Gillette Reiserasierer 1957

Begonnen von Eugen Neter, 06. Januar 2008, 11:35:59

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Eugen Neter

Der Gillette Reiserasierer aus dem Jahre 1957 ist ein kleines, aber feines Schabgerät, das, in Kombination mit einer guten Klinge, erstaunliche Rasurergebnisse liefert. Der Hobel ist zwar nicht sonderlich schwer, doch seine Proportionen stimmen, und das Gewichtsverhältnis Griff & Kopf ist ausgewogen, so daß daß der Hobel vorzüglich in der Hand liegt, eine bequeme Führung erlaubt und man ihn mit Genuß über die Haut gleiten läßt.




Ich verwende ihn am liebsten mit einer Derby, Feather oder Souplex. Zu beziehen ist er z. B. hier: Gillette Rasierset. Er kommt, zusammen mit einer Tube Kaloderma RC und einem Fünferpack Gillette Blue Blades, in einer blauen Druckknopfbox und kostet 20,– Euro.

Alfred

Absolute Zustimmung - ich finde er ist dem Merkur-Kopf sehr ähnlich, und Derby oder Feather ist auch meine Empfehlung.

Da gibt es die unterschiedlichsten Versionen, auch mit besonders kurzem Griff in herzallerliebsten kleinen Täschchen. Achtung, in späteren Jahren war der Stummelgriff dann aus Alu, das ist zu leicht.

Die Kurzgriffversionen unterscheiden sich gegenüber dem Merkur-Reiserasierer durch den leider nur einteiligen Griff, die Täschchen (Gillette und Austria (die Ledertaschen waren aus Österreich)  in der US-Bucht bringt meist zahlreiche Ergebnisse). Mit dem Kurzgriff ist die Rasur aber zumindest schwierig - stilistisch hat das Hitchcock in "Der unsichtbare Dritte" ausgenützt (Zugszene mit Cary Grant).

soapopera

@Eugen

Hat der Hobel in der von dir genannten Bezugsquelle einen langen Griff oder ist es ein sehr kurzer, mit dem das Rasieren - wie von Alfred beschrieben - etwas schwieriger ist.

Eugen Neter

Ich hab den Griff soeben gemessen - Länge 7 cm.

henning

#4
Hallo
Das war mein erster Hobel und meine erste Enttäuschung. Nachzulesen hier http://www.nassrasur.com/forum/showtopic.php?threadid=3734&highlight=Reiserasierer. Er war mir zu leicht, zu kurz, zu sanft und vor allem zu ungründlich.
Das beste am Set war die, nach 50 Jahren noch hervorragend funktionierende, Kaloderma Rasiercreme. Das babyblaue Etui empfand ich als eher peinlich, auch vom Material her und hätte es wohl nie als solches benutzt. Ich habe das Set dann irgendwann wieder verkauft, weil ich den Hobel nicht nutzte. Denn der gleichzeitig gekaufte 23c war um Längen besser als dieser Gillette Mainstream. Den Hobel bekommt man auch oft in der Bucht, wo er von Unwissenden oder Unverschämten als Art Deco-Rasierer angepriesen wird, wegen dem Fischgrätmuster am Griff. Was auch immer das mit Art Deco zu tun hat.
Empfehlen kann ich den Hobel aus meiner Sicht nicht.
Ciao

Eugen Neter

Ja, Henning, so macht eben jeder seine eigenen Erfahrungen. Ich habe mit dem kleinen Kerl bisher nur gute gemacht.

Baas vant Spill

Mein erster Hobel!
Die Anfänge waren wahrlich nicht einfach, und ich war manchesmal schon am zweifeln, ob denn die Hobelei wirklich was für mich ist, doch ich würde diesen kleinen Kerl auch nicht wieder weggeben wollen.

