Diamantpaste 60.000 vs Eisenoxidpaste rot Tube

Begonnen von Peder, 13. Februar 2014, 01:11:33

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Peder

Hallo,
habe mir kürzlich ein günstiges USB-Mikroskop gekauft, und damit mal meine Steine und Pastenriemen neu bewertet.
Meine bisherige Reihenfolge: MicromeshMX bis 600, Aoto Tomo, Botan, Mejiro, Ohzuku Tomo, Diamantpaste 28.000, Pastenriemen rot/ Diamantpaste 60.000, Latigoleder.
Mir ist aufgefallen, daß es bei mir keinen großen Unterschied macht, ob ich Eisenoxidpaste oder 60.000 Diamantpaste verwende, das Ergebnis ist das gleiche nach dem Latigoleder.
Wie seht ihr das, seht ihr irgendeinen Vorteil in der teureren Diamantpaste?
Ohzuku

Diamantpaste 28.000

Diamantpaste 60.000

Eisenoxidpaste

harrykoeln

#1
Ich tue mich immer sehr schwer, mit generalisierten Antworten.

IMHO ist es unmöglich zu sagen - wenn Du so machst ist besser oder wenn Du so machst ist besser! Die wichtigste Komponente, will sagen, der größte Einflußfaktor überhaupt, der, wegen dem wir das alles machen, die Klinge selbst, die rutscht bei den Betrachtungen - wenn sie überhaupt Erwähnung findet - gerne in den Hintergrund. Dabei spielen Stahl und Steine (bei meinen Schärfbemühungen zumindest) die zentrale Rolle und entscheiden am Ende des Tages, ob ich überhaupt Pasten zum Einsatz bringen muss.

Über das gezeigte Messer wird kein Wort verloren - leider! Wie sah das Messer vorher aus? Hats hinterher mit den dargestellten Facetten rasiert? Über die Aussagekraft der Bilder können wir also trefflich streiten.
Es ist - so glaube ich - trivial, das wir uns bei unseren Schärfbemühungen (normalerweise) vom Groben ins Feine bewegen. Ebenso, das das nächst feinere Werkzeug eine Veränderung bringt.

Zu allererst einmal, halte ich unscharfe Bilder - oder zumindest Bilder, bei denen das, um was es überhaupt geht, nicht gestochen scharf abgebildet ist, per se schon einmal für wenig aussagefähig.
Will ich eine Veränderung dokumentieren, dokumentiere ich die an genau einer Stelle. Auch das scheint hier nicht zu sein, wie die Riefenstruktur des linken Bereichs zeigt.

Was ich allerdings zu erkennen glaube, das sind schräge Riefen. Die allerdings auf allen gezeigten Stellen. Schräge Züge, zB Züge im Kreuzstrich, hinterlassen ein ähnliches Bild auf der Facette. Muss natürlich jeder für sich entscheiden, wie er auf den Steinen arbeitet. Ich tue das nicht und kann das auch nicht empfehlen.

Zitat von: Peder am 13. Februar 2014, 01:11:33
...
Wie seht ihr das, seht ihr irgendeinen Vorteil in der teureren Diamantpaste?
...

Auch diese Frage ist generalisiert und allgemeingültig nicht zu beantworten! Dazu fehlen wieder viel zu viele Informationen. Ich muss sogar über den Träger der Pasten spekulieren. Dem hier

Zitat von: Peder am 13. Februar 2014, 01:11:33
... damit mal meine Steine und Pastenriemen neu bewertet.
...

könnte ich entnehmen, das sie auf Leder aufgebracht sind, aber wissen tu ich es nicht.
Ob Fe2O3 oder Diamant - naja, ich vergleiche ungerne Äpfel mit Eiern.

Ich hab diese drei Pasten im Einsatz (Fe2O3, 28K und 60K Diamant) und noch einige mehr, auf unterschiedlichen Trägern unterschiedlich aufgebracht. Benutzen - lieber nicht, wenns sich vermeiden lässt und das lässt es sich in vielen Fällen sehr leicht. Wenn Du auf den (für den gerade bearbeiteten Stahl) richtigen Steinen gut gearbeitet hast, BRAUCHST Du keine Pasten um aus der Klinge einen tollen Rasierer zu machen. Ein (Glatt)Leder hingegen schon und ist meist auch völlig ausreichend.

