Natursteine Teil 2 Arkansas, wie komme ich zu einer guten Schneide.

Begonnen von BastlWastl, 03. April 2015, 17:09:48

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kimeter

Ich denke in dem Thread:  Schärfsteine anreiben, warum, womit, wie? sind die Beiträge sinnvoll für weitere Diskussionen.

-Andreas

Der Hein

Ich grabe mal dieses Thema wieder aus, um meine Erfahrungen zu schildern.

Als Schleifanfänger bekomme ich seit jetzt zwei Monaten meine Messer zuverlässig scharf, wenn ich sie sanft haben will macht das normalerweise mein walisischer "15k" Schiefer. Weil ich was lernen will, habe ich jetzt die Steine rausgeholt, mit denen ich bisher nicht viel hinbekommen habe, dazu das bisher zickigste Messer, ein billiges rostfreies aus der Bucht.

Montag habe ich mir das erste Mal den 15x5 cm Arkansas gegriffen und damit nach dem 12K Shapton Pro (japanische Ausgabe) versucht das Messer sanft zu machen. Rasur danach: abgebrochen, Messer teilweise so scharf wie der 12K Shapton ohne Nachbehandlung (so rasiere ich mich freiwillig nicht) und teilweise sanfter und dafür nicht mehr scharf. Also habe ich mein Haarlineal rausgeholt und mal nachgesehen, ob der Arkansas einigermaßen paßt. Und aha: ein deutlicher Buckel, über die schmale Seite und noch schlimmer über die lange Seite. So geht das also nicht, jedenfalls nicht bei meinen derzeitigen Schleiffähigkeiten.

Am Dienstag also Teil 2: ich habe den Arkansas Stein (den grauen in der üblichen Holzbox, in Deutschland sind die scheinbar am häufigsten) abgerichtet. Erstmal auf der 60er Diamantplatte platt gemacht bis das Haarlineal zufrieden war. Dann F800 SiC Pulver drauf und mit Öl und einem sehr harten "Rekord Arkansas" von Lapport der sich für solche Läppaufgaben als brauchbare Gegenseite bewährt hat etwa zwei Minuten verfeinert. Dann das Messer wieder mit dem Shapton 12K vorgeschliffen, dann 80 Züge auf dem Arkansas. Rasierergebnis: ausreichend bis befriedigend. Besser besänftigt als Shapton pur, die Schärfe aber deutlich geringer. Letzteres führt bei mir derzeit noch zu unbefriedigenden Ergebnissen in den Problemzonen, ich lerne das Schleifen offensichtlich schneller, als das saubere Rasieren...  o)

Heute dann Teil 3: Abrichten auf der 150er Diamantplatte, auf der 240er und dann auf der 400er. Dazu hat man die chinesischen Billigteile ja. Jeweils einmal das Öl gewechselt und vorher mit Bleistift neu bemalt. Das Haarlineal war danach perfekt lichtdicht. Danach mit dem Lapport und F800 SiC Pulver eine Minute mit Öl konditioniert. Und wieder das Messer mit dem Shapton vorgeschliffen, Schneide am Rand gekillt und auf den Shapton auf 12K Shapton Format gebracht. Danach 100 Züge mit Öl auf dem Arkansas. Die Rasur war deutlich angenehmer als gestern. Die Schärfe war besser, etwas geringer als Shapton pur aber lange nicht so sanft wie mit dem walisischen Schiefer. Aber immerhin: das ist das Beste was das zickige rostfreie bisher zustandegebracht hat!  ;D

Morgen werde ich mal mit einem chinesischen 3000er Sinterkorundstein und F1200 SiC Pulver konditionieren und 150 Züge probieren, ich denke da geht noch was!  ;)

BastlWastl

@Der hein:

Also, ließ nochmal meinen Ausgangspost durch!

Punkt 1: Erstmal checken ob du da nicht zufälliger Weise einen Hard Arkansas erwischt hast..... der währe nur für das Prefinish gut. Kanns auch gerne ein Bild einstellen, dann sage ich dir was du hast. Oder du checkst mal mit einer Starken Lichtquelle ob da was durch den Stein durchscheint.......

Punkt 2: Abrichten mit den feinsten zur Verfügung stehenden Mitteln, und dann, ganz wichtig, der Stein muss eingebrochen werden. Also nimm einen Stechbeitel, oder ein Küchenmesser und schrub drauf rum bis der Doktor kommt......

