Schärfunterschiede Inox / Carbon

Begonnen von Mine, 15. September 2025, 21:46:35

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Mine

Guten Abend,

seitdem ich hier lese, mache ich mir mehr bewusste Gedanken über Dinge die ich vorher einfach so gemacht habe. Das hat einerseits seinen Reiz und dümmer wird man nicht. Vorweg, ich bekomme alle meine Messer auf, für mich, gute Gebrauchsschärfe. Ob mit der Sensermethode oder der Methode meines Großvaters. Meine alten Messer meines Opas, bereiten mir da überhaupt keinen Kummer. Lediglich ein von mir gekauftes "Weltmeister" aus rostfreiem Stahl zeigt sich da widerspenstig und lässt sich gefühlt nie so scharf bekommen wie die alten Messer. Was muss ich ändern?

Danke

Micha
"Der Neandertaler lebte 450 000 Jahre auf diesem Planeten, uns gibt es seit 40 000 Jahren, aber wir nennen ihn primitiv!"

Konrad Lorenz

DailyDriver

#1
@Mine,

ich gehe einfach mal davon aus, dass dein ,,Weltmeister"-Messer eines aus der jüngeren Produktion ist, also eher nicht den Messern zuzuordnen ist, welche noch von der Generation Otto Busch gefertigt wurden, vorausgesetzt, wir meinen beide den gleichen Hersteller. Ich persönlich habe mit Rasiermessern aus ,,rostfreiem" Stahl die Erfahrung gemacht, dass diese beim Schärfen etwas mehr ,,Zuwendung" benötigen, man bzw. ich benötigte da immer mehr Zeit und teilweise auch eine Progression mit mehr Zwischenschritten. Dazu kommt, dass (nach meiner bescheidenen Meinung) die Messer qualitativ, sowohl vom Stahl als auch vom Schliff her, nicht mit den Solinger Messern früherer Hersteller zu vergleichen sind. Um solche Preise bieten zu können, wie es beispielsweise die Fa.Weltmeister heute am Markt tut, werden die Messer z. B. in Pakistan hergestellt und hier in Deutschland dann nur noch mit einem Label versehen. Die verwendeten Stähle solcher Messer sind z.Teil sehr hart und spröde und entsprechend schwierig zu schärfen.
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Was tun?
Das Wichtigste beim Schärfen war, ist und wird immer das Setzen der Facette sein. Unterlaufen hier Fehler oder wird dies nicht sorgfältig genug gemacht, wird man es auch nicht mehr mit den restlich verwendeten Steinen schaffen, eine gute und haltbare Rasurschärfe hinzubekommen. Man bekommt die Messer scharf, ohne Frage, aber man muss da mit ein wenig mehr Aufwand/Zeit rechnen. Natürlich spielen auch die Klingen-Geometrie und vor allem der (Hohl)schliff eine große Rolle. Die Messer sind nicht sehr fein ausgeschliffen, sie erinnern da eher an Messer aus der Kategorie ,,derb". Beim Schärfen muss man darauf achten und entsprechend kontrollieren, ob die Facette/Schneidkante beim Wechsel des Steines auch entsprechend aussieht, d. h., sind z. B. die Schleifmarken vom vorherigen Stein egalisiert.
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Wie bereits geschrieben ... meine bescheidene Meinung & Erfahrungen.
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Ist denn dein Messer vergleichbar mit diesem hier ?
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Gruß
Gregor
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

Mine

Guten Morgen,

es ist ein Otto Busch


      

am Wochenende muss ich es nachschärfen und werde bewusster darauf achten. Es ist kein schlechtes Messer, benötigt jedoch im Vergleich zu den Anderen mehr Zeit und Aufwand beim schärfen. Vielleicht hab ich das nicht genügend berücksichtigt. Du bestätigst es ja.

Gruß

Micha
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Konrad Lorenz

DailyDriver

Guten Morgen @Mine,

na bitte, es ist wohl zumindest keines dieser ,,Billigmesser" aus fernen Landen, welche
hier nur ihre Marken aufgelagert bekommen. Die Marke(n) sind noch geschlagen, nicht
gelasert. Habe gerade mit den Steinen etwas mehr Geduld...

Gregor
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Mine

Zitat von: DailyDriver in 16. September 2025, 09:23:50Guten Morgen @Mine,

na bitte, es ist wohl zumindest keines dieser ,,Billigmesser" aus fernen Landen, welche
hier nur ihre Marken aufgelagert bekommen. Die Marke(n) sind noch geschlagen, nicht
gelasert. Habe gerade mit den Steinen etwas mehr Geduld...

Gregor

Ich berichte dann. Am Samstag ist schärfen angesagt. 2 oder 3 Messer sind mal wieder dran, darunter das Weltmeister.

Der Stein meines Großvaters dürfte so ungefähr einem 3000, vielleicht 4000er entsprechen. Sollte ich den zwichen dem 1000er/6000er Kombistein zwischenschieben?

Gruß

Micha
"Der Neandertaler lebte 450 000 Jahre auf diesem Planeten, uns gibt es seit 40 000 Jahren, aber wir nennen ihn primitiv!"

Konrad Lorenz

DailyDriver

@Mine,

es wäre für mich ein wenig vermessen, jemanden versuchen zu sagen was er machen soll,
obgleich er sich seit 30 Jahren zu seiner Zufriedenheit mit dem Messer rasiert und auch seine
Messer selber schärft.

