Geschwindigkeit beim Ledern entscheidend?

Begonnen von Tim Buktu, 18. April 2019, 07:17:48

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Tim Buktu

Wie in einem anderen Thread schon berichtet, habe ich in letzter Zeit die Ergebnisse beim Abziehen zwischen Leder und Polyester Sicherheitsgurtband verglichen ( https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,35352.0.html ).

Quasi nebenbei habe ich auch mit der Geschwindigkeit experimentiert. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, die Messer so schnell wie möglich über das Leder zu ziehen. Ich meine sie würden dadurch deutlich schärfer/sanfter. Ein Riemen mit "Überlänge" macht diese Vorgehensweise leichter.

Habt ihr ähnliche oder abweichende Erfahrungen gemacht?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

alvaro

Direkt beobachtet habe ich es noch nicht (aber gelesen), ich habe aber auch nicht extra darauf geachtet.

Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Geschwindigkeit ein nicht zu unterschätzender Faktor ist.
Durch höhere Geschwindigkeit wirkt sicherlich eine größere Energie.

Ich stelle mir das wie bei einem Hammer vor.
Wenn ich einen Hammer an die Wand halte (Geschw. 0) passiert nichts.
Schlage ich jetzt mit geringer Geschw. gegen die Wand passiert etwas, aber nicht unbedingt viel.
Schlage ich mit hoher Geschw. gegen die Wand erziele ich ein deutlich größeres Ergebnis.
Beim ledern mache ich ja auch nichts anderes wie mit einer gewissen Geschwindigkeit durch das Leder (Hammer) auf einen Punkt (Wand) ein zu wirken.

Tim Buktu

Bisher hatte ich immer die wohl nicht begründete Meinung vertreten, dass die Geschwindigkeit nicht relevant sei.
Jemandem, der neu mit dem Messern anfängt, sollte man auch nicht dazu raten es gleich mit möglichst hoher Geschwindigkeit zu versuchen, sondern sich eher langsam heranzutasten. Wichtiger ist für den Anfang auf jeden Fall, den Bewegungsablauf zu erlernen und möglichst spät ins Leder zu schneiden!  ;)

Das mit der Geschwindigkeit war mir aus dem Sicherheitsgurtband-Thread im FdR in Erinnerung. Da hat sich bei mir, ob langsam oder schnell, nichts nennenswertes getan. Ich dachte mir aber, dass es einen Versuch mit dem Leder wert wäre und war dann ja auch so.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Perikles

Als sporadischer und unerfahrener, aber schon länger Messer-Rasierer kann ich das so bestätigen, dass es zumindest eine gewisse geschwindigkeit braucht. Am Anfang macht man ja sehr langsam, um die Abläufe zu lernen und nicht ins Leder zu schneiden - und das Messer wird trotzdem schnell stumpf. Mit der Zeit wird man besser und schneller. Das Messer hält die Schärfe oder verbessert sich sogar. Aber ich glaube, formvollendet ledern zu können ist ein Prozess von Jahren und jedenfalls ein größerer Schritt als von Stützrädern aufs freie Fahrradfahren und wahrscheinlich wie der Sprung von Stützrädern aufs Einradfahren oder so. Keine Ahnung. Letztlich finde ich jede Messerrasur - auch wenn das hier gern anders gesehen wird - brutal viel schlechter als Hobel, Shavette oder die bösen G.. Rasierer. Aber ok, es hat nen Charme, und macht manchmal sogar Spaß. Aber rein von der Leistung her.. Echt nicht! Ich brauche es höchstens alle paar Wochen, wenn es mich quasi packt und hinterher bin ich dann wieder erstmal satt :)

Rockabillyhelge

Also meiner Erfahrung nach bzw. nach dem was ich bei unterschiedlichsten Messern auf meinem Standardriemen feststellen konnte ist die Geschwindigkeit egal, lediglich die Sorgfalt leidet mit der Geschwindigkeit, je schneller man ledert umso mehr muss Bewegung und Druck sitzen und das natürlich noch in Abhängigkeit zur konkreten Klinge (derb, etc.).
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Matthias R.L.

