Lernen durch Leeren

Begonnen von Weihschäumer, 03. Januar 2020, 11:08:44

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Faust des Nordsterns

In der Tat hast du Recht, Martin. Auch wenn es Berührungspunkte gibt, sind es doch im Kern unterschiedliche Anliegen. Ich war vom Eröffnungspost und vor allem vom Titel dazu verleitet worden, so wie sich der Faden aber entwickelt, macht das keinen Sinn mehr.
Nemo me impune lacessit.

MRetro

@Faust des Nordsterns
Dann tue uns den Gefallen und eröffne deinen Thread.  dh:
Mit ,,Copy & Paste" wäre schon ein toller Start gelungen. Ich habe ja auch heraus gehört - nein gelesen ;) - wie Feuer und Flamme du für das Thema bist. :)

Weihschäumer

Punkt 5 auf meinem Lernweg: Das Aufschlagen der Seife und Creme
Meine Erstausstattung kaufte ich im Drogeriemarkt: einen Tiegel Speick Men Active und einen preiswerten 21er-Synthetik-Rasierpinsel.  Zuhause dann mit Spannung meine Merkur 34C mit einer Klinge ausgestattet, die Badezimmertür abgeschlossen und den Tiegel der Seifendose geöffnet. Mmmh, sieht aus wie Kerzenwachs, riecht wie Blumenwiese. Mein Vorwissen aus dem Lesen der Beiträge hier wollte ich nun anwenden.
Pinsel unter dem Wasserhahn nass gemacht, ausgeschüttelt und vorsichtig auf der Seife rotiert. Als die ersten weißen Schlieren auf der Oberfläche zu sehen waren, schnell das Gesicht mit Wasser benetzt und den Pinsel im Gesicht arbeiten lassen. Natürlich stellte ich ziemlich schnell fest, dass ich mit der wenigen aufgenommenen Seife höchstens meine Oberlippe einschäumen kann. Also nochmals Seife aufgenommen. Stück für Stück verschwand mein Gesicht hinter einem Schaumschleier. Den Merkur geschnappt und losrasiert. Ganz langsam die ersten Bahnen gezogen und ich stellte fest, dass die Seife bereits antrocknete. Da glitt keine Klinge; sie hoppelte durchs Gesicht zum Bange werden....
Heute muss ich innerlich noch grinsen über meine damaligen Fehler beim Aufschäumen. Wie würde ich es heute machen?
1. Probeschäumen
Die ersten Pinselübungen würde ich in die hohle Hand machen, um ein Gefühl für die Wasser-Seifenmenge zu bekommen und die Eigenschaften des Pinsels auf der Haut kennen zu lernen
2. Mehr Wasser
Lieber am Anfang einen eher wässrigen Schaum aufbringen, damit kein Zeitdruck durch Antrocknen entsteht und die Haut durch den ungewohnten Klingenkontakt eine Gleitfilm bekommt.
Bis ich die Rasierschale für mich entdeckte, waren entweder eingetrockneter Schaum oder in den Hemdkragen laufende Schaumsuppe meine größten Rasierprobleme (neben meinen Frauen, die sich Sorgen machten, dass Papa so ungewohnt lange im Bad verbarrikadiert war; um dann hinterher zu fragen: "Warum hast du dich denn nicht richtig rasiert?")
Wie sieht es heute aus?
Ich habe eine Rasierschale und seit Weihnachten einen Scuttle, für warmen Schaum.
Meine Extro Barocco (einen gut gefüllten Teelöffel Seife) schlage ich darin eine halbe Minute mit einem ausgeschlagenem, feuchten Pinsel auf.




