Schleifsteinreparatur , Kleben, Sägen, Begradigen eine Belgiers / Coticule

Begonnen von Rockabillyhelge, 14. Februar 2015, 20:28:51

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Rockabillyhelge

Irgendwie konnte ich es nicht übers erz bringen diesen eigentlich sehr schönen, aber in die Jahre gekommenen Belgier zu zerstückeln um
Anreiber daraus zu machen, also musste er restauriert werden denn nur Versuch macht klug  :)

Ausgangssituation: Ein alter geklebter Belgier bei dem sich beide Schichten schon einmal gelöst hatten und wohl vom Vorbesitzer mittels eines mir unbekannten Klebers (vermutlich ein 2k o.ä.) neu verklebt wurden. Die Größe beträgt hier noch 17x4cm, an den Seiten sind deutlich die schlecht verklebten Kanten zu sehen, zudem ist der Stein mittig gebrochen bei einer Spaltbreite von ca. 0,5mm im nicht abgerichteten Zustand.
Als übliche Gebrauchserscheinungen war der Stein zudem mittig ausgeschliffen wie es für Steine typisch ist über denen für lange Zeit gewetzt wurde, abgerichtet wurde der Stein scheinbar zeit seiner Nutzung nie. Die Oberfläche weist den Schmutz der letzten Jahrzehnte auf, der Stein wurde aber wohl mit Wasser und nicht mit Öl genutzt.









Erste Schritte: Als erstes habe ich mittels Trennscheibe (Dremel) das gebrochene Endstück des Stein abgeschnitten, ein Auffüllen der fehlenden Gbb Substanz wäre hier nicht zweckmäßig gewesen. Die Seiten und die Oberfläche habe ich schon leicht geglättet (mittels Siliziumcarbid-beschichtetem Abrichtgitter K80 aus dem Malerzubehör des Baumarktes), deutlich sind die seitlich zu verfüllenden Spalten zu sehen.









Es folgte das mit 2h ziemlich zeitaufwändige Abrichten des Steins, durch die Kulle in der Mitte waren seitlich ca. 2-3 mm herunterzuschleifen, meine Methode dies mittels eines einfachen Abrichtgitters zu machen ist mit Sicherheit nicht die optimalste (es gibt ja auch professionel zum Abrichten gedachte Schleifklötze und Abrichtsteine) zumal der Stein sehr hart ist. Der mittige Riss, der eigentlich der Ausschlaggebende Grund für die Restauration ist da ich mit den seitlichen Spalten durchaus hätte leben können, ist etwas in der Breite geschrumpft und weist nun deutlich unter 0,5mm Breite auf. Im Falcongefäß sieht man den Schleifstaub den ich erzeugt und aufgefangen habe um ihn als Zusatz zum 2k Kleber zu nutzen, bzw. als natürlichen Füller zu verwenden. Der Staub weist da er nicht verdichtet ist ein beträchtlich größeres Volumen auf als dieses vorher in gebundener Form auf dem Stein der Fall war, interessant vor allen Dingen wenn man sich die große Menge Vulkanasche vorstellt die am Ende Coticule-Adern von teils nur 1cm Dicke geformt hat, es ermöglicht einen kleinen Eindruck welche Kräfte, welcher Druck diesen Stein geformt hat.





Kleben/Füllen: Kleben ist eigentlich das falsche Wort, Füllen trifft es besser, trotzdem habe ich mit UHU 300 EF einen Kleber genommen, dies hatte vornehmlich den Hintergrund das es ein 2K Klebstoff ist der eine hohe Endfestigkeit und Dichte erreicht und ich nicht willens war mir eine Dose 2k Spachtel zu kaufen von dem ich dann nur eine Spatelspitze hätte gebrauchen können.
Wie zu sehen habe ich den Kleber mit Schleifstaub gemischt, soweit es ging da die Masse doch sehr pastös wurde und dann die Ritzen/Spalten des Steines damit gefüllt, dieses aber nicht überaus sauber da ich den Überstand von vornherein durch ein paar Züge auf den Abrichtgitter entfernen wollte.
Das Füllen war einfach, das größte Problem war eher die Überwindung den Stein voll zu schmieren. Gelagert habe ich den Stein auf dem Heizkörper bei ca.45°C, da der 2k allerdings vor dem Abbinden noch einmal flüssiger wird, habe ich ihn so gestellt das er nach Möglichkeit in die Spalten rinnt anstatt an den Seiten herunterzufließen.









