Anfängerfragen

Begonnen von dennisbk, 12. September 2017, 01:54:14

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

dennisbk

Hallo, ich bin neu hier und habe ein paar Anfängerfragen!

1. Wie weit sollte bei einem Wechselklingenmesser / Shavette die Klinge aus der Halterung herausragen? Ich kann meine beinahe bis zur Schneide hereinschieben oder aber einen halben Zentimeter herausstehen lassen - was empfehlt Ihr und warum?

2. Zur Breite von Rasiermessern. Ich habe oft gelesen, dass schmale Messer (z.B. 4/8) schwieriger in der Handhabung sind (und deswegen für Anfänger nicht geeignet), aber sich dafür besser für präzises Arbeiten an Konturen eignen. Die Frage klingt vielleicht blöd, aber warum soll das so sein? Mit dem Bart bzw. der Haut kommt doch nur die Schneide in Kontakt und vielleicht noch ein paar Millimeter dahinter. Warum sollte es relevant sein, ob das Messer danach noch einen oder zwei Zentimeter weitergeht? Auch was das Halten angeht, müsste man doch selbst schmale Messer leicht im gewünschten Winkel halten können? Also woran werden mechanisch die attestierten Vor- und Nachteile festgemacht?

3. Mein Wechselklingenmesser ist okay aber nicht sonderlich stilvoll. Ich habe gesehen, dass online ein Händler eine große Anzahl und Vielfalt an schönen neuen (also unbenutzten) und gleichzeitig alten (also vor langer Zeit hergestellten) Messern hauptsächlich aus Solingen zum Verkauf anbietet. Diese kommen wohl vor allem aus Nachlässen und Insolvenzmassen und sind scheinbar viele Jahrzehnte alt. Da sind ein paar schöne Stücke dabei... taugen die etwas? Kann man das überhaupt beurteilen oder einschätzen, ohne die Messer selbst gesehen zu haben? Unbenutzte Messer sollten ja eigentlich rasierfertig und in prima Zustand sein, und irre viel Hightech ist in den letzten 100 Jahre wahrscheinlich auch nicht dazugekommen, aber macht es Sinn, sich so ein Messer anzuschaffen?

Hoffe auf die Erleuchtung... vielen Dank :)

Tim Buktu

Zur ersten Frage kann ich nicht antworten, da ich keine Erfahrung mit Wechselklingenmessern habe.

Bei Rasuren mit meinen 3/8-Messern stelle ich fest, dass sich der Widerstand der Barthaare spürbar stärker auf das Messer auswirkt. Vermutlich liegt das nicht in erster Linie an der Breite der Klinge sondern am Gesamtgewicht. Man kann sich gut mit schmalen Klingen rasieren, muss aber die Klinge öfter vom Schaum befreien und auf Grund der etwas schwierigeren Führung etwas besser aufpassen. Kein Hindernis für eine Rasur, aber für Anfänger meiner Meinung nach schwieriger.

Aus meiner Sich spricht nichts gegen ein NOS-Messer. Sicher sind vor 50 oder 100 Jahren weniger "Schrottmesser" hergestellt worden als heutzutage. Also keine Hemmungen beim Kauf von alten Messern!

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

trexko

Ich lege die Klinge bei meinen Wechselklingen Messern immer bis zum Anschlag ein. Denke sonist es gedacht.

Standlinie

Bei allen Shavettes, die ich kenne, ist von der Konstruktion her festgelegt, welche Rasierklinge in das entsprechende System eingelegt werden muss und wie weit diese Rasierklinge eingeschoben oder eingelegt werden kann. Sehr oft sind zusätzliche Haltepunkte für die Klinge im Shavettekopf vorgesehen, wie bei den Shavettes von Dovo, Tondeo, Jaguar und auch bei anderen Typen. Das kannst Du im eigenständigen Shavette-Strang nachlesen. Probleme treten allerdings genau dann auf, wenn diese Shavette nicht für herkömmliche DE-Rasierklingen geeignet ist und dann Sonderklingen einzulegen sind (z.B. Feather, Tondeo, Jaguar, u.a.). Das Einlegen einer halbierten DE-Rasierklinge gerät dann allenfalls zu einem erzwungenen Glücksfall.

