YAQI-Ultima, ein weiterer Nachfahre des legendären GIBBS-Reglable

Begonnen von Standlinie, 25. August 2023, 21:56:00

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Standlinie

YAQI-Ultima, ein weiterer Nachfahre des legendären GIBBS-Reglable

,,Der GIBBS-Reglable ist tot, es lebe sein GIBBS-Reglable Nachfahre!" Dieses Motto gilt gewissermaßen für jeden verstellbaren Rasierhobel, der dem GIBBS-Reglable nachempfundenen wurde. Deshalb bestehen vom Aussehen und vom Verstellmechanismus für das Rasierklingenspiel her auch große übereinstimmende Merkmale oder zumindest gewisse Ähnlichkeiten. Und es gibt inzwischen diverse Nachfahren, hier zum Beispiel der spanische Palmera, der englische Personna-Precision-Micrometric, der amerikanische REX-Ambassador, der russische TAIGA AISI, der türkische Barbaros-Adjustable (zur Zeit nicht verfügbar), der chinesische YAQI-Adjustable, der Heritage Adjustable Homage to the Gibbs 15 und der indische Pearl-Flexi-Adjustable. Und es könnte zukünftig durchaus noch weitere Nachfahren geben, denn die Übernahme der technischen Konstruktionsmerkmale des GIBBS-Reglable für einen Nachbau verletzt keine bestehenden Patentrechte mehr.

Hier möchte ich nun einen weiteren GIBBS-Nachfahren vorstellen, der erst seit diesem Jahr in China produziert wird. Es ist dies ein weiterer verstellbarer Rasierhobel von YAQI, der YAQI-Ultima. Auf diesen verstellbaren Rasierhobel wurde ich durch eine Information von Nightdiver im Nachbarforum FdR aufmerksam (https://forum-der-rasur.de/forum/threads/yaqi-ultima-stainless-adjustable.12228/). Auch dieser Rasierhobel orientiert sich vom Aussehen und von der Rasierklingenspielverstelltechnik her am französischen Vorbild GIBBS-Reglable, den es von 1937 bis in die späten sechziger Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts in Frankreich gab. Der YAQI-Ultima besteht aus Edelstahl, und man kann ihn bei AliExpress für rund 160 € erwerben. Die Lieferung erfolgte bei mir innerhalb von zehn Tagen.

Die nachfolgenden vier Bilder zeigen, wie dieser YAQI beim Kunden ausgeliefert wird, in einem einfachen Transportkarton, in dem sich ein Kunststoffbeutel befindet und darin der in zusätzlichem Schutzpapier eingepackte Rasierhobel.











Die weiteren Bilder zeigen verschiedene Ansichten des YAQI-Ultima und und seine Einzelteile.



















An der Verarbeitung meines YAQI-Ultima kann ich nichts aussetzen, sie ist wertig ausgeführt, abgesehen von einigen Bearbeitungsspuren der ursprünglichen CNC-Bearbeitung innerhalb des Hobelkopfes, was man von außen aber nicht sehen kann. Deshalb stören sie mich nicht. Die zwischen den einzelnen Komponenten dieses Rasierhobels bestehenden Passungen stimmen, und es wackelt an keiner Stelle. Die Zahlenindizes für die Einstellung des Rasierklingenspiels sind sauber gefräst, aber im Unterschied zum GIBBS, zum Rex und zum YAQI-Adjustable nicht mit Farbe unterlegt. Das stört zwar nicht unbedingt, aber ich werde meinen YAQI-Ultima an diesen Stellen optisch auffrischen. Die Indizes werde ich mit schwarzem Lack auffüllen, denn diese Farbe passt gut zur äußeren Erscheinung des Edelstahls.

Jetzt folgt ein Bild, das die verschiedenen Rasierklingenaufnahmesysteme aller erhältlichen GIBBS-Reglable Nachfahren zeigt.





