Rasiermesser Vs. Rasierklinge

Begonnen von Flip, 19. Juli 2012, 15:58:35

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Flip

Hallo Leute,
nach einer längeren experimentellen Phase wollte ich mal ein Paar Ergebnisse meines kleinen Experimentes posten. Ich rasiere mich nun schon seit fast einem Jahr nahezu täglich mit einem Rasiermesser, welche ich von Anfang an selber auf Rasurschärfe gebracht habe. Die Schärfe des Rasierers war für mich der Grund überhaupt mit der Messerrasur anzufangen, da ich schon länger wusste, dass die Mehrfachklingen für Mach3 und Co. lange nicht so scharf sind, wie sie sein könnten/sollten... So habe ich mit dem Messer angefangen und seitdem viel dazu gelernt. Mittlerweile sind auch schon ein paar Messerchen mit exremer hoher Schärfe und Beständigkeit in meinem Besitz :)
Da ich mich erst recht spät mit alternativen Rasiersystemen auseinandergesetzt habe, ist mir der Hobel erst aufgefallen, als ich schon mit dem Messer angefangen hatte. Seit ich aber von der Messersucht infiziert bin wurmt mich die Frage: Sind (industriell gefertigte) Rasierklingen schärfer als gut gepflegte Messer?

Also habe vor drei Monaten ein Experiment begonnen: Ich habe mich seither 2x wöchentlich mit dem Hobel rasiert und dabei verschiedene Klingen benutzt (Rotbart, Astra, Personna, Gilette, Polsilver, Derby). Die als "überscharf" bezeichnete Feather habe ich mir dabei bis letzte Woche aufgehoben. Dann habe ich versucht mit dem Hobel richtig gut zu werden (uA viele Videos auf Jutjub angeguckt) und die Ergebnisse sorgsam mit der Messerrasur verglichen. Da ich nun meinte mit dem Hobel nichts mehr besser machen zu können, habe ich nun letzte Woche die Feather als ultimative Klinge eingelegt und auch mit dem Messer verglichen.

Meine Ergbnisse: Ich würde mich selber belügen wenn ich behauptete, dass die Rasuren mit dem Messer immer konsistent und gut waren. Das waren sie definitiv nicht, es gab vor allem auch 2-3 Messer (unter 40), mit denen ich immer schlechte Rasuren hatte. Der Großteil der Rasuren war jedoch deutlich besser als die Rasuren mit dem Hobel, vor allem sehr viel sanfter (als Hobel kam ein offener Kamm von Dittmar zum einsatz) und einen Ticken gründlicher. Das bezeichnet die allgemeine Gründlichkeit, an der Problemstelle direkt links und rechts unterm Kinn richtung Hals war fast immer der Hobel gründlicher, da sich die schmalere Klinge dort deutlich besser gegen den Strich führen ließ (ich habe extrem viele Wirbel in der Halsregion). Die Gründlichkeit des Hobels in dieser Region war aber meist mit (leichtem) Rasurbrand erkauft.

Und nun zum Test selber: Die Polsilver Klinge war bei mir die einzige mit konsistent guten Rasuren und hoher Schärfe (da ich vom Messer komme habe ich bei allen Rasierklingen den Haartest gemacht, teilweise ging dieser nur mit extremer "Schummelei"). Von der Feather war ich gänzlich enttäuscht: Von dieser habe ich mittlerweile vier ausprobiert, keine davon hat den Haartest "richtig" geschafft und alle rasierten mäßig bis schlecht.

Ich komme also zu MEINEM Fazit: Rasierklingen sind für mich nur eine alternative, wenn sie auch wirklich scharf sind! Die Polsilver hat mich total überzeugt, sie ist genauso scharf wie jedes meiner guten Messer. Zu allen anderen Klingen muss ich allerdings sagen, dass sie gegen ein scharfes und gepflegtes Messer ordentlich einpacken können. Die erhöhte Beweglichkeit eines Hobels ist zweifellos von Vorteil, wenn man an seinen Problemzonen mit dem Messer mal "zu viel" Klinge hat. Die Gründlichkeit und Sanftheit eines Messers spielt jedoch in einer höheren Liga. Von der Feather bin ich maßlos enttäuscht und kann viele der geschriebenen Rezensionen nicht nachvollziehen. Meines Erachtens kommt die Aggressivität der Feather nicht von ihrer Schärfe, sondern vielmehr vom Fehlen eben Dieser. Man ist leicht versucht ein Quäntchen stärker aufzudrücken, und dann kommt halt auch ein Cut oder rote Blutpünktchen.