Punkt 3: Das Messer muss quasi schon rasierfertig sein bevor du auf einen Tranluent oder Black Arkansas gehst. Damit wird nur die Schneide poliert sonst nix.

Punkt 4: du nimmst Öl nehme ich an?, das ist wichtig bei den Steinen.

Grüße wAstl.

doorsch

#48
Im Idealfall sieht der Stein so oder noch viel besser aus! Damit man mal ein Gespür dafür bekommt, dass waren ca. 4-5 Stunden Arbeit im gesamten. Erst planen und dann mit einer Hobelklinge (japanisches Kanna in diesem Fall) bearbeiten.

Der Stein wird natürlich auf die Dauer mit jeder Anwendung noch feiner bzw. Wird die Oberfläche noch feiner poliert. Dann sind die Steine aber wirklich genial und man braucht wirklich viele Züge zum finalen polieren. Ich liege da meistens bei 150-200....



Der Hein

#49
Hier mal ein schnell improvisiertes Bild:



Falls man das mit dem Durchscheinen nicht so sieht: über die Kante scheint das etwas durch, der Stein ist leider in der Box festgeklebt, also kann ich keine Taschenlampe dahinter klemmen...  o)

Bis der so schön glänzt wie in den Bildern von den anderen hier muss ich wohl noch ein paar Stunden Arbeit investieren...

ZitatPunkt 1: Erstmal checken ob du da nicht zufälliger Weise einen Hard Arkansas erwischt hast..... der währe nur für das Prefinish gut. Kanns auch gerne ein Bild einstellen, dann sage ich dir was du hast. Oder du checkst mal mit einer Starken Lichtquelle ob da was durch den Stein durchscheint.......

Hab bisher bei den gebrauchten in der Bucht überwiegend die Bezeichnung "Hart-Arkansas" auf der Box gesehen, in Deutschland habe ich ansonsten "Translucent Arkansas" so nur bei einigen Werkzeughändlern gesehen.

Zitat
Punkt 2: Abrichten mit den feinsten zur Verfügung stehenden Mitteln, und dann, ganz wichtig, der Stein muss eingebrochen werden. Also nimm einen Stechbeitel, oder ein Küchenmesser und schrub drauf rum bis der Doktor kommt......

Gut, dann werde ich wohl nochmal etwas nacharbeiten. Ich hatte Bleistift zum Bemalen genommen, ich habe gelesen, das der lange weggeschruppt ist, bevor der Stein plan ist. Das werde ich dann wohl nochmal auf der 400er Platte prüfen müssen. Dann wieder mit Edding und F800 SiC und dann F1200 SiC weiter. Macht es Sinn von einem billigen chinesischen 10K WeiWei Korundstein Schleifschlamm zum Verfeinern zu nehmen?

Ansonsten: zum Einarbeiten kann ich ein Mora 511 nehmen, das hätte es sowieso mal wieder nötig...  ;)

Zitat
Punkt 3: Das Messer muss quasi schon rasierfertig sein bevor du auf einen Tranluent oder Black Arkansas gehst. Damit wird nur die Schneide poliert sonst nix.

Rasieren kann ich mich so, wie es vom Shapton 12K kommt. Ich mag es eben nicht, weil mich der walisiche Schiefer da völlig verweichlicht hat...  ;D

Zitat
Punkt 4: du nimmst Öl nehme ich an?, das ist wichtig bei den Steinen.

Grüße wAstl.


Ja, Babyöl. Den Ballistol Geruch mag ich nicht. Und so pflege ich eben meine Messer gleich mit Aloevera Extrakt!  ;D

Viele Grüße,

Andreas

Der Hein

Na, da hat aber jemand geschummelt:

[/img]

Da fehlen ja derzeit noch anderthalb Zentimeter...  :-\

BastlWastl

Na da wünsche ich noch viel Spaß!  ;D

Das Abrichten ist wirklich eine Schweinearbeit....

Der Stein sieht brauchbar aus.

Grüße Wastl.

Der Hein

So:

ungeschummelt mit F800 und F1200 SiC abgerichtet, das ging deutlich schneller, als mit der Diamantplatte...  :o
Und vorerst mit einem Mora 511 mal 300 Züge mit Druck (sowas wie 400 g ?)