Links außen ist die Rasierklingenzentrierung des YAQI-Ultima oder REX-Ambassador zu sehen. Die Klingenzentrierung erfolgt durch Stege, wie wir es von Gillette Rasierhobeln, vom Mühle Rocca, vom Barbaros TR1 und vielen anderen Rasierhobeln her kennen. Dieses Stegsystem hat sich vielfach bewährt. Rechts daneben liegt die Kopfplatte des Pearl-Flexi-Adjustable. Auch hier wird die Rasierklinge durch Stege zentriert. Die nächste Kopfplatte (von links die dritte Platte) findet sich beim Palmera und YAQI-Adjustable. Hier wird die Rasierklinge durch drei Zapfen zentriert. Dieses System bezeichne ich als Zapfensystem, das sich auch bei vielen anderen Rasierhobeln bewährt hat. Rechts außen ist die Kopfplatte des GIBBS-Reglable zu sehen. Das GIBBS-System zentriert die eingelegte Rasierklinge über zwei kleine Stifte, die an den Längsseiten der Klingenauflageplatte angebracht sind und in die entsprechenden Aussparungen der Kopfplatte greifen. Das GIBBS-System benötigt Sonderklingen, entweder speziell für den GIBBS-Hobel hergestellt oder für dieses System angepasste DE-Rasierklingen.

Auf eine Besonderheit möchte ich noch hinweisen: Die Einzelteile der beiden YAQI-Adjustables sind untereinander austauschbar, bestehen allerdings aus unterschiedlichen Werkstoffen. Das folgende Bild zeigt die Einzelteile beider Rasierhobel.





In der nachfolgenden Tabelle habe ich die technischen Daten der verschiedenen GIBBS-Reglable Nachfahren zusammengefasst, soweit mir die entsprechenden Daten zur Verfügung gestanden haben.


Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Dattelpalm

Danke für die Vorstellung, @Standlinie !
Ein hübscher Hobel. Bei dem Preis frage ich mich: wie sind die Rasureigenschaften? Deckt die Verstellbarkeit einen sinnvollen Bereich ab?

Standlinie

Zu den Rasureigenschaften des YAQI-Ultima kann ich noch nichts sagen, da ich diesen schönen Edelstahlhobel erst zu meinem Hochzeitstag bekommen werde. Danach darf ich ihn erst zum Einsatz bringen. Ich gebe aber schon jetzt zu, dass mir das Warten eine gewisse Gedulg abfordert.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MRetro

Danke für die Vorstellung, @Standlinie. dh:

Ehrlich gesagt, hatte mich die Veröffentlichung des Edelstahl-Adjustable, nach so kurzer Zeit wie der Vollmessing-Adjustable auf dem Markt war, etwas überrascht. Das ist doch auch erst 2 Jahre her, oder? Jetzt macht Yaqi sich selbst Konkurrenz. Bin gespannt, ob der Messing-Adjustable auslaufen wird.

Beim Edelstahl-Adjustable haut mich optisch die Musterung der Griffhülse leider nicht um. Berichte mal später, ob diese im nassen Zustand sicher in der Hand liegt.
Ich nehme an, der Knauf ist wieder mit einem Sprengring mit der Hülse verbunden?
Wenn ja, lassen die sich leichter trennen als beim Pearl?

Standlinie

Du hast es richtig erkannt, MRetro. Der Knauf wird mit einem Sprengring in der Griffhülse gehalten. Wie fest kann ich nicht beurteilen, denn mir stand dieser Rasierhobel nur kurze Zeit für ein Ansehen und zum Fotografieren zur Verfügung. Meine Lieblingsfrau hält nun mal die Hand darüber. Das sehe ich aber nicht als Nachteil an.
316-Edelstahl ist relativ korrosionsunempfindlich. Einmal fetten oder ölen dürfte ausreichen. Ein Herausziehen des Knaufes dürfte nicht erforderlich sein.

Der Hobelgriff (Griffhülse) ist ziemlich glatt und in Verbindung mit Feuchtigkeit, Rasierschaum und dem Eigengewicht des Rasierhobels rutschig. Ich werde wohl einige kleine O-Ringe aus dem Sanitärbereich darüberschieben, was das Rutschrisiko vermindern wird. Das kann ich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt testen. Allerdings liegt dieses Risiko auch bei anderen GIBBS-Nachfahren vor. Wir jammern da wahrscheinlich auf höherem Niveau. Der Habenwollenfaktor liegt bei mir höher als der damit denkbare Risikofaktor.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MRetro

Ich danke dir, Standlinie.

Berichte bitte wieder, wenn du ihn ausprobieren konntest. dh:

Standlinie

YAQI-Ultima, ein weiterer Nachfahre des legendären GIBBS-Reglable


1. Erfahrungsbericht

Der  YAQI-Ultima befindet sich nun bei mir in der Testphase.