Hauptunterschiede zu den Merkurs:
- Der Kopf ist leichter
- Die Klinge langt nen Tick direkter an die Haut wie beim Merkur-Kopf

Heute weiß ich, dass hauptsächlich mein Handling Grund für die häufigeren Rötungen waren (vielleicht hätte ich auch früher von den Wilkinson auf Personnas wechseln sollen... ;D)
Ein insgesamt guter Hobel, der nen Tick anders gehandhabt werden will wie ein Merkur.

henning

Vor allem ein ganz normaler Tech-Kopf von Gillette, wie er an 'zig anderen Modellen von denen auch dran ist. So gesehen ist er mit seinem Alugriff einer der billigeren von Gillette. Man macht aber oft die Feststellung, daß ein anderer Griff Wunder wirkt, warum auch immer. Siehe 23c - 34c, die fast immer unterschiedlich empfunden werden, obwohl sie exakt den gleichen Kopf haben. Mir ist bei Gillette ein Adjustable lieber als die normalen unverstellbaren Tech, weil ich ihn schärfer stellen kann.
Ciao

Bartagame

Ja auch mein erster richtiger Hobel nach einem WC. Leider fand ich ihn viel zu sanft oder ungründlich. Meine Rettung kam erst danach mit einem Merkur 37. Mitlerweile bezweifele ich einfach dass ich mit eienm standart geradkopf jemals so gute Ergebnisse schaffe wie mit dem 37.
rein optisch sieht er sehr schön aus, und mein Vater, überzeugter E-Mäher war ganz entzückt als er ihn sah: "den hat ich beim Militär..." Aber er war nach jeder rasur ebenso gereizt wie ich. Vielleicht haben wir beide einfach etwas aufgedückt...?

@ henning: Wie kann man an einem starren Gillette Tech die Schärfe verstellen, oder habe ich mich da nur verlesen?
Grüße

henning

#9
Weil die Adustable im Grunde verstellbare Tech sind. Das Tech bezog sich damals auf die geschlossene Kante und war, soweit ich weiß, der dritte Kopf nach Old und New, die beide Zahnkämme hatten. Adjustable ist keine eigene Gattung im Reich der Gillette, sondern müßte eigentlich "Adjustable Tech Razor heißen". Deswegen ist mir ein Adustable Tech lieber als ein normaler Tech.
Wer auf Tech-Köpfe steht, findet sie bei den "Nicht-Butterfly"-Parker zuhauf.
Dem Merkur-Kopf ähnlich, wie Alfred feststellte, finde ich sie allerdings überhaupt nicht. Sie haben eine völlig andere Geometrie, weswegen "der" Merkur-Kopf auch von den meißten Anwendern als gründlicher empfunden wird. Bei ähnlicher Sanftheit wohlgemerkt.
Ciao

Eugen Neter

Zitat von: henning am 12. Januar 2008, 16:08:42
Adjustable ist keine eigene Gattung im Reich der Gillette, sondern müßte eigentlich "Adjustable Tech Razor heißen".
Naja, Henning, ich weiß nicht so recht. Immerhin vertritt der Adjustable, mal abgesehen von der Verstellbarkeit, ein ganz anderes Prinzip, nämlich das des Butterfly-Hobels, also eines Rasurgeräts, dessen Kopfoberteil nicht mehr ganz so starr ist wie bei einem Dreiteiler. Und genau da liegt meiner Ansicht nach der Hase im Pfeffer; ich vermute nämlich – aber das stellt nur eine Hypothese dar und müßte exakt überprüft werden –, daß die Klingenspannung in einem »starren« Dreiteiler größer ist als in einem Butterfly, was wiederum – ebenfalls Hypothese – zu einer präziseren Rasur führt.
Alles in allem gehört der Adjustable also schon einer anderen Gattung an (sofern biologische Termini hier überhaupt statthaft sind).

wernerscc

Meinen Gillete Tech Hobel aus den beginnenden 60'er Jahren, den ich von meinem Vater übernommen habe, werde ich auch nicht mehr hergeben, dazu rasiert er einfach zu gut.