Bevor ich eine Paste einsetze, überlege ich sehr genau, wo ich hin will und was ich wie oft, mit welchem Tool tun muss, um da hin zu kommen. Welchen Träger nehme ich? Leder? Papier? Pappe? Stoff? Holz? Filz? War meine Steinwahl überhaupt richtig? Gehe ich nicht besser besser nochmal zurück auf andere Steine?

Umdenken hat mich da ein Messer lassen, was Maestro Livi vor den Augen des Kunden auf nem 3000er (in Worten Dreitausender) geschärft und dem Messer eine unglaubliche Sanftheit mit einer beeindruckenden Standzeit eingehaucht hat. Ohne Pasten wohlgemerkt!

Seit dem fühle ich mich besser, wenn ich ohne Pasten arbeiten kann. Denn es ist keineswegs so, das der Einsatz von Pasten die Rasureigenschaften eines Stahls grundsätzlich verbessert. Sie zu benutzen, "weil sie jetzt dran sind", Ihnen also sogar einen festen Platz einzuräumen, halte ich nicht nur für unnötig, sondern mindestens für suboptimal, in Einzelfällen sogar für kontraproduktiv.
 
Entscheide ich mich für den Einsatz eines Pastentools, stelle ich in letzter Zeit fest, das meist meine filzbespannten und mit den Diamantsprays bearbeiteten Werkstattriemen zum Einsatz kommen. Und das eher in homöopathischen Dosen - also vielleicht ein, zwei, drei Züge, ganz selten mehr! So bereiten sie gelegentlich den Einsatz der Glattleder vor. Und hier ist auch der in meinen Augen wesentliche Unterschied zwischen Diamant und Fe2O3. Diamant geht ordentlich zur Sache und raspelt verdammt schnell, verzeiht dadurch weniger Fehler, während Fe2O3 über den einen oder anderen Zug zuviel eher gutmütig hinwegsieht.

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

BastlWastl

Eigentlich sollten deine Messer nach deinem Natursteinsetup ohne alle Pasten auskommen, wirklich schärfer als von einem guten Ohzuku geht kaum, meiner Meinung nach.

Wenn es denn unbedingt Pasten sein müssen, dann würde ich an deiner Stelle die Eisenoxid Paste vorziehen, die einfach mehr "Fehler" verzeiht. Ich finde damit lässt sich eine zu aggressive Klinge etwas gutmütiger machen, aber wenige Züge sollten genügen !

Und Pasten bitte unbedingt immer nur auf steifen/festen Unterlagen benützen sonst verrundet (wird ballig) die Schneide viel zu schnell, was sich zwar positiv auf die Standzeit der Klinge auswirkt, aber beim Nachschärfen auf dem Stein zu mehr Materialabtrag führt (sowohl vom Messer als auch vom Stein).

Grüße Wastl.

Tim Buktu

Zitat von: BastlWastl am 17. Februar 2014, 15:40:58
...
Und Pasten bitte unbedingt immer nur auf steifen/festen Unterlagen benützen sonst verrundet (wird ballig) die Schneide viel zu schnell, was sich zwar positiv auf die Standzeit der Klinge auswirkt, aber beim Nachschärfen auf dem Stein zu mehr Materialabtrag führt (sowohl vom Messer als auch vom Stein). ...
Falls Du pastest, auf was als Unterlage pastest du dann?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Peder

