Naniwa 10.000 Superstone doch nicht der Stein der Weisen?

Begonnen von Senser, 15. März 2015, 20:46:07

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Senser

Ich habe ja immer behauptet, dass man als letzten Stein nicht mehr braucht, als einen Naniwa 10.000 SS. Nun, dass behaupte ich eigentlich immer noch, allerdings, wie ich inzwischen weiss, mit Einschränkungen.
Also da gab es ein tolles Messerset aus dem Hause Wacker.
Ein 6/8 "Keilschliff " namens "Stosser" Wobei ich den Schliff nicht als Keilschliff bezeichnen würde, denn die Hohlung ist doch sehr ausgeprägt.
Dazu ein 6/8 "derbes" Messer, welches ich schon fast als 3/4 Hohl bezeichnen würde.
Aber erstens sind diese Bezeichnungen unwichtig, und 2. der Herr Wacker wird schon wissen, warum er seine Produkte so klassifiziert, wie er es tut.
Nach dem Kauf hatten die Messer wie erwartet noch deutlich Luft nach oben und so habe ich dann meine übliche Schärfprozedur abgespult, die steinmäßig immer mit besagtem Naniwa endete. Natürlich bestanden die Messer wie immer den Haartest, allerdings war die Rasur mit dem Stosser eher eine Tortur, und auch nicht besonderst gründlich. Meine Haut wollte auch gar keinen 2. Durchgang mehr haben, wegen viel Aua. ?!?
Am nächsten Tag erst habe ich dann eine Rasur mit dem derben Messer durchgeführt, die dann auch zufriedenstellend verlief.
Vielleicht hatte ich ja einen schlechten Tag, aber die nächste Rasur mit dem Stosser verlief so frustrierend wie die erste.
Also alles nochmal von vorne: Endschliff auf den Naniwa, diesmal Ledern auf dem Diamantriemen, ohne Ende Ledern, Haartest super, Rasur grauenhaft.
Das ganze habe ich dann noch 2 Mal wiederholt, wobei ich das Verfahren auf dem Stein, sowie dauf dem Pastenriemen noch leicht variiert hatte, am Ergebnis änderte es jedoch gar nichts.
Die Messer habe ich dann weggelegt, und erst ein Besuch von Baknip sorgte wieder für erneutes Interesse  an den Beiden. Er sagt nämlich, dass er das gleiche Problem mit diesem Stosser hatte, und dass der gute Wastl Dieses Problem dann nachhltig beseitgt habe.
Also habe ich mein Set mal dem Wastl geschickt, wobei das derbe Messer eigentlich nur mitgefahren ist, weil es eben in das lederne Doppeletui reingehört, nicht, weil ich da irgendwelche Probleme mit gehabt hätte.
Der Wastl hat dann den Stoßer nochmal nur mit Natursteinen geschärft und als Finisher eine "Forelle" benutzt, einen seltenen Ölstein, den es wohl auch nicht normal zu kaufen gibt. Er hat natürlich einen. Er hat wohl auch insgesamt mehr Steine, als ich Haare auf dem Kopf.
Er teilte mir auch mit, dass er das derbe Messer wohl mishandelt habe, weil er dieses Messer mit einem Japaner abgezogenm hatte, den er aber schon lange nicht mehr benutz hatte, und auf den er sich wohl nicht ausreichend einmeditiert hatte ;-))
Was soll ich sagen, die Rasur mit dem Stosser war in jeder Beziehung eine Offenbarung, sanft und super gründlch. Den 2. Durchgang mit dem Derben habe ich allerdings abgebrochen, und mit einem meiner Messer beendet. Nun, er hatte mich ja gewarnt, und inzwischen ist auch dieses Messer wieder auf gewohnt hohem Niveau.
Die Kombintion der Beiden, "Stosser" für den ersten Durchgang und das "Derbe" für den 2. steht in meiner Sammlung jetzt mit ganz wenigen anderen Messern an allererster Stelle, vielleicht sogar an Erster.
Ich habe seither noch ein paar andere Klingen, die mir nicht ganz so optimal erschienen, mit einem Naturstein gefinisht, einem kleinen Escher, und muss nun gestehen, dass es vielleicht 2 bis 3 von Hundert Klingen gibt, die man mit einem Naniwa 10.000 SS nicht zur optimalen Performance bringen kann.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal herzlich bei Wastl bedanken, der meine Scheuklappen nun doch etwas abgewinkelt hat.

