ich mir schon fast, denn das Problem ist mir bekannt :D Wenn ich das nächste Mal Griffschalen für so ein Messer baue, dann werde ich ein schiefes Heft bauen, das der messerform angepasst ist. Habe ich bei Harry live gesehen, was da möglich ist, soll aber eine vermaledeite Fummelei sein, bis es passt. Tipp zum Basteln von Griffschalen: 2mm-Verschraubung zum Testen.

matjes

Servus David, ;)

meinen Glückwunsch, sind Dir alle vier gelungen. Wirklich schöne und außergewöhnliche Griffe. Am besten gefällt mir das Red Ivory und das unterste Olivenholz.
Falls ich mal im Lotto gewinnen sollte: haben will! ;) ;D

Gruß
Matjes

snippy

@ Movie: Stimmt, so würde das natürlich gehen, ist eine gute Idee. Das werde ich beim nächsten mal auf jeden Fall versuchen!

@ Matjes: Danke dir, freut mich sehr, dass sie dir gefallen ;)
"Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt."

Dagobert

@snippy
Die Messer sind in ihrer ursprünglichen form ja nicht um sonst alle am Erl bereich schmäler

harrykoeln

Wie ich finde Snippy, hast Du da von handwerklichen her betrachtet eine absolut saubere Arbeit abgeliefert. Von der Form her gefällt mir das Palmholzheft am besten. Ich mag halt eher die klassischen Formen oder welche, die nahe da dran sind. Gerade am Anfang neigt (M)man(n) dazu, die Formgebung übertreiben zu wollen, glaub mir, ich weiss wovon ich rede. Stichwort: Pedigree-Kauknochen ;D ;D  Mich würde interessieren, wie sich Deine Messer, durch ihre materialistische Pracht am Erlende führen lassen...

Die Hölzer, die Du gewählt hast gehören zu meinen unbedingten Favoriten, das Pink Ivory lasse ich da jetzt mal aussen vor.
Warum wirst Du Dich fragen. Nun, das Pink Ivory ist ein Holz, das durch seine auffällige Farbe schon ein absoluter Hingucker ist. Da jetzt eine auffällige Klinge rein, dem Heft auch noch und ne aussergewöhnliche Form verpasst, dann hast Du eine Reizüberflutung im Großhirn ;D und weisst gar nicht mehr, wo Du zuerst hinschauen sollst. Jedes für sich, die wilde, angefeuerte Maserung, die aussergewöhnliche Klinge und diese sensationelle, völlig ungewohnte Holzfarbe schon ein Blickmagnet - IMHO ist das Gesamtbild dann in Mitleidenschaft gezogen - wenn du weisst was ich meine.
Olive: egal ob wilde, sizillianische oder auch Olivenwurzelholz - wer helles Holz mag, mag auch Olive. Diese Maserungen sind einfach ein Gedicht und mit einfachen Mitteln leicht zu unterstützen und heraus zu arbeiten. Allerdings musst Du drauf achten, das Olive nicht zu feucht verarbeitet wird. Am besten in Sägespänen und luftig aufbewahren, sonst hats fix Risse.
Palmholz: Ein traumhaftes Holz in Haptik und Optik. Zu verarbeiten was für jemand, der Vater und Mutter totgeschlagen hat. Aggressiver Schleifstaub, die angepeilte Form des Hefts verändert sich während der Arbeit ständig weil hier was abbricht und da was wegspringt... Grausam das Zeug aber wunderschön - egal ob schwarz oder rot. Mach ich nur noch auf besondere Bestellung und unter Hinweis auf diese Problematik...

Das Zusammenbauen ist manchmal auch nicht ohne. Frag Henning mal, der hat mal ein Double Arrow aus Polen gehabt, das völlig verzogen und schepp war. So ein Rohling ist mir unlängst unter gekommen. Gerade laufend im Heft, schredderte die Klinge am Kopfende fast 5 mm rechts ins Heft. Solche Klingen kannst Du mit ganz viel Geduld auch einbauen. Machbar ist schon viel. Wenn ich Dir das Messer heute zeige, siehst Du es nicht - wenn Du es nicht weisst!

