Die Ölrasur - Grundlagen und Techniken

Begonnen von Stellar, 16. März 2011, 17:36:08

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shavior

Zitat von: MelrosePlant am 28. Mai 2014, 19:11:40
Den öligen Rasierhobel wieder sauber zu bekommen ist ne ganz andere Nummer-

Btw. ganz unabhängig ob Öl genutzt wird oder nicht: Aldi Süd Geschirrspültabs. 1 Tab in ein Glas, 2-3 h den Hobel in Einzelteile einlegen, abspülen, fertig. Kein Schrubben, nichts.  dh: dh: dh:
Meiner Erfahrung nach besser als Spüli+Ultraschall (wobei man da die meisten eh erden kann), Gebissreiniger, etc...

Tatsächlich hab ich das Öl auch wieder aufgegeben aus gegebenen Gründen: ständig siffiges Waschbecken (Öl+Seife pappt viel mehr als Seife alleine), ständig siffiger Hobel, Hände ölig..und vor allem versuche ich aktuell den Zeitfaktor etwas zu verringern, sprich: Gesichtsschäumen, Rasieren, AS, fertig. Für den heißes Handtuch+Öl Zirkus reichts morgens grad net mehr :/

MudShark

Also jetzt mal ganz generell global gesprochen: Es geht doch hier nicht ums Bekehren, oder?
Leute, die mit Öl klarkommen und solche, die lieber auf Öl verzichten, können, u.U. ein gemeinsames Ziel, hier wohl eine gute Rasur, vor Augen haben, ohne den Weg des jeweils anderen als völligen Blödsinn zu verunglimpfen, oder?
Wenn ich etwas nicht oder nur schlecht hinkriege, dann heißt das noch lange nicht, dass es unmöglich oder unsinnig ist, das gilt für alle möglichen Lebensbereiche.
Wenn ich Macbeth nicht rückwärts und mit finnischem Akzent auswendig rezitieren kann, dann ist das noch lange nicht unmöglich!
Und der, der's perfekt beherrscht, sagt der dann zu mir, ich wäre grenzdebil? Kaum...

Wenn ich ein Waschbecken nach der Ölrasur nicht als riesige Sauerei hinterlasse, bin ich dann ein Dämon, weil's andere nicht hinbekommen?
Wenn ich mich mit Seife alleine besser rasieren kann als mit Öl UND Seife, bin ich dann ein Vollidiot, weil ich's nicht besser hinkriege?
Ach nein, derjenige ist der Vollidiot, der Öl STATT Seife benutzt, der kriegt ja nicht mal ne ganz normale Seifenrasur geregelt! Oder nicht?

Mit anderen Worten, egal wie einer's macht, von mir aus auch mit einer zerschlagenen Single-Malt-Flasche,
wenn er 'ne anständige Rasur hinkriegt, freue ich mich wenn er's mich wissen lässt!
Solange ich nicht dasselbe tun muss...

Aber eins würde ich trotzdem gerne noch wissen: Wenn die Chemie sich so vehement zwischen Seife und Öl stellt, warum haben dann die besten Rasierseifen überhaupt Öl drin?
z.B. die hier:

"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Iltis

#512
Zitat von: MudShark am 28. Mai 2014, 21:20:38
Aber eins würde ich trotzdem gerne noch wissen: Wenn die Chemie sich so vehement zwischen Seife und Öl stellt, warum haben dann die besten Rasierseifen überhaupt Öl drin?

Ich bin kein Chemiker, aber ich glaube, ich kann deine Frage beantworten (lasse mich aber gerne von besser informierten Fachkundigen korrigieren, wenn ich Unrecht habe). In die von dir zitierten Inhaltsstoffen sind 2 Öle genannt, Kokosnussöl und Eukalyptusöl. Der Eukolyptusöl ist als Duftstoff zu verstehen, wärend der Kokusnussöl mit der Kaliumlauge (Potassium Hydroxide) verseift ist, und als Basis für die Rasierseife dient, bei manche Seifen kann man sowas wie Potassium Cocoate lesen, was die Produkt diese Verseifung representiert. Seife wird produziert insofern das man ein Fett oder Öl mit eine Lauge oder Base (da bin ich mir nicht sicher, welchen Begriff richtig ist, in meine Muttersprache redet man von "Alkali") reagiert. Der Produkt (oder die Produkte) diese Reaktion sind Tensiden, die die Eigenschaften haben, Fette ond Öle in Wasser mischbar zu machen, deswegen "wäscht" Seife besser als nur Wasser. Sicher ist es alles etwas komplizierter als ich es dargestellt habe, mit die Materie habe ich mich nicht grossartig auseinandergesetzt, aber mein Verständnis ist das Rasierseifen i.d.R. basischer sind als Badeseifen, um die in Barthaare enthaltene Fette effektiver zu emulgieren.
Ich stimme dir 100% zu, es geht nicht ums Bekehren, in die eine oder andere Richtung. Viele hier kommen mehr als nur klar mit die Ölrasur. Ich nicht, und versuche mir zu erklären, warum es nicht so gut funktioniert; ich vermute, das es mit ein Hobel besser geht als mit ein Messer, mein bevorzugte Schabwerkzeug, aber das ist nur eine Vermutung.
de gustibus, aut bene aut nihil

