Eine kleine Rasur-Geschichte

Begonnen von DarVida, 25. März 2012, 22:57:05

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DarVida

Hallo Zusammen

Über mich und warum ich zum Hobeln gekommen bin hab ich hier https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,20020.0.html schon ein bisschen erzählt.

Nun will ich euch rund einen Monat später einen kleinen Überblick über meinen Einstieg geben:

Wie schon im ersten Eintrag erwähnt hat alles mit einem Flying Eagle / Seagull, Gillette Super Thin Mejorada Klingen und Nivea Rasiercremé angefangen:



Die Cremé habe ich mit der Hand aufgetragen und auch ein bisschen aufschäumen können. Die Rasur war ganz anständig - zwei Durchgänge, nicht besser aber auch nicht schlechter als mit den Systemis. Schnitte, rote Pünktchen, Rasurbrand? Ein Muttermal aufgeschnitten und sonst alles gut!

Ich habe dann noch weitere Klingen gefunden, Astras. Hier im Forum nachgeschaut und, na ja, ich glaubte ich kann mich glücklich schätzen, scheinen ja super Klingen zu sein:



Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass es aber wohl nicht diejenigen sind, die bei euch im Umlauf sind.
Die Rasur, wie soll ich sagen, war einfach nur schlecht - es hat gerupft und gerissen, aber nach dem vierten Durchgang war dan so was erreicht, dass sich Rasur schimpfen liess.

Weiter ging es auf meiner Rasurreise. Ich fand einen anderen Hobel, einen Butterfly, chinesische Produktion, einen Annuo - genauer gesagt ein AN-998:



Die Rasur war einfach nur brutal - mein Gesicht sah aus wie ein Schlachtfeld; Ansatzcuts, auf der Oberlippe fehlte eine Fläche von ca 10mm2 und weitere Schnitte. Aber wenigstens kein Rasurbrand. Resultat auf der Freundinenskala; ein Schrei und der Sprint zum Verbandskasten. Dieser Hobel ist mir einfach zu brutal. Ob es am Abstand zwischen Klinge und Schaumkante liegt?



Also wieder zurück zum Vogel... einige Tage später fand ich tatsächlich was, das sich Rasierpinsel schimpft, aus brasilianischer Produktion:



Mit dem Model links konnte ich aus der Nivea sogar Schaum produzieren, auch das Auftragen im Gesicht funktioniert, es piekst zwar wie wenn ich eine Schuhbürste gebrauchen würde, aber hey wenigstens sah das Ding irgendwie wie ein Rasierpinsel aus. Das Model rechts, kam bisher nicht zur Anwendung. Denn ein paar Tage später kam ein Paket aus der Schweiz ein. Meine Eltern interpretierten meine Anfrage, ob im Fundus meiner verstorbenen Grossväter wohl nocht Rasierutensilien auffindbar seien, im Sinne von wir müssen dem armen Sohnemann im fernen Südamerika ein Notfallpaket schicken. Und dies war der Inhalt:



Merkur 23c, Hans Baier Silberspitz, Proraso Seife und Timor-Klingen. Natürlich gleich alles ausprobiert - die Seife schäumt, der Pinsel schmeichelt der Gesichtshaut, der Hobel gleitet, die Klingen kann sogar Haare abschneiden und das Resultat war auf der Freundinenskala ein Küsschen auf die zarte Wange.
Ein paar Tage später dann ein weiteres Paket. Henning hat sich meiner erbarmt und auch ein Paket auf Reisen geschickt.



Und so begann mein Elend, soviel tolle Sachen, was soll ich zuerst ausprobieren, was kann warten? Ach das Leben kann ja so kompliziert sein. Und seit der Ankunft von Hennings Einstiegspakt bin ich mich am durchtesten. Kappus men activ, toll kann man sich daran gewöhnen; Arkostick - super Schaum, Geruch ist auch nicht schlecht; Erasmic, D'amaris - funktionieren beide auch; der Kinsely-Pinsel macht Spass, fast sogar mehr als der Hans Baier, zumindest bei den Seifen; den Brillant hab ich noch nicht probiert - und bei den Klingen muss ich sagen, dass die Gillette Super Thin Mejorada im Vergleich zu den anderen (Timor und Centwin) gar nicht mal abfällt.

