Der Fränkische Schiefer oder die Europäische Nagura Methode

Begonnen von BastlWastl, 30. Dezember 2011, 18:09:33

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BastlWastl

Erstmal hat der Fränkische Schiefer hier einen Eintrag verdient!

Ich bin eigentlich seit Jahren davon überzeugt das gar nix über Japanische Natursteine geht. Jahrelanges Küchenmesserschärfen im Gastrobetrieb und unzählige probierte Schleifsteine (natürliche und künstliche) haben mich davon überzeugt. Dann lief mir mal ein Belgischer Brocken über den weg der mich enttäuschte !(mittlerweile mag ich ihn wieder). Also hielt ich an den Japanern fest, bis ich dieses Forum fand.
Dann kamen Thüringer (zunächst Herbertz, MST, dann alte Escher und Thüringer vom Flohmarkt).
Wunderbare Steine. Aber selbst mit einem Escher kam ich irgendwie nicht an die Sanften Rasuren von meinen Japanischen Natursteinen ran.

Den Franken hab ich mir wegen LESSLEMMING`s Review gekauft und konnte anfangs diesem Stein gar nix abgewinnen. Mittlerweile hat der Franke jedem meiner Finisher den Rang abgelaufen, denn diese Steine sind im Europäischen Raum einfach das feinste was es gibt, und warum in die Ferne schweifen........

Ich besitze einen alten "braunen" Franken und den aus dem nicht zu nennenden Laden........



Der dünnere ist der alte den ich nun endlich fast zweifelsfrei mit Hilfe eines 80 Jährigen Metzgers identifizieren konnte! (O-Ton: Mei Bua wo hostn den oidn Frankn her!) Solche Steine haben sie früher in der Fleischerei zum Gradabziehen benutzt.

Diese beiden unterscheiden sich aber gewaltig! Natursteine halt. (Der alte ist feiner als ein Escher, der neue feiner wie der alte.......zu Körnungen sag ich da mal lieber nix aber wenn ich höre das diverse Nakayamas etc. auf über 30000 geschätzt werden möchte ich meinen die sind noch feiner......)

Es ist ein grandioser Stein zum Endbehandeln von Schneiden die eh schon scharf genug sind, gibt aber noch ein (zugegebener Maßen nur für Schärfefreaks) Quentchen mehr Rasierkomfort.

Dazu muss gesagt werden dass dieser Stein so gut wie gar nix mehr von der Schneide abnimmt also wirklich an der Grenze dessen ist was wir abbrasiv nennen.
Deshalb schwören die meisten Besitzer auf ein zusätzliches abkleben des Rückens um nur noch eine minimale Auflagefläche zu erzielen die wiederum das Schärfen (haha........kein Raum für Diskussionen ;D) zu erleichtern bzw. schneller zu gestalten.

Die Vorarbeit hierfür ist entscheidend! Da muss man schon schwere Geschütze auffahren und das Messer so weit schärfen dass es perfekt rasiert um noch irgendeine Verbesserung feststellen zu können. Und diese Verbesserung tritt erst nach min. 50 Schüben pro Seite auf. Also eine Menge Extraarbeit um ein doch schon so perfekt scharfes Messer den letzten Kick zu verleihen.


Die Vorarbeit:
-für den Einsatz des Franken ist es sehr wichtig schon sehr fein vorgearbeitet zu haben. Hier ist im Europäischen Natursteinsektor eigentlich nur der gute alte Thüringer oder Escher zu gebrauchen, der wiederum seine Tolle Qualität meiner Meinung nach auch nur nach geeigneten Vorarbeitern ausspielt hier wäre natürlich ein guter feiner GBB oder aber auch ein BBB(die sind eh total unterschätzt) zu nennen.
Bei den Synthetischen Steinen ist (ich hab 2 gute 8000`er) wirkt der Franke nur noch nach dem Naniwa10k, und auch hier nur nach perfekter Vorarbeit.