Zitat von: Perikles am 21. April 2019, 18:22:40Letztlich finde ich jede Messerrasur - auch wenn das hier gern anders gesehen wird - brutal viel schlechter als Hobel, Shavette oder die bösen G.. Rasierer. Aber ok, es hat nen Charme, und macht manchmal sogar Spaß. Aber rein von der Leistung her.. Echt nicht! Ich brauche es höchstens alle paar Wochen, wenn es mich quasi packt und hinterher bin ich dann wieder erstmal satt :)
Ich glaube, hier beisst sich die Katze in den Schwanz ;)
Mitterweile sind meine Messerrasuren zwar immer noch nicht ganz so gründlich wie z.B. mit dem Progress oder dem R41, aber kommen seeeeehhhhhr nahe ran.
Weil mich halt eine unbefriedigende Messerrasur herausgefordert hat es solange zu probieren bis ich zufrieden bin, statt das Messer wegzulegen.
Also wenn du regelmässig messern würdest, müsstest du deine Aussage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit revidieren ;)

Durch einen thread im Nachbarforum habe ich vor einiger Zeit meine Ledertechnik auch umgestellt, und zwar auf schnell und sehr leicht.
Ich habe auch den Eindruck, dass die Rasur sanfter und gründlicher wird.
Meine Hohlen singen jetzt beim Ledern, und ganz subjektiv sage ich dass das dem Grat guttut.

@Helge, warum und wie ist das Ledern abhängig von der Klinge ?
Das habe ich bisher noch nicht gelesen  ???


Gruss aus dem Hunsrück, Matthias

Rockabillyhelge

Das hat mit dem Druck zu tun, ein derbes oder ein Kamisori kann ich bei gut gespannten Riemen durchaus auch mal härter rannehmen (kommt natürlich auch auf den Stahl an), ein extrahohles mit Schneide wie Alufolie natürlich nicht da sich die Klinge der Schneide biegen würde und ggf. die Facette verballt. Wenn man nun schnell ledert dann ists natürlich klar, dass eine derbe einem einen Druckfehler noch eher verzeihen wird als eine extrahohle Klinge. Wobei das alles auch immer vom konkreten Stahl abhängt, habe ein paar Amerikaner hier die so harten Stahl besitzen das sie sich trotz 3/4 Hohlung auf Stein und Leder anfüllen als wären es schwedische derbe Klingen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Matthias R.L.

Zitat von: Rockabillyhelge am 22. April 2019, 11:06:53Wobei das alles auch immer vom konkreten Stahl abhängt, habe ein paar Amerikaner hier die so harten Stahl besitzen das sie sich trotz 3/4 Hohlung auf Stein und Leder anfüllen als wären es schwedische derbe Klingen.
Danke für die Antwort.
Das Zitierte klingt für mich schon richtig nach Wissenschaft, das klingt nach einer Welt die wohl nie die meine sein wird.
Ich will doch einfach nur Spass haben beim Rasieren  :o  o)  ;D
Gruss aus dem Hunsrück, Matthias

Perikles

Zitat von: Matthias R.L. am 22. April 2019, 00:58:58
Zitat von: Perikles am 21. April 2019, 18:22:40Letztlich finde ich jede Messerrasur - auch wenn das hier gern anders gesehen wird - brutal viel schlechter als Hobel, Shavette oder die bösen G.. Rasierer. Aber ok, es hat nen Charme, und macht manchmal sogar Spaß. Aber rein von der Leistung her.. Echt nicht! Ich brauche es höchstens alle paar Wochen, wenn es mich quasi packt und hinterher bin ich dann wieder erstmal satt :)
Ich glaube, hier beisst sich die Katze in den Schwanz ;)
Mitterweile sind meine Messerrasuren zwar immer noch nicht ganz so gründlich wie z.B. mit dem Progress oder dem R41, aber kommen seeeeehhhhhr nahe ran.
Weil mich halt eine unbefriedigende Messerrasur herausgefordert hat es solange zu probieren bis ich zufrieden bin, statt das Messer wegzulegen.
Also wenn du regelmässig messern würdest, müsstest du deine Aussage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit revidieren ;)



Das mag sein, weil man sich an fast alles gewöhnt. Will ich aber nicht. Ich hab auch keinen Bock, erstmal wochenlang stoppelig oder blutig im Gesicht rumzulaufen, mit gereizter Haut. Sowas muss man wollen ! Ich will es nicht. Außerdem wozu der ganze Aufwand, wenn am Ende nur "sehr nah" rankommt? Ich verstehe schon, das kann für manche ein Spaß sein. Es macht ja auch Spaß, so ein schönes Messer. Ich schaue meine aber lieber an oder ledere sie mal, als dass ich mich DAMIT rasiere :) Ist vielleicht wie mit nem schönen Oldtimer, mal ganz hübsch aber als Alltagsfahrzeug nur bedingt geeignet ;)