Im Zuge meines Wiedereinstiegs in die Messerrasur im letzten Jahr bekam ich auch wieder Lust auf die Hobelei und erweckte den kleinen Kerl aus seinem jahrzehntelangen Dornrößchenschlaf. Die allererste Rasur mit dem vollen Programm und einer Cerrus Klinge (anstelle der früher benutzten Wilkinson Klingen) war sofort ein voller Erfolg, den ich niemals erwartet hätte, nachdem ich in den 70'er-80'er Jahren mit dem Tech immer nur Schiffbruch erlitten hatte. Heute weiß ich, es lag nicht am Hobel sondern an ungenügender Technik, schlechten Klingen, fehlendem VP.

@Bartagame
Der Tech-Kopf ist in seine Grundauslegung überragend sanft, was nicht nur meiner Meinung nach etwas auf Kosten der Gründlichkeit geht. Abgeleitet vom Tuning der Wilkinson Classic Hobel, hab ich seit geraumer Zeit beim Tech eine zweite, ihrer Schneiden beraubten Klinge unter die schneidende Klinge unterlegt. Mit dem auf diese Art und Weise vergrößerten Klingenspalt, erreiche ich jetzt eine exzellente Gründlichkeit bei weiter gegebener Sanftheit. Feather, Personna und Cerrus funktionieren im so "getunten" Tech sehr gut. Mit einer zweiten unterlegten Klinge (so benutze ich derzeit meinen "getunten" WC) richte ich bei mir allerdings ein Blutbad an.
Was lange währt wird endlich gut!

henning

#12
@Eugen
Butterfly gab es schon mit dem "New" Kopf in Form des Aristocrat von 1934 und des Sheraton von 1937, als Zahnkammhobel mit Butterflyöffnung. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. TTO ist nur ein Öffnungsmechanismus, der aber logischerweise auch eine andere Geometrie mit sich bringt. Das die Klingen im einen Kopf anders verspannt werden als im anderen liegt in der Natur der Sache und braucht auch nicht exakt überprüft werden, weil die Unterschiede logisch sind. Mit dem Tech, wurden auch die Butterfly geschlossen und stellten einen Tech mit anderem Öffnungsmechanismus dar, sowie einen verstellbaren Tech, den Adjustable. Selbst innerhalb der Butterfly/Adjustable gibt es leichteste Unterschiede in der Geometrie. Sieh mal nach was alles über Fat Boy, Slim, Lady Gillette, Aristocrat usw. an unterschiedlichem Verhalten beschrieben wird.
Ciao

henning

Hier schwafelt wieder ein Wichtigtuer von 1930 und Jugendstil und überaus edlem Aussehen:

Onkel Hannes

Bei den Bildern werden Erinnerungen wach.

Also wenn ich mich nicht schwer täusche, hatte ich so einen mal vor rund 20 Jahren von meinem Vater "ausgeliehen" und damit die erste Hobelrasur versucht.

Habe mich damit ganz schön zugerichtet, die Rasur war unter aller Sau. Mit großer Wahrscheinlichkeit war das nicht die Schuld des Hobels, sondern meine. Keinerlei Vorbereitung und Dosenschaum. Jedenfalls bin ich dann die nächsten 20 Jahre wieder beim GII geblieben.

Welches Ende der Hobel genommen hat, weiß ich nicht. Da ich Sachen, die nicht direkt defekt sind, ungern wegschmeiße, kann es durchaus sein, daß er noch in irgendeiner Kiste im Keller vor sich hin vegetiert.

Daß mir der Gillette-Winkel nicht liegt, hat bereits ein Adjustable unter Beweis gestellt, der mittlerweile einen neuen Besitzer gefunden hat. Trotzdem werde ich mal bei einem Kellerbesuch nachsehen, denn ich wäre neugierig, wie ich heute damit zurechtkomme.

Hungrig vom schlafen und müde vom essen.