
Die Razorine ist ein Wechselklingenmesser aus Messing für ganze DE-Klingen. Der Kopf ist mit einem Rasierhobel der Form nach halbwegs vergleichbar, allerdings wird die Klinge nicht gebogen. Laut dem italienischen Hersteller stammt das Design aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde aber lange Zeit nicht mehr produziert. Angeblich werden für die heutige Produktion teilweise die alten Maschinen verwendet.
Erhältlich ist sie in verschiedenen Online-Shops; auf der Hersteller-Website
www.razorine.com findet sich eine Händlerliste. Es werden zwei verschiedene Varianten angeboten, einmal golden für 38 EUR und einmal silber verchromt für 42 EUR.
In diesem Video führt Gianni, seines Zeichens der Hersteller, sein Produkt selber vor:
https://www.youtube.com/watch?v=pe2caOgXqbIIch habe die Razorine durch einen Pass-Around testen können und insgesamt dreimal benutzt. Leider habe ich keine Möglichkeit mehr, weitere Fotos zu machen.
Beim ersten Einsatz fühlte ich mich bei der Verwendung zunächst sehr an Zahnseide erinnert, damit habe ich nämlich ähnliche Koordinierungsprobleme...

Es braucht schon etwas, bis halbwegs klar ist welcher Winkel und welche Handhaltung an welcher Stelle nötig ist, um die Klinge korrekt führen und dabei auch etwas sehen zu können. Diese Eingewöhnung hatte ich (trotz des Videos von Gianni) auf jeden Fall unterschätzt, so dass ich es bei einem Durchgang belassen und für den Rest zum Hobel gegriffen habe.
Die Handhabung ist grundsätzlich sicher, ich fand den Griff zumindest nicht rutschig. Beim Einsetzen der Klinge stand sie zunächst an einer Seite weiter heraus als an der anderen (die Verschraubung hat Spiel, das Loch ist klar zu groß), das lässt sich aber rasch korrigieren; man sollte aber wohl schon darauf achten.
Nach ein paar Trockenübungen ohne Klinge ist mir die Handhabung beim zweiten Einsatz etwas besser gelungen, sie bleibt aber umständlich. Entsprechend habe ich mich da mit zwei Durchgängen rasiert, einmal mit und einmal quer, und während der erste Durchgang dank der Übung besser verlief, zeigte sich die Quer-Rasur gerade im Halsbereich sehr schwierig weil mir dort immer der Stiel irgendwie im Weg war. Augenscheinlich muss man sich hier auf "aufwärts" und "abwärts" beschränken. Im Ergebnis war ich leidlich glatt.
Im dritten Einsatz ist mir der erste Durchgang wieder etwas leichter gefallen, der zweite Durchgang mit der Quer-Rasur blieb aber schwierig. Am besten ging es, wenn ich die Razorine recht weit hinten angefasst habe und - wie auch Gianni es im Video tut - viele sehr kurze Züge machte. Der Nachteil ist, dass dies meine Haut doch spürbar beansprucht; das After Shave hat jedenfalls gut gebissen, und einen kleinen Cut gab's auch.
Da mir eingefallen war, dass ich vor einiger Zeit bei einem Tauschhandel mal eine Halbklingen-Shavette als Zugabe erhalten hatte, habe ich diese für einen dritten Durchgang verwendet (es war mein erster Einsatz einer Shavette überhaupt). Vom Fleck weg erschien mir die Handhabung zwar auch aufwändig aber intuitiver, was ich insbesondere auf die andere Gewichtsverteilung zurückführe. Die Razorine ist naturgemäß kopflastig, die Shavette hingegen ist ausgewogen und durch den schmäleren "Kopf" übersichtlicher; zudem hat man mehr Manövrierraum für die Hand. Aus meiner Sicht sind beides daher recht unterschiedliche Werkzeuge.
Unterm Strich ist die Razorine ein schönes Spielzeug für Leute, die Spaß an einer technischen Herausforderung haben. Ich bin allerdings eher jemand, der das Rasur-Ritual gemütlich genießt, von daher geht die Razorine glaube ich leider an meinen Bedürfnissen vorbei, auch wenn ich das Ding an sich sehr interessant finde.