Dullblade

Zitat von: Perikles am 22. April 2019, 21:01:02
Zitat von: Matthias R.L. am 22. April 2019, 00:58:58
Zitat von: Perikles am 21. April 2019, 18:22:40Letztlich finde ich jede Messerrasur - auch wenn das hier gern anders gesehen wird - brutal viel schlechter als Hobel, Shavette oder die bösen G.. Rasierer. Aber ok, es hat nen Charme, und macht manchmal sogar Spaß. Aber rein von der Leistung her.. Echt nicht! Ich brauche es höchstens alle paar Wochen, wenn es mich quasi packt und hinterher bin ich dann wieder erstmal satt :)
Ich glaube, hier beisst sich die Katze in den Schwanz ;)
Mitterweile sind meine Messerrasuren zwar immer noch nicht ganz so gründlich wie z.B. mit dem Progress oder dem R41, aber kommen seeeeehhhhhr nahe ran.
Weil mich halt eine unbefriedigende Messerrasur herausgefordert hat es solange zu probieren bis ich zufrieden bin, statt das Messer wegzulegen.
Also wenn du regelmässig messern würdest, müsstest du deine Aussage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit revidieren ;)



Das mag sein, weil man sich an fast alles gewöhnt. Will ich aber nicht. Ich hab auch keinen Bock, erstmal wochenlang stoppelig oder blutig im Gesicht rumzulaufen, mit gereizter Haut. Sowas muss man wollen ! Ich will es nicht. Außerdem wozu der ganze Aufwand, wenn am Ende nur "sehr nah" rankommt? Ich verstehe schon, das kann für manche ein Spaß sein. Es macht ja auch Spaß, so ein schönes Messer. Ich schaue meine aber lieber an oder ledere sie mal, als dass ich mich DAMIT rasiere :) Ist vielleicht wie mit nem schönen Oldtimer, mal ganz hübsch aber als Alltagsfahrzeug nur bedingt geeignet ;)

Also stoppelig und blutig sollte eine Messerrasur nicht sein, das kriegst Du mit Übung problemlos hin. Ich habe mich ca. 10 Jahre lang nur mit Messer rasiert, weder stoppeln noch blutig und schon gar kein Rasurbrand.
Zu Weihnachten erhielt ich aber eine Merkur Hobel und bin im MOment von den Hobeln begeistert. Sie sind im alltag sanfter während der Rasur, Alltag in dem Sinne, dass ein frisch geschärftes Messer durchaus mit einer Rasierklinge mithält, aber nach einer gewissen Zeit fühlt isch die Schärfe anders an. Das Messer rasiert immer noch gut, aber die Hobelklingensanftheit verschwindet etwas, dennoch rasiert das Messer gut und gründlich. Mit einem Hobel, besonders bei etwas zuviel Druck, habe ich manchmal Anflüge von Rasurbrand, beim Messer nie. Ich glaube das ein Messer final "rechtwinkliger" rasiert als ein Hobel, was durchaus an nachlassender Schärfe liegen kann, aber dadurch reizt es final weniger, auch wenn die Rasur ruppiger ausfällt. Wenn also Zeit ist, Messer, auch finde ich es besser gerade bei empfindlicher Haut, aber wenn es schneller gehen muss ist ein Hobel eine sehr gute Option.

Rockabillyhelge

@Matthias: keine Sorge, ohne ein wenig technisches Hintergrundwissen gehts nicht aber so sehr in die wissenschaftliche Tiefe muss man für den Alltag nicht gehen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Lu-Ku

Kann es nicht einfach sein, dass beim schnelleren Ledern die Temperatur am Grat höher ist und dass das
einen Einfluss auf das Ergebnis des Lederns haben könnte??
Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Tim Buktu

Das war auch einer meiner Gedanken. Ob es aber tatsächlich so ist, kann man ja schwer nachweisen. Jedenfalls ohne Mitglied in einem Stahlspezialistenfreakforum zu sein.  :-\ ;)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Rockabillyhelge

Da wären wieder Druck und Reibung relevant, kann mir nicht vorstellen, das eine bezogen auf die Härte relevante Temperatur erreicht wird / werden kann.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

alvaro

Zustimmung, das kann ich mir auch nicht vorstellen.