unbekanntes Sheffield Wedge

Begonnen von titanus, 11. Mai 2016, 20:05:23

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titanus

Hallo Messerschwinger,

mir ist ein altes Wedge zugelaufen.
Es ist für mich etwas schwierig zeitlich einzuordnen.
Am Erl ist recht rustikal  "CAST STEEL; SHEFFIELD" eingeschlagen.
Auf der Klinge befindet sich eine Ätzung mit folgendem Wortlaut:
"SILVER COMBINED WITH STEEL"
"SET READY"
"FOR UBE" (UBE ist nicht sicher lesbar; kann auch etwas Anderes sein)
"PRINCE ALBERTS ROYAL RAZOR"

Cast Steel würde für ein Wedge älter als 1835 sprechen.
Zu dem Zeitpunkt gab es aber noch keinen "Prince Albert".
Gemeint ist ja sicher der Gatte von Q. Victoria.

Bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt.
Speziell interessiert mich natürlich die Expertise von Meister Iltis.

Danke schon mal

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Unbearable

Zitat von: titanus am 11. Mai 2016, 20:05:23
"SET READY"
"FOR UBE" (UBE ist nicht sicher lesbar; kann auch etwas Anderes sein)
Wenn ich mir einen "wild guess" erlauben darf: Das kann man als "Set ready for use" (Garnitur fertig zum Benutzen) lesen. Vielleicht wurde hier ein rasurfertiges Messer als Teil eines Komplettpakets verkauft.

titanus

Du hast bestimmt recht.
Darauf hätte man mit ein wenig Nachdenken auch selbst kommen können.

Danke

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

kehmesis

Ein Foto wäre wünschenswert.
Die einzigen Prince Alberts die mir unter die Nase kamen, hauptsächlich auf ebay.com, waren eigentlich immer Frederick Reynolds.

kehmesis

Zitat von: Unbearable am 11. Mai 2016, 21:06:54
Zitat von: titanus am 11. Mai 2016, 20:05:23
"SET READY"
"FOR UBE" (UBE ist nicht sicher lesbar; kann auch etwas Anderes sein)
Wenn ich mir einen "wild guess" erlauben darf: Das kann man als "Set ready for use" (Garnitur fertig zum Benutzen) lesen. Vielleicht wurde hier ein rasurfertiges Messer als Teil eines Komplettpakets verkauft.

"Set" ist hier als Verb zu verstehen.... etwas in einen Zustand versetzen. Set ready for use heißt sinngemäß "bereit gemacht zur Benutzung"

titanus

Zitat von: kehmesis am 11. Mai 2016, 21:58:23
Ein Foto wäre wünschenswert.
Die einzigen Prince Alberts die mir unter die Nase kamen, hauptsächlich auf ebay.com, waren eigentlich immer Frederick Reynolds.

Ups. Vergessen.
Hier sind sie:





Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

kehmesis

So auf die schnelle habe ich das hier gefunden.

titanus

Super.
Die Klinge scheint bis auf die Bezeichnung "CAST STEEL; SHEFFIELD" identisch.
Die Ätzung ist genau die gleiche.
Stellt sich die Frage: wie alt ist es wohl und warum diese Hinweise auf unterschiedliche Zeiten?

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Iltis

Zitat von: kehmesis am 11. Mai 2016, 22:52:26
So auf die schnelle habe ich das hier gefunden.

Leider funktioniert der Link nicht mehr.