(dies gilt alles nur für Lederfaule wie mich, denn Haarespalten mit Cromox oder Diamantpasten kann jeder nach einem 3000`er Stein)

So weit so gut. Mein Naturstein Setup hat sich erweitert (endlich ein paar Naguras und einen Ohzuku), aber die Ergebnisse sind bis jetzt super, vorallem dank der Tollen Anleitung hier im Forum, aber einfach nicht so gut wie mit dem Franken.
Dann wollt ich probieren wie sich denn der Franke zum auffrischen von Küchenmessern eignet und ich habe angefangen mir die 2`te Seite de Steins abzurichten. Als ich die grobe Arbeit mit dem DMT erledigt hatte hab ich mir gedacht probier doch einfach mal wie es sich mit Anreibern auf dem Franken verhält!

Ablauf war folgender:
Stumpfes Rasiermesser (Puma Silberstahl), Den Franken mit altem Ohlstädter Schleifstein weiter abgerichtet (verfeinert) und mit dem Slurry angefangen.
Ging recht schnell, und die Armhaare flogen. Dann ein belgisches Riemchen, Schlamm gerieben und mit wenig Aufwand war das Messer schon mal so scharf wie ein Küchenmesser sein sollte. Nächster Schritt MST Naturstein Aufreiber, Messer wurde schärfer, dann ein kleiner Escher zum aufreiben missbraucht, siehe da HHT ging. Jetzt möchte ich nicht behaupten dass der Franke da irgendeinen Einfluss drauf gehabt hätte, funktioniert ja auch mit Metall- oder Glasplatte, aber der Sprung zum Franken war geschafft, der dem Messer eine sehr gute Schneide verliehen hat und zu einer sehr sanften Rasur verholfen hat.

Mich interessieren nun eure Erfahrungen mit dem Franken und zum Einschätzen der tatsächlichen Güte auch vergleiche mit Japanischen Natursteinen mit denen ich zumindest keine bessere Schneide erzeugen kann. (Aoto/Uchigimori/Ohira Awesado/Ohzuku/Ohtaniyama+Tenjio,Meijiro,Koma)

mfg.Wastl.



Zocker2104

gibt es Informationen wo genau diese Steine gebrochen werden?

daniel

lesslemming

Ja die gibt es, beim Verkäufer der hier seit ängerem nicht mehr genannt werden Darf.
Der Stein heißt "Franke" weil er im Frankenland abgebaut wurde. Ich glaube irgendwo in Lollar,
aber vielleicht fragst du da besser noch einmal persönlich nach
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

BastlWastl

Hier was ich dazu gefunden habe: Auszug aus: Restaurator im Handwerk Die Fachzeitschrift für Restaurirungspraxis 11/2011
@Da hast du was zu tun Zocker! ist doch deine Gegend.

Wetzschiefer- und Wetzsteinabbau bei Lauenstein
An der bayerisch-thüringischen Landesgrenze nördlich und westlich von Lauenstein bzw. südöstlich Gräfenthal haben sich kleinere Wetzschieferabbaue erhalten.
Wenngleich die Aufschlussverhältnisse nicht sehr gutsind, so ist doch die kulturhistorische Bedeutung dieserunscheinbaren Abbaue außergewöhnlich. Seit wann
Wetzschiefer abgebaut wurde, ist nicht bekannt, in geringem Maße wurden die Wetzschieferbrüche (mit Unterbrechungen)bis um 1945 betrieben.
Bei den Wetzschiefern handelt es sich um feinsandige, hornartige Tonschiefer. Das Lager selbst wurde unterteilt in der ,,grüne Stein", der ,,gelbe Stein", der
,,gelbgrüne Hornstein" und der ,,ordinäre Stein". Diese lagenartig vorkommenden Gesteine sind ideale Wetzschiefer. Man findet sie in den sogenannten Phycodenschichtenndes Ordoviziums im Thüringisch-Fränkischen Schiefergebirge zwischen Sonneberg, Gräfenthal undnLauenstein.
Viele der alten Abbaue sind verwachsen, zum Teil eingefallen, wurden zugefüllt oder beim Ausbau derDDR-Sperranlagen eingeebnet. Untersuchungen an Wetzsteinen aus archäologischen Grabungen frühmittelalterlicher Siedlungen in Norddeutschlandbdeuten an, dass ein überwiegender Anteilbder Wetzsteine aus Schichten der Phycodenfolge des thüringisch-fränkischen Raumes stammt. Dies würde einen sehr weitreichenden Handel und einen recht bedeutsamen Abbau von thüringisch-fränkischen Wetzsteinen bereits im frühen Mittelalter belegen.
Eine Beschreibung aus dem Jahr 1924 (,,Die Nutzbaren Mineralien, Erden und Gesteine Bayerns", Bd.I, A. Wurm, 1924) gibt detaillierte Hinweise der Vorkommen
bei Lauenstein: ,,Nordöstlich und westlich von Lauenstein in den Gemarkungen Bärenbrunn, Pechleite,Kohlstatt, im Kirchbachtal und an andern Stellen werden
solche Wetzschiefer in Steinbrüchen und Stollenabgebaut. Am Geheg liegt ein Bruch, der einen grauen Quarzitschiefer, den sogen. scharfen Stein, zum Wetzen
von Sensen und groben Hacken liefert. Zurzeit befassen sich in Lauenstein zwei kleine Betriebe mit der Gewinnung und Verarbeitung von Wetzschiefer.

