Spyderco 302F - Abrichten Kontidionieren - Test

Begonnen von Der Hein, 23. Oktober 2016, 17:53:05

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Der Hein

Ich hatte mir letztes Jahr als Projekt für ruhige Stunden mal zwei Spyderco 302F geholt. Den ersten im Amazon Angebot und den zweiten für die Hälfte kurze Zeit später in der Bucht. Ich dachte mir, wenn man die so konditionieren kann wie man will ist das ja eine Anschaffung fürs Leben...  :)

Nachdem im letzten Jahr die ruhigen Tage für mein Projekt "Spyderco" nicht kamen, möchte ich zumindest den Zwischenstand bis hierher dokumentieren.

Zunächst: der Spyderco ist ein Sinterkorundstein aus Aluminiumoxidkeramik ohne Poren. Die "Korngröße" ist eher akademischer Natur, da solche superharten Keramiksteine nur durch die Oberflächenbeschaffenheit wirken. Spyderco gibt in den Diskussionsfäden des eigenen Forums an, das die Korngröße um die 17 µm liegt. Der 302F ist ein nach dem Brennen unbehandelter Stein der in der Größenordnung eines 8000ers (J) liegt. Harte Steine dieser Art sind für große Flächen nicht zu gebrauchen, man braucht entweder eine kleine Andruckfläche (Mikrofase) oder etwas Andruck um damit zu schleifen. Aber "Schleifen" will man in der Körnung eher weniger, es geht um die Politur und das Glätten der Scheidkante oder das Abziehen eines feinen Grates.

Bei mir kamen beide Spyderco 302F nicht plan an. Nach meinen Qualitätsmaßstäben waren alle vier Seiten so verzogen, das man da mit RM nur Probleme bekommt, deswegen hatte ich vor dem Abrichten nur Küchenmesser und Taschenmesser darauf abgezogen. Dafür kann ich die Erfahrungen hier im Forum für einen einfachen Stein zum Scharfhalten von Messern nur bestätigen. Für RM ging bei meinen Exemplaren jedoch absolut nichts. Es wird in den Foren berichtet, das die neueren verkauften Modelle etwas besser aus der Fabrik kommen, im Zweifelsfall hilft einem das nichts, überprüfen muss man sowieso.

Das Abrichten habe ich mit Diamantplatten gemacht. Ich gehe davon aus, dass viel grobes SiC Korn auf einer Glasplatte schneller geht. Ich habe bis 240er Diamantplatte immer mit Edding markiert, das dauert schweinelange bis man bei der jeweiligen groben Körnung irgendwann alles weggeschliffen hat. Meine Abfolge war: 60er Diaplatte (29x21cm), 150er Diaplatte (23x8cm), 240er Diaplatte (23x8cm). Teilweile bis nach der 240er Körnung 12 Stunden (pro Seite !), also sollte hier schon klar sein: die Anschaffung lohnt nur für diejenigen, die auch die Absicht haben zur Not die erforderliche Arbeit in die Nutzbarkeit zu investieren. Dafür wird man dann jedoch mit einem planen Keramikstein belohnt, den man mit wenig Aufwand in beliebiger Weise konditionieren kann, man stellt durch weitere Bearbeitung mit feinen Diamantplatten oder Diamantpaste eine gewünschte Oberflächenrauhikeit her, die zu einer Zielkörnung je nach Auswahl der Ausgangskorngröße beim Diamantschleifmittel zwischen 6000 und >20000 ansetzen kann.

Mein Ausgangstest war nach der 240er Diaplatte mal hundert Züge und Lupenkontrolle sowie Rasurtest. Vom Schliffbild noch nicht ganz so fein und gleichmäßig wie ein 8000er, aber von der Rasur her einer der besten 8000er von dem ich mich bisher rasiert habe. Vom Charakter her sehr unauffällig, gute Sanftheit, befriedigende Schärfe, gute Handhabung.

Nach dem weiteren Abrichten (diesmal geschummelt nur mit Bleistift) bis 1500er Diamantplatte und abschliessenden Konditionieren auf einem 6000er harzgebundenen Diamantstein habe ich heute mal die erste hochverfeinerte Variante getestet. Schliffbild ist nach 50 Zügen (mit Öl) besser als 12000er Shapton, man sieht vorne an der Facette (60X Lupe) deutlich die noch feineren, noch mehr reflektierenden Schleifspuren des Spyderco. Die Rasur was deutlich besser, als alle bisherigen künstlichen Steine die ich als Finisher zum Vergleich heranziehen kann, der höchste davon ein Shapton 12000 Kuromaku (japanische Pro Serie). Die Schärfe war ausgezeichnet, das Messer war sanft und ging glatt über das Gesicht, mit der Wuchsrichtung und dagegen. Besonders beim letzteren Duchgang finde ich die Handhabung besonders gut, selbst das Finish mit meinem Walisichen "15K" Schiefer ist da tendenziell etwas schwächer. Alle anderen Natursteine, die ich bisher ausprobiert habe (Arkansas, MST Thüringer, andere Keramiksteine) können in der Qualitätsklasse nicht mehr mithalten.  dr:

Ich empfehle durchgehend die Bearbeitung mit Diamantschleifmitteln, Siliziumkarbid und sowas wie Micromesh (auch nur mit Korund) hinterläßt eine abgestumpfte Oberfläche. Diamantschleifplatten hinterlassen eine ausgezeichnete Planheit, jedoch feine Riefen im Schleifmaterial die von den herstellungsbedigten Kornausreißern herrühren. Beim anschließenden Konditionieren geht es nur noch darum, im Zielbereich der gewünschten Oberflächenrauhigkeit eine Oberflächenpolitur zu erreichen, die diese tieferen Riefen in der Oberfläche in ihrer Wirkung bei drucklosen Schleifen eliminiert. Das ist ähnlich wie bei einem translucent Arkansas, für den reicht aber Siliziumcarbid als Schleifmittel bestens aus. Wenn man so wie ich einen harzgebundenen Diamantstein hat ist der natürlich zum Konditionieren erste Wahl, es geht aber auch Diamantschleifpaste und ein Anreibestein wie ein kleiner Arkansas um die Oberfläche des Spyderco damit zu verfeinern. Spyderco selber setzt für die Oberflächenverfeinerung des 302UF, der aus dem selben Material besteht und als 302F aus dem Brennofen kommt, ein 3µm Diamatschleifmittel ein. Setzt man weitere noch feinere Diamantpasten an, kann man den Spyderco typbedingt auf über 20000er Körnung bringen. Ich habe hier noch Diamatplatten bis 3000er und einen weiteren harzgebundenen Diamtschleifstein mit 12000 liegen. Einer meiner nächsten Tests wird es also sein, das mal gezielt in der hier möglichen maximalen Qualität zu versuchen, ich berichte weiter.  8)

Mein bisheriger Stand ist also ein 8000er / 14000er (?) Kombistein, der recht schnell die gewünschte Verfeinerung der Schneideeigenschaften des Messers liefert!  ;D Rechnet man allerdings den bisher investierten Zeitaufwand ist jedem selber die Entscheidung über eine Nachahmung überlassen ...