Hallo, danke für die Antworten! Mit dem Ohzuku und der Anleitung / Übersetzung von Jim Rion hatte ich bisher meine besten Rasuren, jedoch habe ich als Anfänger wenig Erfahrungen und kann nicht und möchte auch gar keine allgemeingültige Aussage treffen. Ich möchte nur eine Erfahrung, die ich gemacht habe, der Diskussion stellen. Bei mir funktioniert es so, vielleicht hilft das auch anderen wenn die Diskussion darüber die Auswahl der geeigneten Paste erleichtert. Oftmals ist für mich gerade zu Beginn ein klareres Statement zu einigen Produkten sehr hilfreich, zB fand ich es damals gut, mehr über den Gebrauch der Leinenseite der Riemen zu erfahren und nicht nur irgendwo zwischen den Zeilen etwas darüber zu lesen, ähnlich wie mit dem Chromoxid. Von dem Mann der mit einem 3000er Rasurschärfe hinbekommt habe ich in einem anderen Beitrag schon gelesen, aber soviel Gefühl für Stahl und Stein werde ich bei meinen paar Messern eh nie entwickeln, daher muss es auch anders gehen.
Mein Problem war, daß ich es nach einigem Ausprobieren bisher nicht geschafft habe, eine sehr gute Rasur direkt vom Stein hinzubekommen. Länger mit den Naguras gearbeitet, den Druck variiert, DMTcard verwendet, öfters den Slurry erneuert, am Schluß länger verfeinert usw... . Auch wenn es laut Euren Tipps nach dem Ohzuku direkt gehen müsste, nach dem Stein muss ich ca 70 Züge (am besten mit so wenig Druck wie möglich) auf den Eisenoxidpastenriemen, dafür nutze ich einen Juchten Spannriemen oder neuerdings einen Nappa-Stoßriemen. Danach klappt der Haartest gut, die Rasur ist aber erst nach nochmals ca 100 Zügen auf Latigoleder auf steifer Unterlage richtig sanft. Ich habe das Problem immer gehabt, ua bei einem 5/8 Bison Cutlery Platterl, Puma Gold, Wacker Forumsmesser. Auf diese Weise funktioniert es bisher bei meinen Messern mit ein paar kleinen Variationen. Chromoxid verwende ich gar nicht mehr, die 28.000er je nach dem Erscheinungsbild unter dem Mikroskop direkt nach dem Stein. Bisher habe ich für die 60.000er noch kein Plätzchen gefunden. Ich versuche es mal wieder, wenn die Klinge nicht mehr so scharf ist zum Auffrischen. Gerne würde ich auch mal meinen Stein samt einem Messer einem Profi zusenden, um zu erfahren ob es mit diesem Stein überhaupt möglich ist, und um mal den Unterschied einer Rasur direkt vom Stein vs Pasten zu erfahren.
Viele Grüße

BastlWastl

Guten Morgen,

ZitatFalls Du pastest, auf was als Unterlage pastest du dann?
: Z.B.: Auf einem Leder dass auf eine plane Holzlatte gepappt wurde, das wiederrum mit Cromox behandelt wurde.

Man kann aber einfach den behandelten Lederriemen auf eine plane z.B. Küchenarbeitsplatte legen. Wenn mann dann mit sehr wenig Druck arbeitet wird die Schneide nur poliert und entgratet.

@Peder: Du solltest nach dem Ohzuku mal auf einen ungepasteten Leinenriemen und dann unbehandelt Ledern. Vielleicht wird es dann was. Testen kann ich deinen Stein auch mal wenn du magst.

Grüße Wastl.

Senser

Zitat von: Peder am 19. Februar 2014, 00:53:35
... Gerne würde ich auch mal meinen Stein samt einem Messer einem Profi zusenden, um zu erfahren ob es mit diesem Stein überhaupt möglich ist, und um mal den Unterschied einer Rasur direkt vom Stein vs Pasten zu erfahren.

Hallo Peder,
Gerne würde ich auf dein Angebot zurückkommen, falls sich nicht schon jemand anderes gefunden hat.
Allerdings solltest Du wissen, dass ich den Naturjapanern eh... sagen wir etwas skeptisch gegenüberstehe. Mein Finisher ist ja nach wie vor der 10.000er Naniwa.
Trotzdem bin ich immer wieder bereit, mich auf Experimente einzulassen, nur eben nicht mehr, indem ich das Experimetiergut gleich kaufe. Das hat mich in der Vergangenheit schon ein halbes Vermögen gekostet. Also, wenn Du noch Interesse an dem Test hast, dann lass uns alles weitere per PM klären.
Gruß Senser

BastlWastl

Hallo Peter und alle die es intressiert.

Ich habe heute vom Peder den Ohzuku, Mikawa Naguras und ein wunderschönes von ihm geschärftes Rasiermesser erhalten, zum testen und evtl. Fehlerauslotung.