mfg.Wastl.

strawinski

na endlich mal ein ausführlicher Bericht über den Franken....Ich frage mich schon lang, wieso er so stiefmütterlich behandelt wird. Bastl ist ein alter Schleifpionier, der nen guten Steintester abgibt.....mit anreiben ist wohl bei dem nix oder? die Frage ist, ob sich 120€ für den Stein lohnen. Also für das Endergebnis mein ich.
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

BastlWastl

@Strawinski: Ob sich die Anschaffung lohnt muss jeder für sich selbst entscheiden ;D
Für mich ist es nach wie vor die beste erzeugbare Schneide. Aber mittlerweile (nach einiger Übung) ist es mir auch möglich mit dem Ohtaniyama Kamisori Stein ähnliche oder gleiche Ergebnisse zu erzielen. Mit dem Ohzuku allein bin ich noch nicht so weit.
Ich hatte das Glück ein relativ großes Stück zu ergattern(21,2*6cm) und habe mir schon überlegt ob ich nicht eine Ecke abschneide. Wobei ich nicht glaube dass da recht viel zum anreiben ist, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Übrigens funktioniert der Stein auch wunderbar mit Japanischen Nagura Steinen! Allerdings muss hierfür unbedingt schon ein Grundschliff bis 3000`er Körnung vorhanden sein, sonst würde es zu lange dauern.

Desweiteren probiere ich gerade den Stein als träger für verschiedene andere "Substanzen", Microgloss etc. und habe damit auch schon Schneiden erzeugt die vom Schliffbild feiner (glatter) waren als vom Referenzpolierstein Naniwa 10K. Allerdings funktioniert dies auch mit dem Naniwa und Poliercreme.
Und Sanfter wurde die Rasur damit auch nicht mehr.

Ich glaube zwar schon fast alles was so über das Schärfen hier im Forum geschriebene gelesen zu haben, aber besteht nun ein Zusammenhang zwischen Microverzahnung (die ja noch minimal vorhanden ist beim Naniwa) die bei vergleichbaren Natursteinen ja weitestgehend entfernt scheint, und der Sanftheit der Rasur?
Muss ja so sein sonst könnte ich mir nicht erklären warum zwei identische Messer (1*auf Kunststeinen bis Naniwa10K, 1*auf Natursteinen bis Escher oder bis zum Franken) so unterschiedlich Rasieren, dass erst nach ca. 3 Rasuren eine ähnlich Sanftes Rasieren damit möglich ist. Übrigens kann mann nach den genannten 3 Rasuren die Schliffbilder unter dem Microscop vergleichen und stellt fest dass sich auch auf dem mit Natursteinen geschärfte Messer eine ähnliche Microschartigkeit gebildet hat. Was Langlebigkeit des Schliffs betrifft meine ich dass es keinen Unterschied macht welche Schleif/Schärfmedien mann benutzt.

mfg.Wastl.



strawinski

danke erstmal Wastl.......

ich denke auch mal sollte konsequent trennen zwischen dem schärfen mit Jnats wie Ozuku oder Nakayma und unseren Steinen wie Escher, Franke etc.
richtiges schärfen mit Jnats heißt für mich das 3 steine System.