Das Bild vom trockenen Arkansas ist nicht wirklich aussagefähig, der glänzt noch lange nicht so wie bei doorsch .  :-\
So, erstmal Mittagspause. Heute nachmittag kommt Bürokram dran, heute Abend kommt dann "Messerschärfen mit Arkansas Finish, Teil 5"!  ;D

Der Hein

So, hier noch einige Impressionen zum Abschluß:




Gruppenbild: "Rasiermesser Edelstahl Griff 5/8" " mit Arkansas, das mit der Beleuchtung muss ich noch mal Üben...  o)

Die Rasur: das Beste was das zickige rostfreie jemals abgeliefert hat. Nicht so sanft wie vom walisischen Schiefer aber eine deutliche Kante schärfer! Das reicht auch für den hier:  O0 . Die Rasur war gründlicher als gestern, auch das geht auf das Konto der Verbesserung. So als Schleifopfer zum Üben ist das 8,95 € Messer gerade richtig...  ;D Das Gold Dollar 208 kommt dann als Übungsmesser nächste Woche dran, ich muss da noch einen Herbertz "Thüringer" ausprobieren...  :angel:

doorsch

Zitat von: Der Hein am 08. September 2016, 10:11:28
Na, da hat aber jemand geschummelt:

[/img]

Da fehlen ja derzeit noch anderthalb Zentimeter...  :-\

Hihi eine schweine Arbeit das Ganze, es gibt nichts schlimmeres als eine Arkansas zu planen und deiner war zum Glück noch
recht plan. Hatte das letzte mal einen mit guten 3 - 4mm Vertiefung durch kleinere Werkzeuge.....nein nein das wünscht man keinem.

Zu dem aktuellen Stand !! Sieht schon mal gut aus, wie geschrieben man kann mehrere Stunden rechnen bis man ein
Spiegelglattes Ergebnis hat. Man kann auch mehr als 400gr. aufbringen (ich schätze mal ich habe mit 1-2KG gearbeitet) dann geht es noch schneller, kostet aber mehr Kraft und man darf sich keinen Fehler erlauben (z.b. falscher Winkel oder abrutschen) sonst ist die ganze Arbeit im Ar**h....

Freut mich das das Ergebnis soweit schon mal gut war bzw. prinzipiell gefallen hat. Der Arkansas profitiert auf jeden Fall von vielen Zügen auf dem Stein...

BastlWastl

ZitatHihi eine schweine Arbeit das Ganze, es gibt nichts schlimmeres als eine Arkansas zu planen und deiner war zum Glück noch
recht plan. Hatte das letzte mal einen mit guten 3 - 4mm Vertiefung durch kleinere Werkzeuge.....nein nein das wünscht man keinem

Ohh doch, einen Quarzit a la Taunus Artaunon zum Beispiel.....

@Der Hein: Wunderbar das es geklappt hat, die können halt was die Arkansas Steine!

Grüße Wastl.


doorsch

Zitat von: BastlWastl am 09. September 2016, 11:56:09
ZitatHihi eine schweine Arbeit das Ganze, es gibt nichts schlimmeres als eine Arkansas zu planen und deiner war zum Glück noch
recht plan. Hatte das letzte mal einen mit guten 3 - 4mm Vertiefung durch kleinere Werkzeuge.....nein nein das wünscht man keinem

Ohh doch, einen Quarzit a la Taunus Artaunon zum Beispiel.....

@Der Hein: Wunderbar das es geklappt hat, die können halt was die Arkansas Steine!

Grüße Wastl.



D'accord das ist noch schlimmer, meiner war zum Glück plan!

BastlWastl


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D'accord das ist noch schlimmer, meiner war zum Glück plan!
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Da hast du Glück gehabt..... das ist mal wirklich extrem ätzend, Les Lat Hybrid Seiten fallen mir da noch ein.... aber ne der Artaunon ist schon mit Abstand das schlimmste.

Für meinen Vintage Black Arkansas (9*3,5inch) habe ich meine alte DMT 120`er und 300g SiC Pulver geopfert........ :).... Da ist mann einfach nicht zu beneiden...

o) Aber es hat sich ausgezahlt.

Grüße wastl.

Der Hein

Ich habe heute mal entschieden, dass ich den zum Läppen verwendeten Lapport "Rekord Arkansas" mal präzise abrichte. Dafür habe ich eine 600er Diamantplatte eingeweiht, hinterher waren an zwei Stellen schon erkennbar weniger Diamanten...  >D

Das hat nochmal 45 Minuten gedauert, aber dann war der völlig eben. Da ich schon vorher unter dem Haarlineal nichts mehr durchschimmern sah, gehe ich davon aus, dass das Unebenheiten unter der 10 µm Grenze waren.  ???

