DE-Hobel der Marke YINTAL (aus China)

Begonnen von Rasierwasser, 16. Februar 2018, 23:29:51

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Rasierwasser

   

Besitze seit November 2017 den dreiteiligen DE-Hobel im ,,Bronze finish" von YINTAL. Hierzu meine Beurteilung:

Bin sehr zufrieden damit und sieht toll aus. Wenn man ihn in der Hand hält, ist er viel schöner als auf meinen schlechten Bildern. Bin begeistert, denn ich liebe Messing und Bronze, ob neu oder mit einer Patina drauf. Dieser Billighobel aus China (rund 14 US$) besteht natürlich weder aus Bronze noch aus Messing, sondern aus irgend einer (billigen?) Zink-Legierung. Er hat lediglich eine Beschichtung die aussieht wie Bronze mit Patina (,,Bronze finish"). Sehr schön gemacht. Es gibt ihn auch in anderen Ausführungen (silberfarbig matt oder glänzend, sowie auch als TTO).

Gutes Gewicht (112 Gramm), langer Griff, liegt super in der Hand, sehr gute Rändelung für sicheren Halt, grosse Spülungskanäle im Kopf. Gute Präzision in Ausrichtung und Halt der Klinge.

Effizienz/Aggressivität: Mittel bis aggressiv, näher bei aggressiv. Jedenfalls ist es der aggressivste DE-Hobel mit Schaumkante in meinem Bestand. Ausgezeichnet um einem Mehrtagebart zuleibe zu rücken. Für eine tägliche Rasur für mich weniger geeignet oder dann nur für den ersten Durchgang.

Wer hat auch Erfahrungen mit einem YINTAL gemacht?

rheinhesse

Mit Yintal habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt, aber mir ist an Deinem Rasierer das gleiche aufgefallen, wie ich auch schon an den Hobeln der Firma Yaqi festgestellt habe:
Die Kopfform hat erstaunlich große Ähnlichkeit mit denen der Firma Maggard. In Deinem Fall mit dem V3A.
Man könnte sogar vermuten, dass sie aus der selben Produktion stammen.
"Sollten wir uns daher in den Kopf setzen, unsere Rasierseife von Grund auf selber zu machen, müssten wir erst das Universum erfinden." (frei zitiert nach Carl Sagan, Astrophysiker)

Rasierwasser

Interessanter Vergleich, den ich zum ersten Mal höre/lese. Aber das könnte durchaus sein. Die preiswerten Eigenmarken-Hobel von Maggard, WCS und anderen sind ja vermutlich schon aus chinesischer Produktion.

Meine Maggard's haben V3 (Standard) und V2 (Zahnkamm) Köpfe, ich kann deshalb nicht mit einem V3A vergleichen.
Wenn ich jedoch den Yintal mit dem V3 vergleiche, so sind die beiden ganz anders. Die Grundplatte des V3 ist von unten betrachtet gegen die Mitte hin konkav. Beim Yintal ist sie gleichmässig gerade. Beim Yintal ragen die beiden Poller der Deckplatte etwas weiter heraus als beim V3.

owlman

#3
Der Maggard V3 ist eine Kopie des Mühle/Edwin Jagger. Der V1 und V2 (CC, beide nicht mehr erhältlich) waren Kopien des Merkur. Der V3A ist glaube ich tatsächlich eine Eigenkreation von irgendwem, und Maggard war einer der ersten (oder sogar der erste?) Anbieter davon; inzwischen ist mir dieser Kopf aber schon von mehreren Händlern in unterschiedlichen Qualitätsstufen aufgefallen. Der Smart Fox "Eagle" hat ihn z.B. auch, ebenso YaQi in verschiedenen Farben.

Yintal hat hier also außer dem Finish nicht viel eigenes; auch der Griff ist eine nahezu komplette Kopie des Maggard MR7, welcher wiederum auf dem Feather AS D2 basiert und so oder eben sehr ähnlich auch von anderen Anbietern erhältlich ist.

Der V3A rasiert aber prima, und der Griff ist sehr, äh, griffig. Macht man sicher nix falsch mit.

makingthingssharp

Genau den gleichen habe ich mir auch bestellt.
Leider ist der jetzt schon ewig unterwegs (45 Tage).
Bin mir nicht sicher, ob der noch bei mir aufschlägt. Wäre schade, da der echt super aussieht.
Und aggressivere Hobel (r41, Fatip V1) sind genau mein Ding.
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

Rasierwasser

Nun, an einen R41 wird er in punkto Aggressivität wohl nicht heran kommen. Bin dennoch überzeugt, dass Du ihn mögen wirst.

makingthingssharp

#6
So, nun ist das Kerlchen doch noch bei mir angekommen. Nach fast 2 Monaten.  :o
Na ja, manchmal geht es schneller und manchmal dauert es wirklich ewig aus dem Reich der Mitte bis zu uns.