Beim Nachschneiden von Konturen ist es einfach einfacher, wenn man ein schmales und leichtes Messer in der Hand hält. Man kann es einfach besser handhaben. Damit kann man Rundungen und kurzen geraden Abschnitten viel besser folgen und vorhandene Stoppeln entfernen. Würde man dagegen ein 8/8-Rasiermesser einsetzen, behindern die Größe dieses Messers und natürlich auch das Gewicht eine leichte Handhabung. Außerdem verdeckt die sehr breite Klinge die nachzuschneidenden Nachbarbartabschnitte mit der Folge, dass man dann leichter aus der Spur gerät. Die Kontur kann dann ziemlich kurvig ausfallen.

Alte Messer haben ihren Reiz. Sie können gut aussehen, die Stahlgüte passt in der Regel auch und eigentlich spricht nichts gegen einen Erwerb. Aber .... Dieses Aber habe ich hier eingefügt, weil es in der Regel eben nicht allein damit getan ist, solch ein Messer anzukaufen. Solch ein altes Rasiermesser ist normalerweise nicht oder nicht mehr ganz rasurbereit. Der Klinge muss dann vor einer Rasur erst einmal ihre Rasurschärfe zurückgegeben werden, sprich, die Klinge verlangt nach einen Abzug auf geeigneten Steinen. Wenn Du das nicht selber kannst, könntest Du dieses Rasiermesser hier im Forum von einigen Messerprofies nachschärfen lassen. Erst danach wirst Du neue Rasurfreuden erleben können. Die Entscheidung liegt bei Dir.   ;)
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Borsif

Zitat von: Standlinie am 12. September 2017, 10:48:49
Alte Messer haben ihren Reiz. Sie können gut aussehen, die Stahlgüte passt in der Regel auch und eigentlich spricht nichts gegen einen Erwerb. Aber .... Dieses Aber habe ich hier eingefügt, weil es in der Regel eben nicht allein damit getan ist, solch ein Messer anzukaufen. Solch ein altes Rasiermesser ist normalerweise nicht oder nicht mehr ganz rasurbereit. Der Klinge muss dann vor einer Rasur erst einmal ihre Rasurschärfe zurückgegeben werden, sprich, die Klinge verlangt nach einen Abzug auf geeigneten Steinen. Wenn Du das nicht selber kannst, könntest Du dieses Rasiermesser hier im Forum von einigen Messerprofies nachschärfen lassen. Erst danach wirst Du neue Rasurfreuden erleben können. Die Entscheidung liegt bei Dir.   ;)

Hier möchte ich hinzufügen, dass auch viele neue Messer nicht in rasurbereitem Zustand ausgeliefert werden. Alte Messer sind ansonsten normalerweise tadellos, gab dennoch auch damals Montagsmesser.

Shelob

Erstmal ein herzliches Willkommen hier!

Zu deinen Fragen:
1. Normalerweise ist die Klingenposition durch einen Anschlag vorgegeben.

2. Schmale Messer tendieren aufgrund ihrer Größe und des geringen Gewichtes eher zum kippeln. Das heißt, wenn die Klinge etwas hängen bleibt stellt sie sich auf und man bekommt leicht eine Art Ansatzcut. Bei größeren Messern ist hier die Gefahr etwas geringer. Als Anfängermesser sind 5/8 oder 6/8 gut, wobei ich eher zu 6/8 tendieren würde.

3. Du meinst bestimmt die Revisor Seite. Die Messer von dort sollten alle in gutem Zustand sein, aber wohl nicht Rasurfertig geschärft. Ich habe selbst noch kein Messer dort gekauft, aber die Finger zucken jedes Mal wenn ich dort ein wenig am stöbern bin.  ;D

Als Anfänger kann ich nur empfehlen ein geschärfte Messer im Mitgliederhandel zu erwerben. Da kannst du von aussgehen, dass es erstens scharf ist und zweitens auch gut behandelt wurde. Für die erste Rasur damit brauchst du es nichtmal zu ledern, da dies meist schon erledigt ist. Und falls das Messern doch nichts für dich ist waren die Investitionen nicht so hoch.
,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

heikofolkerts

Bliebe noch zu ergänzen, dass die Rasur mit Wechselklingenmesser sich von einer Rasur mit einem Messer unterscheidet - sich anders anfühlt. Ich würde wie bereits geschrieben die Klinge stets bis zum Anschlag einlegen und sicherstellen, dass sie fest im Halter ist. Eine Klinge, die zu weit heraussteht, ist gerade für Anfänger gefährlich, weil sie schnell in die Haut eindringt.

dennisbk

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Mein Wechselklingenmesser sieht ganz genau so aus: https://portcorner.com/antiga-barbearia-de-bairro-shaving-razor-classic. Ich habe es in Lissabon beim Barbier gekauft. Der hat mir auch Doppelklingen von BIC dazu gegeben, die in der Mitte durchgebrochen werden. Es gibt da keinen Anschlag, zumindest keinen der zu den Klingen passt, denn die verschwinden ganz drin. Allerdings kann man sie mit der Klemme in jeder beliebigen Position arettieren und sie bleiben dann auch so, daher die Frage. Dass die Klinge schnell in die Haut eindringt kann ich leider aus mehrfacher eigener Erfahrung bestätigen :-/ Ich glaube das lag an meinem Winkel oder Druck oder beidem. Hoffentlich lerne ich das schnell besser.