Ich weiß nicht ob man sich einfach verfranst, wenn man noch hundert mikroskopische schleifbilder heranzieht oder ob es was bringt, die USB Aufnahmen mit den Rasuren vergleicht. wobei jedes Messer und jeder Bart vollkommen anders ist und reagiert auf die Schneide.
Sehr schwieriges Thema. Ich denke ich werde mir noch nen 10000er Naniwa holen und nen 8000 Cerax. Ev. doch den Franken noch dazu.
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

lesslemming

ZitatMuss ja so sein sonst könnte ich mir nicht erklären warum zwei identische Messer (...) so unterschiedlich Rasieren, dass erst nach ca. 3 Rasuren eine ähnlich Sanftes Rasieren damit möglich ist.

Hi Wastl,
lass mich dazu kurz ein paar Worte verlieren.
Möchte man einen Vergleich anstellen, um was auch immer es geht, gibt es einige statistische Werkzeuge, die einen unterstützen können und dir sagen wann du auf dem Holzweg bist.
Der Mensch ist von Natur aus voreingenommen. Im Fachjargon nennt man das einen Bias.
Diese verzerrte Wahrnehmung führt dazu dass wir Fehlentscheidungen treffen und es nicht einmal merken.

Ein Beispiel ist der Overconfidence Effect. Er erklärt, dass Menschen ihre Fähigkeit Vorhersagen zu machen maßlos überschätzen, aber im echten Leben viel zu selten wiederlegt werden (meist mangels Beweise)
sodass ein Lerneffekt ausbleibt. Ein Beispiel hierfür sind Wettervorhersagen oder noch besser Börsenkurse. Kein Ökonom konnte den Zeitpunkt und Verlauf des Börsencrashs zuverlässig vorhersagen.
Der Mensch leidet unter der Vorstellung eine Aussage über diese Dinge treffen zu können, ohne die nötigen Informationen und Werkzeuge zu besitzen. Das Wetter ist eben von zu vielen Einflüssen abhängig.
Das beirrt den Wetterdienst aber nicht die Temperatur der nächsten 14 Tage auf ein Grad genau angeben zu wollen.

Der Grund hierfür ist meist der Confirmation Bias. Er erklärt, dass Menschen sich gerne in ihren Werten, Idealen und Ideen bestätigt fühlen. Es scheint einfacher zu sein, sich neu gewonnene Informationen
so hinzubiegen, dass sie sich in unser bereits bestehendes Weltbild eingliedern lassen, als dieses über den Haufen zu werfen. Ein Beispiel hierfür ist in der Physik zu treffen. Kaum ein Wissenschaftszweig ist so verworfen
und voll von absurden und widersprüchlichen Ideen. In der Schule wird noch heute ein Weltbild geleert, dass der Newtonschen Mechanik gehorcht. Das ist aber gar nicht der Fall.
Es gibt Unsummen von Beweisen für die Newtonsche Mechanik, beispielsweise die teils sehr exakten Vorhersagen von bewegten Objekten. Der Punkt ist jedoch folgender:
Alle Beweise für eine Theorie gemeinsam auf eine Waage gelegt haben weniger Gewicht als ein einziger Gegenbeweis. Da unser Gehirn aber stets nach Beweisen für eine Theorie sucht,
also nach Bestätigung, und bei Newton reichlich fündig wird, versäumt unser Gehirn es nach Gegentheorien ausschau zu halten.

Ein Beispiel.
Ein Universitätsprofessor stellt eine einfache Aufgabe:

Welche Regel liegt der folgenden Zahlenreihe zugrunde?
2, 4, 6


Jeder darf so viele Fragen stellen wie er will, jedoch nur einmal raten wie die Regel lautet.

Ein Schüler meldet sich und fragt:
Lautet die nächste Zahl 8?

Der Professor nickt.

Er fragt noch einmal:
lautet die darauf folgende Zahl 10 und die darauf folgende 12?

Der Professor nickt zwei mal.

