Rost und Patina schonend und schnell entferrnen

Begonnen von In_Je_Ner, 19. Juni 2011, 15:46:32

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In_Je_Ner

Dear Sirs,
ich möchte euch eine kostengünstige und gleichzeitig schonende Methode vorstellen, wie man das Messer schnell vom Rost befreit oder eine leicht mit Patina angelaufene Klinge schnell auf Hochglanz bringt.
Man nehme:
1.   Lederreste etwa 1-2mm dick (kleine Stücke gibt es immer kostenlos beim örtlichen Schuster oder Sattler)
2.   Öl (sch.... egal welches, das Ihr gerade da habt)
3.   Siliziumkarbidpulver (feinewerkzeuge.de ) Ich fange meistens mit 120 an und arbeite mich nach oben.
4.   Chromoxidgrün oder Eisenoxidrot (z.B. von Kremer Pigmente)

So geht's:
Das Leder in kleine handliche Stücke Schneiden (Cuttermesser oder Haushaltsschere)
Von der Fleischseite(raue Seite) schön einölen und leicht mit Pulver bestreuen
Jetzt einfach mit leichtem Druck schmirgeln und zwischendurch etwas Pulver dazu Streuen bis sich das Lederstück damit voll gesetzt hat. So erhält man fast ewiges Schleifpapier das Reisfest und geschmeidig ist. Es legt sich gut über den Rücken um die Klinge herum. Das Öl + Schleifpartikel arbeiten immer gut zusammen, gleichzeitig stellt das Leder eine elastische Bettung dar.
Nach kurzer Zeit ein gutes Ergebnis genießen!

Die schwer zugänglichen Stellen mache ich immer noch mit Dremel da es nur schwer möglich ist am Erl z.B. von Hand zu schmirgeln.

ACHTUNG!
Bitte passt beim Arbeiten auf dass die groben Körner auf das Lederstück mit extra feinen Körnung kommen, sonnst gibt es Kratzer und Ihr müsst von vorn wieder anfangen!

P.S. Siliziumkarbidpulver verwende ich auch beim Abrichten der Wassersteine auf Schleifpapier und Glassplatte. Es geht dann einfach schneller.
Liebe Moderatoren, falls kein Zusätzlicher Thread erwünscht ist, bitte verschieben.
Gruß Jewgeni




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BlueDun

Interessant! Das werde ich bei Gelegenheit wohl gerne mal ausprobieren.
Danke Dir für den Tipp!

Gruss
BlueDun

In_Je_Ner

Was ich noch anmerken wollte, man kann die Schleifwirkung weiter erhöhen in dem man mehr Öl und Pulver dazu gibt und quasi mit dem Schlamm schleift!
Willkommen in meiner Herstellerecke

Iltis

Ich benutze auch gerne Korundpulver zum polieren. Statt mit Lederreste benutze ich ihn auf Filzscheiben aufgetragen. Meine Pulver habe ich bei mineraliengrosshandel.com gekauft - da ist um einiges günstiger wie Feinewerkzeug.de. Die Pulver verarbeite ich zu eine Polierpaste insofern, das ich eine Teelicht nehme und auf eine Kochplatte setze bis die ganze Wachs in die Aluschale geschmolzen ist, dann vorsichtig mit eine Zange (das Teil ist heiss!!) auf eine ausgebreitete Zeitung lege, der Docht entferne, und mit die Pulver auffülle - dabei schüttet natürlich einiges von der Wachs auf der Zeitung, der genau deswegen als Unterlage da ist. Man braucht dafür mehr Pulver als man glauben würde, erhält aber, nachdem der Wachs wieder ausgehärtet ist, und man die Aluschale entfernt hat, eine sehr brauchbare Polierpaste das man direkt auf eine rotierende Filzscheibe auftragen kann. Da ich ungerne die Originaloberfläche entferne, ist bei mir aber nix mit 120er Körnung . meine gröbste Polierpaste liegt bei F800 - damit kann man schon ganz gut eine Menge entfernen, die ursprungliche Bearbeitungsspuren bleiben trotzdem erhalten.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

In_Je_Ner

#4
Das mit den Arbeitsspuren kann ich gut nachvollziehen, es ist besser für ein Rasiermesser wenn die da sind da die Oberfläche größer ist als die spiegelblankpolierte und deswegen auch mehr Fläche zum verdunsten der Feuchtigkeit bietet, denn die allgemeine Erfahrung zeigt, dass die absolut planen Flächen deutlich anfäliger für die Feuchteschäden sind als gerillte. In unserem Fall leichte Patina(die entferne ich auch nur mit Chromoxid oder Stahlpolierpaste aus der Tube).
Doch die Sache ist die, wenn das Messer bereits richtig angefangen hat zu rosten gibt es hessliche flecken die relativ tief in die Klinge rein gehen manchmal sind es auch nur Pünktchen, und wenn sie nicht gründlich auspoliert oder sogar entfernt werden setzt das Messer genau an dieser Stelle immer wieder Rost an. Das hat mich schon oft genervt Aber das kennst du sicherlich, denn jeder der hier mitliest hat schon mal Rost gekauft nehme ich mal an ;D
Evtl hast du ein Tip wie ich ohne großen Materialabtrag diese Schadstellen neutralisieren kann?

Vielen Dank für neue gute Bezugsquelle!
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Iltis

Bei mir geht es weniger um die Rostanfälligkeit als der historischer Integrität die Messer - wenn man alles spiegelblank poliert geht eine Menge materielle Geschichte unwiederbringlich verloren, und das finde ich schade - ich habe immer angenommen, ein spiegelpoliertes Messer ist pflegeleichter als eins mit die Spuren der Zeit, lasse mich aber gerne von das Gegenteil überzeugen.