Gruß Senser  

doorsch

#1
Hi Senser, auch den Kunststeinbären kann man immer noch was neues beibringen bzw. vermitteln :-)
Leider hat Wastl da so einiges an Material was süchtig macht und Potential mit sich bringt.......z.b. lecker Forelle....

Ich finde es immer wieder interessant was es neues zu entdecken gibt ich warte mit Wastl und einigen anderen auf
den KUDO Schiefer von Eric aus den USA um eine kleine "Deutsche" Testrunde zu bestreiten.....

Ich will eigentlich damit nur zum Audruck bringen das es trotzdem immer wieder Sinn und natürlich auch Spass macht was Neues
auszuprobieren und man sollte wenn man die Möglichkeit dazu hat es auch tun. Ich habe für mich selbst entschieden nicht einfach zu verweilen und einen einzigen Stein als "heilligen Gral" zu Anwendung zu bringen sondern ähnlich wie bei gutem Essen neuem immer aufgeschlossen, voller Vor-Freude und vorallem "HUNGRIG" gegenüber zu stehen.

BastlWastl

Vielen Dank für die Blumen Jürgen!

Vielmehr freut es mich dass du mal wieder die natürlichen Steine benützt, denn da hast du ja auch sehr gute!

Ich muss natürlich auch sagen, als einer der annodazumal von deiner Schärfanleitung geschult meine erstes Rasiermesser scharfbekommen habe, mit dem ich mich immer noch gerne rasiere! Und das sehr sehr gut.

Und auch nicht unerwähnt sollte bleiben dass gerade das Stosser und auch andere Wacker ein bisschen tricky zu schärfen sind, woran das genau liegt vermag ich nicht zu beurteilen, aber einfach war es nicht!

Und auch ganz wichtig, das Stosser so wie ich es von Senser bekommen habe war keineswegs "schlecht" geschärft, es fehlte nur eine winzige Nuance, die bei dem Stahl halt nur ein Naturstein bringen konnte (da können sich andere "Schärfgurus" ein Scheibchen abschneiden, ich fand die Rasur damit im Ausgangszustand zwar nicht perfekt aber besser als 90% der Schneiden die ich von anderen Könnern nachbearbeitet habe!), denn Sensers Fähigkeiten ein Rasiermesser mit einem Naniwa 10000`er zu behandeln sind schlichtweg Legendär!. Schon vor ein paar Jahren war ich verblüfft und zugegebener Maßen etwas eingeschüchtert von den Heljestrands und dem W%B FBU das er mir wegen dem Schärfvergleich (Naturjapaner gegen herkömmliche Methoden) zugesand hat. Die waren so gut das ich echt Zweifel hatte das irgendwie besser hinzubekommen.......

Vielen Dank Jürgen,

Grüße Wastl.


Senser

Hallo Doorsch
Nein, ich suche nicht den heiligen Gral, aber ich bin in den letzten Jahren leider allzu oft auf gewisse Hypes reingefallen, was mich eine Menge Geld gekostet hat. Selbstverständlich weiß ich, dass es genug andere Möglichkeiten gibt, eine Klinge zu kitzeln, nur muß dafür auch eine wirkliche Notwendigkeit bestehen.
Und das Thema Rasiermesser Instandhaltung wäre doch todlangweilig, wenn hier eine 0 8 15 Methode das einzig wahre Mittel zum Zweck darstellen würde.

Zitat von: BastlWastl am 16. März 2015, 16:03:26
...
Und auch nicht unerwähnt sollte bleiben dass gerade das Stosser und auch andere Wacker ein bisschen tricky zu schärfen sind, woran das genau liegt vermag ich nicht zu beurteilen, aber einfach war es nicht!
...