Der Schüler rät:
Lautet die Regel zwei zu jeder Zahl hinzuzuzählen?
Der Professor schüttelt den Kopf. Falsch!

Was war der Fehler? Der Schüler hatte eine Idee und hat sich diese vom Professor bestätigen lassen,
hat es aber versäumt nach einem Gegenbeweis zu suchen. Er hätte den Professor fragen sollen, ob 7 ebenfalls richtig gewesen wäre.

Ein anderer Schüler fragt folgende Zahlen ab: 7, 8, 16, 40, 0, 4, -3
und errät schließlich die Regel:

Die folgende Zahl muss größer sein als die vorherige.

Was sagt uns diese kleine Geschichte?
Der Mensch ist nicht gut darin Vergleiche anzustellen, Theorien zu entwickeln und Entscheidungen fundiert zu treffen.
Daher gibt es einige Methoden in der Statistik, die diesen Bias und Fallacies nicht unterliegen.

Die Methoden der Statistik auf dein Experiment angewendet würden ein lächerlich unsignifikantes Ergebnis erzeugen.
Du benutzt keine Kontrollgruppe, keine Blindversuche und es wurden viel, viel zu wenige Daten erhoben.
Aber das wichtigste Grundproblem ist: Es gibt keine identischen Messer und keinen identischen Schliff.
Die Ergebnisse sind nicht reproduzierbar und wahrscheinlich nicht mal wiederholbar.
Ab 8.000 spalten wir Messerschärfer sprichwörtlich Haare.

Was heißt das nun für uns? Sobald ein Finishstein ein gewisses Potential zum erzeugen einer rasurfertigen Schneide besitzt,
ist es nahezu unmöglich echte, nicht auf Zufall und Bias basierende Unterschiede festzustellen.
Ich bin mir sicher du könntest mir in einem Blindexperiment nicht ein Messer geschärft auf dem Franken
von dem Geschärft auf meinem Shapton 30.000 zuverlässig benennen. Der Franke ist ein Abschlussstein.
Die größten Unterschiede zu anderen Abschlusssteinen sind seine Härte, das Schleifgefühl und die Geschwindigkeit.
Rasurergebnisse und vermeintliche Verzahnungen sind nicht reproduzierbar nachzuweisen




..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

BastlWastl

 ??? Das ist mal eine Ausführliche Demontierung meiner Aussage dh:

Ich wollte mich ja nur mal ausführlich mit dem Thema Frankenstein auseinandersetzen. Ist natürlich alles sehr subjektiv, und Gegenbeweise hab ich auch schon einige die meine Theorie vom für mich "besten" Abschlussstein wiederlegen. Es sind mir bis jetzt mehrere Messer untergekommen (Gong, 3 identische Max Reul NOS die allesammt neuwertig waren) die nach einer Behandlung mit GBB/Escher perfekte Rasierer waren, aber anschließend vom Franken nahezu unbrauchbar wurden (überschärft oder was weiß ich.....)

Wie verhält sich das aber nun mit der sog. Sanftheit (die natürlich nicht von jedem gleich bewertet wird) aber doch von fast jedem Nassrasierer schon mal erlebt wurde? liegt es an der Microverzahnung?

Oder an der gleichmäßigkeit des Schärfvorganges an sich (die wohl niemand auch nur annähernd reproduzierbar hinbekommt, ausser meinetwegen einer Laserschärfmaschine bei Wilkinson o.A.)

Du hast natürlich auch recht damit, dass selbst zwei Identische fabrikneue Messer (wegen der Handarbeit und der daraus resultierenden Schwankungen im Schliff) niemals miteinander verglichen werden können.
Es sind einfach zuviele Parameter die in sog. Versuchen eine Rolle spielen dass man schwerlich Rückschlüsse ziehen kann.

Könnte es demnach passieren dass ich ein Messer mit einem Naniwa10k genauso subjektiv sanft hinbekomme wie mit einem Naturstein? ohne Pasten versteht sich, aber auch ohne Leinen oder sonstige Hilfsmittel?