Dennoch möchte ich bemerken...Versuch macht bekanntlich kluch... ;D

Wie kontrollierst Du denn den Fortschritt innerhalb Deiner Progression, hast Du da optische
Hilfsmittel, wie etwa eine gute Lupe, ab 10-fach wäre da von mir empfohlen. Ich mache es
im Regelfall so, dass ein Stein die Spuren (Schleifspuren, Rief(ch)en etc.) vom vorherigen
Stein egalisiert haben sollte, erst dann geht es auf den nächsten Stein. Wobei es aber rein
optisch einen Unterschied macht, ob es ein synthetischer oder natürlicher Stein ist. Synthetische 
Haben hier ein deutlich feineres Bild und ab 4K aufwärts gleicht es eher einem polieren statt
einem Schleifen.

Auch das Ledern hat definitiv Einfluss auf das Rasurverhalten, egal ob nun rostfreier (INOX) Stahl
oder nicht. Nicht zu vergessen die Alternative eines Leinenriemens vor dem Leder. Der eine oder
andere Finisher, hier ganz typisch ist da der Gelbe Belgische Brocken zu nennen, ,,verlangt" 
nahezu nach einem Einsatz des Leinenriemens.

Wie immer zählt hier ausschließlich die Rasur, denn nur da ist das (End)Ergebnis zu beurteilen.


Gruß 
Gregor
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Mine

Zitat von: DailyDriver in 16. September 2025, 18:35:58@Mine,

es wäre für mich ein wenig vermessen, jemanden versuchen zu sagen was er machen soll,
obgleich er sich seit 30 Jahren zu seiner Zufriedenheit mit dem Messer rasiert und auch seine
Messer selber schärft.

Dennoch möchte ich bemerken...Versuch macht bekanntlich kluch... ;D

Wie kontrollierst Du denn den Fortschritt innerhalb Deiner Progression, hast Du da optische
Hilfsmittel, wie etwa eine gute Lupe, ab 10-fach wäre da von mir empfohlen.

Bisher habe ich lediglich geschärft wie mein Großvater. Eine Lupe hat er nie verwendet. Kontrolle war die Rasurprobe am Arm. Ich habe letztens die Methode von Senser (abgeschwächt auf meine zur Verfügung stehenden Mittel) angewendet und die Erfahrung gemacht das diese Methode gleiche oder bessere Ergebnisse in längerer Zeit erzielt. Deine Schärfberichte interessieren mich sehr und ich möchte einfach versuchen noch mehr rauszuholen. Ich will es mal so sagen, das Maultier von Napoleon hat sein Gepäck in 30 Schlachten getragen, immer mit dem selben Packsattel. Es ist nie ein Kavalleriepferd oder gar General geworden. Will sagen, die Methode meines Opas funktioniert und erzeugt brauchbare Rasiermesserschärfe, aber es kann ja nicht verkehrt sein mal über den eigenen Horizont zu blicken. Hier habe ich schon sehr viele interessante Sachen gelesen. Die Versuche und Fehlversuche von deiner Schärferei hab ich nicht. Von diesen Erfahrungen möchte ich durchaus profitieren.

Gruß

Micha
"Der Neandertaler lebte 450 000 Jahre auf diesem Planeten, uns gibt es seit 40 000 Jahren, aber wir nennen ihn primitiv!"

Konrad Lorenz

DailyDriver

#7
@Mine,

der Vergleich bzw. die Geschichte mit dem Napoleonischen Muli hat was! Nicht minder deine
Einstellung ggü. neuen Dingen mit Bezug zur Messerrasur...sehr löblich, Traditionsbewusstsein
ja, aber ohne neophobische Züge.  dh:

Dein Interesse an meinen Schärfberichten ehrt und freut mich gleichermaßen, man sollte
immer neugierig sein und bleiben, manchmal einfach seinen Spieltrieb freien Lauf lassen.  ;D

Es wäre sehr interessant, mehr über deine Ausrüstung, sprich Steine und Leder zu erfahren.
Bei den Steinchen von deinem Großvater gehe ich mal davon aus, dass es sich da um Natur-
stein(e) handelt. Mir ist aber klar, dass da wohl auch kein Typenschild mehr drauf ist und die
Kaufquittung wohl eher nicht mehr greifbar ist. Ein Bild würde da etwas helfen, denn es macht
schon einen Unterschied ob es sich da z.B. um einen Blauen Belgischen Brocken oder um einen
orig. Thüringer handelt.

Was ich noch empfehlen möchte, ist die Anschaffung einer Lupe um sich z.B. den Fortschritt
an der Schneidkannte innerhalb einer Progression genauer anzuschauen. Es muss natürlich
kein High-End-Gerät oder gar gleich ein Mikroskop sein, eine Klapplupe reicht da meines Erachtens
erst einmal. Ich habe gute Erfahrungen mit 10-15-facher Vergrößerung gemacht. Zu einer
höheren Vergrößerung rate ich nicht, da a) eine höhere Vergrößerung auch immer mehr Licht
benötigt und b) der dargestellte Bereich immer kleiner wird und man es kaum ruhig halten kann.

Schaue mal hier, eine preiswerte Einstiegsdroge... :D

LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