Ich glaube du hast alles bis auf das Finish richtig gemacht( wie wir wissen kann aber die Klinge evtl. auch unter dem Transport leiden, wie bei dem Wettstreit von Naniwa 10k gegen Naturjapaner von Senser und mir). Ich habe leider die Schneide die ich erhalten habe nicht mit dem Microscop untersucht aber mir ist mit bloßem Auge aufgefallen dass sich auf der Klinge ein Grad befindet. Dennoch habe ich das Messer geledert und versucht damit meinen 3 Tage Bart zu eliminieren.
HHT war an der ganzen Klinge Fehlanzeige, ist ja nicht weiter schlimm, ca. 1/3tel der Schneide war zumindest nach dem Ledern in der Lage ein Haar zu spalten.

Rasur habe ich nach einem Zug abgebrochen, hat geziept und nur mit besagtem drittel der Klinge überhaupt Haare abgenommen.
Danach das Messer (W. Göttsche, Kayser Ellison Steel) mit dem Ohzuku abgestumpft und natürlich abgetaped Botan Slurry angerührt, wie der Ohzuku von sehr guter Qualität, solange geschärft bis die Armhaare flogen, was keine 5min. gedauert hat und das Messer dann mittels Hartholz entgratet  um im Anschluss mit DMT 325 Slurry die Fase zu verfeinern. ca. 5 min. später, habe ich den Slurry dann mit meinem Testkamisori noch etwas gebrochen.
2 Minuten weitergemacht, erneut entgratet und dann nur noch mit ganz kurzen schüben fertiggestellt.

20mal Leinen, 50 mal Leder HHT sehr gut, Rasur nicht überirdisch aber sehr gut (da ist noch viel mehr Luft nach oben mit diesem tollen Stein.)

Fazit : Mann kann eine Rasiermesserklinge mit aggressiven Pasten nahezu zerstören. Der Peter hat alles richtig gemacht bis er auf den Pastenriemen ging.

Desweiteren spielt ein Japanischer Naturstein seine überlegenen Fähigkeiten nur aus wenn mann mit Schleifschlamm arbeitet. Und dann ist dieser Stein um den es geht mit absoluter Sicherheit feiner wie Eisenoxidpaste oder Diamantpaste 60000.

Ich werde die Tage noch versuchen das maximum aus dem STein herauszuholen und bin gespannt wie der Peter dann die Rasur damit bewertet.

Grüße Wastl.


harrykoeln

Zitat von: BastlWastl am 05. März 2014, 15:34:21
.....wie wir wissen kann aber die Klinge evtl. auch unter dem Transport leiden...

Durch den reinen Transport?

Sorry, kann ich kaum glauben. Was soll bei einem vernünftig verpackten Messer bitte beim Transport passieren? Soll da der Kohlenstoff per Phlogiston aus dem Gefüge sublimieren, weil der in nem Auto von nem Paketdienst transportiert wird?

Und nochmal sorry, als ich das hier las:

Zitat von: Peder am 19. Februar 2014, 00:53:35
... Auch wenn es laut Euren Tipps nach dem Ohzuku direkt gehen müsste, nach dem Stein muss ich ca 70 Züge (am besten mit so wenig Druck wie möglich) auf den Eisenoxidpastenriemen...

da muss ich kein Prophet sein um die Ursache für die gekillte Schneide zu identifizieren - oder sie zumindest mehr als bedeutsam eingrenzen zu können ...

Zitat von: BastlWastl am 05. März 2014, 15:34:21
... Fazit : Mann kann eine Rasiermesserklinge mit aggressiven Pasten nahezu zerstören. ...

Ist jetzt nicht gerade ne brandneue Erkenntnis. Abkleben und Pasten - die häufigsten Ursachen für Probleme beim Schärfen.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

jollo74

Zitat von: harrykoeln am 05. März 2014, 17:03:39
Abkleben und Pasten - die häufigsten Ursachen für Probleme beim Schärfen.
Hmmm, das kann ich wiederum kaum glauben: Abkleben soll (neben Pasten) die häufigste Ursache für Probleme beim Schärfen sein  ??? ?

