Zeigt her Eure Messer

Begonnen von henning, 23. September 2007, 20:37:44

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Rockabillyhelge

Ein liebes Forenmitglied schickte mir unlängst diese aussergewöhnliche Klinge zum Testen und bat mich ein paar Worte dazu zu schreiben, was ich hiermit sehr gerne tue  :D

Englische Messer mit sogenannter Blutrinne (gabs auch bei ein paar Amerikaneren, allen voran Torrey) werfen in der Regel schon die Frage auf, warum?
Handelt es sich um eine technische Raffinesse, handelt es sich um ein Designmerkmal oder gibt es geheimnissvolle Gründe von denen wir nie etwas erfahren werden?

Bei Schwertern oder auch Rapieren bediente man sich der Blutrinne bisweilen um Gewicht einzusparen, ob dies bei Messern auch der Fall ist?
Eine Mischung aus Gewicht & Deko kommt IMO wohl am ehesten in Frage und beides, gepaart mit einem herrlichen Hohlschliff findet sich in vorliegendem Kavall 5/8" vereint.

Dieses schlanke Messer, ich vermute der Schalen und des allgemeinen Designs wegen das es sich um einen Engländer des letzten Drittels des 19. Jh. handelt, ist ein wahres
Schmuckstück und protzt geradezu mit Feinheiten die insbesondere den Sammler nur ansprechen können.
Die Schalen sind da noch eher zurückhaltend, aber der Zierrücken in Paarung mit einer doppelten Blutrinne, den tollen Hüftschwung, der Haifischserierung und den leicht konkaven
Erlseiten, boah, da kann ich mich kaum satt sehen dran.
Dazu noch die leichte Perle beim Nageltest, der helle Klang beim Rasieren und die 1a geschliffene Klinge, dieses Messer ist optisch wie technisch herausragend.
Unter der TM bzw. Regd. "Kavall" lässt sich leider nichts über den Hersteller herausfinden, man findet ein paar andere Klingen bis zu 6/8"+ die sich bei gleichem Design in die gleiche
Zeit datieren lassen wobei die hier verwendeten Hornschalen nicht obligatorisch sind, sondern auch (wie bei anderen englischen Herstellern zum Ende des 19.Jh. hin) vermehrt
Celluloid verwendet wurde. Die Bezeichnung "German Forged & Ground" deutet auf Deutschland hin, wobei hier auch das technische Verfahren gemeint sein kann, es ist jedoch ein
weiterer Hinweis das dieses Messer deutlich aus der Zeit vor 1900 stammt da ab 1897 spätestens das Herstellungsland aufgestempelt sein musste.
Da diese Art Messer in Deutschland (zumindest nach meinem jetzigen Kenntnisstand und dem was man so in Foren datierbar sieht) unüblich war, halte ich die Prägung für Werbung
oder für den Hinweis auf einen Importrohling der nach dem Hamburger Verfahren geschliffen wurde.
Ich hätte es schleifen müssen, ggf. wäre ein typisch Sheffielder Schleifgefühl aufgetreten, jenen Charakter den ich von hohlen Sheffieldern der Zeit kenne hat es auf jeden Fall.













Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Lu-Ku

Schön geschrieben, Helge!  dh: Vielen Dank!
Und ein schönes Messer noch dazu!
Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

titanus

Sehe ich auch so!  dh:

Nur das mit der doppelten Blutrinne irritiert mich.
Ich sehe nur eine- auf jeder Seite.
Was wäre denn eine einfache Blutrinne?
Für mich schwer vorstellbar.

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Lu-Ku

mich irritiert allein schon das Wort 'Blutrinne'  :-\
Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

krähe

#2044
Zitat von: Lu-Ku am 15. Oktober 2016, 11:12:47
mich irritiert allein schon das Wort 'Blutrinne'  :-\

Schönes- Ausergewöhnliches Messer!

Das mit der "Blutrinne" würde ich nicht allzu wörtlich nehmen.
Es gibt auch noch weniger unschöne Ausdrücke dafür:
z.B. Hohlkehle
"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

titanus

Es gibt noch einen anderen Grund für eine Blutrinne, aber ich lass das mal jetzt... o)
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

krähe

Zitat von: titanus am 15. Oktober 2016, 12:22:27
Es gibt noch einen anderen Grund für eine Blutrinne, aber ich lass das mal jetzt... o)