Ich kann da auch nur Vermutungen anstellen.
Jedenfalls gibt es eine gewisse Tendenz. Es sind nämlich eher die qualitativ hochwertigen neuen Messer, wie TI, Wacker und auch solche, die aus der Revisor Ecke kommen. Kann es sein, dass die Klingen heutzutage nennenswert härter ausgeführt werden als früher, wobei 1 Rockwell mehr schon durchaus nennenswert ist. Auf jeden Fall werden die neuen Klingen wesentlich zuverlässiger und damit konstanter und definierter gehärtet als Früher.
Und nun stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich hier für den Abziehstein ergeben, zumindest für den Finisher.
Sind die natürlichen Schleifpartikel in den Natursteinen vielleicht etwas weicher als Aluminiumoxid oder was auch auch immer in den Kunststeinen verwendet wird, und somit die Mikrozähne (Sägezähne) die eigentlich winzige Ausbrüche darstellen,verhindert werden?  Das könnte erklären warum die Rasur mit den natursteingefinishten Messern (also nur mit den Problemfällen) sanfter ausfällt?
Nehme ich jedoch ein klassisches Messer wie ein Sheffield, Heljestrand oder alte Solinger, so kann ich mit einem Naturstein keine wirkliche Verbessserung erziehlen, vorausgesetzt ich bemühe mich mit meinem Naniwa entsprechend, also ähnlich wie bei der Coticule Methode, Schleifschlamm, dann anreiben aber nur zum Freilegen und den Schleifschlamm abspülen, dann nur nochmal abspülen und schleifen bis der Stein nichts mehr hergibt, weil die Poren zu sind.
Aber wie gesagt, alles nur Vermutungen.
Gruß Senser

Lord Vader

Aber gerade Wacker hat doch noch viele alte Rohlinge, die er fertig schleift? Und ich würde mal vermuten, dass dieses Set bestimmt nicht aus neu angefertigten Rohlingen entstanden ist.

Von daher dürfte die unterstellte besondere Härte neuer Messer hier nicht die Ursache sein.

doorsch

#5
Zitat von: Senser am 16. März 2015, 22:45:26

Ich kann da auch nur Vermutungen anstellen.
Jedenfalls gibt es eine gewisse Tendenz. Es sind nämlich eher die qualitativ hochwertigen neuen Messer, wie TI, Wacker und auch solche, die aus der Revisor Ecke kommen. Kann es sein, dass die Klingen heutzutage nennenswert härter ausgeführt werden als früher, wobei 1 Rockwell mehr schon durchaus nennenswert ist. Auf jeden Fall werden die neuen Klingen wesentlich zuverlässiger und damit konstanter und definierter gehärtet als Früher.
Und nun stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich hier für den Abziehstein ergeben, zumindest für den Finisher.
Sind die natürlichen Schleifpartikel in den Natursteinen vielleicht etwas weicher als Aluminiumoxid oder was auch auch immer in den Kunststeinen verwendet wird, und somit die Mikrozähne (Sägezähne) die eigentlich winzige Ausbrüche darstellen,verhindert werden?  Das könnte erklären warum die Rasur mit den natursteingefinishten Messern (also nur mit den Problemfällen) sanfter ausfällt?
Nehme ich jedoch ein klassisches Messer wie ein Sheffield, Heljestrand oder alte Solinger, so kann ich mit einem Naturstein keine wirkliche Verbessserung erziehlen, vorausgesetzt ich bemühe mich mit meinem Naniwa entsprechend, also ähnlich wie bei der Coticule Methode, Schleifschlamm, dann anreiben aber nur zum Freilegen und den Schleifschlamm abspülen, dann nur nochmal abspülen und schleifen bis der Stein nichts mehr hergibt, weil die Poren zu sind.
Aber wie gesagt, alles nur Vermutungen.
Gruß Senser

Es gibt gerade in den höheren Körnungsbereichen aller Steine (natürlich und künstlich) zusätzlich sowas wie ein "Limit", das ist zumindestens meine persönliche Wahrheit der ganzen Geschichte. Ich habe mit einigen erfahrenen Freunden und Bekannten schon darüber gesprochen und oft wird diese Einschätzung auch geteilt. Ein Grund dafür warum ich mich von Gokumyo 20K, Shapton 16/32 K und sonstigen verfügbaren Steinen in "unendlichen Weiten" der Körnungen ferngehalten habe.

Ich will damit nicht sagen, dass mit vielen vielen Stunden die ich mit solchen Steinen möglicherweise verbringen muss (natürlich bei vorhandener guter Technik) nichts mehr zu reißen ist und ich glaube auch das man die letzten "Prozentpunkte" immer noch herauskitzeln kann. Die Frage ist dann aber immer ist es das wirklich Wert ?

Also sprich bei Preisen von 360USD für den 32K, 130 USD für den 16K und 467 USD für den GOK20K stellt sich immer die Frage ist mir das Wert, also wird das Ergebnis so wesentlich verändert das ich die 130-467 USD dafür investieren will.....

Ich habe einiges an Steinen gerade im natürlichen Bereich ausprobiert, ich habe einige künstliche Steine und auch Barber Hones in höheren Körnungsbereichen. Ich finde das Ergebnis das ich mit einem Naniwa Specialty 10K hinbekomme wirklich gut, der Stein ist einfach anzuwenden, er funktioniert absolut simpel und das Ergebnis ist sehr konstant. Jetzt kommt das große aber, ich finde den Stein Öde und langweilig...ja ich kann damit den Abschluss machen ja die Rasur ist gut. Reizt mich der Stein beim schärfen, leider nicht!!
Und das interessante ist das ich nicht der einzige bin. Am Anfang habe ich gedacht das es einfach nur meine persönliche Abneigung gegen den Stein bzw. das Gefühl ist. Ich kenne mittlerweile mindestens drei Leute denen es genauso geht....

Im allgemeinen scheint es ein Phänomen der eigenen Persönlichkeit zu sein. Viele wollen das Messer auf die Steine hauen scharf bekommen und sich rasieren, das wars. Ohne viel tam tam....andere wiederum sehen etwas mehr darin und wollen "herausgefordert" werden, experimentiern und das maximum an Schärfe und Sanftheit herausholen....schauen wie unterschiedlich sich die Steine auf der Haut anfühlen. etc....Ich vermute das auch diese unterschiedliche Favorisierung ein Grund ist warum es immer wieder Diskussion zwischen Pro/Contra Natürliche und Künstliche gibt....

Ich habe viele Natursteine ausprobiert und es gibt drei Steine die mich faszinieren, dies einfach aufgrund ihrer Eigenschaften oder der Art wie Sie wirken. Auch ich habe hierfür keine rationale bzw. wissenschaftlich belegbare Erklärung. Es funktioniert halt....

1. alter Thüringer
Steine die obwohl es Natusteine sind außerordentlich Konstant sind, die Schärfe für mich perfekt und außerordentlich sanft.
Das ganze ist ohne viel Übung umzusetzen und zu erreichen....ich würde fast sagen ein Anfängerstein.

2. Belgischer Brocken / Bayrischer Franke
Beides tolle Steine da Sie einfach schon in niedrigen Körnungsbereichen arbeiten. Hat man Messer ohne Ausbrüche kann man eigentlich immer nur mit diesen Steinen arbeiten und benötigt nichts anderes mehr. Der Franke schafft sogar Ausbrüche...ebenfalls ein tolles sanftes Rasurgefühl auch wenn tendenziell weniger Scharf

3. feine französische Steine (Special Stones, La Lunes, Vogesensteine)
Komplexere Steine was die Anwendung angeht, für einen Abschlusstein äußerst schnell, verwenden von Öl besser sogar mit Glyzerin. Man braucht etwas Zeit bis man die Ergebnisse erreicht die man sich wünscht. Ebenfalls sehr sanft anders als ein Thüringer.


hatzicho

Ich denke, hier gibt es neben dem rein technischen Ansatz auch noch einen geschichtlichen Aspekt, aber das wurde sicher schon reichlich in anderen Beiträgen diskutiert.
Für mich ist es schlicht und einfach ein Stilbruch, ein vielleicht hundert Jahre altes Messer, was während seiner frühreren Lebensjahre beim Friseur ausschließlich auf Natursteinen wie belgischer Brocken und Thüringer nachgeschärft wurde, jetzt mit den neuesten und feinsten künstlich hergestellten Steinen und Materialien auf die maximal möglich Schärfe zu bringen.
Das ist so, als würde man einen Oldtimer der über 80 Jahre alt ist, mit modernstem Einspritzer Motor und elektronischer Steuerung ausrüsten, gleichzeitig aber darauf pochen, man fährt ja wie in alten Zeiten.
Wenn jemand nur in irgendeiner Weise die Rasur und das Schärfen der Messer auch unter einem gewissen historischen Aspekt betrachtet, geht sowas nicht. Wenn man es nur rein technisch sieht oder schnell mal eben ein Messer auf die maximale Rasurfertigkeit bringen will, ist das sicher ok.
Aber das muss halt jeder für sich entscheiden. Für mich perönlich ist eben dieser historische Aspekt trotz Suche nach Perfektion mit eben diesen auch historisch belegten Steinen, weitaus bedeutender, als maximale Schärfe oder hochglanzpolierte Schneide, in der kein Kratzer mehr durch das Mikroskop zu sehen ist.
Der Wert eines mit althergebrachter Methode geschärften Messers überwiegt dabei eindeutig die Perfektion und vielleicht auch Schnelligkeit der modernsten technischen Möglichkeiten.
Und wie man an diesem Beispiel sieht, schaffen es ja auch Steine wie die "Forelle", die schon zu Beginn der Neuzeit evtl. sogar bereits im Mittelalter bekannt und berühmt waren, heute noch Rasiermesser zur Freude der Benutzer vernünftig zu schärfen.

