John Fox / Fox & Norris, Sheffield ( *P, ROME, +ROME und andere)

Begonnen von Paula, 28. Juni 2025, 19:05:55

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Paula

John Fox war der Älteste von drei Brüdern:


– John Fox (*1714 – †1791), Markenzeichen "*P"
– Stephen Fox (*1716 – †1773), Markenzeichen "+ROME"
– William Fox (*1719 – †1769), Markenzeichen "Falchion-Herz-W"

Alle drei Brüder waren Rasiermesserschmiede im Norden von Westbar, einem Stadteil von Sheffield. Keiner von ihnen heiratete, aber sie hatten eine Schwester namens Catherine, die am 19. November 1739 den Rasiermesserschmied Matthew Norris aus Sheffield (Markenzeichen ,,PARIS CITY") heiratete.

Und so wurde die Firma ,,John Fox and Co.", die zuerst im Besitz von John Fox war, später in ,,Fox und Norris" umbenannt.
Catherine und Matthew hatten einen Sohn namens Samuel Norris (* 1745 – 1817), der ebenfalls den Beruf des Messerschmieds erlernte und ausübte. Samuel Norris fertigte Messer mit den Markenzeichen ,,MATAS", ,,+ROME" und ,,*P" an. Nach dem Tod seines Onkels führte Samuel den Betrieb weiter. Von seinen 10 Kindern erreichten nur eine Tochter und zwei Söhne das Erwachsenenalter. Einer seiner Söhne, Thomas, war gerade dabei, eine ungewöhnlich große Warenlieferung nach Leipzig auszuliefern, als die Stadt durch die französische Armee angegriffen wurde. Thomas gab alle Waren auf und floh nur mit dem, was er am Leib hatte, was letztendlich zum Geschäftsende der Firma durch Bankrott im Jahr 1809 führte.

Danach wurde das ,,*P" als Markenzeichen allerdings noch von einem seiner ehemaligen deutschen Mitarbeiter namens Harder übernommen. Ob dies schon kurz nach dem Bankrott oder erst nach Samuels Tod im Jahr 1817 geschah, konnte ich nicht herausfinden.


Bereits mit einem Alter von 21 Jahren registrierte John Fox das *P im Jahr 1735 als sein Markenzeichen für Rasiermesser. Nach seinem Tod im Okt. 1791 wurde das Markenzeichen seinem Neffen Samuel übertragen. Den unten aufgeführten Quellen zufolge, benutzte dieser es auch tatsächlich für von ihm gefertigte Rasiermesser.

Am Erlniet sind einige Ritzzeichen zu erkennen und auch am Keilniet ist eine "52" eingeritzt.

Die Schalen sind aus Horn und unter Berücksichtigung des Alters in einem Topzustand. Im Laufe der Zeit ist die Oberfläche stellenweise ausgetrocknet, spröde geworden und geplatzt. Ich habe das leicht entfernt, etwas poliert und anschließend mehrmals mit Klauenöl behandelt. Die Schneide hat einen lächelnden Schliff, ist 7/16 - 9/16 breit, mit einem Gradkopf und Stub-Tail.

Das Material des Keils sieht mir nicht nach einem Metall aus.




Das Messer hat eine leichte Hohlung, die ich mit viertelhohl bezeichnen würde. Außerdem ist der Rücken vergleichsweise schmal. Möglicherweise wurde es nachgeschliffen und die Höhlung ist nicht mehr original. 


Mittlerweile habe ich das Messer 7x benutzt und kann es als einen kleinen aber feinen Rasierer bezeichnen, mit dem es aufgrund der damit verbundenen Historie natürlich noch einmal eine besondere Freude ist, sich zu rasieren.


Leider waren meine eigenen Recherchen zu "John Fox" und "Fox & Norris" nicht besonders ergiebig. Die hier aufgelisteten Information habe ich hauptsächlich bei den Quellen [1], [2] & [3] abegegriffen. Ich habe nur das Wesentliche übersetzt und zusammengefasst. Auf den Seiten unten findet man noch mehr Informationen.

[1] [https://historyrazors.wordpress.com/2019/02/18/fox-norris-p-more/]
[2] [https://hawleysheffieldknives.com/index.php?val=f&kel=2077]
[3] [https://sharprazorpalace.com/]; [https://sharprazorpalace.com/razor-clubs/27017-stub-tailed-shavers.html]

Quellen auf die historyrazors verweist:
(theshiveringbeggar.com)
(books.googleusercontent.com/books)

alvaro


DailyDriver

@Paula,vielen Dank für diesen tollen Bericht !  dh:


Was den Keil angeht dürfte ja Kunststoff in unserem Sinne ausfallen, aber bei
näherer Betrachtungsweise kommt mir eine (vielleicht absurd klingende) Idee.
Ich weiß ja über solch ehrwürdig alte Messer nahezu gar nix, aber das ganze
erinnert mich an ,,Birkenpech", ja genau, der natürliche Kleber, der schon im
Neandertal und danach beim Verkleben von Materialien mit Holz verwendet
wurde. Vielleicht war das Heft und die ursprüngliche Nietverbindung einmal
defekt und man hat es so repariert. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das
Zeug, nachdem es heiß und somit weich und klebrig einmal ausgekühlt doch
schon sehr hart wird.

Wer weiß...

Gruß
Gregor
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

EasyRider


MRetro

@Paula

Toller Bericht und ein wunderschönes, ehrwürdiges Rasiermesser. dh:

Paula

Vielen Dank an Euch alle, ich habe habe mich über die Reaktionen sehr gefreut.

Zitat von: DailyDriver am 28. Juni 2025, 20:55:36das ganze erinnert mich an ,,Birkenpech",
Das ist ein interessanter Hinweis, ich dachte auch, daß es eventuell eine Art verhärtetes Harz sein könnte.

Zitat von: alvaro am 28. Juni 2025, 20:20:53etwas neues zu sehen
Genau!  :D  dh:

Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Brille


DailyDriver

Zitat von: Paula am Gestern um 11:03:10Das ist ein interessanter Hinweis, ich dachte auch, daß es eventuell eine Art verhärtetes Harz sein könnte.
Ich habe da noch ein wenig drauf rumgedacht und es wäre vielleicht auch möglich, dass
dort mit Schellack ,,gearbeitet" wurde. Ich meine, das würde wohl eher in die Zeit passen,
aus der das Messer stammt. Mit solchem o.ä. Schellack wurden und werden ja auch z.B.
Rohdiamanten auf diese Haltestäbe fixiert um sie zu schleifen...

Wie bei der Probe ob es sich um ein Elfenbeinheft handelt, könnte man mit einer heißen
Nadel des Rätsels Lösung evtl. etwas näher kommen, allerdings leider nur mit den damit
verbundenen ,,Nebenwirkungen"... ;)

Gruß
Gregor 
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Paula

Zitat von: DailyDriver am Gestern um 19:27:20mit einer heißen Nadel
Mit einer unbestimmten Ungewissheit kann ich gut leben und es reicht mir, das genaue Material nicht zu wissen. :)

DailyDriver

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