MelrosePlant

Zitat von: MudShark am 28. Mai 2014, 21:20:38

Wenn ich etwas nicht oder nur schlecht hinkriege, dann heißt das noch lange nicht, dass es unmöglich oder unsinnig ist, das gilt für alle möglichen Lebensbereiche.

Wenn ich ein Waschbecken nach der Ölrasur nicht als riesige Sauerei hinterlasse, bin ich dann ein Dämon, weil's andere nicht hinbekommen?


Hat das denn irgendjemand gesagt?

Viel Lärm um Nichts...

Seggl

Letzten Endes muss jeder wissen, was er mag und was nicht. Und wenn jemand kein Öl mag ist das absolut ok. Mir ging es allein darum, was diejenigen im Bad anstellen, die bei der Ölrasur von einer Riesensauerei sprechen, weil ich das nicht nachvollziehen kann.

Deswegen hier mein Prozedere, wie ich das ohne Sauerei und ohne glitschigen Hobel hinbekomme:

1. Möglichst heisses Wasser ins Becken einlassen
2. Handtuch immer wieder eintauchen, auswringen und ins Gesicht halten
3. Gesicht einölen
4. 3 Minuten warten, in dieser Zeit Hände mit Handelsüblicher Stückseife im Waschbecken waschen >>> Seifenwasser im Becken
5. Hände abtrocken und den Hobel greifen
6. Rasieren, ganz wie es beliebt, mit, quer, gegen den Strich. Nachfetten nicht nötig. >> Hände und Hobelgriff bleiben ölfrei. Lediglich die linke Hand zum Hautstraffen bekommt noch mal leichten Kontakt zum Öl. Die rechte Hand, die den Hobel führt, bleibt ölfrei, ergo kein glitschiger Hobelgriff
7. Hobel zwischendurch immer wieder im Seifenwasser im Waschbecken auswaschen. Ebenso nach dem letzten Zug und anschliessend mit einem Handtuch trockenreiben. Fettfrei und fertig.
8. Abfluß öffnen, gleichzeitig etwas heißes Wasser nachlaufen lassen und mit einem griffbereiten Spülschwamm nachwischen.
9. waschbecken und Armatur mit einem Handtuch trockenreiben
10. fertig

Zeitaufwand für 1 bis 10, wenn ich nicht trödel, ca 10 Minuten, also auch alarmstarttauglich


Danach sieht das Waschbecken und die Umgebung top aus und es gab nicht mal ansatzweise eine Sauerei. Ich möchte gerne verstehen, was andere machen, dass dabei eine Sauerei entsteht.
Wenn jemand sagt, er mag das Öl nicht, das sei ihm zu ruppig, nicht sanft genug - was auch immer - ist das für mich absolut ok. Aber wenn jemand sagt, eine Ölrasur erzeugt grundsätzlich eine Sauerei im Bad, dann ist das schlichtweg falsch.

Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!

wernerscc

Zitat von: Iltis am 28. Mai 2014, 21:58:33
........
Ich stimme dir 100% zu, es geht nicht ums Bekehren, in die eine oder andere Richtung. Viele hier kommen mehr als nur klar mit die Ölrasur. Ich nicht, und versuche mir zu erklären, warum es nicht so gut funktioniert; ich vermute, das es mit ein Hobel besser geht als mit ein Messer, mein bevorzugte Schabwerkzeug, aber das ist nur eine Vermutung.

Iltis, ich will auch keinen bekehren, aber zur Info; als ich in die Ölrasur eingestiegen bin mit dem Gemisch aus Reis- und Olivenöl bin ich mit dem Öl pur, also ohne Seife mit dem Hobel nicht gut klar gekommen; und erst recht nicht mit dem Messer. Irgendwann kam dann das Kokosöl und 3P Crema und plötzlich flutschte die Rasur mit dem Hobel komplett ohne Seife und zwar so überzeugend, daß ich's nochmal mit dem Messer probierte. Uns siehe da, plötzlich ging sogar die Messerrasur auch ohne Seife, aber mit Kokosöl und 3P Crema, oder wie letztens berichtet auch gut mit Proraso Crema an Stelle von 3P Crema.