Alles in allem geht es mir ja hier nur um einen Erfahrungsaustausch. ;D

mfg.Wastl.

strawinski

ja aber ihr habt eines vergessen.....wenn ich fünfmal im Krankenhaus erfolgreich operiert wurde heißt das noch lange nicht, das ich beim sechstenmal dabei sterben kann. das mal zu erfolgreichen Experimenten und Staistiken.....
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

leutnantbrown

Ich weiß ja nicht.....
ich persönlich finde, dass man sich auf das wesentliche zurückbesinnen sollte. Alles andere ist subjektive Empfindung.
DIE ABSOLUTE WAHRHEIT zu finden ist denke ich müßig. Wenn man einen Bericht schreibt in dem auch zum Ausdruck kommt, dass es hier um Empfindung geht....dann ist doch alles in Ordnung?!

Gruß
Peter
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

lesslemming

Es ist auch alles in Ordnung!
Und Wastl, ich hatte nicht im Sinn deine Ausführungen zu demontieren, sondern generell alle Ausführungen,
sei es hier im deutschsprachigen Raum oder bei den Brüdern Übersee. Davon bin ich auch selbst nicht ausgenommen!

Worauf ich mich besinnen wollen würde wäre ein Rückschritt zu den einfacheren Kategorien,
die es einem Anfänger einfach machen sich zu entscheiden und ein objektives Abwägen ("brauche ich das?") möglich machen.
Meiner Meinung nach gibt es folgende Kategorien für Steine, derer sie sich unterordnen müssen:


  • Grobe Reperatursteine
  • Steine zum setzen der Facette
  • die ersten Polierer
  • Abschlusssteine
  • Super-Abschlusssteine

Jeder Stein der einen gewissen Zweck erfüllt passt in eine oder maximal zwei Kategorien (Slurry ausgeschlossen). Das Finish der Steine (die Schneide) die zu einer Kategorie gehören lassen sich in einem echten Blindversuch kaum voneinander unterscheiden.
Die erste und die letzte Kategorie sind eigentlich nur für fortgeschrittene interessant. Den Franken ganz speziell zähle ich eindeutig zur Kategorie Super-Finisher. Das bedeutet er verfeinert die Schneide mehr, als es auf dem Stein nötig ist.
Nuancen unter den Super-Abschlusssteinen im Rasurverhalten sind kaum auszumachen. Der geneigte Neuling unterliegt eventuell der Illusion mit hohen Preisen ein anderes Rasurverhalten erkaufen zu können.
In manchen Fällen klappt das sogar, allerdings mehr zufallsbasiert. Das liegt mMn daran, dass man sich für mehr Geld ein anderes Schärfverhalten erkauft. Ein anderes Feedback, eine andere Geschwindigkeit etc.
Manchmal führt eine Änderung dieser Faktoren zum gewünschten Ergebnis. Das heißt nicht, dass selbiges Ergebnis nicht auch mit dem ursprünglichen Super-Finisher, aber anderer Technik (oder anderer Schärfer) möglich wäre.

Zum Naniwa Superstone 10.000:
Hier streiten die Geister sich schon lange in einer Art kalten Diskussion. Die Amerikaner haben vor Jahren schon entschieden, dass der SS10k kein guter Abschlussstein ist (dramatisiert).
Hier im Forum wurde der Stein zeitgleich hoch gelobt. Ich denke mit Schuld an dieser Diskrepanz ist eine kleine Form von Hype, hervorgerufen durch sog. Autoritäten, wegen derer wir Erwarten dass der Stein sich so und so verhält.
Hinzu kommt dass der SS10k ein Zwischending ist. Er ist kein einfacher Abschlussstein mehr, aber auch noch kein echter Super-Finisher. Er liegt meiner bescheidenen Empfindung nach genau auf der Grenze


Zitatja aber ihr habt eines vergessen.....wenn ich fünfmal im Krankenhaus erfolgreich operiert wurde heißt das noch lange nicht, das ich beim sechstenmal dabei sterben kann. das mal zu erfolgreichen Experimenten und Staistiken.....

