Modifizierung einfacher Hobel vom Schoßhund zum Terrier, hier am Beispiel eines Globusmann-Hobels vorgestellt.
Jetzt ist die Zeit, wo der Besuch von Floh- und Trödelmärkten aufgrund der Wetterverhältnisse wieder Freude bereitet. Sicherlich wird jeder von uns dort natürlich nach einem besonderen Schatz suchen, zum Beispiel nach einem ganz speziellen Hobel, der nach dem Erwerb im Herzen des Hobelliebhabers das Herz zum Klingen bringt. Endorphinausschüttung pur.
Aber es ist inzwischen auch eine Tatsache geworden, dass man solche Schätze nur noch sehr selten findet. Und was liegt da näher, als sich selber mit einem anderen besonderen „Schatz“ zu beschenken.
Ich möchte die oben erwähnten „besonderen Schätze“ in keiner Weise herabwürdigen, denn mit ein bisschen Phantasie und etwas Vorstellungsvermögen kann man doch noch zum Erfolg kommen. Allerdings ist dieser Erfolg dann eher ein Erfolg der ganz persönlichen Art.
Und hier kommt die Geschichte dazu. Es war – wie oben schon erwähnt – wieder einmal ein Besuch eines unscheinbaren Trödelmarktes. Was gab es an Rasurartikeln? Eigentlich nichts – außer einem einfachen
Globusmann-Hobel, den ich eigentlich normalerweise ignoriert hätte, da ich schon mehrere davon habe. Aber ich habe ihn dann doch noch mitgenommen, um einfach nicht ohne eine Beute dar zu stehen. Der eine Euro dafür war auch keine Ausgabe. Auf dem Weg nach Hause kam mir dann die Idee, diesen einfachen Hobel als Muster für eine Modifizierung zu verwenden, durch die dieser eher unscheinbare Hobel eine Aufwertung erfahren würde, so dass er dann in einer anderen Hobelliga mitspielen könnte. Und mit dieser Modifizierung wurde der einfach
Globusmann zum Terrier.
Hier im Forum wurden bereits verschiedene Hobel vorgestellt, die sich nicht dafür auszeichnen, einfach nur sanft zu rasieren. Viele kennen den
Wuttig-Zahnkammhobel oder den
Mühle R41 in der garstigen Ausführung oder voll aufgedrehte
Merkur Progress oder
Merkur Futur. Auch dem ein oder anderen Bakelithobel und diversen Torsionern eilt der Ruf voraus, dass sie sehr zupackend und gründlich rasieren. Manche mögen das, andere eher weniger.
Meine Modifizierung des
Globusmann-Hobels hat jedenfalls dazu beigetragen, dass sich die eher unauffälligen Rasureigenschaften dieses einfachen Hobels sehr verbessert haben. Er kann nun ausgesprochen derbe rasieren, auf jeden Fall sehr zupackend und absolut gründlich. In der Hand eines erfahrenen Hobelliebhabers kann er sogar ziemlich sanft rasieren, ohne dass dadurch die Gründlichkeit eine Einbusse erfahren würde. In die Hand eines Rasuranfängers möchte ich diesen Hobel allerdings nicht legen. Aber diese Entscheidung wird jeder für sich selber treffen müssen.
Wie sieht die von mir vorgenommene Modifizierung aus, die dazu geführt hat, dass ein vermeintliches „Schoßhündchen“ die Eigenschaften eines Terriers einnehmen kann? Ganz einfach. Ich habe hierfür nur die Schaumkanten der Hobelgrundplatte entfernt, so dass eine eingelegte Rasierklinge nicht mehr geschützt wird und nun sehr freizügig hervorsteht. Das kann jeder ohne besonderen Aufwand auch erledigen. Eine Metallsäge und Schmirgelleinen zur Glättung der Sägegrate reichen für den Umbau vollkommen aus.
Die von mir vorgenommene Modifizierung veränderte die Rasureigenschaften des ursprünglichen Hobels kolossal. Durch die nunmehr ungeschützte Klinge liegt es nun nicht mehr an der Konstruktion des Hobelkopfes sondern nur noch am Feingefühl des Nassrasurliebhabers, ob dieser Hobel schöne und erwünschte Rasurergebnisse bewirken wird.
Die folgenden drei Bilder zeigen meinen auf diese Weise modifizierten Hobel.
Abbildung 1: Der dreiteilige
Globusmann mit in der Mitte erkennbarer verschmälerter Hobelgrundplatte ohne Schaumleisten.
Abbildung 2: Ansicht des modifizierten
Globusmann-Hobels von unten und ohne Schaumkanten.
Abbildung 3: Ansicht des modifizierten Hobelkopfes von der Seite.
Die Abbildung 3 zeigt überdies ein weiteres Detail. Durch die Entfernung der ursprünglichen Schaumleisten erfährt die nun frei hervorstehende Rasierklinge eine andere Krümmung. Diese Krümmung übt allerdings keinen Einfluss auf die anschließenden Rasureigenschaften aus. Die Rasureigenschaften werden nur noch von der Fertigkeit und Erfahrung des Rasurliebhabers beeinflusst.
Abbildung 4: Ansicht einer in den modifizierten Hobelkopf eingelegten Rasierklinge.
Abbildung 5: Ansicht des rasurbereiten Hobels von unten.
An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass die oben beschriebene Hobelmodifizierung auch bei fast jedem anderen Hobel vorgenommen werden kann. Dies schließt Hobel mit geraden und gezahnten Schaumleisten ein. Allerdings möchte ich davon die Schrägschnitthobel und Torsionshobel ausschließen, bei denen eine freizügig hervorstehende Rasierklinge doch wohl des Guten ein wenig zu viel wäre. Ausschließen möchte ich auch alle verstellbaren Hobel, da letztere konstruktiv bedingt über ein veränderbares Rasierklingenspiel verfügen.
Ein von mir modifizierter Hobel wird dadurch zu einem Unikat, das sich von der Masse aller übrigen untereinander gleich aussehenden Hobel abhebt. Und damit erfährt dieser Hobel für mich eine Wertsteigerung, er wird zu meinem „persönlichen Schatz“. Macht das nicht auch den Reiz an unserer Leidenschaft aus?