Titanus, Dein Messer ist ein bisschen sehr anachronistisch; entweder ist es aus cast steel oder silver steel, es kann, trotz was drauf steht, nicht aus beides sein. Ein cast steel Messer mit ein barber's  notch ist auch so ungewöhnlich, das ich mich schwer tue, daran zu glauben, das es aus der Blütezeit die Tiegelstahlmesser stammen kann. Dagegen spricht auch der "Prince Albert" Ätzung, der ein terminus post quem von frühestens 1840 und ante quem 1861 gibt. Wikipedia sagt mir, das der Albert zum Anfangszeit seine Ehe mit Victoria ziemlich unbeliebt in England war - das macht es unwahrscheinlich, das man seine Name für Werbezwecken verwenden würde, bis Ende der 1840er, wo er mehr Akzeptanz fand.
Ich schätze, das Messer stammt aus die 1850er, das es sich aber um ein Rohling das etwas, vielleicht 20 oder 30 Jahre älter ist, nur so kann ich mir die "cast steel" Prägung erklären.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

titanus

 Danke Herr Iltis für deine Expertise!
Netter Weise deckt sich das, was du schreibst mit meinen Gedanken
zu diesem Messer  dh: .

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Rockabillyhelge

So ungewöhnlich finde ich das eigentlich nicht, es ist halt die Frage auf was sich Cast Steel bezieht,
auf Kokillenguss oder Formguss der Rohlinge, wenn dann mit Silberstahl gegossen wurde passt es doch,
die Ätzung kenne ich von verschiedenen Herstellern bzw. habe sie schon bei verschiedenen Herstellern
gesehen.
Kann mich Iltis Schätzung um 1850 nur anschließend wobei ichs der Form wegen eher etwas jünger als
Älter einschätzen würde. Von der Prägung ausgehend datieren halte ich für mich (da ich mir meiner
Fachkenntnisse in diesem Falle aber auch nicht so sicher bin) riskant da ich dann an einige andere
Messer aus verschiedenen Zeiten denke die ähnliche Markierungen trugen, so wie z.B. Old English Razor etc..
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Iltis

"Cast Steel" bezieht sich m.E. immer auf der Stahllegierung das Benjamin Huntsman um 1740 erfand, das es sich um der Herstellungsprozess statt die Rezeptur handeln könnte bezweifle ich. Ich gebe dir Recht, Helge, was Prägungen angeht, das "Old English Razor", "Celebrated Razor" u.d.gl. relativ unaussagekräftig sind, aber "Prince Albert"s Royal Razor" dürfte eindeutig sein - vor seine Hochzeit mit  Victoria war er für England unbedeutend, und nach sein Tot wäre es, ein Rasiermesser als "seins" zu bezeichnen, etwas makaber, selbst für die Victorianer, die bekanntlicherweise schon ihre morbide Seite hatten. Der Form finde ich in diesem Fall zemlich nichtsaussagend - der könnte m.E. überall zwischen 1830 und 1880-90 passen, auf jeden Fall ist die Schneide ziemlich verschlissen, was die eigentliche Klingenform unmöglich zu erkennen macht. Auch die Tatsache das es sich um ein derbes Messer handelt hat mehr mit die Ätzung an der Klinge als sonstwas zu tun, und ist nicht wirklich aussagekräftig. Da finde ich der "Albert connection" am hilfreichsten.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Rockabillyhelge

Stimmt, Huntsman hab ich irgendwie vergessen gehabt, stimme dir dann auch mit dem Cast Steel zu.
Auch für den kleinen Eindruck des viktorianischen GB danke ich dir, das sind Infos die einfach Gold wert sind, vor allem wenn man
historisch an die Sache geht  :D dh:
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

strawinski

also auf vielen alten Messern steht Cast Steel. Ob Bengal oder noch älter. Ist nur der Stahl und Sheffield, naja der Ort.....
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

UbuRoy

Meiner Erfahrung nach erkennt man Cast Steel beim schärfen.
Der Stahl erscheint auch etwas matter und weniger hochglanzpolierbar. Vermutlich wegen der gröberen Kristallgitter im Aufbau des Stahls (ist aber nur meine Vermutung).
Ich habe oft meine liebe Not mit Cast Stahl beim schärfen gehabt.
Ein weiteres Kennzeichen für den eher rustikalen und ungenaueren Kokillenguss ist oft auch die unregelmäßig breite Facette.