Ich wollte mal wissen, was so ein Kunstarkansas so aus dem Stehgreif abgerichtet für eine Schneide produziert. Da musste jetzt mal das Gold Dollar dran glauben, das war vorher mit 8000er Taidea Finish rasurfähig, nicht sanft genug aber befriedigend scharf (für meinen Geschmack). Meine spezielle Variante einer neuen Facette sah hier so aus: 21, 13, 8, 5, 3, 2, 1 Züge. So hoffe ich, dass da überall mal ein minimaler Grat drauf war :-\ . Danach nur noch auf dem Handballen abgezogen und proberasiert.

Das Ergebnis überrascht mich: das Messer war so sanft wie vom Arkansas, aber nicht annähernd so scharf. Die Schärfe vom 8000er Taidea erreicht der gerade so. Das war für meine Verhältnisse mal eine Annäherung von der anderen Seite: sanft genug, aber noch nicht scharf genug für mich. Möglicherweise habe ich da den geeigneten Vorfinisher für den echten Arkansas!  ;)

Der Hein

#59
Das Thema hat mich weiter beschäftigt.

Ich habe am Freitag Abend noch einen nagelneuen Arkansas Stein durch die Diamantplatten Kaskade geschliffen. Ich hatte da einen gebrauchten 10x4 cm Arkansas in der üblichen Holzbox bekommen, preiswert in der Bucht. Da stellte sich dann nach dem erstmaligen Aufklappen heraus, das noch der "Original Arkansas" Aufkleber drauf war. So frisch aus dem Steinbruch würde ich sagen...  8)

Der war gut abgerichtet, auf der 150er Dia-Platte brauchte das nur zwei Minuten (ich richte die Arkansas Steine immer mit Öl auf der Dia-Platte ab). Die Verfeinerung danach hat vermutlich wegen der geringeren Größe nicht besonders lange gebraucht, nach etwa 25 Minuten war ich sogar mit der 1000er schon durch. Alles ohne Schummeln, mit Edding bemalt und alles restlos weggeschliffen, ohne Druck und immer schön in der "Figur Acht" Bewegung.

Danach noch mit einem 1500er Honstein mit Öl (SiC Schleiffeile 10x1x1 cm, die werden im Maschinenbau für das Feinsthonen von Bohrungen und sowas eingesetzt). Dann war der so gleichmägig grau und ohne Glanz, dass ich mir die Millionen von Quarzspitzen schon richig vorstellen konnte... Und da der Arkansas als Verfeinerungsstein eher glatt polieren sollte habe ich danach meinen frisch abgerichteten 12 K Shapton trocken zum abstumpfen verwendet, ich dachte mir, dass das vielleicht als Ersatz für die Bearbeitung mit dem Opfermesser durchgeht...  ???

Danach sah man jedenfalls viele gleichmäßig reflektierende Punkte auf der Oberfläche, ich bekomme das mit dem Fotografieren nicht hin, so Spiele mit der Belichtung sind mir schleierhaft. Aber ich dachte mir, so könnte das jedenfalls eine gleichmäßige Glättung der Facette ermöglichen.

Also ausprobiert, mit dem im letzten Kurzbericht geschilderten GD208 nach dem Kunst-Arkansas: mangels Größe erstmal langsam dran gewöhnt, mit Kreisen, schnellen Wischern und allem was man so am Anfang probiert. Zum Schluß nochmal 150 normale Wechselschübe pro Seite, ich gehe mal vom Äquivalent von 300 Zügen aus, das sollte bei etwa halber Fläche im Vergleich zum 15x5 cm Stein eine ähnliche Hausnummer sein.

Die Rasur war toll: fast so sanft wie der walisische Schiefer, aber mit wesentlich besserem "Charakter". sehr befriedigende Schäfe und ein sehr harmonischer Eindruck. Schon nach dem ersten Durchgang war die Rasur so gründlich, wie mit dem Kunst-Arkansas nach zwei. Insgesamt hat sich das Messer nie hakelig oder unpfleglich angefühlt, und das obwohl meine Anfängerhandhabung da den ein oder anderen merkwürdigen Anstellwinkel produziert...  o) Wo mir die Messer mit dem Waliser etwas zu mitteilungsarm sind, fühlt sich hier mit dem Arkansas Finish alles richtig an!

Da weiß ich also, was ich am nächsten Wochenende mit dem 15x5 cm Arkansas nochmal anstellen werde!  ;) Ich denke auch, dass die Improvisation mit dem trockenen Abstumpfen eine sehr interessante Methode darstellt!