Ich habe ja schon mitbekommen, dass Du kein großer Freund des Abklebens bist. Und ich kann Deine Argumente zumindest nachvollziehen, obwohl ich sie nicht gänzlich teile. Aber als häufigste Ursachen für Schärfprobleme sehe ich viel eher:


  • Falscher und/oder ungleichmäßiger Druck
  • Facette wird nicht richtig gesetzt und ist nicht komplett durchgeschärft
  • Es wird zu kurz oder zu lange auf einem Stein geschärft, bevor es zum nächsten geht

Das Abkleben erhöht den Gesamtschneidenwinkel lediglich um ca. 1° und ich bin der Überzeugung, dass diese Änderung bei der Rasur in einem verblindeten Test nicht zu spüren ist. Man darf natürlich nicht Unmengen an Lagen draufpappen  o) ;D...

LG
Jörg

harrykoeln

#10
Keine Frage, Du wenn Du sagst
Zitat von: jollo74 am 06. März 2014, 07:28:32
...Ursachen für Schärfprobleme sehe ich viel eher:


  • Falscher und/oder ungleichmäßiger Druck
  • Facette wird nicht richtig gesetzt und ist nicht komplett durchgeschärft
  • Es wird zu kurz oder zu lange auf einem Stein geschärft, bevor es zum nächsten geht
...

stimme ich Dir da voll umfänglich zu. Ergänzt um Pasten und Abkleben mag die Reihenfolge jeder für sich festlegen.

Das Problem beim Schärfen mit abgeklebtem Rücken ist in meinen Augen so offensichtlich, das es vielleicht nicht wahrgenommen wird.

Bei vielen Dingen gestatte ich mir, eine - meist schlicht auf Erfahrung beruhende - eigene Meinung zu haben, die sich auch gerne schonmal gegen den Mainstream richtet. So bin ich nicht nur kein Freund vom Abkleben, ich persönlich halte es sogar für absolut kontraproduktiv.
Die Wenigsten messen dem Umstand, das sich dabei die zwei Medien (Kunststoff am Rücken, Metall an der Schneide), die auf dem Stein aufliegen, unterschiedlich abarbeiten, irgendeine Bedeutung bei. Für sie steht die "Schonung des Rückens" im Fokus. Das sie dabei STÄNDIG! die Geometrie des Messers ändern, stört sie wenig. Dadurch, das sich das Band schneller abnutzt als das Metall, wird der Schneidenwinkel zunächst einmal immer kleiner. Eine Lage weg, neue drauf, Winkel wird schlagartig größer.

Wie willste da ne gescheite Geometrie an die Schneide kriegen? Und das Schlimmste daran: selbst durch Einsatz derselben Bänder ist das alles nicht ansatzweise rekonstruierbar. Und wenn es nicht zu rekonstruieren ist, kann meiner bescheidenen Meinung nach jedes Schärfergebnis nur reiner Zufall sein.

Abkleben, wenn nötig, klar! Wenn Scharten aus dem Messer müssen oder viel an Schneidengeometrie zu richten ist - klar, da muss Material von der Schneide weg, nicht vom Rücken. Da kleb ich auch ab. Aber je näher ich an die Spitze der Schneide komme, nehme ich Lage für Lage runter, bis ich auf dem blanken Metall bin. Zum Schluss blank auf dem 500er, bis alles gerichtet und ab auf den 2000er. Dann werden eh nur noch mit minimalem Materialabtrag, die Spuren des jeweiligen Vorgängers herauspoliert. Und beim Auspolieren der Schneidfacette, da hat Klebeband IMHO am Rücken nix mehr zu suchen.

Ich erziele damit recht ordentliche und rekonstruierbare Ergebnisse.
Aber wie gesagt, das ist lediglich meine Erfahrung und aus dieser heraus habe ich mir meinen ureigensten Way of honing erarbeitet. Mehr als ihn vorzustellen und zu erklären, warum ich das so mache, kann und will ich gar nicht, geschweige denn, das ich versuchen werde, meinen Weg als den Einzigen oder Ultimativen zu propagieren - bewahre. Das ist mein Weg, ich mache das so - und fertig. Ich habe auch überhaupt kein Problem damit, wenn andere IHRE Messer abkleben, bitte, nur zu, ich werde das nicht tun - und schon gar nicht grundsätzlich.