Kleiner Tip: vor dem Ölbad schleife ich höchstens bis P400, meist nur bis P240. Dann ist die Oberflächenstruktur des Holzes noch schön offenporig und das Öl kann besser eindringen. Allerdings hab ich persönlich keine guten Erfahrungen mit Leinöl gemacht und benutze ein anderes Ölgemisch.

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Honka

Zitat von: harrykoeln am 19. August 2008, 08:07:35
Allerdings hab ich persönlich keine guten Erfahrungen mit Leinöl gemacht und benutze ein anderes Ölgemisch.

Ich bin zwar kein Messerheftbauer - trotzdem interessiert es mich, welche schlechten Erfahrungen Du mit Leinöl gemacht hast.

Es wird doch sonst hier im Forum so hoch gelobt. Oder hängt das vom Verwendungszweck ab?

snippy

#10
Danke für das detaillierte Feedback, Harry!

In der Tat wollte ich mit den Farben und Formen etwas herumspielen - das hat mich ungemein gereizt, besonders da ich ansonsten fast ausschließlich schlichtere Messer in der Sammlung habe. Ich bezweifle aber auch nicht, dass sich die Farben und Formen meiner Hefte normalisieren werden ;)

Deine Erfahrungen mit dem Palmenholz kann ich nur bestätigen. Sagen wir mal so: Ich habe mir einen dicken Splitter beim Schleifen eingezogen und die Form des Heftes war eigentlich (Bevor ich es ausgesägt habe) anders geplant :D
Rotes Palmenholz sagst du? Das habe ich ja noch nie gesehen, klingt aber toll. Weißt du, woher man das beziehen kann?

Das mit dem gröberen Schleifen vorm Ölbad werde ich mal testen!

Bezüglich des Leinöls kann ich nur sagen, dass meine Hefte - zuvor eingelgt in Speiseleinöl - nach wenigen Tagen absolut trocken sind und nicht im geringsten schmieren. Bis jetzt gefällts mir gut so.

Gruß
Finn
"Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt."

harrykoeln

#11
Erfahrungen mit Leinöl
Der eine sagt so, der andere so und diese Unsicherheit jedenfalls hat mich bislang nur ein einziges Mal mit Leinöl arbeiten lassen und das ist nicht so pralle ausgegangen. So hab ich ein ganz weiches Holz (Kiefer oder sowas) zurechtgeschnitten und in ein leinölbad gepackt, weil ich mein "Heftöl"-Gemisch nicht umfüllen wollte.
Über Nacht im Bad gelassen, abgewischt, drei Tage(!) trocknen und aushärten lassen. Auf Zewa macht es immer noch Ölflecken. Bis heute...

Ausserdem hab ich mir sagen lassen, das Leinöllappen unter bestimmten Umständen zur spontanen Selbstentzündung neigen (können) - also nehme ich eben anderes Öl. Ich häng da aber auch nicht dran. Ich hab das andere Öl jetzt und das wird jetzt aufgebraucht.

Rotes Palmholz? Googles mal, wenn nix zu finden ist, ping mich an.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

snippy

Danke, bin fündig geworden ;)

Was die Selbstentzündung angeht, mache ich mir dabei keine Gedanken, wenn man das Öl zum Einlegen verwendet. Das kann sich eigentlich auch nur dann entzünden, wenn man für eine hohe Oberfläche bzw. Kondaktfläche zur Luft sorgt, was bei bei einem Bad absolut nicht der Fall ist - durch eine Spühflasche sollte man es also eher nicht jagen, aber für unsere Zwecke sollte das ganze ungefährlich sein, wenn man sich der potenziellen Gefahr denn im Klaren ist.

Gruß
Finn
"Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt."