Schrägschnitt- und Torsionshobel. Prinzip, Modelle, Marken und Erfahrungen

Begonnen von henning, 02. Mai 2009, 14:13:16

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henning

Ich glaube nicht, wenn ich lese was die Liebhaber der Torsionshobel schreiben. Bei mir gilt das auf jeden Fall, aber das will nichts heißen.

Ciao

astra

Menno, die Gage gibts zwar nicht her, aber der 37c reizt mich doch sehr. Angefangen habe ich mit dem 34c und mittlerweile bin ich äusserst zufriedener Progress-User. Vielleicht ist der 37c ja der Hobel meiner Träume? Na ja, wenn ich ihn nicht ausprobiere, werd ichs wahrscheinlich nie erfahren ... o)
Es genügt oft einer und die ganze Harmonie ist gestört.

henning

Vielleicht verleiht ihn jemand mal. Ich habe leider keinen mehr, den goldenen habe ich schon lange verkauft.

Ciao

Erzengel

Ich habe astratrinker mal eine PN zwecks Verleihen geschickt.

Zum Thema:
Ich habe den 37c und den 39c - und mag sie sehr (obwohl ich mich damit vor lauter Progress, Weishi, Parker und Gillette schon eine Weile nicht mehr damit rasiert habe).
Man muss tatsächlich ein gewisses Maß an Konzentration investieren, denn der Grenzbereich kündigt sich zwar an, ist aber vergleichsweise schmal.

Die Rückmeldung der Haut ist also unbedingt zu beachten.
Mir wäre das als Anfänger mangels Erfahrung nicht möglich gewesen.
Daher bin ich persönlich froh, mit dem 34c angefangen zu haben.
Auch würde ich daher einen 37/39 nicht als Anfängerhobel empfehlen.

Was mir bei diesen beiden Modellen, bzw. dem verwendeten Kopf aufgefallen ist:
Der richtige Winkel ist fest eingebaut - schön zu sehen, wenn man den Kopf mal von der Seite her betrachtet.
Im Handgelenk ist er etwas flacher als z.B. beim 34c.
Anfangs hatte ich daher Probleme, weil ich instinktiv den 34c-Winkel einstellte.
Beim 39c wurde das dann noch durch den längeren Griff verstärkt, und die Rasuren waren eher unerfreulich: Cuts, Reizungen, Rasurbrand.
Klar, der Winkel war einfach zu steil. Und das gibt eben Ärger.

Irgendwann machte es dann "klick":
Ich hielt den 39c in einem etwas flacheren Winkel, die Klinge rastete förmlich in die Barthaare ein - und alles war wunderbar.
Als hätte ich einen völlig anderen Hobel: Wahnsinnig gründlich, dabei sehr sanft - wie es eben sein soll.

Auf andere Hobel mag ich trotzdem nicht verzichten, zumal ich auch mit dem Progress oder z.B. dem Gillette New Type  (um nur zwei zu nennen) erstklassige Rasuren bekommen kann.
Aber zumindest die beiden Merkur-Torsionsboliden gebe ich so schnell nicht wieder her (im Idealfall werden die vererbt).


Honka

Zitat von: BadgerBrush am 04. Mai 2009, 00:17:21
Kann man generell sagen, dass Schrägschnitthobel etwas sanfter als Torsionshobel sind?

ich fürchte, daß das auch wieder eine Frage der persönlichen Empfindung ist.

Ich habe heute mal wieder den Mucuto rausgeholt - drei Durchgänge - und ich war begeistert. Sehr gründlich  - aber sicher kein Anfängerhobel. Der 37c hingegen hat sich bei mir zu sanft angefühlt - gründlich war er dabei aber schon.

Also - mein persönliches Votum: Ja

Der Mucuto geht schon mehr zur Sache als ein 37c - wohl wissend, daß dies vermutlich der Rest der Rasier-Welt anders sieht.

henning

Nicht unbedingt. Die meisten Aussagen zum 37 waren hier doch eher positiv. Mir allerdings sind sowohl Walbusch, als auch Mulcuto, eher sanfte und gründlichste Rasierer. Wer da aber nicht aufpasst, sieht so aus wie ich nach einer 37'er Rasur.

Ciao

matjes

Bei mir macht die Tagesform eine Menge aus, unabhängig von der Software und der Klinge. Mal kann ich mit dem 37c wunderbar sanfte und gründliche Rasuren hinlegen, ein paar Tage später gibt dieselbe Konstellation ein Blutbad.
Egal ob Torsion oder Schrägschnitt, gilt für beide Varianten.

Sapone da Barba

#22
Da es mir die Torsionshobel aus dem Hause Merkur mit all ihren Brandings angetan haben, möchte ich gerne ein paar Bilder einstellen.

Mein erster Torsionshobel war der 37 c. Mit viel Glück konnte ich kurze Zeit darauf einen Hoffritz aus der US-Bucht schießen:



Diese Hoffritz-Rasierer wurden immer in einer ansehnlichen, mit Stoff ausgekleideten Metallschatulle inkl. 2 metallenen, verchromten Klingenhaltern geliefert. Diese Boxen waren scheinbar sehr weit verbreitet; sehr viele Hersteller boten ihre Rasierer in diesen Boxen an. Hier lässt sich sehr schön der blaue Stoff und das Hoffritz-Logo im Deckel erkennen. Die damaligen Merkur kamen in der gleichen Box, allerdings ohne Logo im Deckel.