Zu Rostfrass: ob man das hässlich findet, oder wie ich, ein Teil der Geschichte des Messers, ist eine Frage der Ästhetik, und macht wenig Sinn zu diskuttieren. "Neutralisieren" geht soweit ich es weiss nicht, aber es ist wichtig, das kein Rost mehr in die angefressene Löcher mehr vorhanden ist, um da sicher zu gehen, bürste ich die Löcher mit ein Glasfaserpinsel aus, und triefele ich immer wieder Feuerzeugbenzin zu - der Benzin hat dabei 2 Funktionen: erstens verhindert es das die abgegrochene Glasfasern rumfliegen - sie sind als Spreisel sehr unangenehm in der Haut und sicher ziemlich ungesund einzuatmen. Zweitens dient der Benzin als Indikator ob noch Rost vorhanden ist - verfärbt er sich Rot hat man noch zu tun, bleibt er klar, ist alles sauber.

Feuerzeugbenzin benutze ich auch nach die Rasur um das Messer zu putzen - erstmals spüle ich ihn unter sehr heissen Wasser, wische ihn ab und bespritze ihn nochmals mit Benzin, um danach noch einen Handballenabzug zu machen - das entfernt letzte Resten Seife, und gewährleistet, das das Messer absolut trocken ist. Solange es danach auch trocken aufbewahrt wird, ist kein Rost oder Verfärbung mehr zu befürchten. Die einzige Ausnahmen, die ich kenne, sind Messer aus Tiegelstahl - das Material ist von sich aus extrem anfällig für Oxidation, verfärbt sich von alleine und riecht sogar bei der Rasur nach Eisen. Da kenne ich wirklich keine Lösung ausser immer wieder kontrollieren und notfalls nachpolieren.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

In_Je_Ner

Feuerzeugbenzin nach der Benutzung....probiere ich mal aus, kann mich damit durchaus anfreunden! Von einem Handballenabzug höre ich zum zweiten mal im Leben. Das erste mal habe ich mich in der Türkey rasieren lasen....der Barbier war echt spitze!!! Wie er das Messer geführt hat....ein Virtuose in seiner Kunst!!! Er hat den Schaum nach jedem Zug auf seinem Handballen abgestrichen. Er hat nur einen Durchgang mit dem Strich gemacht und es war auch ausreichend, das Ergebniss war echt Top!
Historische Spuren auf der Klinge finde ich manchmal auch schön, hängt vom Messer ab, vor allem wenn sie nicht rosten! :) Manchmal gelingt es mir sie mit Pasten so auszupolieren dass sie zwar sichtbar sind und sich gut austrocknen lassen, dann stören sie mir auch nicht. Ich habe mal ein Messer in der Bucht geschoßen von Hugo Grafweg Höchscheid SolingenGarantie I Qual Engl.Stahl. Eigentlich kein hochrenomierter und berühmter Hesteller aber solch ein feinen und dünnen Hohlschliff habe ich noch nie erlebt, nicht einmal von Heartring. Leider hat die falsche Lagerung der Klinge ganz schön zugesetzt. Nur ganz vorsichtig mit der Handpolitur habe ich das gute Stück wieder in Ordnung gebracht und anschließend geschärft. Ich mag die Klinge sehr, weil sie mir immer ein gutes Ergenbniss liefert und wirklich lange scharf bleibt.  Es sind einige Spuren noch dran und die rosten nicht mehr! Im Prinzip ein noname Messer mit gebrauchsspuren und doch einer meiner lieblinge. Ein anderer Beispiel ist ein Dovo halbhohl aus recht moderner Produktion der relativ stark rost angesetzt hat habe ich komplett ausgeschliffen und auspoliert ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Dabei ist er natürlich auch halbhohl geblieben :D . Ansonsten stimme ich dir zu, jeder hat eine eigene Einstellung was die Restauration/Instandhaltung angeht.

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superbruno


Rasierer

Co2 strahlen wäre am schonensten von allen methoden

Adler1

Aber die Methode wäre zu hause nicht praktikabel, oder?
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Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

Gorilla

Zitat von: Adler1 am 26. Juli 2011, 09:43:00
Aber die Methode wäre zu hause nicht praktikabel, oder?

Doch dat geht. Du brauchst nur en selbstgebasteltes Venturi-Rohr (wenn man nen Kompressor hat, kein Problem) und Trockeneis (klein gebröselt)...

Was auch nicht verkehrt is, is Backpulver...

Adler1

Ich habe zwar kein Kompressor zu hause, aber "Venturi-Rohr" und Backpulver, klingt schon mal interessant! <Grübeln>
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Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

quarx

Backpulver, bekommt man damit auch angekrustete Füllfederhalter (evtl. auch Rost) wieder sauber? Gleich heute Abend mal ausprobieren.  dh:
Viele Grüße, Thorsten

In_Je_Ner

Genau!
Warum etwas einfach machen wenn es auch kompliziert geht! ;D
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Gorilla

Weil es geht...  ;D

Nee, das mit dem Backpulver is ganz nett, weil es recht homogen ist und sich auch kleinere Ecken und Kanten bearbeiten lassen. Das geht mit dem Schleifpapier oder ähnlichem nicht so einfach.

Wichtig ist die Druckluft um es zerstäubt auf dem Objekt aufzubringen. Man braucht übrigens mehr als 1 Päckchen, wesentlich mehr...  ;D

Trockeneis, wie Razor meinte, is aber auch klasse, weil es keine Sauerei gibt, wie mit dem Backpulver, das staubt wie sau...