leutnantbrown

Ehrlich gesagt, sehe ich das anders. Es geht doch um Rasurschärfe. Wie ich dahin komme, ist doch Schnuppe. Am Ende, sehe ich in meinem Gesicht keinerlei Anzeichen dafür, dass ich das Messer mit nem Naturstein oder einem künstlichen geschärft habe.
Ich würde für das Spiegelbild einer Klinge keine Atzung oder ähnliches opfern. Aber Rost als ein hochheiliges Zeichen der Alterung zu sehen, habe ich noch nie verstanden. Wofür sind die Messer denn hergestellt worden? Um aufgrund ach so schöner Rostflecken 50 Jahre früher im Müll zu landen? Sorry. Gehört nicht ganz zum Thema. Ich hoffe ich bin niemanden auf die Füße getreten. Gruß Peter
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

fufu

Hallo,
ich denke mal, wenn die damaligen Nutzer hochwertige, künstliche Steine gehabt hätten, würden sie diese auch genutzt haben. Also meine Meinung.
Aber dem TO geht es ja darum, dass nicht alle Messer mit einem 10K NSS (ohne unmenschliche Anstrengungen) zur Zufriedenheit geschärft werden können.
Habe selber ein Sanssouci Rostfrei. Keine Chance mit einem 10K NSS. Haartest (wie im ersten Beitrag) war super, aber die Rasur grausigst. Habe das Messer dann mit einem ÖB (Österreichischer Broken von Koraat) und Chrox dahin gebracht wo ich es haben will. Dafür ist es jetzt eines der besten im Stall ;)

Gruß Uli

doorsch

Zitat von: leutnantbrown am 17. März 2015, 14:50:12
Ehrlich gesagt, sehe ich das anders. Es geht doch um Rasurschärfe. Wie ich dahin komme, ist doch Schnuppe. Am Ende, sehe ich in meinem Gesicht keinerlei Anzeichen dafür, dass ich das Messer mit nem Naturstein oder einem künstlichen geschärft habe.
Ich würde für das Spiegelbild einer Klinge keine Atzung oder ähnliches opfern. Aber Rost als ein hochheiliges Zeichen der Alterung zu sehen, habe ich noch nie verstanden. Wofür sind die Messer denn hergestellt worden? Um aufgrund ach so schöner Rostflecken 50 Jahre früher im Müll zu landen? Sorry. Gehört nicht ganz zum Thema. Ich hoffe ich bin niemanden auf die Füße getreten. Gruß Peter

Mhh...um ganz ehrlich zu sein, das ist das was ich vorher auch als "Persönlichkeitsphänomen" beschrieben habe!
Du merkst keinerlei Anzeichen im Gesicht ob Naturstein oder künstlicher Stein zur Anwendung kam.....

