Fortsetzung:
Aufbringen von SchmiermittelnGroßflächig ist klar, aufsprühen, aufpinseln, was auch immer, für uns uninteressant. Für uns kommt kleinflächig oder punktuell in Frage, meist flüssig oder pastös. Bei mir haben sich derzeit folgende Lösungen herauskristallisiert, an denen ich nur wenig auszusetzen habe.
Flüssige Mittel trage ich entweder punktuell auf (je nach Anwendungsfall verteile ich sie dann ggf. noch mit einem Pinsel o.ä.) oder flächig mit einem öligen Lappen.
Zum
punktuellen Auftrag verwende ich gelegentlich einen Zahnstocher oder Zahnarzthaken, mit dem ich einen Öltropfen aufnehme und irgendwo aufbringe, meist aber Punktöler. Von den im Handel erhältlichen Ölflaschen und Punktölern bin ich ab, weil die fast immer entweder undicht sind, oder nachtropfen, oder beides.
Stattdessen verwende ich folgende Fläschchen:


Die linke mit der Metallspitze kommt für wenig Geld via
ebay aus China, ich bin damit leidlich zufrieden. Viel besser noch finde ich die Liquidflasche mit Kunststoffkappe und -dosierspitze von
flaschenland.de, die ich mittlerweile fast religiös für alles einsetze, was mir irgendwie in die Finger kommt. Die aktuellste Anwendung ist z.B. Essigkonzentrat zum Beträufeln von Ohrenstäbchen, um damit an meinem Elektronikbastelplatz Batteriefächer in Vintage-Geräten von Rückständen ausgelaufener Säurebatterien zu reinigen. Die Flaschen sind chemikalienresistent (Azeton habe ich noch nicht probiert), nicht nachtropfend und 100% dicht, trotz Temperatur- und Luftdruckschwankungen in allen Lagen, auch mit Kriechöl. Unbedingt empfehlenswert!
Auch Emulsionen kann man damit übrigens auftragen, man muß eben vorher schütteln. Die abgebildete Flasche LSA ist dafür ein Beispiel. Das LSA wird vielleicht manch einer noch als "Elefantensperma" vom Bund kennen. Auch mit
White Lightning Clean Ride klappt es wunderbar, viel besser als mit dessen Originalflaschen. Umfüllen lohnt, vorher schütteln nicht vergessen.
Für
flächigen Auftrag bin ich von Sprühdosen und -flaschen, wie weiter oben im Thread bereits erwähnt, fast vollständig abgekommen und verwende sowas nur noch in sehr speziellen Fällen wie eben zur Verformung von Messinghülsen. Ich habe für normale Anwendung stattdessen einen alten Stoff-Fetzen von einem T-Shirt mit einer Zackenschere zurechtgeschnitten, mit ein paar TL Mineralöl beträufelt, durchgeknetet und in einem Melitta-Beutel mit Schiebeverschluß zur Aufbewahrung gesteckt. Nach kurzer Zeit hat das Öl den Lappen gleichmäßig benetzt und man hat einen idealerweise
leicht öligen Lappen, perfekt um Oberflächen abzuwischen und einen ganz leichten, kaum sichtbaren Ölfilm zu hinterlassen. Das ist in vielen Fällen vollkommen ausreichend.
Pastöse oder feste Schmiermittel trage ich
flächig, wie man dem Bild oben schon entnehmen kann, aus einem Döschen mit einem Pinsel oder einem Spachtel auf; ein Beispiel wären z.B. Vaseline oder Schmierfett für Türscharniere. Nur in Spezialfällen kommt irgendeine geeignete Sprühlösung oder ähnliches zum Einsatz. Ein Sonderfall ist auch der Graphitzerstäuber für Schlösser und ein paar Sonderfälle aus dem Wiederladebereich.
Fette und ähnliches kommen fast ausschließlich in Dosen oder Tuben, alles andere als geeignet zum wohldosierten
punktuellen Auftrag. Bisher habe ich zum Auftrag Zahnstocher oder Ohrenstäbchen verwendet, aber beides gefiel mir irgendwie nicht, auch wenn es funktioniert. Es gibt schmierige Finger, das schmierige Werkzeug muß irgendwo abgelegt werden, rollt dann weg, versaut den Tisch oder sammelt Dreck auf oder beides.
Meine Wunschlösung war schon lange eine Spritze, allerdings sind geeignete stumpfe Dosierspitzen (Aspirationskanülen) rar und teuer, das abfeilen einer Injektionskanüle umständlich und meist auch im Ergebnis unbefriedigend.
Eher zufällig habe ich irgendwann folgende 12ml-Dosierspritzen gefunden:

Sie kommen für wenig Geld ebenfalls via
ebay aus China.
Die Öffnung ist etwas weniger als 1mm groß. So braucht man zwar viel Kraft, um die meisten Schmierstoffe hindurchzudrücken, aber man kann dafür äußerst fein dosieren. Wenn man regelmäßig größere Mengen Schmierstoff aufbringt, kann man die Spitze etwas kürzer schneiden und so die Öffnung vergrößern.
Auf diese Weise sind wirklich allerfeinste punktgenaue Dosierungen möglich. Hier ein kleiner Klecks neben einem Cent-Stück:

Mit der gebogenen Spitze kommt man auch an eher schwer zu erreichende Stellen, wie z.B. im Kopf eines Wilkinson Protector 3.
Nach der Benutzung ziehe ich den Schmierstoff in die Spritze zurück, so daß Luft in der Dosierspitze ist, dann läuft und tropft nichts. Zum Nachfüllen gebe ich den Schmierstoff aus der Tube oder per Spatel aus der Dose in die Ecke eines Gefrierbeutels, drehe diesen auf links, schneide die Spitze ab und befülle damit die Spritze, ähnlich wie man so ein Sahnedosierdingsbums verwendet.
Soviel zu den schmierigen Methoden des Onkel Hannes.