So sieht der getrocknete Kleber / Füller aus, die Farbe hat mich sehr erfreut denn sie war nicht beabsichtigt  :)
Was ich noch vergessen habe zu erwähnen, die Spalten habe ich natürlich mit Wasser und Pinsel gereinigt um die Haftung nach Möglichkeit zu erhöhen. Photos der weiteren Klebestellen habe ich nicht gemacht da der Vorgang an sich überall der gleiche ist / war, ich nur der Lagerung auf der Heizung wegen jedesmal einen Tag Unterbrechung hatte.



Resultat: Nach all dem Kleben und Warten seht ihr hier den Stein im abgerichteten Endzustand, die Oberfläche ist mit k80, k320 und k1000 abgerichtet, den Riss spürt man nicht mehr und sehr zu meiner Verwunderung hat er die Farbe einer Adern angenommen, ich bin mir sicher das, wenn ich den Stein so als Pic zeigen würde, kaum einer anhand der Oberfläche an einen reparierten Stein denken würde.
Die Klebestellen an den Seiten sind nicht alle optimal geworden, ich denke das die Tiefe der Spalten in Kombi mit der Schwindung des Klebstoffes nicht alle gefüllt werden konnten, eigentlich sollte der Staub das Schwinden des Klebstoffes etwas vermindern, scheinbar hat es aber nicht überall hingehauen. Der Schleifstest folgt die nächsten Tage, mal sehen ob er auch technisch hält was eroptisch verspricht und wenns nicht klappt, shit happens, allein die Erfahrung ist / war es wert  :)











By the Way, vielleicht weis ja einer der Steinexperten um was für eine Gbb Schicht es sich handeln könnte bzw. hat eine Vermutung?
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Grosser

Respekt für deine Arbeit! Hoffentlich wirkt sich der Riss nicht negativ auf das Schärfen aus!
Viele Grüße, Christoph

titanus

Schön gemacht Helge, sieht wieder gut aus!   dh:

Etwas einfacher hättest du es dir machen können.
Einen 2K Kleber wählen, der nicht erwärmt zu werden braucht, um eine höhere Festigkeit zu bekommen.
Oder den Endfest 300 erst erwärmen und dann mit dem Schleifstaub laden.
Oder gleich einen  flüssigen 2K Kleber nehmen, der nicht noch erwärmt werden muß und trotzdem viel Schleifstaub
aufnehmen kann.
Oder einen rel. gering viskosen Kleber nehmen, der dann aber auch nicht soviel Staub aufnehmen kann,
der aber einfacher zu handhaben ist.
Diese Variante hätte ich wahrscheinlich gewählt.
Du hast die 300er Variante vermutlich gewählt, weil du ihn hattest-
was ja ein starkes Argument ist  ;D .

Zusätzlich entfettet man eigentlich die Klebeflächen mit Azeton- nicht mit Wasser.

Viele Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Grognar


Rockabillyhelge

Dank euch  :D dh:

@titanus: Hehe, du triffst es auf den Punkt, die Gedanken um etwas bessere 2k hatte ich mir natürlich auch gemacht, aber dann hat mich in der Schublade die 300 EF Packung angelächelt und ich hab mir erstmal das Geld gespart  :)
Ich denke für die Seiten wird es ausreichen, beim Riss auf der Schliffläche wird es sich zeigen, sollte es dort nicht klappen werde ich einen etwas passenderen Kleber nehmen, bevorzugt einen mit höherer Endhärte.
Mist, Aceton wäre ne Möglichkeit gewesen (zumal ichs da habe) aber auf der anderen Seite, genau wegen solcher Hinweis mach ich den Thread hier ja auch, vier bzw. X Auge sehen mehr als zwei  ;) dh:
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

titanus

Zitat von: Rockabillyhelge am 14. Februar 2015, 22:07:49
...

@titanus: Hehe, du triffst es auf den Punkt, die Gedanken um etwas bessere 2k hatte ich mir natürlich auch gemacht, aber dann hat mich in der Schublade die 300 EF Packung angelächelt und ich hab mir erstmal das Geld gespart  :)
...