Also gleich mal ausgepackt. Sieht sehr wertig und schick aus. Gefällt mir. Und ein ordentliches Gewicht hat der Hobel auch. Wurde ja schon erwähnt.
Morgen kommt er dann das 1. mal zum Einsatz. Bin gespannt.
Der Kopf sieht übrigens wirklich SEHR stark nach dem Maggard Razors V3A Kopfmodell aus.
Soll mir recht sein. Wie schon geschrieben gefallen mir die etwas zupackenderen Hobel sowieso besser.
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

Rasierwasser

Zitat von: Jos am 21. Februar 2018, 22:37:26
Einen Yaqi-Hobel aus China:
https://de.aliexpress.com/item/Yaqi-Charcol-Farbe-Rasierapparat/32852326669.html

@Jos, Dein neu bestellter Yintal hatte ich mir auch näher betrachtet, weil mir der Kopf extrem gut gefällt. Die von der Grudplatte seitlich aufragenden "Ohren" überdecken die Seiten der Klinge, so kann es keinen Klingen-Überhang geben. Ein ganz tolles Design.

Was mir gar nicht gefällt, ist der aalglatte Griff.

Standlinie

Ich habe jetzt auch einen Yintal in Bronzeoptik. Hier einige Informationen zu "meinem" Hobel und erste Rasureindrücke.

Anschaffungskosten: knapp 10 € (inklusive Versand), das kann sich sehen lassen.

Zeitdauer zwischen der Bestellung und der Anlieferung:  3 Wochen.

Der dreiteilige Hobel besteht aus dem Grundwerkstoff Messing, das durch einen Schutzlack aufgehübscht worden ist. Ich habe mir die Mühe gemacht und an der Oberflächenbeschichtung solange herumgekratzt (an sonst nicht sichtbaren Stellen), bis dass Messing zum Vorschein kam. Die Hobelkopfplatte hat ein M5-Gewinde, so dass auch andere handelsübliche Griffe aufgeschraubt werden können. Die Verarbeitung meines Hobelexemplares war tadellos.

Rasurtechnisch ist dieser Hobel kein sanft rasierender Hobel. Ich würde ihn deshalb dem Lager der zupackenden bis derben Hobel zuordnen.  Möglicherweise liegt dies auch an dem schweren Messinggriff. Mit einem leichteren Griff sollten sich die Rasureigenschaften verbessern, das werde ich aber noch ausprobieren.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Standlinie

So, nun habe ich einen leichteren Griff an den Hobelkopf geschraubt und mich damit rasiert. Welch Wunder, wie sich die Rasureigenschaften durch diese einfache Modifikation gleich ändern. Nun rasierte mich mein Yintal auf einmal wesentlich sanfter, blieb dabei aber immer noch sehr gründlich. Die Rasur dürfte nun - von mir geschätzt - auf dem Niveau eines Merkur 34 liegen.

Ich vermute, dass die Derbheit des Yintal durch sein recht hohes Gesamtgewicht hervorgerufen wird, weil der Hobel als Folge dieses Gewichtes zu sehr auf die Gesichtshaut drückt. Der leichtere Griff reduziert nun den Andruck auf die Haut, ohne dass der Hobel dabei in seinen Rasureigenschaften abfällt.

Hier nenne ich noch einmal die Gewichte der einzelnen von mir verwendeten Hobelgriffe:
Gewicht des Originalgriffes:    82 Gramm
Gewicht des leichten Griffes:  22 Gramm

Den leichten Griff habe ich selbst gebaut und hierfür eine alte Patronenhülse (7x65R) verwendet.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Observer

Zitat von: Standlinie am 06. Juni 2018, 16:26:42
Ich habe mir die Mühe gemacht und an der Oberflächenbeschichtung solange herumgekratzt (an sonst nicht sichtbaren Stellen), bis dass Messing zum Vorschein kam.

Hast du am Hobekopf gekratzt oder am Griff? Für mich las sich das nämlich in der Herstellerbeschreibung (und in einem englischsprachigen Forum) so, als wäre der Kopf eher aus Zinkdruckguss und nur der Griff aus Messing.