Dann schlage ich weitere 30-60 Sekunden auf und gebe dabei nach und nach etwas Wasser hinzu (ich fülle mir ein Glas und nehme dann den Löffel zur Wasserportionierung)

Und da ist er schon, der schöne warme Schaum, in der Konsistenz, wie meine Haut sie mag:



Mit der Rasierschale kann ich die Wassermenge besser dosieren als im Gesicht, gerade, wenn ich eine neue Seife oder einen Pinsel teste, deren Eigenschaften ich noch nicht kenne.
Außerdem mag ich dieses Ritual und plane die Mehrzeit im Vergleich zum Gesichtaufschäumen gerne ein. So kann ich die Verwandlung eines Klumpens Seife in ein duftendes Schaumbett rundum genießen.



godek

Zitat von: Weihschäumer am 08. Januar 2020, 23:49:02
Wie würde ich es heute machen?
1. Probeschäumen
Die ersten Pinselübungen würde ich in die hohle Hand machen, um ein Gefühl für die Wasser-Seifenmenge zu bekommen und die Eigenschaften des Pinsels auf der Haut kennen zu lernen
2. Mehr Wasser
Lieber am Anfang einen eher wässrigen Schaum aufbringen, damit kein Zeitdruck durch Antrocknen entsteht und die Haut durch den ungewohnten Klingenkontakt eine Gleitfilm bekommt.
Bis ich die Rasierschale für mich entdeckte, waren entweder eingetrockneter Schaum oder in den Hemdkragen laufende Schaumsuppe meine größten Rasierprobleme

Du wolltest ja explizit Anregungen:

Ich würde das zu: Man sollte als Anfänger in einer Bowl schäumen. Und wenn es eine Müslischale aus der Küche ist.

Dann kann man sich auch den wässrigen Schaum sparen, es spricht nämlich rein gar Nichts dagegen, zu trocken gewordenen Schaum mal eben aufzufrischen.

Ich bin aber eh nicht so der Gesichtsaufschäumer, werde da nicht warm mit. Vielleicht macht es mit einem richtig guten Dachs ja Freude, aber ich bin zu knauserig um das auszuprobieren.

mfg
godek

herzi

Ist der Pinsel immer noch derselbe?


So mach ich es mit meinem 21er Dachs von VieLong (Änderungen in rot)
Zitat von: Weihschäumer am 08. Januar 2020, 23:49:02
Pinsel unter dem Wasserhahn nass gemacht, ausgeschüttelt und ... auf der Seife rotiert. Wenn genug Seife im Pinsel ist (dauertje nach Seife ca 15-30 Sek.), schnell das Gesicht mit Wasser benetzt und den Pinsel im Gesicht arbeiten lassen. Nach Gefühl Wasser direkt auf den Pinsel geben und weiterschäumen bis die augenscheinlich gute Schaumkonsistenz erreicht ist.
Deine Methode ist, da bin ich mir sicher, zuverlässiger wenn es um die Schaumkonsistenz geht. So komm ich aber recht gut zurecht und ich mag es wie die Bartstoppeln schon beim Schaum entwickeln eingeweicht werden. Ich habe beim "im Gesicht schäumen" das Gefühl den Schaum direkt ins Gesicht zu massieren. Ich verwende übrigens kaltes Wasser.



Ps: Ohne Hemd rasieren hilft auch damit keine Suppe in den Hemdkragen laufen kann ;D
Gruß,
Stefan

MRetro

Ich schäume schon seit Jahre mit 2 Schalen.

In einem Tiegel schäume ich auf und streiche dann an der zweiten Schale am Rand den Schaum ab und sammle so erst einmal Schaum. Läuft der Schaum sofort vom Rand runter in die Schale, war für mich zu viel Wasser eingesetzt worden. Läuft er nur wenig bis fast gar nicht runter ist er gut. Dies hat den Vorteil, dass man schnell sieht, ob man zu flüssig wurde oder nicht. Man kann also bei Bedarf direkt gegen steuern.

Abschließend wird dann der Schaum aufgeschlagen bis er nach meinem Geschmack eine sehr cremige Konsistenz erreicht.