Gleich zu Anfang der Testphase musste ich auf schmerzvolle Weise erfahren, dass es beim YAQI-Ultima nicht nur ,,Licht" sondern auch ,,Schattenseiten" gibt. Bei meiner anfänglichen Vorstellung hatte ich ja Bilder des in seine Einzelteile zerlegten Rasierhobels gezeigt. Diesen Adjustable zu zerlegen ist einfach. Das ist auf dem Bild 12 gut zu erkennen. Aber beim Zusammenbau kann ein Fehler auftreten, und zwar genau dann, wenn man den Verstellring für die Anzeige des jeweiligen Rasierklingenspiels falsch herum aufschraubt. Und dieser Fehler ist mir unterlaufen.

Wird beim Zusammenbau der Verstellring des YAQI-Ultima falsch herum aufgeschraubt, verstellt sich die Indexanzeige. Der Verstellring steht richtig, wenn die Markierung des Verstellringes – hier eine einfache eingelassene Bohrung – unterhalb der ,,1" steht (siehe hierzu das Bild 15). Das ist im übertragenen Sinne die so genannte ,,Nullstellung des Rasierklingenspiels", also diejenige Stellung, bei der die Rasierklinge gerade noch auf der Haut zu spüren ist. Eine Verdrehung des Verstellringes auf den Index ,,3" bedeutet dann eine Vergrößerung des Rasierklingenspiels um 2 Stufen.




Bild 15:  Ansicht des Verstellringes unter dem Index ,,1", wenn er richtig aufgeschraubt wurde.


Wird der Verstellring dagegen falsch herum aufgeschraubt, wie es mir dann auch passiert ist, steht die Markierung unterhalb der ,,4". Die fehlerhafte Einstellung gibt das Bild 16 wieder.




Bild 16:  Ansicht des Verstellringes bei falscher Montage unter dem Index ,,4".


Zeigt der Einstellring auf die ,,4", entspricht dies ebenfalls einer Nullstellung, nur nicht der Richtigen. Belässt man diesen Zustand so, kann das unter Umständen zu fatalen Folgen führen. Würde man zum Beispiel die Einstellung um 3 Stufen erhöhen, stände die Einstellringmarkierung danach nicht unterhalb der ,,4" sondern fälschlicherweise unterhalb der ,,1". Dieser Index suggeriert eine Einstellung für eine ganz sanfte Rasur. Tatsächlich wird die Rasierklingenschneide aber sehr direkt auf der empfindlichen Gesichtshaut arbeiten und anschließend zu einem unschönen Rasurbrand führen. Beim Merkur Futur wurde ein nicht korrekter Zusammenbau mit seinen Folgen schon öfters beschrieben.

Glücklicherweise habe ich meinen Fehler direkt nach dem Einlegen einer Rasierklinge erkannt. Die Markierung des Einstellringes stand unterhalb der ,,4". Beim anschließenden Aufschrauben des Einstellringes habe ich übermütigerweise die Rasierklinge im Hobelkopf belassen und die Kopfplatte auf die Grundplatte gedrückt. Das kann man auch machen, wenn man die Rückstellkraft der Druckfeder im Rasierhobelkopf kennt. Bis dahin kannte ich sie noch nicht. Unglücklicherweise hob sich daraufhin unter dem frei gewordenen Federdruck die Kopfplatte an und verdrehte sich noch zusätzlich. Als Reaktion darauf versuchte ich, den Hobelkopf als Ganzes mit der linken Hand festzuhalten. Und das führte dann zu einem unschönen Ergebnis. Die Rasierklinge schnitt mir in den linken Zeigefinger.




Bild 17:  Ein leichtsinniger Umgang mit dem YAQI-Ultima kann schon mal zu einer Schnittverletzung führen.


Einige Bestandteile des YAQI-Ultima sind mit dem GIBBS-Reglable austauschbar. Es sind dies die Griffhülsen und auch die beiden Einstellringe. Im folgenden Bild 18 habe ich die Griffhülse und den Einstellring des GIBBS-Reglable auf den YAQI-Ultima aufgeschraubt. Damit sieht der YAQI fast wie sein Urahne aus.




Bild 18:  Die Einstellhülse und Griffhülse des GIBBS-Reglable lassen sich auf den Rasierhobelkopf des YAQI-Ultima aufschrauben.


