Das Land des Feuers und des Eises - der Vulkane und Gletscher - Island ist die Verkörperung von Olivier Creeds Inspiration für diesen kraftvollen, in 2017 erschienenen Herrenduft. Der erste übrigens nach dem fulminanten Erfolg von Aventus.
Viking soll den Erfolg, die Kraft und den Geist der Wikinger des 9. Jahrhunderts einfangen, wobei ich mit dieser Alliteration so gar nichts anfangen kann, meine Vorstellungskraft reicht dafür offenbar nicht aus. Mit einem Wikinger verbinde ich eher profane Gerüche von Schweiß, Holzkohlenfeuer, Fett und Tran und habe dabei das blutbespritzte Gesicht Ragnar Lothbroks aus der Serie Vikings vor Augen. Damit aber hat dieser Duft imho rein gar nichts zu tun.
Ich bin lange, sehr lange um ihn herumgeschlichen. Er polarisiert in den Duftforen sehr stark, was auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass er häufig an seinem Vorgänger Aventus gemessen wird. Vor diesem Hintergrund hatte mir immer wieder mal vorgenommen, bei der nächsten Bestellung zunächst eine Duftprobe mit zu ordern. Aber dann kam ganz unverhofft ein Angebot, bei dem ich trotz langjähriger Mitgliedschaft in der Selbsthilfegruppe der Blindkäufer einfach nicht nein sagen konnte. Aber zum Glück hätt ma widder alles jot jejange.

Die Eröffnungspartie kombiniert eine frische Bergamotte mit einer Zitrusfrucht, die ich aber nicht näher spezifizieren kann. Danach wird es sehr bald würzig, pfeffrig mit einem Hauch von Nelke, manchmal auch Zimt, was mich entfernt ein wenig an Old Spice erinnert; ich könnte mir in diesem Stadium Viking auch sehr gut in einer tollen komplexen Aftershave-Variante vorstellen. Von der bulgarischen Rose bekommt meine Nase leider nichts mit. Kurze Zeit später gesellt sich ein frischer und leicht scharfer Minz-Unterton dazu, dessen Intensität im Laufe der Zeit variiert.
Der richtige Wohlfühlfaktor tritt dann nach etwa einer Stunde ein, wenn die Basisnoten Sandelholz, Patschuli und Vetiver immer dominanter werden und eine (sandel-)holzige, leckere Süße entwickeln. Die Haltbarkeit könnte für mein Empfinden etwas länger andauern, meine Frau kann den Duft aber noch an mir wahrnehmen, wenn ich nichts mehr rieche.
Die Sillage ist nur in der Eröffnung stark, danach nur noch ganz dezent.
Für mich ein raffinierter, gut gemischter Duft mit einer eleganten Frische, Komplexität und Tiefe, der mit der kontrastreichen Kombination von Gewürzen (Feuer) und Minze (Eis) spielt, was mich weniger an Island, als vielmehr an Game of Thrones erinnnert. Kein Vergleich zu Aventus also, aber wenn - dann empfinde ich Viking mit seiner elegant-würzigen Retro-Barbershop-Atmosphäre diskreter, mit weniger Wow-Faktor, dafür aber absolut bürotauglich.