Der US-Markt scheint ein sehr wichtiger Markt für Merkur gewesen zu sein. Ausser Hoffritz gab es noch Lunawerk, Pomco, Coles und Brumml, welche den Merkur Torsionshobel in ihrem Sortiment hatten und nicht zuletzt auch Merkur selbst. Diese Firmen boten meines Wissens nach Messer, Scheren u.ä. und eben auch Naßrasierer an. Alle Rasierer unterschieden sich nur durch eine andere Gravur am unteren Ende des Griffes, dort war eben immer die Gravur des Händlers zu finden, welcher die Rasierer vertrieb. Der Hoffritz ist versilbert, es gab auch einige wenige vergoldete Modelle. Die späten Hoffritz sehen dem aktuellen 37 c gleich, meines Wissens nach sind sie auch nicht mehr versilbert, sondern verchromt. Leider hat Merkur momentan den Ruf, daß die Verchromung/Vergoldung nicht die Beste ist und deshalb erfreuen sich diese Rasierer besonderer Beliebtheit und erzielen immer höhere Preise in der US-Bucht, weil viele Sammler vermutlich der Meinung sind, die Hoffritz usw. seien besser verarbeitet.

Vor einiger Zeit konnte ich einen Merkur 37 beziehen, welcher einen dünnen Griff hat:



Es ist ein sehr schönes Exemplar, so finde ich. Der Rasierer ist ebenfalls versilbert. Genauso wie der aktuelle 37 c hat dieser Rasierer eine Drehschraube am unteren Griffende, welche aber nicht fest im Griff arretiert ist. Sie kommt also bei jedem Klingenwechsel aus dem Griff heraus. Der Rasierer stammt aus einem alten Händlerbestand und kam unbenutzt. Man beachte die Buchstaben am Flügel des Merkur-Kopfes: Hier steht "E H". Falls jemand ein aktuelles Klingenpäckchen von Merkur zur Hand hat kann feststellen, daß hier heute an gleicher Stelle "W H" steht.

Hier noch ein Bild eines Werbeblattes, das dazu im Internet auftauchte:



Versuche, den Herstellungszeitpunkt zu datieren erwiesen sich als schwierig. Merkur datierte auf Anfrage den Rasierer auf die 60er Jahre. Dann kam eine Überraschung: Die Rasierer werden in der originalen weißen Box, eingepackt in immer dem gleichen Pappkarton (wie auf dem Bild zu sehen) geliefert. Oben auf dem Pappkarton steht die vermutlich mit einem Stempel aufgedruckte Zahl 680.38. Aber die weißen Boxen haben unterschiedliche Deckel. Hier sieht man die Beschriftung des Deckels von der Innenseitevon dem Exemplar, welches ich besitzte:



Die Beschriftung lautet: Solingen Merkur Germany

Hier ist die Beschriftung der Innenseite des Deckels von einem anderen Exemplar:



Der genaue Schriftzug hier lautet: Original Merkur Soligen D.R.P. Made in Germany

Dort ist also  D.R.P. zu lesen, was den darin befindlichen Rasierer auf ein Produktionszeitpunkt vor 1945 datiert. Die Rasierer an sich haben keine damals üblichen D.R.P. bzw. D.R.G.M.-Gravuren.

So wie es aussieht, sind alle anderen Merkmal der Rasierer und deren Verpackung gleich (gleiche Kartonbox, gleiches Klingenbriefchen). Deshalb frage ich mich, ob auch die Rasierer ohne D.R.P. Zeichen in der Box auch aus der Zeit vor 1945 sind, ob sie vielleicht alle nach Kriegsende produziert wurden und Restbestände der alten Boxen aufgebraucht wurden oder wie auch immer. Auf jeden Fall scheinen alle Rasierer identisch zu sein.
Vielleicht kennt sich hier jemand damit aus und kann weiter helfen? Jede Information wäre eine riesen Freude.

Der Rasierer an sich ist deutlich leichter als der aktuelle Merkur 37 c.

Hier kann man den Merkur 37 links, in der Mitte den Hoffritz und rechts den aktuellen 37 c sehen:



Man kann auch den Unterschied der Kappen erkennen, welche die Klinge auf den Kopf spannen: am alten 37 und am Hoffritz ist die Kappe gerade, am aktuellen 37 c ist sie geriffelt. Ebenso kann man deutlich erkennen, daß die Griffe des alten 37 und des Hoffritz weiß sind. Das resümiert wohl aus einem Galvanoprozeß, welcher heute aus welchen Gründen auch immer nicht mehr durchführbar ist.
Alles in allem finde ich den aktuellen 37 c griffiger, die Riffelung der anderen Beiden ist glatter.

Merkur produziert ja noch einen Reiserasierer mit dem Kopf des Merkur 34 c. Seit heute darf ich einen Reiserasierer mein Eigen nennen, welcher den Kopf des Merkur 37 hat.