Umgekehrt geht das auch. Das folgende Bild 19 zeigt den GIBBS-Hobelkopf mit seinem originalen Einstellring und angeschraubten Edelstahlgriff des YAQI-Ultima.




Bild 19:  Der GIBBS-Reglable mit Edelstahlgriff.


Auf eine weitere Besonderheit möchte ich an dieser Stelle noch hinweisen, ein Hinweis, der sich in erster Linie an den Hersteller des YAQI-Ultima richtet und den Einstellring und die Edelstahlgriffhülse  betrifft. Der GIBBS-Reglable ist eigentlich schon ein uralter verstellbarer Rasierhobel. Aber trotz seines Alters ist bei ihm der Einstellring praxisgerechter ausgefallen. Die Riffelung dieses Einstellringes ist gröber ausgeführt und lässt sich gegenüber dem YAQI-Ultima mit nassen Fingern einfacher verdrehen, ohne zu rutschen. Weiterhin verfügt der Einstellring des GIBBS-Reglable über einen vorne angebrachten Rotpunktindex, der ein versehentliches Falschaufschrauben nach einer Rasierhobelzerlegung ausschließt und die Ablesung bei der Einstellung des Rasierklingenspiels erleichtert. Siehe hierzu das nachfolgende Bild 20. Gegenüber dem GIBBS-Einstellring ist der Verstellring des YAQI lediglich mit einer kleinen eingelassenen Bohrung ausgestattet. Ihre Lage begünstigt ein Falschaufschrauben mit den bereits beschriebenen möglichen Folgen.




Bild 20:  Darstellung der Einstellringe des GIBBS-Reglable und des YAQI-Ultima. Der GIBBS-Einstellring ist praxisgerechter ausgeführt.


Die Ausführung des  Edelstahlgriffes des YAQI-Ultima zeigt, dass dem Entwickler dieses Rasierhobels praktische Erfahrungen mit dem Umgang dieses verstellbaren Rasierhobels fehlen. Denn das Gewinde dieser Griffhülse ist bei meinem Rasierhobel zu lang ausgeführt. Schraubt man die Griffhülse auf den YAQI-Rasierhobelkopf auf, reicht das Gewinde weiter als nur bis zum Einstellring. Die Folge ist ein feste Verschraubung mit dem Einstellring. Das Rasierklingenspiel lässt sich bei einer eingelegten Rasierklinge nur dann verstellen, wenn die Griffhülse zuvor leicht aufgedreht wird. Das ist eine leidige und nicht praxisgerechte Fummelei. Der Einstellring des GIBBS-Reglable lässt sich dagegen auch mit der aufgeschraubten Griffhülse frei verdrehen. Selbst beim Pearl-Flexi wird die Funktion des Einstellringes nicht von der aufgeschraubten Griffhülse behindert.


Erste Rasurerfahrungen

Meine erste Rasur mit dem YAQI-Ultima diente zur Entfernung eines Zweitagebartes. Meine Bartstoppeln sind dick und hart und eher kupferdrahtähnlich. Ich verwendete deshalb eine Feather-Rasierklinge und stellte das Rasierklingenspiel auf den Index ,,2" ein, was der ersten Stufe für das Rasierklingenspiel bei diesem Rasierhobel entspricht. Mit dieser Einstellung rasierte der Rasierhobel sehr gründlich und auch schon recht zupackend aber noch nicht aggressiv, was ich in erster Linie der Feather-Rasierklinge zuschreibe. Trotz seines höheren Gewichtes (100 Gramm) liegt der YAQI recht gut in der Hand. Er rutschte mir wegen der feinen Riffelung des Griffes auch mit feuchten Fingern nicht aus der Hand. Das erzielte Rasurergebnis war dann auch nachhaltig.