Und zum Abschluss meiner kleinen Geschichte noch ein Bildchen meiner Utensilien in Übersicht:



Die chinesischen Hobel sind in der Schublade gelandet, ebenso die beiden brasilianischen Rasierpinsel.

Ich möchte mich gerne auch nochmals bei Henning für das Superpaket bedanken und generell dem Forum für all die tollen Tipps und Ratschläge. Nachdem ich hier ein bisschen Zeit investiert und einiges nachgelesen habe, fiel mir der Einstieg ins Hobeln relativ leicht. Macht weiter so und ich hoffe, dass ich irgendwann mal auch etwas beitragen kann.

Beste Grüsse aus Bolivien!

Onkel Hannes

Schön, daß das klappt.

Nachdem ich zuerst Deinem Link zu dem ersten Thread gefolgt bin, kam auch der Gedanke auf, "naja, dem müßten wir eigentlich mal ein Care-Paket schicken" ;)

Schön, daß das bereits geschehen ist - henning,  dh: dh: dh:
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

henning

Ich bin nur froh, daß auch alles in Bolivien angekommen ist. Die Sachen sind kaum der Rede wert, wenn sie ihm nur helfen, dort in der Fremde eine gute Rasur zu bekommen.

Viel Glück und Erfolg weiterhin.

Ciao

Cordy

Schön das es klappt, DarVida. Das Equipment sieht doch mittlerweile sehr erfolgsversprechend aus.
Wart ab, wir missionieren auch noch ganz Bolivien! :)

Btw., tolle Aktion, Henning. dh:
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mikri

Hi DarVida (der Nick gibt Auskunft über die Herkunft)
Schön, dass du dich nun in der Fremde gepflegt rasieren kannst.
Da hat sich ja schon einiges an Material eingefunden.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Leute in Bolivien sich denn
sonst rasieren. Dachte, dort könnte ein Mekka für die Nassrasur sein.
Dem ist jedoch nach deinen Angaben nicht so.

Vielleicht hast du ja einmal Zeit dich zu erkundigen und uns mitzuteilen,
wie sich B***ner die Barthaare entfernen?


Super Sache henning  dh:

LG mikri
Mit Verarzten dauert's länger

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UbuRoy

#5
Ihr hab B***aner (O-l-i-v-i-a) gesperrt???  ;D  :o Die können doch nun wirklich nix dafür. Das ist ja diskriminierend.

Aber ist ja auch das Unwort des Jahres gewesen.

mikri

Zitat von: mikri am 26. März 2012, 08:14:10
wie sich B***ner die Barthaare entfernen?

Geht das nicht ein wenig weit?
Mittlerweile weiss doch auch *** dass damit *** gemeint ist und wenn einer aus Bolivien stammt, ist er nunmal ein B***ner und die Sprache, die er sprechen müsste wäre B***nisch.
Mit Verarzten dauert's länger

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Manyx

Und wenn er ein Anhänger von Palmolive ist, wäre er ein Palm***ner ;D

mikri

Zitat von: Manyx am 26. März 2012, 09:45:58
Und wenn er ein Anhänger von Palmolive ist, wäre er ein Palm***ner ;D

Ich weiss, man sollte sich über ein ernstes Thema nicht lustig machen, aber Leute
ihr seid der Hammer. Ich lach mich halb tot. Das Leben ist wirklich der beste Witz.

dh: dh: dh: dh:

P.S. am 10. Juni ist Gedenktag der Hl. *** von Palermo
Mit Verarzten dauert's länger

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DarVida

Haha, dies mit den B***nern ist mir gar nicht aufgefallen...