Hallo Strawinski. Wenn du deinen Satz mal genau liest, wirst du feststellen dass genau das der Fall ist. Warum solltest du nach fünf erfolgreichen Operationen nicht bei der sechsten sterben?
Das EDC schätzt das circa 50.000 Menschen jährlich an nosokomnialen Infektionen sterben. Das sind Infektionen die durch einen Krankenhausaufenthalt verursacht werden und in keinem direkten Zusammenhang zu
deiner ursprünglichen Erkrankung stehen. Das heißt sie sind absolut zufallsbedingt und können jedem geschehen.
Ich spitze deine Aussage einmal extrem zu:
"ich wurde bisher fünfmal operiert, da wird mir beim sechsten mal auch nichts geschehen".
Diesen Denkfehler nennt man den Survivorship Bias. Eine Form der selektiven Wahrnehmung. In deinem Beispiel sehen wir täglich tausende "überlebende". Die stärkste Bestätigung in dieser Denkweise
ist deine eigene Erfahrung mit dem Krankenhaus. Dir ist nie etwas passiert. Diese Denkweise lässt dich das real vorhandene Risiko vergessen, denn deine eigene Erfahrung hat gezeigt dass nichts passiert.
Das liegt allerdings nur daran, dass du nicht zu den zusammengenommen 100.000 Müttern und Vätern gehörst, deren Kind durch eine Infektion im Krankenhaus gestorben ist. Rein objektiv betrachtet besteht für
dich genau die gleiche Wahrscheinlichkeit wie für alle anderen auch. Warum solltest du davon ausgenommen sein? Weiterhin rein Objektiv betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit dass dir in einem Krankenhaus etwas passiert,
aber unheimlich gering, denn 50.000 Fälle von Toden durch nosokomniale Infektionen pro Jahr in Europa ist verschwindend klein (aber immer noch zu hoch ;) )!
Du kommst zu dem richtigen Resultat (ich brauche vor der Operation keine Angst zu haben) aber aus den falschen Gründen (denn mir ist bisher nichts passiert).
Wende diesen Denkfehler auf das Russische Roulette an. Ein Spieler dieser perfiden Wettart bietet dir seinen Platz am Tisch an mit der Begründung:
"Dies ist ein Glücksplatz. Ich habe schon 2 mal auf mich geschossen ohne das etwas passiert ist ..."


..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

strawinski

@Lesslemming.....du musst bestimmt fünf Nationalbibliotheken gelesen haben  ;).....Narkosen sind ja eigentlich kontrollierte Vergiftungen, wenn man es genau nimmt...mein Beispiel war eigentlich ein Anstoss mal bei staistischen Experimenten genauer hinzu sehen. Was solls....
Ich bedenke das ein Stein nur so gut ist, wie die Hände des Schleifers sind.
10 Bäcker mit den gleichen Materialien werden in der Regel 10 verschiedene brote backen.....


Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

BastlWastl

Zitat von: strawinski am 18. Januar 2012, 10:48:09
@Lesslemming.....du musst bestimmt fünf Nationalbibliotheken gelesen haben  ;).....Narkosen sind ja eigentlich kontrollierte Vergiftungen, wenn man es genau nimmt...mein Beispiel war eigentlich ein Anstoss mal bei staistischen Experimenten genauer hinzu sehen. Was solls....
Ich bedenke das ein Stein nur so gut ist, wie die Hände des Schleifers sind.
10 Bäcker mit den gleichen Materialien werden in der Regel 10 verschiedene brote backen.....




Strawinsiki, der Vergleich zum Bäker hinkt ;D!  Backmischung + Wasser nach Hersteller Rezept zubereitet! Bei mir in der Gegend schmeckt fast jedes Brot gleich! ;D

Mit den Händen des Schleifers hast du natürlich recht.

@Lesslemming: Ja der Franke zählt zweifelsohne zu den Super Finishern!........Braucht kein Mensch! aber ist auch schön einen zu haben.

wobei zumindest ein guter Belgier schon fast in drei Kategorien mitspielt. Facette setzen, polieren, Abschlussstein. Aber ohne Anreiber hast du recht.

mfg.Wastl.

Frank83

Hat schon mal wer den Franken mit einer DMT angerieben probiert? Wenn ja, wie verhält er sich damit bzw. lässt sich per dmt ein brauchbarer Schleifschlamm erzeugen?