Meine nächste Rasur erfolgte dann mit dem Urahnen, dem GIBBS-Reglable, um das Rasurverhalten und das Rasurergebnis des YAQI-Ultima so überhaupt einordnen und beurteilen zu können. Hierzu verwendete ich dieselbe Feather-Rasierklinge und stellte den Einstellring des GIBBS auf den Index ,,N", was einer ,,3" entspricht. Mit dieser Einstellung hatte ich mit dem GIBBS-Reglable immer tadellose Rasuren erzielt. Das Einlegen normaler DE-Rasierklingen ist bei meinem GIBBS deshalb möglich, da ich den Rasierhobelkopf dieses außerordentlichen Reglables schon vor Jahren abgeändert habe. Die Kopfplatte ist mit einem Stegsystem in Anlehnung an Gillette-Rasierhobel ausgestattet. Sonderklingen oder angepasste DE-Rasierklingen verwende ich nicht mehr. Im Bild 19 ist die abgeänderte GIBBS-Kopfplatte auch zu sehen.
Die Rasur mit dem GIBBS-Reglable auf der Stufe 2 (,,N" oder ,,3") entsprach der Rasur mit dem YAQI-Ultima auf dessen Stufe 1 (,,2"). Recht zupackend und sehr gründlich. Im Vergleich zu Rasuren mit anderen Rasierklingen brannte das nach der Rasur aufgetragene Aftershave leicht. Dafür verantwortlich dürfte die Feather-Rasierklinge gewesen sein.

Die ersten erzielten Rasurergebnisse mit beiden Rasierhobeln sind trotz der jeweiligen unterschiedlichen Rasierklingeneinstellung gleich ausgefallen. Das zeigt mir zumindest jetzt schon, dass ich den YAQI-Rasierhobel als einen würdigen Nachfahren des GIBBS-Reglable werten kann. Bei beiden Rasierhobeln reicht die Einstellung des jeweiligen Rasierklingenspiels von ,,1" bis ,,6". Trotz dieser bei beiden Rasierhobeln gleichen Skalierung wird das gewünschte Rasurergebnis beim YAQI früher erreicht, hier bei der ,,2" gegenüber der ,,3" (oder ,,N") beim GIBBS-Reglable. Ich vermute – weil noch nicht getestet – dass die Rasurabläufe mit dem YAQI-Ultima bei einer höheren Einstufung ziemlich aggressiv ausfallen werden. Die unterschiedliche Einstufung resultiert aus den unterschiedlichen Gewindesteigungen der jeweiligen Hobelkopfplatten. Das Gewinde des YAQI-Ultima entspricht einem M5-Gewinde und ist feiner ausgeführt als das Gewinde des GIBBS-Reglable.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Tim Buktu

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Standlinie

Für alle, die es interessieren sollte, ich habe bei meinem Yaqi Ultima das Rasierklingenspiel für alle einzustellenden Rasurstufen (1-6) gemessen. Hier kommen die Werte:

- Stufe 1: 0,80 mm
- Stufe 2: 0,90 mm
- Stufe 3: 1,10 mm
- Stufe 4: 1,15 - 1,30 mm
- Stufe 5: 1,40 mm
- Stufe 6: 1,45 mm

Die Ergebnisse des gemessenen Rasierklingenspiels zeigen mir, dass das Rasierklingenspiel des Yaqi Ultima nicht gleichmäßig zunimmt sondern Sprünge aufweist. Er ist demnach auch kein sanftes Lämmchen und müsste deshalb gleich von der 1. Rasurstufe ausgehend zu den zupackenderen Rasierhobeln gezählt werden. Er wird wohl deshalb in der Rasurpraxis auch nur bis zur Rasurstufe 3 nutzbar sein (z.B. bei mir). Alle darüberliegenden noch höheren Rasierklingenspielabstände dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit eher die absoluten Hardcorefans der Nassrasur ansprechen.

Hier noch die Vergleichswerte meines Gibbs Reglable, die ich mit einer originalen Gibbs-Rasierklinge gemessen habe. Die Werte steigen allmählich an und erreichen erst ab der 4. einzustellenden Rasurstufe ein Rasierklingenspiel von 1,05 mm.

- Stufe 1: 0,60 mm
- Stufe 2: 0,75 mm
- Stufe N (3): 0,85 mm
- Stufe 4: 1,05 - 1,10 mm
- Stufe 5: 1,20 - 1,30 mm
- Stufe 6: 1,35 - 1,40 mm
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MRetro

Hallo @Standlinie
Wieder mal danke für deine Infos.

Hast du noch den verchromten ,,Final Cut"?
Hat der auch einen so großen Klingenspalt?