Der Rasierer ist in einer Metallbox, zum Größenvergleich das Klingenpäckchen der Super + Platinum daneben:



Hier der Rasierer in Einzelteilen:



und zusammengebaut:



Hier ein Foto vom Kopf von oben:



Wenn man genau hinschaut, kann man ganz schön erkennen, wie die Klinge "tordiert" wird, d.h. man sieht, daß die Klinge schief im Kopf sitzt und genau das ist gewollt.

Erzengel ist der Meinung, daß die Barthaare regelrecht "einrasten", ich kann das Empfinden nur bestätigen. Das liegt vermutlich an dieser Verdrehung. Wenn man genauer hinsieht kann man erkennen, daß dieser Rasierer von Pomco aus Chicago stammt. Pomco verkaufte den 37er als "Pomco Diagonal", eben wegen der Torsion. Hoffritz hatte ebenfalls einen 37er Reiserasierer im Programm, von anderen damaligen Anbietern habe ich noch keinen entdeckt.

Im Gegensatz zu den anderen Merkur-Torsionshobeln hat der 37er Reiserasierer eine kurze Verschraubung. Eine Rasur habe ich noch nicht probiert damit. Auf ein Ergebnis bin ich gespannt, denn der Reiserasierer ist nochmals leichter als der 37er mit dem dünnen Griff.

Hier abschließend noch ein Bild vom Hoffritz in seiner geschlossenen Box:







Tim Buktu

Sehr interessanter Beitrag SdB! Habe mich bisher nur wenig mit den Hobeln insgesamt befasst und noch weniger mit den Torsionsmodellen. Aber je mehr Beiträge dieser Qualität ich lese um so mehr zieht es mich ins Thema rein!  dh: :D
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

perteges

Mir geht es wie Tim Buktu....

die "Hobelwunschliste" wird immer länger - und so ein Torsionshobel steht jetzt ganz oben auf der Liste.  :)

Ihr könt hier einem ja aber auch "Gelüste" verschaffen ;)

VG Thomas

Lord Vader

ein toller beitrag SdB. da hast du viele seltene modelle in sehr gutem zustand zusammengetragen. ein 37c mit dem griff des 33cs sowie ein reise 37c, das sind bestimmt sehr exklusive stücke, die mir persönlich noch absolut unbekannt waren. sehr, sehr schön.

lg

lord vader

henning

Vor allem in dieser Erhaltung!!! Glückwunsch zu den wunderschönen Hobeln. Wegen meinen eigenen Erfahrungen, beziehe ich Torsionshobel eigentlich nie so in meine Suche ein. Bei normalen Schrägschnitthobeln werde ich dann aber immer schwach.

Ciao

Platzger

wunderschöne Stücke in phänomenaler Erhaltung - meinen Glückwunsch :D
Good, cheap, beautiful - pick only two

henning

So, Entschuldigung, ich habe nicht richtig aufgepasst. Entgegen dem Tondeo ist der Kabrand unten nämlich doch sehr wohl abgeflacht, so daß man ihn wie einen normalen Hobel verwenden kann. Nach der Beschreibung vom Eingengsbericht ging er mir nicht mehr aus dem Kopf und heute fand ich heraus warum.
Vor Wochen hatte ich einen Kabrand bekommen, bei dem ich mich geärgert hatte, weil ich befürchtete einen "Bastard" aus verschiedenen Hobelteilen bekommen zu haben, was sich mancher Verkäufer leider eben mal erlaubt. Mir viel ein, daß ich vor allem darauf kam, weil die Kopfplatte etwas breiter ist als das Unterteil und weil sich unter dem Unterteil der gleiche Kippanschlag wie beim anderen Kabrand, aber eben abgeflacht. Ich nehme an, daß, der Einfachheit halber, ein einziges Kopfunterteil in Messing gegossen wurde, dem dann vor der Vernickelung der Kippanschlag abgeschleift wurde um auch regulär und kostengünstig einen normalen Geradschnitt anbieten zu können. Den Schrägschnitt werde ich, trotz fürchterlichem Spalt, nochmals in gerader Position probieren:









Die Platte des Schrägschnitt, mit leichter Abflachung


Der Schrägschnitt, gerade gestellt


Dann habe ich gewühlt und noch einige Torsionshobel und meinen wunderschönen Mulcuto gefunden.

Hier ein alter und unbekannter Torsionshobel aus der DDR:







Hier mein ehemals unbenutzter und vergoldeter Apollo Torsionshobel, an dem sogar noch das Preisschild hing:













Ein ebenfalls unbenutzter Punktal - Torsionshobel mit verschieden grober Schaumkante:

















Der ebenfalls noch nagelneue Mulcuto, mit seltenerem bauchigem Griff, Federstiften im Kopf und komplett mit Schachtel, Box, Klingenboxen, Beschreibung und eingepackter Klinge:

















Und zum Schluß ein Apollo Torsion in der Schachtel eines Apollo Fix:












Ciao

Platzger

du machst mich fertig :o Wieso habe ich bloss so einen wässerigen Mund?
Good, cheap, beautiful - pick only two