Schrägschnitt- und Torsionshobel. Prinzip, Modelle, Marken und Erfahrungen

Begonnen von henning, 02. Mai 2009, 14:13:16

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Standlinie

Hallo Freunde dieser besonderen Hobel, Habe da eine Information für Euch. In meiner Sammlung habe ich zwei Schrägschnitthobel von Walbusch. Einmal die verstellbare Ausführung B 5 und dann noch einen Hobel aus Bakelit. Das nachfolgende Bild vermittelt einen Eindruck zu diesen beiden Hobeln.



Hier einige technische Daten zu beiden Hobeln:

                              Bakelithobel                                      Walbusch B 5
Typ:                         3-Stück-Nassrasierer                          verstellbarer Hobel
Gewicht:                   24 gr.                                               71 gr.
Abmessungen:            88x41x25 mm                                     89x41x25 mm
Hobelkopfneigung:       6,5 Grad                                            6,5 Grad
Rasureigenschaft:       aggressiv, gründlich                             sanft, gründlich

Bei beiden Schrägschnitthobeln ist die Klingenauflageplatte identisch! Sie ist beim B 5 nur noch zusätzlich bearbeitet worden, um die Verstellbarkeit der Rasierklingenauflage zu gewährleisten. Daher auch derselbe Neigungswinkel. Aufgrund derselben Kopfkonstruktion ist auch das Rasierklingenspiel vergleichbar. Die Bakelitausführung hat ein Spiel, das im Vergleich zum verstellbaren Hobel auf der Stufe 5+ liegt. Daher auch die Aggressivität dieses Hobels bei der Rasur. Wer diesen Hobel zur Rasur verwenden möchte, sollte sehr vorsichtig rasieren.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Standlinie

Und hier einmal etwas ganz anderes.


Ein Foto zur RdT am heutigen Tage.

Nach meinen Erfahrungen rasiert mich mein Ikon normalerweise sanft und gründlich. Ohne besondere Klingenempfindlichkeit aber mit gutem Schaum. Der Rasurwinkel stellt sich immer von alleine ein; den Rest erledigt der Hobel durch sein aus meiner Sicht ausgewogenes Gewicht, besonders im Bereich des Hobelkopfes. Also ein stählerner Alltagshobel für Genuß und Freude und ohne irgendwelche Starallüren oder sonstige Komplikationen. In der für einen Test modifizierten und als Schrägschnitthobel ausgestatteten Version jedoch wechselt diese bekannte Sanftheit in Richtung auf ein grobes Verhalten. Die Rasur wird deutlich aggressiver, nicht vom Rasurergebnis her sondern vom Handling. Da geht es richtig zur Sache oder besser anders, denn vorher ging es ja auch schon richtig zur Sache. Immerhin aber auch eine Erfahrung für mich; sie zeigt mir, dass der normale Ikon seinem Ahnen etwas voraus hat. Moderne Werkstoffe können eine alten Konstruktion durchaus verbessern. Es muss nicht unbedingt ein Schrägschnittgerät sein.

Bewertung dieser Schrägschnitthobelversion:   Ähnlichkeit zu einem agressiven Mulcuto besteht durchaus
Verfügbarkeit am Markt:                               Einzelexemplar, Selbstbau, welcher zeigt, dass man nicht auf mindestens 40 Jahre alte
                                                               Restexemplare zurückgreifen muss, die ohnehin schwer auf dem Markt zu finden sind, nur um das
                                                               Feeling eines echten Schrägschnittgerätes zu geniessen
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

slimboy

Tolle Konstriktion.

Das müßte ja mit jedem Dreiteiler gehen.
Wie stellst du den Schrägstellwinkel ein? Mit Unterlegscheiben?

slimboy

slimboy


Das mit den Unterlagscheiben ist natürlich Käse. Ich darfs aber nicht mehr ändern.  :(

Rasierer


Standlinie

#125
Also, ganz so einfach ist das nicht mit der abgeschrägten Mutter. Dann wäre das ja schon viel zu einfach ....

Neigungswinkel um 13 Grad.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

infabo

Zitat von: Razor am 12. Oktober 2011, 15:32:34
Ne abgeschrägte Mutter unterlegt ....

Wie soll denn das funktionieren? Zuerst überlegen, dann schreiben.
Ein schräg ausgerichtetes Innengewinde für den Deckel, unten dran ein passendes Außengewinde (M4?) und dazu einen alten Deckel eines Gillette New, dessen Deckel-Gewinde etwa um die Hälfte eingekürzt wurde. Kommt das hin?

Standlinie

Hallo Infabo,

Dein Gedankengang ist schon einmal sehr gut. Ich habe das Problem allerdings auf eine andere Weise gelöst. Wie, möchte ich demnächst in einem eigenen Bericht hier im Forum veröffentlichen. Daher musst Du Dich und der ein oder andere Interessierte sich noch eine Zeit lang gedulden.

Aber es ist schön, dass dieses Foto und andere ähnliche Fotos auch die Phantasie ganz schön anregen können. Es zeigt mir, dass es einen Bedarf nach aktuell erwerbbaren Schrägschnitthobeln gibt. Das wäre doch schon etwas für die Firma Mühle.  ;)
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

egmac

Ich sag einmal: "Photoshop"! ;D

Freue mich schon auf die Auflösung........
"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

slimboy

Also wenn das Photoshop ist, dann Daumen hoch für Standlinie, ein echter Könner.