Standlinie

Ja, den habe ich auch. Da die Herstelltoleranzen beim Hobelkopf sehr groß sind, wackelt der Kopf. Deshalb ist der Spielraum für Rasierklingenspielabstände recht groß. Das ist der Grund dafür, dass ich diesen Adjustable nicht in meine Bewertung mit einbezogen habe.
Übrigens, bei den Gillette Adjustables sieht es bei gebrauchten Exemplaren noch schlimmer aus. Ich habe einen Fatboy und dachte immer, mit ihm etwas Besonderes zu besitzen. Er ist aber auch nur ein ganz gewöhnlicher Hobel. Der Hype um ihn passt einfach nicht.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Standlinie

@MRetro:
Ich habe für Dich das Rasierklingenspiel meines Yaqi Final Cut nachgemessen. Hier kommen die Werte:
- Stufe 1:  0,80 mm
- Stufe 2:  0,85 - 0,90 mm
- Stufe 3:  0,90 - 1,15 mm
- Stufe 4:  0,95 - 1,20 mm
- Stufe 5:  1,00 - 1,40 mm
- Stufe 6:  1,10 - 1,50 mm

Der Klingenfreistand (Blade Explosure) ist bei sämtlichen Einstellungen +/- 0.

Die Schwankungsbreite der Werte ist sehr groß und dokumentiert, mit welch hohen Toleranzen mein Final Cut versehen ist. Aufgrund dieser Toleranzen kann ich nur vom Kauf dieses Rasierhobels abraten. Der Yaqi Ultima ist dagegen einfach besser. Mag sein, dass der Herstellungsprozess anfangs ohne Qualitätsprüfungen erfolgte, was mich noch nicht einmal wundern würde, da der einfache Nachbau eines bewährten Rasierhobels bei den Chinesen ohne späteres Austesten des nachgebauten Klons erfolgt. Ähnliche Beobachtungen habe ich schon beim chinesischen Henson-Klon und beim Yaqi-Sentinel (auch ein Klon) machen müssen. Es erinnert mich an den einfachen optischen Objektklau, das einfache Einscannen der Geometrie des geklauten Produktes, danach der Nachbau als Klonprodukt und der sofortige Verkauf ohne Testen des erstellten Klons auf seine "richtige" Funktionsfähigkeit. Ein Klon kommt hier nur schwer an das Original heran.

Ich kenne diese Vorgehensweise schon lange aus meinem beruflichen Umfeld. Beschreiben möchte ich diese Vorgehensweise an einem ganz speziellen Fall aus dem Bereich Untertagebergbau. Eine bekannter deutscher Hersteller von Ausbauschilden stellte eine neue Strebausrüstung auf einer Bergbaumesse vor. HighTec pur und natürlich sehr kostenintensiv. Qualität gibt es nun einmal nicht zum Nulltarif. Die ausgestellten Ausbaueinheiten wurden dann von chinesischen Fotografen von vorne bis hinten, von oben bis unten und an allen möglichen und unmöglichen Stellen fotografiert. Ein halbes Jahr später gab es dann eine Bergbauausstellung im asiatischen Raum. Und dort stand da eine ganz neue und in China produzierte Strebausrüstung, die dem deutschen Vorbild in allen Einzelheiten ähnelte. Nur der Anschaffungspreis war natürlich viel geringer.
Ganz besonders interessant war aber eine bestimmte L-förmige Schweißnaht, die scheinbar ohne erkennbaren tieferen Sinn auf einem Stabilisierungsblech aufgeschweißt war. Es war nur eine Schweißnaht. Sie verband nichts, trug auch nicht zur Stabilität bei und sah aus, als hätte sie irgendein Schweißer mal eben so aufs Blech aufgetragen. Diese Schweißnaht war auf allen Ausbaueinheiten an derselben Stelle angebracht. Warum wohl, kann man sich nun fragen, und hier nenne ich den Grund dafür. Der deutsche Hersteller war sich bewusst, dass ihm sein technischer Vorsprung mit hoher Wahrscheinlichkeit von chinesischen Bergbaufirmen gestohlen werden würde, da diese Firmen dafür bekannt waren, dass sie eine technische Entwicklung umgehen würden, erstens, um Geld für eine Entwicklung einzusparen und zweitens, weil ihnen das Know How fehlte. Wer mal eben den "Einstein" kopieren möchte, darf dazu eigentlich keine Luft im obersten Organ haben.  :angel:
Lange Rede, kurzer Sinn. Der deutsche Hersteller hat einfach eine Schweißnaht auf seinem Produkt angebracht, die keine Funktion und keine Bedeutung hatte und nur dem einzigen Zweck diente, den späteren Nachweis zu führen, dass chinesische Hersteller nichts anderes können als Produktpiraterie zu betreiben. Sie waren technisch und geistig nicht in der Lage, etwas Eigenständiges zu entwickeln. Und das erleben wir bei chinesischen Rasierhobeln auch. Ob und wenn wann sich das ändern könnte, bleibt erst einmal abzuwarten.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MRetro