Genau so hätte ich es auch gemacht   ;)
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Rockabillyhelge

Zwei Personen, ein Gedanke   ;D dh:

Es gibt schon einige, teils merkwürdig anmutende Klebemischungen die dort teilweise in den Foren propagiert bzw. beschrieben werden,
neben dem üblichen Cyanacrylat (Sekundenkleber) zum füllen kleiner Risse an den Seiten, über 2k Kleber mit oder ohne Füller bis hin zu
Knochenleim & Bienenwachs (kann ich mir irgendwie schwer vorstellen, soll aber früher verwendet worden sein) bis hin zu einer Mischung
von Eigelb und Schleifstaub.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

titanus

Wir verstehen uns schon!  ;D

Also Cyanoacrylat ist nicht spaltfüllend und deshalb untauglich.
Knochen und Hautleim ist wasserlöslich -> schlechte Idee
In der Steinzeit hätte man wahrscheinlich eine Mischung aus Holzteer, Harz und Wachs genommen.
Eigelb und als Verbesserung Eitempera (Mischung aus Eigelb, gelöstem Harz und Leinöl) reißt bei stärkeren Schichten.

Geht also auch nicht.

Grüße

titanus

Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Barnie

Glückwunsch zum erfolgreich reparierten Stein, bin auf schon drauf gespannt, wie er sich in der Praxis jetzt bewärt.

Auch ich hab schon meine Erfahrungen mit diesem Sekundenkleber (Cyanoacrylat)gemacht: er ist auf Dauer nicht Wasserbeständig, löst sich mit der Zeit auf.

BastlWastl

Sehr schön Helge,

ich habe einen ähnlichen Fall, aber meine bessere Hälfte hat unlängst eine kleine Schüssel mit ca. 200g gesammeltem GBB Abrieb entsorgt :'(......... (Sie dachte es sei Stärke).

Jetzt muss ich erst wieder sammeln.

Grüße Wastl.

Rockabillyhelge

Also Schleifstaub habe ich noch falls du welchen brauchst, hab da auch noch ein Gläschen mit einem Mix aus Gbb/Bbb & Escher  :)
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Rockabillyhelge

Erstes Feedback nach ein paar derben und ein paar Framebacks.

Der Stein ließ sich gut anreiben, wobei er sehr hart ist, kaum Autoslurry aufweist und der entstandene Schlamm wohl vorwiegend vom Anreiber stammte, aber trotzdem arbeitet er relativ schnell und erzeugt ein deutlich spiegelndes Finish, ich vermute mal das er (auch wenn ichs bisher nicht getestet habe) problemlos auch als Endstein einsetzbar ist.

Beim ersten Messer welches über den Stein ging (ein Heljestrand MK24 in 1/4 hohl) war vom Riss nur marginal etwas zu spüren, eine kleine erhabene Stelle die sich aber schnell in Wohlgefallen aufgelöst hat und sich am Schliffbild nicht bemerkbar gemacht hat.
Diese erhabene Stelle ließ sich besonders in Schliffrichtung der längeren Seite des Steins spüren (jene Seite die etwa 2/3 der Oberfläche ausmacht), ich vermute das hierbei aber auch die nicht ganz optimale Abkantung der Seite eine Rolle gespielt haben könnte.
Bei den weiteren Messern, insbesondere der FB´s mit relativ schmaler Facette gabs weder etwas besonderes zu spüren noch etwas auffälliges zu sehen, der Stein arbeitet wie er soll und der Kleber hat scheinbar den Riss gut aufgefüllt, erster Test für mich somit bestanden.

Interessant wird sicherlich das erste dünne vollhohle, alles andere wird der Langzeittest zeigen denke ich, allein von der Schleifcharakteristik des Steines hat sich der Aufwand schon gelohnt, von der gewonnenen Erfahrung ganz zu schweigen  :)
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Barnie

Glückwunsch zu der erfolgreichen Reparatur.
Was ich allerdings noch befürchte, zu bedenken gebe: Der verwendete Kleber, also die Klebestelle, könnte sich mit der Zeit etwas "hohl" schleifen, da die Schleifkörner im Slurry da ja auch den Klebstoff etwas "wegschmirgeln".

Rockabillyhelge

Soo, inzwischen sind auch so etwa 10 vollhohle über den Stein gegangen und ich kann keinen Unterschied zu einem nicht-reparierten Stein erkennen, allenfalls wenn über Kante gegangen wird merkt man einen leichten Stoßeffekt (der sich merkwürdigerweise aber nicht auf die Facette auswirkt  ???) ansonsten gar nicht, es ist ein recht harter aber angerieben in guter Geschwindigkeit arbeitender Stein, ich gehe aber davon aus das er bevorzugt bei Rasiermesser diese Leistung erbringt, ein Küchenmesser unter Druck über den Stein stossen würde ich nicht.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)