Ich merke sehr wohl ob Naturstein oder künstlicher Stein, ich gehe sogar soweit Dir sagen zu können ob ein
Belgischer Brocken, ein Thüringer oder etwas anderes angewendet wurde....wär zwar ein Fall für Wetten Dass!!
Die Grundaussage soll aber sein das man einen Unterschied feststellt bzw. feststellen kann....

hatzicho

Zitat von: leutnantbrown am 17. März 2015, 14:50:12
Ehrlich gesagt, sehe ich das anders. Es geht doch um Rasurschärfe. Wie ich dahin komme, ist doch Schnuppe. Am Ende, sehe ich in meinem Gesicht keinerlei Anzeichen dafür, dass ich das Messer mit nem Naturstein oder einem künstlichen geschärft habe.
Ich würde für das Spiegelbild einer Klinge keine Atzung oder ähnliches opfern. Aber Rost als ein hochheiliges Zeichen der Alterung zu sehen, habe ich noch nie verstanden. Wofür sind die Messer denn hergestellt worden? Um aufgrund ach so schöner Rostflecken 50 Jahre früher im Müll zu landen? Sorry. Gehört nicht ganz zum Thema. Ich hoffe ich bin niemanden auf die Füße getreten. Gruß Peter

Ja gerade das sehe ich eben anders. Insbesondere die Messerrasur hat für mich viel mit Kultur zu tun und Kultur eben auch mit Historie. Sonst kann ich auch den allerneuesten, modernsten, wassergkühlten und was noch alles besitzenden Elektrorasierer nehmen, der bekommt (zumindest in ein paar Jahren vielleicht, wenn die Entwicklung so weiter geht) die Rasur ähnlich gründlich und sanft hin, wie ein Könner mit einem guten Messer.

leutnantbrown

@ doorsch

Das ist defenitiv ein Fall für Wetten Das.   ;D
Aber mal im Ernst.
Ich glaube, dass die Messerrasur als solche eine so extrem subjektive Wahrnehmung ist, dass diese Unterscheidung ziemlich schwierig sein müsste. Da sind neben der, wie auch immer gearteten Schärfe des Messer noch ganz andere Faktoren im Spiel. Diese aufzuzählen würde wahrscheinlich den Rahmen sprengen.


Mir geht es auch nicht darum jemanden von meiner Meinung zu überzeugen.  Ich verstehe nur das ein oder andere einfach nicht. Ich habe selber ein paar Natursteine (Belgische Brocken und Thüringer). Nutze sie aber kaum noch. Da kommen jetzt meine normalen Messer/ Küchenmesser drauf.
Irgendwie hat das für mich auch eben nicht sehr viel zu tun mit der Historie. Ebenfalls sehe ich auch einfach nicht ein, 600 Euro für einen Naturstein der angegebenen Körnung x auszugeben, der aus irgendeinem Schicksalsberg, einem Ork aus den Händen gerissen wurde. Der dann irgendwie noch 0,1 Prozent aus der Klinge rausholt. Entschuldigt die Ironie.

Ich habe beruflich, vor ein paar Jahren, mal mit einem sehr alten Friseurmeister zu tun gehabt. Der hat mich dann mal zum Kaffee eingeladen und mir seine Messer gezeigt. Was soll ich sagen. Ich hätte losheulen können. Da waren alte solinger Markenmesser dabei und allesamt waren die Rücken dünn geschliffen, die Klingen waren konkav und Ausbrüche gabs auch....in der Realität (Historie) sah es nämlich dann folgendermaßen aus: Samstag nachmittag hatte der gute Mann zig Männer in einer Reihe sitzen. Dann gab es eine Wasserschüssel und Rasierschaum aus irgendeiner Seife geschlagen. Damit sind die Bärte eingeseift worden. Nach der Rasur wurde dann von dem Ätzstift ausgiebig Gebrauch gemacht und man konnte die Waschschüssel für den Acker nutzen.  ;D. Alle waren fertig für den Kirchgang. Wenn denn das Messer stumpf wurde, kams selten auf einen stein. Es wurde stattdessen geledert wie ein Weltmeister. Dann sind die Messer in die Schublade gepfeffert worden, wo sie bei nächster Gelegenheit wieder "genutzt" wurden....zur Historie könnte man noch viel mehr sagen. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass wir heutzutage nicht allzusehr der Historie frönen. Ich habe nämlich, so wie die meisten hier, meine Messerchen lieb. Ich sehe halt nur nicht hinter allem den heiligen Gral...ähhh Stahl. Auch hier möchte ich prophylaktisch um Entschuldigung bitten, sollte ich einem zu Nahe getreten sein. 