Für mich siehts aber eher nach einer neuen Kopfplatte mit schräg angelöteter Schraube aus. Ob's so schneller als in Photoshop geht, weiß ich nicht. Zumindest kann man sich dann damit rasieren.  :)

slimboy

Standlinie

Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Rockabillyhelge

Ein weiterer Torsionskandidat und dem Griff nach zu urteilen aus dem Dunstkreis des Äquator stammend.
Das besondere an diesem kleinen verdrehten Burschen sind die glatten Schaumkanten und das sehr dünne Gewinde,
es ist deutlich dünner als das sonst gewöhnliche M5.



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Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Standlinie

Hallo Rockabillyhelge,

vom Griff her erinnert mich Dein Teilchen an meinen Ibsen-Torsionshobel. Der hat auch ein kleines Gewinde, ich schätze mal M 4. Allerdings ist die Schaumkante des Hobelkopfes vom Ibsen etwas anders; sie weist noch eine gewisse Wellenzahnung auf, was ihn so deutlich von Deinem schönen Hobel unterscheidet.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Rockabillyhelge

Mhh, ich glaube das wird, nachdem ich meinen anderen NoName ja nun zuordnen konnte, der nächste Hobel der einen Namen sucht :-)
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Rockabillyhelge

Heute erreichte mich ein durch Zufall erworbener Torsionshobel, Zufall weil ich ursprünglich gehofft hatte auf dem kleinen Buchtphoto einen Zwilling ausgespäht zu haben.
Nun ja, es ist kein Zwilling, dafür wie sich nach intensivem Vergleichen herausstellte ein ungemarkter Liese / Lumina / Ibsen .
Der hier gezeigte Hobel stimmt in Maßen und Gewicht mit den genannten überein, überdies teilt er sich mit ihnen ein paar kleine aber feine Einzelheiten.
Als erstes wären da die Bearbeitungsspuren an der Drehknopfhülse und der doppelte Absatz während des Drehens (beim Liese von Eugen Neter deutlich sichbar) und die beidseitig an den Schaumkantenaussenseiten sichtbaren Täler vom Sägen/Fräsen der Schaumkantenzähne/Riffel.

Zitat von: Eugen Neter am 24. November 2011, 15:58:50
Zitat von: Standlinie am 15. November 2011, 14:39:55
Der Lumina-Torsionshobel

Sehr oft können schöne alte deutsche Hobelmodelle in Frankreich erworben werden. Ich möchte euch deshalb einen von dort stammenden sehr gut erhaltenen deutschen Torsionshobel der Marke Lumina vorstellen.
Das es viele deutsche Hobel in Frankreich gibt ist insofern erstaunlich, da gerade in Frankreich viele einheimische Rasierermarken hergestellt wurden, so dass der französische Markt nicht auf ausländische deutsche Rasiererprodukte angewiesen war. Möglicherweise hängt das Angebot an deutschen Rasierern aber auch mit gewissen historischen Ereignissen zusammen. Gegen Ende des letzten Weltkrieges könnten viele Hobel deutschen Soldaten abgenommen worden sein, als diese in Gefangenschaft gerieten. Das ist aber nur eine Vermutung von mir.

Die folgenden Fotos zeigen den Lumina-Torsionshobel von verschiedenen Seiten.













Das letzte Bild zeigt einen Größenvergleich zwischen dem Lumina-Torsionshobel und einem Merkur 37c aus aktueller Produktion. Die Richtung der schräg gestellten Schaumleisten ist bei beiden Hobeln unterschiedlich. Der Lumina wirkt im Vergleich zum Merkurhobel zierlicher. Dies liegt an der gröber gestalteten Riffelung der Griffhülse und der Griffschraube des 37c.




Die technischen Daten des Lumina-Torsionshobels lauten:

Rasierertyp:     Torsionshobel, dreiteilig
Herkunft:         Deutschland, Solingen, Hersteller unbekannt (Fa. Lumina?)
Herstelljahr:      ca. 1940
Abmessungen:   81 x 40 x 25 mm
Werkstoff:        Messing, verchromt
Gewicht:          66 gr.
Besonderheit:    Bezeichnung D.R.G.M. auf der Unterseite der Klingenauflageplatte
Rasierklinge:      normale DE-Klinge
Rasurverhalten: der Hobel liegt ausgewogen in der Hand und liefert sanfte und gründliche Rasuren
                 
Der Lumina-Torsionshobel ist dem Liese- und dem Ibsen-Torsionshobel sehr stark ähnlich. Zum Vergleich wird auf den nachfolgenden Link verwiesen. Dort werden zuerst ein Liese-Torsionshobel und ein Bild später ein Ibsen-Torsionshobel gezeigt:  https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5598.30.html.
Ein direkter Vergleich zwischen den drei Hobelmodellen wäre wünschenswert, ist hier allerdings nicht möglich, da die vorstellenden Autoren keine Daten zu den Abmessungen und zum Gewicht ihrer Hobel angegeben haben. Allerdings weist der Hobelkopf des Ibsen an der Unterseite dieselbe Bezeichnung  D.R.G.M.  auf wie der Lumina, was wiederum für eine Baugleichheit spricht. Sollten also alle drei Torsionshobelmodelle identische Abmessungen aufweisen, wären alle drei Torsionshobel bis auf den Namen baugleich.

Alle drei Torsionshobelmodelle können nur noch auf Flohmärkten oder über Online-Auktionen erworben werden. Das Angebot ist gering und daher eher zufällig.


Ich möchte fast behaupten, das IST ein Liese. Die Ähnlichkeit ist schlagend:




Möglicherweise hat Liese es für nötig befunden, dem Hobel einen klingenderen Namen zu verpassen...
Leider habe ich den Hobel nicht mehr, kann also mit genaueren Angaben zu Länge u. Gewicht nicht dienen.


Und hier mein Ungemarkter:



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Auch mit Bart immer gut rasiert :)