Ölsauerei kenne ich vom meinem Einstieg in die Ölrasur auch noch ist aber längst Geschichte, da ich zumindest bei der Rasur mit dem Hobel das Öl-PreCrema-Gemisch nur einmal auftrage und danach die Hände genauso wie Seggl mit Seife wasche. Außerdem ist das Kokosöl wesentlich pflegeleichter, als die anderen Standardöle, sprich es wäscht sich im Gemisch mit der PreCrema mit warmem Wasser wesentlich leichter ab, als andere mir gebräuchliche Rasieröle. Liegt vielleicht daran daß Kokosöl zum größten Teil aus kurz- und mittelkettigen anstatt langkettigen Fettsäuren besteht.
Was lange währt wird endlich gut!

Vitali Sierend


Bei mir bewährt sich folgendes seit Monaten im 2 bis 3 Tagezyklus:

Schon immer nutze ich eine besondere Plastikschüssel fürs heisse Wasser beim Rasieren,
allein um den Hobel nicht mit dem Becken kollidieren zu lassen und Wasser zu sparen.

Das Einweichen der Barthaare erfolgt bei mir mit nem Handtuch,welches am einen Ende ins heisse Wasser eingetaucht wird.

Nachdem klatschnass heißen Handtuch wird reichlich kriklkrakls WD20_30 in den Bart einmassiert und dieser so erweicht.

In der 3-4 Minuten dauernden Einweichzeit bereite ich mir den Rasierschaum, denn ich habe das Gefühl,
das der dreifache Anschlag auf die Barthaare (heiss, Alkohol, RS) diese perfekt vorbereitet..

Das sehr alkoholhaltige Gemisch (50%) mit Babyöl und Babycreme bleibt Grundlage für den Einsatz der Arco RS beim 1. Durchgang.

Beim 2. Durchgang ist mal Babyöl mit etwas Rhizinusöl, mal Kokosöl die Basis für die gegen/quer-Final-Rasur mit der Arco-RS.

Danach lösche ich ausgiebig kalt ab, und spüle den Hobel in der Schüssel kurz durch.
Die Bartstoppeln werden im heissen Wasser gelöst weggegossen, 1x im Monat gibts Spüli.

Kein AS oder ASB erforderlich, denn meine Haut ist weich mit NULL Rasurbrand.

Duschen und Rasieren ist bei mir getrennt, danach wische ich kurz mit der nassen Handtuchseite  Hobel und Klinge sauber und trockne sie mit der anderen Seite, alles easy und flink.

Für mich die perfekte, hautfreundliche, kostengünstige, zeitsparende Rasur, allein das öfter nötige Reinigen der Sauborste durch Kalkseife und Öl nervt ein wenig, aber das ist mir das perfekte Rasurgefühl mehr als wert.

chacun á son gout, Vitali





Frank OZ

#517
Oh je, die Rasur mit Öl hat mir eine weitere Erkenntnis beschert! Als ich mich vor einigen Tagen mal mit einer Rasiercreme eingeschmiert habe stellte ich fest: Mit der Hand geht es besser als mit einem Pinsel!

Ich hatte mir die Rasiercreme so eingerieben, wie ich sonst das Öl verteile und hatte nach einem munteren Hin und Her mit dem Feather mit Feather und ohne verbliebenen Schaum im Terrain dennoch so viel Schmierstoff einmassiert, dass ich ähnlich wie beim Ölfilm sämtliche Aufräumarbeiten ohne Nachschlag erledigen konnte. Früher, lang ist's her, habe ich Rasiercreme mit dem Pinsel aufgetragen, HoHoHo- Weihnachtsmannmäßig. Aber weder die Gleit- noch die Plegewirkung war so gut wie jetzt nach dem Auftrag mit der Hand.

Denjenigen von Euch, die mit Rasiercreme laborieren, möchte ich empfehle, den Haarigen mal abhängen zu lassen und mit Fingerspitzengefühl zur Sache zu kommen. Das "Ölfingerverfahren" holt mehr aus einer Rasiercreme 'raus, als der Wuschel und rückt die Schmiere in die Nähe eines Ölfelds.