Weihschäumer

Danke für eure Praxiserfahrungen. Diese Methoden werde ich auch demnächst anwenden, wenn die nächste Seife in Angriff genommen wird. Die ist nämlich ein "Problemkind".

herzi

Wenn das demnächst eintritt, dann tu mir bitte einen Gefallen. Wiege die Seife inkl. Behälter vor der ersten Verwendung, bevor Du sie zum ersten Mal nass machst und dann nochmal nach ca. 5 Anwendungen. Vorausgesetzt, Du bleibst in der Zeit bei der Seife.
Ich bin mal woanders belächelt worden als ich sagte, dass die Seife am Anfang durch das Wasser schwerer wird. Obwohl Drei und ich das unabhängig voneinander schonmal festgestellt haben.
Gruß,
Stefan

Weihschäumer

Zitat von: herzi am 10. Januar 2020, 08:15:14
Wenn das demnächst eintritt, dann tu mir bitte einen Gefallen. Wiege die Seife inkl. Behälter vor der ersten Verwendung, bevor Du sie zum ersten Mal nass machst und dann nochmal nach ca. 5 Anwendungen. Vorausgesetzt, Du bleibst in der Zeit bei der Seife.
Ich bin mal woanders belächelt worden als ich sagte, dass die Seife am Anfang durch das Wasser schwerer wird. Obwohl Drei und ich das unabhängig voneinander schon mal festgestellt haben.

Werde ich gerne machen, aber noch nicht bei meinem nächsten Kandidaten, der ist nämlich schon angebrochen .....

Meine Erfahrungen mit der Extro Cosmesi Barocco:
Ich bin ja Fan von Extro. Dies ist meine fünfte Seife von ihnen, die mein Gesicht berühren durfte.
Wie bei den anderen ist die Beduftung mittelstark, aber stets beim Rasurprozedere anwesend. Weder wirken sie künstlich noch parfümiert. Das zeichnet die Seifen aus Bella Italia besonders aus: die natürlichen Inhaltsstoffe stehen nicht nur auf dem Etikett, sondern ich kann sie riechen und spüren.
Es gibt keinen meiner Pinsel (Synthetik, Pferd, Schwein), der Schwierigkeiten mit dem Aufschäumen hatte. Besonders die Rosshaar-Pinsel produzierten schnell einen schönen Schaum; aber auch meine neue Semogue-Borste lässt es wie wild schäumen, verbraucht aber auch ein Drittel mehr Material.
Ein Aufschäumen im Scuttle, gefüllt mit heißem Wasser, bekommt der Barocco besonders gut, betont die Wärme doch die puderige blumig-süße Art der Croap (Ludwig XIV. hätte sich nicht besser rasieren lassen können!)
90 Sekunden reichen, um einen weichen, feuchten Schaum zu produzieren.
Im Vergleich der beiden Pinsel (Mühle und Semogue) zeigte sich mir, dass der kleine Deutsche mehr Zeit brauchte in der Schaumproduktion, dieser jedoch noch einen Tick sahniger wurde. Im Gesicht dann glänzte der Portugiese mit sehr guter Massagewirkung, obwohl er noch nicht splittet. Da kann ich mich ja noch auf was freuen!
Morgen wird der Tiegel leer werden. Schade, ich werde den edlen Duft vermissen. Einem Nachkauf 2021 steht nichts im Wege, da meine Haut auch sehr gut auf die Inhaltsstoffe reagiert, stets ein guter Gleitfilm da war und die Barthaare gut eingeweicht wurden.
Ab Sonntag steht dann ein ganz und gar unterschiedlicher Kandidat zur Leerung an. Er ist nicht so leicht dazu zu bewegen, sich in schönen Schaum zu verwandeln. Ich hoffe, dass ich mit seiner (und eurer) Hilfe, mehr lernen kann über den richtigen Pinsel für die richtige Seife und das Thema Wasser.


Weihschäumer


herzi

Achja, Du nimmst die RS mit einem Löffel raus. Dabei wird die Seife natürlich nicht schwerer. Sie wird dabei nicht nass.
Gruß,
Stefan

Weihschäumer

Bei Cremes und Weichseifen mache ich das so.
Bei einer Triple-Milled-Seife, von denen auch eine im diesjährigen Test landen wird, werde ich diesen Gewichtstest gerne machen. Das interessiert mich jetzt auch.