Ich hatte irgendwo gelesen, dass ein gutes Messer sich beim leichten Druck mit dem Fingernagel gegen die Seite etwas verformen sollte. Das geht natürlich beim Wechselklingenmesser nur dann wenn die Klinge sehr weit raussteht. Aber vielleicht gilt die Aussage ja gar nicht für Wechselklingen.

Ich habe eigentlich nicht vor, eine ganze Sammlung von Messern aufzubauen, aber ich hätte gern ein schönes gutes Messer und das darf dann auch was kosten, da es ja Jahrzehnte hält. Alte Messer finde ich ansprechend, weil der ganze Vorgang des Rasierens mit dem Messer an sich schon wie eine Zeitreise ist. Aber vielleicht übe ich erstmal noch eine Weile mit dem Wechselklingenmesser bis ich dann auch selbst besser einschätzen kann, worauf es ankommt.

leutnantbrown

Hallo Dennis,

Du machst es genau richtig. Es gibt leider viele Männer, die sich sofort ein tolles Rasiermesser kaufen, enttäuscht sind, dass es nicht gleich intuitiv klappt und das Messer auch keine vernünftige Rasurschärfe besitzt. Besser ein wenig üben und dann einfach mal schauen, was einem am meisten liegt. Trotzdem behaupte ich, dass die "richtige" klassische Rasur per Rasiermesser die Königsdisziplin ist. Wenn man ein wenig Geduld hat und sich beraten lässt, kann man immer wieder mit Freude, den Kampf gegen die Stoppeln aufnehmen.
Im Mitgliederhandel werden immer wieder sehr gute Messer angeboten.


Vg
Peter
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

Matthias R.L.

Zitat von: dennisbk am 14. September 2017, 03:11:13Dass die Klinge schnell in die Haut eindringt kann ich leider aus mehrfacher eigener Erfahrung bestätigen :-/ Ich glaube das lag an meinem Winkel oder Druck oder beidem.
Kenne ich leider auch :(
Meistens passiert das bei mir fast zum Schluss, wenn ich ein paar Stellen noch "g'schwind" fertig machen will.
Dieses "mal eben schnell" sollte man beim Messer unbedingt vermeiden.
Was neben Druck und/oder Winkel aber auch eine Ursache für einen Cut sein kann ist eine Bewegung in Schneidrichtigung.
Da reicht leider eine minimale Bewegung um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen :(
Passiert zumindest mir halt auch fast immer ganz zum Schluss: ah, da ist noch ein kleiner Stoppel, den mal noch schnell wegmachen.
Gruss aus dem Hunsrück, Matthias

Grosser

Zitat von: dennisbk am 14. September 2017, 03:11:13
[...] Ich habe eigentlich nicht vor, eine ganze Sammlung von Messern aufzubauen [...]

Das sagen sie am Anfang alle. Und dann ziehen sie um. In eine größere Wohnung natürlich. Denn die Sammlung an Messern und Zubehör braucht so seinen Platz :D
https://www.youtube.com/watch?v=PqRct7mmES0&t=194s
Viele Grüße, Christoph

Bad_Rockk

Hallo Dennis,

ich bin auch noch Anfänger in der Messerrasur, aber ich möchte es nicht mehr missen. Habe mich vor kurzem mal für die Hochzeit meiner Schwester wieder mit dem Systemrasierer rasiert, wollte zu 100% verletzungsfrei sein  8)  und es war nicht im Ansatz so angenehm wie ich es vor der Shavette-Rasur im Kopf hatte.

Immer dran bleiben und in Ruhe rasieren. Ich mache es zur Zeit Abends, dann brauche ich 30 Minuten für 3 Durchgänge und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Nicht perfekt, aber was will man nach 4 Wochen mehr erwarten?! Und probiere auch mal verschiedene Klingen aus. Ich komme mit den Derby Premium und den ASTRA Superior Platinum sehr gut aus.

Gruß Tim
Gruß Tim

Sparschäler reloaded