Gruß
Peter
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

doorsch

Zitat von: leutnantbrown am 17. März 2015, 18:55:12
@ doorsch

Das ist defenitiv ein Fall für Wetten Das.   ;D
Aber mal im Ernst.
Ich glaube, dass die Messerrasur als solche eine so extrem subjektive Wahrnehmung ist, dass diese Unterscheidung ziemlich schwierig sein müsste. Da sind neben der, wie auch immer gearteten Schärfe des Messer noch ganz andere Faktoren im Spiel. Diese aufzuzählen würde wahrscheinlich den Rahmen..

GruÃ?
Peter

Hi Peter, ich habe es ja bewusst überspitzt und wahrschenlich würde ich die Wette doch verlieren, aber es lassen sich Tendenzen bei der Rasur feststellen.....

Ein Beispiel was nicht meine Wahrnehmung betrifft, ich hab ne Freundin die nimmt das Messer für die Beine. Ich habe ihr mittlerweile mindestens 10-15 Klingen versucht unterzujubeln alle auf anderen Steinen geschärft.....sie weiss definitiv welches Messer auf dem Thüringer war!

Ich kann mir auch vorstellen das jeder Mensch hier vllt eine andere Wahrnehmung bzw. Empfindlichkeit der Haut hat. Der eine bemerkt es eher als der andere. Das gibt es bei Schmerzempfindungen auch, dem einen tut es weh der andere merkt noch nicht wirklich was.....

BastlWastl

 :o Ui da ist eine Diskussion im Gange........


Zunächst mal gibt es RM benutzer, die sich gerne mit Ultrascharfen Schneiden rasieren, es sich angewöhnt haben, und damit gut/besser zurechtkommen als ich Doorsch hatzicho etc.

Ich habe auch gar nix gegen eine meinetwegen Naniwa SS 10000`er Schneide, wenn sie von einem Könner (z.B. Senser) angelegt wurde. Ich persönlich, mag die von mir damit geschärften Messer nicht (meist im "Kunden"------bzw. Freundeskreis) da ich sie nur einmal benütze, feststelle dass sie mir zu scharf sind (da nicht einrasiert) und dann guten gewissens den Leuten die das mögen aushändige.

Ich habe aber genauso "Kunden" (blödes Wort, da ich meist nix dafür verlange ;D) die ähnlich wie ich und andere Natursteinfanatiker auf die vergleichsweise stumpfe Schneide eines mit GBB geschärften Messers stehen.

Wieder andere schwören auf Japanische Natursteine (das sind die wahren Mondscheinsteine, die es vermögen eine Schärfe zu schaffen die mit keinem Kunststein/Lapping Film etc. besser sein könnte, da habe ich ja auch ein paar, die aber für meine Küchenmesser (die den Wert meiner Rasiermesser um ein vielfaches übersteigen, da ich sie ja beruflich brauche, und auch privat nur mit den besten Kochen mag).

Bei den Steinen und Küchenmessern ist es natürlich sehr von Vorteil das ich diese Steuerlich geltend machen kann, sonst könnte ich mir nicht so viele schöne Steine leisten  ;D.

Da ich ja nun als Koch eigentlich über keinerlei Freizeit verfüge, und trotzdem anständig rasiert sein will, habe ich mir die für mich schnellste Methode rausgesucht die noch einen Wellnessfaktor und vorallem einen tollen Wachmacheffekt hat. Wenn ich also meist um 10-11 Uhr abends nach Hause komme, geh ich duschen, trink ein Bier, eventuell noch ein bisschen in den relevanten Foren surfen oder Fernsehen. Dann ins Bett, morgens um 6.30 klingelt der Wecker, dann geh ich ins Bad, zelebriere meine morgentliche Rasur, heisses Wasser, gesicht einschäumen, Kaffee kochen, Rasur, und jetzt kommt der springende Punkt, ich habe noch keinen Kaffee und schlafe noch halb! Da will ich kein Ultrascharfes Messer, ich will eines das Fehler verzeiht (ich kann ein mit z.B. Belgier geschärftes Messer 90 Grad auf mein Gesicht setzen ohne mich zu schneiden!), und dennoch sanft rasiert!. Die Messerrasur geht am schnellsten, allerdings nur wenn man das Messer kennt, und dieses Fehler verzeiht.