Weihschäumer

Der nächste Kandidat ist, wie schon geschrieben, mein Problemkind.
Ich habe ja die Meißner Tremonia Warm Woods Seife zu meiner Seife des Jahres 2019 gekürt. In allen Belangen eine leicht zu verarbeitende Qualitätsseife. Ich kann mich in ihren Duft reinknien!
Zu Weihnachten machte mir ein lieber Mensch ein Geschenk: Meißner Tremonia Warm Woods Rasierpaste!
Voll Vorfreude machte ich mich ans Rasieren, öffnete den Tiegel und der bekannte köstliche Duft nach Zedern, Pinien, Kräutern und moosiger Erde füllte das Badezimmer.
Gleich den Scuttle befüllt, einen Teelöffel Paste hinein und mit einem meiner Synthies aufgeschäumt ... dass heißt, versucht, aufzuschäumen.
Ich bekam es nicht hin, einen Rasierschaum zu produzieren. Egal, wie lange ich rührte, egal, wie viel und welches Wasser ich nutze, unabhängig von Synthetik, Rosshaar oder Borste; mehr, als eine zähe Masse ist nicht zu produzieren. Erst wenn ich ungelogen ( wie heute morgen) drei Teelöffel Material einfüllte, kann ich mit Mühe und Not einen zähen aber zur Rasur nutzbaren "Schaum" herstellen.
Deshalb möchte ich dieser Paste auf den Zahn fühlen und hoffe, dass ich, wenn ich den Boden des Tiegels erreicht habe, einen erfolgreichen Umgang mit dem Produkt beherrsche. Vielleicht ist es ein technisches Problem, dass sich lösen lässt.

Folgendes Setup habe ich gewählt, ganz im Thema Holz:



Der 21er Mühle Synthetik Mooreiche und der Vie Long American Style-Rosshaar-Pinsel sind meine "Geht-immer"-Pinsel, das After Shave ist sehr pflegend.
Nun meine Frage an euch: Habt ihr es auch schon mal erlebt, dass eine Seife/Creme partout nicht schäumen wollte?
Die Charge der Paste ist vom März 2018. Kann es sein, dass sie durch falsche Lagerung schlecht geworden ist?
Würdet ihr es akzeptieren, bei einer Creme mit einem Handelspreis von 22 Euro soviel Material nutzen zu müssen, dass nicht mehr als 25 Rasuren möglich sind?

Radiator

Ich habe von der Meißner Tremonia auch beides, Seife und Paste. Ich bekomme mit beiden den gleichen Schaum. Die Paste ist aber von Haus aus feuchter, braucht also etwas weniger Wasser.

Weihschäumer

Danke für deine Rückmeldung, Radiator.
Bei diesem Tiegel stehe ich vor einem Rätsel. Beim ersten Öffnen hatte ich bemerkt, dass die Oberfläche ca einen halben Millimeter tief hart und sehr hell war.
Ich habe heute noch mehrmals versucht, mit mehr und weniger, kaltem und warmen Wasser, destilliertem Wasser, vier verschiedenen Pinseln und Materialmengen Schaum zu produzieren, es wollte nicht werden. Das Material verschwindet im Pinsel, erst mit sehr viel Wasser löst sich die zähe Masse heraus, wird dann aber eine dünne Suppe und das Material im Pinsel wird im Gesicht eine zähe Schicht, die sich kaum bewegen lässt. Dazu habe ich bei dem Mühle Synthetik, den ich heute morgen benutzt habe, festgestellt, dass er inzwischen trocken war, aber steinharte Haare hatte, obwohl ich ihn gewohnt gründlich ausgewaschen habe.
Ich denke, dass ich wirklich Pech hatte mit meinem Exemplar und vermute, dass der Tiegel durch falsche Lagerung über die Zeit "umgekippt" ist. Keine Ahnung.
Ich werde die verbliebene Masse herausnehmen, zu einen Ball formen, trocknen lassen und dann hoffentlich als Duschseife verwenden können.
Manno, ich hatte mich so drauf gefreut. Aber mir ist angesichts der wartenden Fülle anderer Seifen meine Zeit zu schade, noch mehr Experimente in den Tiegel zu investieren.
Die Seife aber, da bleibe ich bei, ist topp; die wird 2021 wieder gekauft.