Ich kann daher getrost feststellen: ICH bleibe beim Messer. Verschiedene Schärfvarianten (wie zB Diamantspray/-Paste) habe ich noch gar nicht ausprobiert und ich denke es ist sogar noch Luft nach oben was die Schärfe angeht. Außerdem macht mir die Rasur mit dem Messer VIEL mehr Spass, auch wenn ich bei meiner Problemzone immer ein wenig zu kämpfen habe...

Habt Ihr auch schon Vergleiche dieser Art getan? Würde mich mal brennend interessieren zu welchem Ergebnis Ihr gekommen seid. So, nun will ich Euch aber nicht länger belästigen! Ich wünsche noch einen schönen Tag!

Gruss,
Flip

mikri

Kein Wunder, dass man von dir nicht so viel gelesen hat bisher, du warst ständig am Rasieren ;D

Ein schöner Bericht, der mich als Beidbenutzer die Feather endlich unter einem neuen Gesichtspunkt testen lässt.

Ich komme übrigens zu einem ähnlichen Ergebnis wie du. Die sanftere Glätte an Problemstellen mit Hobel und
scharfer Klinge gegenüber der Rasur mit dem Messer - weil zu viel Klinge. Ich bin aber immer noch am Üben und nenne auch nicht
40 Messer mein Eigen (ich glaube da müsste ich 38 wieder verscherbeln, um die Anwaltskosten zu berappen). ;D

Ich mag alle meine Messerchen, die, jedes auf seine Weise, ein besseres Handling hier oder da zulassen, oder mit denen
mich irgend etwas emotional verbindet.

Mach weiter so und schreib bald mal wieder. Allenfalls stolperst du einmal über eine RAPIRA, die eines deiner Messer
herausfordern wird. ;)

LG mikri

Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

Flip

Danke, die Rapira werde ich mir mal merken. Dann gibts in Zukunft einen neuen Showdown :) (und ich freu mich drauf)

Da ich sehr penibel beim Schärfen vorgehe, und den Fortschritt nach jedem Stein unter 60x Vergrößerung anschaue, weis ich mittlerweile welche Schleifspuren die einzelnen Körnungen hinterlassen. Bei der Feather ist das höchstens eine 3000/4000er Körnung. Die Facetten meiner Rasiermesser sind dagegen wahre Spiegel!
Übrigens haben die meisten Rasierklingen einen zweiten Schleifwinkel auf der Schneide. Das ist vielleicht für die Messerschärfer hier interessant. Sobald ich ein gutes USB-Mikroskop habe stelle ich mal schöne Vergleichsbilder rein!

Gruss,
Philipp

ron

Da ich auch im Verhältnis 25/75% Hobel/Messer benutze find ich Deinen Vergleich sehr interessant.
Ich hab zwar keine Vergleiche in der Art angestellt, aber meine gefühlten Erfahrungen decken sich in etwa mit den von Dir im 4. Absatz beschriebenen und mit Deinem Fazit. Bis auf die Klingenwahl.

Das hier wird Dich evtl. interessieren.
Auf die Menschen die sich an Grenzen stoßen, die sich zum Schmuggeln eignen und die das Zeug zum Eroberer in sich spüren.

Flip

Super Ron!
Mensch, den thread hatte ich ja noch gar nicht gefunden... Da sieht man bei der Feather aber zumindest auf den ersten beiden Schleifwinkeln ordentlich Kratzspuren. Der letzte Winkel vorne auf der Schneide sieht jedoch unterm REM sehr sauber aus, ich schätze dieser ist zu klein, um ihn unter 60x zu sehen :)

Gruss,
Flip