Standlinie

Zitat von: Observer am 07. Juni 2018, 13:43:14
Zitat von: Standlinie am 06. Juni 2018, 16:26:42
Ich habe mir die Mühe gemacht und an der Oberflächenbeschichtung solange herumgekratzt (an sonst nicht sichtbaren Stellen), bis dass Messing zum Vorschein kam.

Hast du am Hobekopf gekratzt oder am Griff? Für mich las sich das nämlich in der Herstellerbeschreibung (und in einem englischsprachigen Forum) so, als wäre der Kopf eher aus Zinkdruckguss und nur der Griff aus Messing.

Beim Griff betrachtest Du einfach nur die Gewindegänge. Sie schimmerten so, wie Messing eben aussieht. Also Messing.
Bei der Kopfplatte habe ich mit einer Ahle an einem der Zentrierzapfen herumgekratzt. Und siehe da, unter der Lackschicht schimmerte es wieder messingfarben. Zinkdruckguss würde grau schimmern, von der Farbe her wie nach Blei aussehend.
Die Grundplatte habe ich ebenfalls von unten angekratzt. Und in der Kratzzone schimmerte es wieder nach Messing. Zinkdruckguss würde sich farblich wie nach Blei aussehend zeigen. So habe ich geprüft. Der Yintal ist also von seiner Grundsubstanz her ein Messinghobel. Als Zinkdruckgusshobel würde er auch leichter ausfallen, da Zinkdruckguss über ein anderes spezifisches Gewicht verfügt. Das läßt sich relativ leicht nachrechnen. Sieh Dir einfach einmal den massiven Griff an. Errechne über die Abmessungen den Rauminhalt dieses Griffes. In Messing wiegt er 82 Gramm. Wäre er aus Zinkdruckguss, kannst Du dafür das zu erwartende Gewicht umrechnen. Er müßte dann leichter sein.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Observer

Super, vielen Dank für die detailierte Auskunft!

Ich war nur neugierig, weil ich, wie gesagt, in englischsprachigen Foren gesehen habe, daß da, oftmals recht lapidar, das Material angezweifelt wurde. Und da Yintal selbst bei Aliexpress als Material "Material: brass + alloy" angibt, hab ich mich gefragt, wie viel Messing denn jetzt wirklich enthalten ist. ;)

Ich freue mich aber schon in jedem Fall auf meinen, der sich noch irgendwo auf der Seidenstraße befindet...

Observer

So, mein Yintal ist letzte Woche angekommen, Zeit vielleicht mal ein paar Worte über den massiven Chinesen verlieren.

Die Schachtel ist recht schlicht gehalten, aber erfüllt ihren Zweck und ist auch keine Beleidigung für's Auge. Aber um die geht's ohnehin nicht. Der Hobel selbst sieht meines Erachtens noch besser aus, als auf den Fotos, die ich bisher gesehen hatte. Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich finde ihn optisch großartig. Die Verarbeitung meines Exemplars ist ebenfalls tadellos.

Hält man ihn in der Hand, dann merkt man schon, wie massiv der Yintal ist. Standline hat sich ja dankenswerter Weise die Mühe gemacht, das Material genauer zu begutachten. Aber im Grunde merkt man schon am Gewicht, daß man hier keine Zinkdruckguss-Teile in der Hand hat.
Der Griff ist etwas länger, als ich es eigentlich bevorzuge, aber interessanterweise stört mich das beim Yintal überhaupt nicht. Er liegt super in der Hand und passt für mich auch gut in Punkto Balance zum Kopf.

Vom Rasurgefühl her finde ich ihn zwar aggresiv und ausgesprochen gründlich, aber auch irgendwie sanft. Ich weiß, das klingt jetzt widersprüchlich, aber für mich ist es so, daß ich zwar immer das Gefühl habe die Klinge zu spüren, aber keine Angst haben muss mich zu schneiden. Was im Übrigen bisher auch nicht passiert ist. Obwohl ich doch ein paar mal ziemlich rabiat kreuz und quer durch's Gesicht gefahren bin gab es keine Blutpunkte oder Reizungen.

Für mich insgesamt ein großartiger Hobel, dessen Wert seinen Kaufpreis bei weitem übersteigt.

makingthingssharp

Dem kann ich mich genauso anschließen.
Nur das Wort "aggressiv" würde ich durch "zupackend" ersetzen.   ;D
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.