Zitat von: Standlinie am 23. Oktober 2023, 21:33:34@MRetro: Ich habe für Dich das Rasierklingenspiel meines Yaqi Final Cut nachgemessen. Hier kommen die Werte:
 - Stufe 1:  0,80 mm
 - Stufe 2:  0,85 - 0,90 mm
 - Stufe 3:  0,90 - 1,15 mm
 - Stufe 4:  0,95 - 1,20 mm
 - Stufe 5:  1,00 - 1,40 mm
 - Stufe 6:  1,10 - 1,50 mm

...


Aber hallo, mit solchen Abweichungen hatte ich jetzt nicht gerechnet.  :o

Ist das dem Schiefstand des Klingenspaltes geschuldet, über den so viele klagen.
Oder waren das die Ergebnisse mehrerer Messungen?
Weißt du noch, welche Generation des ,,Final Cut" du hast?

alvaro

Sehe ich ja jetzt erst.
Sehr schöner Hobel.
Ich frage mich nur warum du immer alles sofort kaputt machen musst  ;D  ;D  ;D

Spaß beiseite, toll, dass du auch zeigst wie der Hobel demontiert aussieht

Standlinie

Zitat von: MRetro am 27. Oktober 2023, 19:15:17
Zitat von: Standlinie am 23. Oktober 2023, 21:33:34@MRetro: Ich habe für Dich das Rasierklingenspiel meines Yaqi Final Cut nachgemessen. Hier kommen die Werte:
 - Stufe 1:  0,80 mm
 - Stufe 2:  0,85 - 0,90 mm
 - Stufe 3:  0,90 - 1,15 mm
 - Stufe 4:  0,95 - 1,20 mm
 - Stufe 5:  1,00 - 1,40 mm
 - Stufe 6:  1,10 - 1,50 mm

...


Aber hallo, mit solchen Abweichungen hatte ich jetzt nicht gerechnet.  :o

Ist das dem Schiefstand des Klingenspaltes geschuldet, über den so viele klagen.
Oder waren das die Ergebnisse mehrerer Messungen?
Weißt du noch, welche Generation des ,,Final Cut" du hast?

Zitat von: MRetro am 27. Oktober 2023, 19:15:17
Zitat von: Standlinie am 23. Oktober 2023, 21:33:34@MRetro: Ich habe für Dich das Rasierklingenspiel meines Yaqi Final Cut nachgemessen. Hier kommen die Werte:
 - Stufe 1:  0,80 mm
 - Stufe 2:  0,85 - 0,90 mm
 - Stufe 3:  0,90 - 1,15 mm
 - Stufe 4:  0,95 - 1,20 mm
 - Stufe 5:  1,00 - 1,40 mm
 - Stufe 6:  1,10 - 1,50 mm

...


Aber hallo, mit solchen Abweichungen hatte ich jetzt nicht gerechnet.  :o

Ist das dem Schiefstand des Klingenspaltes geschuldet, über den so viele klagen.
Oder waren das die Ergebnisse mehrerer Messungen?
Weißt du noch, welche Generation des ,,Final Cut" du hast?


Mein Yaqi könnte ein Exemplar der ersten Serie gewesen sein, sofern es Serien gibt. Und er hat erhebliche Toleranzen, weitaus mehr als viele andere meiner Adjustables. Ohne eingelegte Rasierklinge kann ich den Hobelkopf schon bewegen und deshalb ergibt sich einfach ein unterschiedliches Rasierklingenspiel.
Es ist am besten, wenn man von diesem Yaqi die Finger lässt. Der Ultima ist wesentlich besser,was sich aber auch schon im Preis niederschlägt.
Auch der Merkur Progress ist nicht das Gelbe vom Ei. Auch bei ihm sorgen vorhandene Toleranzen, dass das Rasierklingenspiel an beiden Schaumleisten unterschiedlich ausfällt. Es redet nur keiner darüber.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.