Also zum einen haben die meisten Männer hier einen nicht allzu starken Bartwuchs, ein bisschen um das Kinn und dies ist es. Ich habe auch mit meinen Arbeitskollegen drüber diskutiert. Die Wechseln ihre Systemis alle 2 Monate, dann geht es ja auch nicht so ins Geld. Und vielfach wird als "Rasierunterlage" normale Seife verwendet.
Auf meinem letzten Bild kann man einen Old Type erkennen, dem aber Zähne fehlen. War aus dem Fundus des Vaters meiner Freundin. Sie hat gemeint, dass er sich immer mit dem rasiert hätte und soweit sie sich erinnern kann, hatte der Hobel schon immer fehlende Zähne. Also wird der ganzen Rasurprozedur auch nicht wirklich grosse Beachtung geschenkt.

Mit der Verkäuferin - eine ältere Dame, bei der ich die Rasierpinsel gefunden habe, kam ich auch in ein längeres Gespräch. Sie meinte früher hätte sie ein paar "Pinselmacher" gehabt die ihr schöne Pinsel hergestellt hätten, die seine aber alle verstorben und es hätte sich niemand mehr für dieses Geschäft interessiert. "Die Jungen von heute, seien nur noch an diesem Plastikzeugs interessiert und würden die alten, guten Sachen nicht mehr wertschätzen!"
Dazu sollte man wissen, dass hier in Bolivien alles was nach "Westen" richt als Hochwertig und "must have" gilt und daher viele "traditionelle" Sachen in Vergessenheit geraten. Dieser Trend scheint mir noch stärker als in Europa. Bolivien ist halt auch ein Land im Unbruch und an der Schwelle die "Unterentwicklung" - zumindest in den Städten - zu überwinden.

Rori

Großartige Geschichte! Sehr fein gemacht, Henning dh:!

Berichte bitte weiter, das liest sich sehr spannend.

Alles Gute!
"Why the hell not?"

Viele Grüße

Florian

mikri

Da bin ich auch dafür  dh: berichte bitte weiter, wie es dir so ergeht.

Ich denke die Menschen in Bolivien (um nicht das Unwort verwenden zu müssen) sind dort, wo wir in den 60er waren, als
bei uns alles Amerikanische In war und alles nur gut war, wenn aus Kunststoff gemacht.
So sind auch hier in Europa viele interessante Berufe verschwunden.
Die Rückbesinnung auf Tradition und Wertigkeit hat bei uns ja auch nicht immer Hochkonjunktur und ist auch noch nicht so
eine alte Bewegung (slow food usw.).

LG mikri
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Lord Vader

Sehr interessanter bericht, der einblicke in eine welt gibt, in der es noch nicht alles im überfluss gibt.

UbuRoy

#13
Schlauer ist man halt immer erst hinterher, wenns zu spät ist.

Komisch ist nur, das nicht mal Völker wie z.B. China, Südkorea, Malaysia, Brasilien aus den Fehlern anderer zu lernen scheinen. Obwohl sie hundertfünfnzig Jahre Zeit hatten, sich mit allen Fehlern, die andere vor Ihnen bereits längst gemacht haben, zu befassen und vielleicht ansatzweise irgendwas draus zu lernen.

Bei denen läuft die Industrialisierung genauso scheiße ab, wie anno dunnemals zu Watts Zeiten in England. Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, Korruption, Betrug. jede Sauerei wird von jedem Trottel, der neu an den Drücker kommt, trotzdem wiederholt.
Das ist ziemlich traurig und ein Zeichen dafür, das unsere Spezies es sicher nicht wert ist, weiter auf dieser Kugel Ihr Unwesen zu treiben.

Wenigstens werden wir gut rasiert den Löffel abgeben. Immerhin etwas...

mikri

Und dann wird an diesen Weltwirtschaftsforen und Umweltgipfeln noch lauthals verkündet, dass China und Indien auch das Recht auf Entwicklung haben und daher das gute Recht hätten, auf Umweltschutz zu pfeifen.
LG mikri
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