Das war auch genau der Grund, warum ich damals bei Deinem Steinvergleich abgesprungen bin. Bei meinen beiden Schulzes, die blank bis GBB vorbereitend geschärft waren, hättest Du exakt auf der Facette gearbeitet die vorbereitet war ... Ob Du die wirklich exakt bei den anderen Messern gleich getoffen hast? Unterschiedliches Klebeband? Unterschiedlicher Abnutzungsgrad? Zwei Unbekannte auf jeden Fall schonmal... zumindest in meinem Mikrokosmos...
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Rockabillyhelge

Ich kann Harry nur zustimmen da ich inzwischen die gleiche Erfahrung gemacht habe und auf fast die selbe Art schärfe,
seitdem klappt auch problemlos mit den meisten Haartests (auch wenn mir der eigentlich nicht so wichtig ist) und ein schnelles
Auffrischen der Schneide ist auch problemlos möglich da man nicht erst nachdenken muss wann man wieviel von welchem
Klebeband benutzt hat, bei aufwändigen Rücken oder wenn ordentliche Ausbrüche wegzuschleifen sind benutze ich aber
auch Klebeband, zumindest bis die Facette gesetzt ist.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Geier0815

Ohne Anspruch auf Wahrheit ein paar Gedanken von mir dazu: Das Tape verändert den Winkel nach hier verbreiteter Meinung um ca. 1°. Da das Tape aber im Normalfall nicht komplett durchgeschliffen wird und regelmäßig getauscht wird, gehen wir mal von einem halben Grad aus. Nun schleifen wir aber nicht nur in der Dicke etwas herunter sondern auch von der Breite der Klinge, sprich die Winkeländerung fällt noch kleiner aus. Diese Winkeländerung hat aber letztlich keine echte Wirkung beim Grundschliff ansonsten hätte jeder der abklebt das Problem das er nach den ersten paar Zügen nicht mehr bis nach vorne zur Spitze der Schneide käme. Das habe ich bisher aber noch nicht beobachten können und hier von Anderen auch noch nicht gelesen. Ich bin nun aber auch zu faul zu berechnen welchen Radius wir mit einer solchen kleinen Winkeländerung tatsächlich an der Facette anbringen aber in der Praxis scheint er keine Auswirkung zu haben. Letztlich ist es auch egal da die endgültige Schärfe ja auf dem Finisher erzeugt wird. Für diesen wird zumeist eine zweite Lage Tape verwendet was dann dafür sorgt das wir wirklich sicher an der Spitze der Facette schärfen. Dadurch das die Fläche zu Anfang extrem klein ist und wir bei gleichem "Kraftaufwand" wesentlich mehr Druck erzeugen, haben wir dann viel Wirkung und brauchen entsprechend wenig Züge wodurch dann der Abrieb des Tapes recht gering ist, sprich der oben beschriebene Effekt geht gegen Null.

Dies ist aber nur meine eigene Meinung und hat keinerlei Anspruch auf Richtigkeit oder soll gar als "einzig richtige Methode" verstanden werden. Ich vertrete eh die Meinung das jeder seinen eigenen Weg finden muß, kann und soll seine Messer scharf zu bekommen.

Rockabillyhelge

Für mich stellt sich eher die Grundfrage, Warum überhaupt Tape?
Wie oft muss man ein heute neu gekauftes Messer schleifen das der Rücken maßgeblich durch Honewear
beeinträchtigt wird?
Mir dünkt eher das gerade das abkleben und das stets neue Setzen einer neuen Facette
beim Nachschliff das Messer beinträchtigt (wo ohne Tape durchaus ein paar Züge auf dem Gbb reichen würden
wie ich schon bei einigen Messer meiner ersten Stunde feststellen durfte).
Der Abschliff am Rücken erfolgt analog zum Verlust an Breite und irgendwie glaube ich das die Relation Rückenbreite-Klingenbreite
schon beim Schliff ab Werk den optimalen Winkel hatte und die Rückenbreite zu gewählt wurde das sich das Messer gleichmäßig
abschleift, dabei jedoch ein optimaler Winkel bestehen bleibt.

Zudem habe ich die Erfahrung machen dürfen das die meisten Messer welche ich auf diese, ich nenne sie mal "natürliche" Art und
Weise abgezogen habe auch bei sehr flachen Winkeln effektiv schneiden, wobei ich dieses nicht alleine aufs Nicht-abkleben zurückführe,
ich kann nur sagen das ich bedeutend mehr Probleme beim schärfen lernen hatte durchs Abkleben.

Meiner Meinung nach ist das Abkleben mehr der Optik und nicht der Notwendigkeit geschuldet, ein Messer, und sei es so verziert wie
es nur geht ist und bleibt letztenendes ein Nutzobjekt bei dem der Schleifer sich allerdings schon beim Schliff seine Gedanken gemacht
hat wie es funktionieren soll und sicherlich auch bewusst war das es kürzer werden würde im Laufe seines Lebens.
Ich klebe auch ab wenn es Messer sind deren Rücken schonenswert ist oder wenn es Baustellen sind bei denen ein Nicht-abgeklebter
Rücken letztendes das Gesamtbild des Messers zerstören würde, trotzdem blebt das Tape für mich ein Eingriff optischer Natur, zum Erlangen
einer haltbaren & guten Schneide ist es meiner Meinung nach (jetzt steinigt mich bitte nicht gleich) überflüssig und nichtnotwendig.


Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Iltis

#14
To tape or not to tape? that is the question.
Ach, Amtssprache ist deutsch, 'tschuldigung.
M.E. hat Harry theoretisch recht, angenommen man hat ein Messer in der Hand wo die Werksgeometrie i) unverändert und ii) korrekt gewählt ist. Dann müsste man beim schärfen darauf achten das die Verschleiss am Facette genau gleich als am Schulter ist, das die optimale Facettenwinkel erhalten bleibt. Die Erfahrung zeigt mir, das die ersten 2 Punkte nur manchmal erfüllt sind, sei's bei neue oder antike Messer, und das die "optimale Facettenwinkel" ein relativ hohe Toleranz aufweist. Harry klebt, seine Aussage nach, so gut wie nie ab und fährt damit sehr gut. Ich, dagegen, klebe immer ab, und bin damit zufrieden (auch die Forianer, die mir Messer zum schärfen waren, mit 1 Ausnahme, wo ich auch selber mit die Schärfe unzufrieden war, immer von mein "schärfkunst"  überzeugt).
Was lernen wir daraus? es führen viele Wege zum Ziel; ein richtig oder falsch gibt es nicht, wenn die Ergebnis stimmt. Ich kann mich an ein Diskussion über Steine plan halten erinnern, wo ein geschätzter Mitglied behauptet hat, er hält die Abrichterei für überbewertet - da bin ich andere Meinung, aber ich habe Messer von diesen Forianer in der Hand gehabt, und würde nicht sagen, das sie stumpf waren. Trotzdem achte ich für mich darauf, das meine Steine plan sind.
Zurück zum Diamant/Eisenoxid; ich benutze seit Jahren Fe2O3 als Paste, und bin damit zufrieden, warum brauche ich noch eine Diamantspray dazu? Mein Steinsetup besteht aus ein billigen 1000er (Suntiger), ein GBB und ein paar Schieffersteine. Ich habe einige andere Steine ausprobiert über die Jahre, um festzustellen, das es zum größten Teil nicht daran liegt, auf welche Steine man schärft, sondern wie man es macht (ich habe auch gute und schlechte Tage). Sicherlich macht es Spass, verschiedene Schärfmittel zu sammeln und auszuprobieren, aber nach wie vor macht Übung der Meister, nicht die Ausrüstung.

Gruß

Iltis

edit sagt:
Zitat von: Rockabillyhelge am 06. März 2014, 20:23:36
Für mich stellt sich eher die Grundfrage, Warum überhaupt Tape?
...Meiner Meinung nach ist das Abkleben mehr der Optik und nicht der Notwendigkeit geschuldet...

Genau so ist es, ich klebe aus ästhetischen Gründen (mit ganz wenig Ausnahmen) ab. Das ist zugegebeneweise Geschmackssache.
de gustibus, aut bene aut nihil