Da ich ja auch sonst immer wenig Zeit hatte (das hat sich Gottlob geändert) war es mir natürlich immer ein Graus, wenn ich mich mit dem schärfen eines Rasiermessers 30min. aufwärts beschäftigen musste (wobei ich das Schärfen an sich liebgewonnen habe) mit meinetwegen Kunststeinen (1000/3000/5000/10000). Da nehme ich doch lieber einen! Naturstein bei dem ich maximal 2 mal den Schlamm verdünnen muss und bin in der Regel in 5-15 min. mit einem Top geschärften Messer zufrieden.

Da geht es mir im Beruf genauso, als Schärfefanatiker haben sich ein paar Steine herauskristallisiert die es vermögen bei täglicher Benutzung von ca. 30 bis 60 Sekunden! ein Messer mit dem Täglich an die 150 Essen zubereitet werden für mehr als ein halbes Jahr auf Topschärfniveau zu halten.
Wobei hier nur ein einziger Synthetischer Stein wirklich dazu in der Lage ist (Chosera 5000). Alle anderen Steine die dies Vermögen sind natürlich! (Belgier, Franken, Japanische Suita Steine).

Für mich sieht es nunmal so aus das auch die Zeit eine Rolle spielte, wie geschrieben jetzt habe ich mehr davon, aber dennoch liebe ich es wenn was vorwärts geht!

Und da verwundert es mich immer wieder das es selbst heutzutage nicht möglich ist einen Synthetischen Stein oder auch Schleifpapier herzustellen das in der Lage ist diesen Job schneller zu erledigen als Natursteine die schon im Mittelalter benützt wurden, wo bleibt da der Fortschritt??????

Desweiteren finde ich es sehr lobenswert das sich z.B. Hatzicho und Doorsch so mit der Historie der alten Schärfsteine und Brüche beschäftigen und sehr viele fundierte Informationen darüber sammeln.
Leider ist es für die beiden sehr schwer in den Deutschen Foren überhaupt gehör zu finden, weil es leider (wie ich selbst schon öfter am eigenen Geschreibsel feststellen musste) zu wenige Intressierte gibt in Deutschland.

Das führt dazu das man in amerikanischen und auch russischen Foren mehr über alte DEUTSCHE! Steinbrüche und Wetzsteine findet als hierzulande!. Denn da sind die Mitglieder Intressiert an einem Wissensaustausch! (Sorry das musste mal gesagt werden!)
Auch wenn ich absolut kein Amerika Fan bin (vorallem politisch nicht) muss ich doch zugeben dass die Jungs dort sehr froh sind wenn ihnen jemand einen Wissensinput gibt, und dies dann auch mit Intresse verfolgen.

Grüße Wastl.

Senser

Zitat von: Lord Vader am 16. März 2015, 23:15:20
Aber gerade Wacker hat doch noch viele alte Rohlinge, die er fertig schleift? ...

Wer`s glaubt

Hallo Leute,
viel Resonanz, aber leider nicht das, was mir bei meinem Problem weiterhilft.
Diesen ganzen Ethik Kram finde ich an dieser Stelle auch völlig überflüssig. Wer will denn hier einen Oldtimer mit Einspritzmotor versehen? Wenn man das überhaupt vergleichen will, dann sollte man fragen: "Darf man bei einem Oldtimer auch keine Knarre benutzen?"

Ich habe ja seinerzeit mal diesen Test mit den Japanern und dem Naniwa iniziiert, der aber leider auch nicht besonders aufschlußreich war, wobei ich da eine leichte Tendenz hin zu den Japanern zu erkennen glaubte.

Ich habe danach für mich selbst weiter an dem Thema gearbeitet, denn auch ich besitze schon lange ein veritables Angebot an Natursteinen. Leider konnte ich wie schon gesagt keine nennenswerte Unterschiede erarbeiten, jedenfalls keine, die nach 2-3 Rasuren noch Bestand gehabt hätten. Bis auf die besagten Ausnahmen. Und da ging es nicht um mangelnde Schärfe. Die Rasuren waren einfach grausig und auch nicht gründlich, was gegen Wastl`s Argument "zu scharf" spricht, wobei ich dieses Argument trotzdem noch favorisiere.
Bitte versucht doch, wenn Ihr Euch an dieser Diskussion beteiligt, die Philosophie aussen vor zu lassen. Und ich versichere Euch, mein 10.000er Naniwa hat keinen Elektroantrieb. Den benutze ich genauso, wie meine Belgier, Japaner und Thüringer. ;D

Gruß Senser