Besser ist das!  ;) ;D
"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

Sparschäler reloaded

#2047
Ich habe mir vorgenommen, meine alten Bilder, die mittlerweile aus den Threads verschwunden sind, wieder einzustellen. Mein letzter Beitrag in diesem Thread ist schon über 4 Jahre her. Ich hatte in einem Beitrag alle meine Messer gezeigt, aber die Bilder von damals sind nicht mehr zu sehen. Darum möchte ich, auch wenn die Bilder so oder ähnlich schon in den Fachthreads auftauchen, hier noch einmal meine aktuelle kleine Kollektion an Rasiermessern zeigen.
Die Puristen unter Euch mögen mir die verspielten Hintergründe der Fotos verzeihen. Es ist eine Marotte von mir, meine Rasiermesser im Urlaub in der Bretagne zu fotografieren. Das mache ich schon seit Jahren so. Die meisten Messer sind auch dort gekauft, und einige von ihnen habe ich auch dort restauriert und geschärft.
Die Fotos zeigen Messer in verschiedenen Stadien. Manche sind frisch vom Flohmarkt und nur geputzt, manche sind fertig restauriert und geschärft:

Ein 7/8" Veritable J. Magnol "Special Barbes Dures". Das war mein erstes Rasiermesser aus der Bretagne, gekauft 2009 von einem Trödler:



Ein 6/8" "La Mejor" von Carl Schmidt Sohn. Sehr fein ausgeschliffene Klinge. Um den Rest der Klingenätzung zu erhalten, habe ich es nicht weiter auspoliert:



Ein derbes 7/8" im dunklen Hornheft mit blondem Keil von Badaud, Tournel. Groß, schwer und sehr unhandlich:



Ein 5/8" "Haarfeind" von Gebr. Lottmann in Cassel (!) "Für den stärksten Bart":



Ein 5/8" "The Lord Barber, Reputation Mondiale, Acier de Qualite" (Weltruf, Qualitätsstahl) von Grelot, Thiers. Sehr hohl geschliffen und ein sehr sanfter Rasierer:



Ein geerbtes 4/8" E. Klopp mit Beinschalen:



Ein derbes 6/8" BUR (wohl eine Marke von ERN):



Ein 5/8" C. Friedrich Ern's Master, einer meiner Lieblinge:



Ein 15/16" Malteser:



Ein Frameback "Le Passe Partout":



Ein 4/8" (eigentlich 9/16") "Bradrei Garantiemesser" mit Neusilber-Einlage im Heft. Es ist als Bestückung in meiner Rasierkiste enthalten:



Ein 5/8" Véritable R. Voissière, Thiers: "Special toutes Barbes et Peau sensible":



Ein "World Known" Tückmar: 5/8", vollhohl, Silversteel, mit Spiegelansatz und Erlbremse:



Ein 5/8" Thiers-Issard Le Dandy "Barbes Dures". Es war leider in bescheidenem Zustand und hat auch nach der Restaurierung einige unschöne Rostnarben. Ein guter Rasierer ist es aber allemal:



Ein 14er Filarmonica "Doble Temple". Ein sehr glücklicher Flohmarktfund aus der Bretagne. Die Klinge hat etwas Patina, die Ätzung und Vergoldung sind aber praktisch unversehrt. Die Klinge hat eine Breite von 15/16":



Und - last not least:
Ein gut erhaltenes J. A. Henckels Solingen, Zwillingswerk Friodur 70 1/2 Rasiermesser, 5/8" inox in elfenbeinfarbenen Schalen mit Neusilbereinlage:


krähe

WOW!  dh:

Wunderschöne Messer, sehr beeindruckend!

Aufgefallen ist mir der Hintergrund von dem Frameback, Bruchsteinhaus in der Bretagne?

Zitat von: Sparschäler reloaded am 15. Oktober 2016, 18:32:55

Ein Frameback "Le Passe Partout":



"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

Sparschäler reloaded

Jupp, das war damals unser Ferienhaus.

titanus

Wirklich sehr schöne Messer. Beeindruckend.  dh:

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Elias

Danke fürs Wiedereinstellen und Gratulation zu dieser edlen Rasiermessersammlung!
Und die Aufnahmen finde ich sehr gelungen.
Gruss
Elias

Onkel Hannes

Zitat von: Elias am 15. Oktober 2016, 20:45:13
Und die Aufnahmen finde ich sehr gelungen.

Ich auch! Und wenn man weiß, warum die so sind, haben die Hintergründe sogar einen ganz besonderen Charme. dh:
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Sparschäler reloaded


Riddick


Hallo Sparschäler,

Respekt, richtig tolle Messer! Glückwunsch, mein Neid sei Dir gewiss ;) ;D
,,Die Welt ist ungerecht. Aber nicht unbedingt zu Deinen Ungunsten."
John F. Kennedy