Glatt gegrüßt,

Frank

MelrosePlant

Na dann kann ich ja jetzt meine Pinsel verschenken...wer will?
o) ;D

Frank OZ

Zitat von: Seggl am 28. Mai 2014, 23:30:16
... Aber wenn jemand sagt, eine Ölrasur erzeugt grundsätzlich eine Sauerei im Bad, dann ist das schlichtweg falsch.


dh: Ich habe mir angewöhnt, mich mit öligen Fingern zu rasieren. Beim Feather funktioniert das wegen des Profils sehr gut, beim Edlen bedurfte es einiger Übung. Mir vor dem Griff zum Hobel die Hände zu waschen habe ich mir abgewöhnt, denn ich wechsle die Hände während der Rasur und wische mir zwischendurch zum Zweck der "Qualitätskontrolle" eh' immer mal wieder durchs Gesicht. Es ist alles eine Frage der Übung. Nach der Rasur und vor der kalten Spülung wasche ich mir Hände, dabei reibe ich den Hobel einfach mit ab und gut ist. Sauerei: Keine.

Glattest, Frank

Iltis

de gustibus, aut bene aut nihil

maranatha21

Mit öligen Fingern rasieren, Respekt!

Das kommt bei mir immer mal wieder vor, wenn auch ungewollt, weil man manchmal dann doch die Führungsfinger irgendwie mit Öl anschmiert. So, wie es mit Wasser oder Schaum halt auch trotz Vorsicht immer mal geschieht. Aber ich merke für mich jedesmal, dass ich das nicht unbedingt haben will. Da hab' ich es doch lieber, wenn ich den Hobel mit einer trockenen Hand führen kann. Kein Wasser, kein Schaum, kein Öl dran!
Ich glaube, es ist gar nicht wegen der Sicherheit, weil ich den Hobel auch so immer kontrolliert und nicht absturzgefährdet in den Fingern habe. Es ist eher eine ästhetische Sache. Meine "Hobelhand" möchte ich einfach sauber und trocken haben und das geht ja auch gut, da ich den Hobel nicht in die andere Hand wechsle. "Qualitätskontrollen" übernimmt die andere Hand und auch da ist es mir lieber, nach dem Ertasten der Güte der Rasur kurz das neben mir hängende Handtuch zu bemühen, und auch die andere Hand wieder trocken zu legen. Ich mag das irgenwie so, dass die Schmiererei im Gesicht stattfindet, und nicht an den Händen.

@Iltis: der "Edle" ist der Giesen & Forsthoff

Lu-Ku

ich finde, dieser Faden dreht sich, nicht erst seit kurzem, im Kreis,
und das ist ja nach 35 Seiten :o auch nicht besonders verwunderlich.
Nicht nur eigentlich ist doch alles schon mehrmals und immer wieder gesagt worden,
teilweise auch von mir. ;D
Die Befürworter der Rasur mit Öl haben ihre Argumente und ihre Vorgehensweise
in allen erdenklichen Facetten zum Ausduck gebracht, diejenigen, die sie ablehnen, ebenfalls.
Wir haben von Missionierung gehört und gelernt, dass das eigentlich gar niemand will ;)
Wir haben festgestellt, dass doch eigentlich jeder nach seiner Facon glücklich werden soll
und es doch letzendlich nur um eine gute, befriedigende Rasur geht.
Ich habe viel über die Rasur jenseits von Pinsel und Seife gelernt, bis auf die Rasur mit Motoröl
und die Unterschiede zwischen vollsynthetisch und Mineralöl weiß ich eigentlich jetzt alles... ;)
Einige von mir sehr respektierte User fahren inzwischen zumindest zweigleisig und haben ihre Beweggründe hierfür sehr anschaulich dargestellt, aber jetzt, wie gesagt, verliert's langsam etwas an Spannung.
OK, Frank hat noch einmal kurz aufbegehrt und seine Erfahrung mit im Gesicht mit den Fingern verschmierter Rasiercreme dargestellt, aber das gehört ja eigentlich gar nicht hierher, vielleicht wär's ja Thema für einen neuen Thread, um mal wieder in regelmäßigem Abstand eine "neue Sau durch's Rasurdorf zu treiben",
aber um Franks, ich glaube das darf man so sagen, gestörtes Verhältnis zu seinem Pinsel sind wir ja inzwischen alle im Bilde...
In diesem Sinne: nix für ungut. ;D
Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Frank OZ

Zitat von: Lu-Ku am 30. Mai 2014, 00:16:37
... aber um Franks, ich glaube das darf man so sagen, gestörtes Verhältnis zu seinem Pinsel sind wir ja inzwischen alle im Bilde...
In diesem Sinne: nix für ungut. ;D


dh:: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,27616.0.html

Glatt gegrüßt, Frank

uwe9

Zitat von: maranatha21 am 29. Mai 2014, 19:42:04
Mit öligen Fingern rasieren, Respekt!


... nicht, dass es bald zur letzten Ölung kommt >D
Viele Grüße aus der Tabac-Stadt (Stolberg/Rhl.), Uwe :D