Pinsel restaurieren

Begonnen von buzzer, 16. Juli 2008, 13:45:34

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buzzer

Hi,

Ihr habt sowas bestimmt auch schon mal gemacht, erzählt doch mal mehr darüber.

Ich selbst restauriere derzeit einen fast 30 Jahre alten Pinselgriff. Gestern habe ich ein paar Bögen Schleifpapier gekauft, Körnung: 80, 180, 400, 1000
Den Griff habe ich bisher mit dem 80er Papier von alten Lackresten befreit. Jetzt sehe ich auch, aus welchem Holz der gemacht ist: Rotbuche.

Wenn der Lack vollständig runter ist, ein paar Stellen muss ich mit einer Rundfeile machen, kommen die feineren Papiere drauf.

Vor dem Wechsel auf eine feinere Körnung, wird das Holz mit einem feuchten Lappen abgewischt. Damit richten sich diejenigen Fasern auf, die beim Schleifen in das Holz eingedrückt wurden; die werden dann beim nächsten Schleifgang entfernt.

Nach dem 1000er Papier sollte das Holz von sich aus glänzen. Es wird weiter poliert mit Bimsmehl.

Schließlich kommt eine Leinölfirnis drauf, der Auftrag muss sehr dünn erfolgen, damit die Firnis trocknen kann. Der Anstrich wird nach ein paar Tagen wiederholt. Eine Firnis härtet nach ein paar Wochen aus und macht Holz wasserdicht, ohne es zu versiegeln. Das Öl feuert auch die Holzmaserung an.

So sah der Pinsel vorgestern noch aus:



Weitere Bilder folgen.

Firnis i.A.:

http://rolfrost.de/firnis.html


Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Jambo

Juhu  :D !
Endlich auch mal was anderes zu sehen wie Messerhefte! Rolf, da wünsch ich Dir ausreichend Geduld, liebe zum Detail, und gutes Gelingen! Bitte lass uns nicht ohne weitere Bilder, denn wie er danach aussieht, interessiert mich doch sehr. :P
Gruß Michael
 

Die Nassrasur ist eine Leidenschaft, die Freuden wie auch Leiden schafft! :D

Jambo

Ähm den Pinsel selbst versteckst Du während des ganzen in einem kleinem Beutel? Oder klebst ihn ab?
Gruß Michael
 

Die Nassrasur ist eine Leidenschaft, die Freuden wie auch Leiden schafft! :D

wernerscc

Ich hab den Lack vom Griff des 10er Böckchens, der bereits nach kurzer Benutzungsdauer am Haaransatz abgeplatzt war, mit einer kleinen Drahtbürste und dem Dremel, komplett entfernt, dann einmal mit 400er Schleifpapier drüber und anschließend mit Leinölfirnis eingestrichen.
Dieses Leinöl macht das Holz richtig lebendig. Ist ein prima Zeug.
@buzzer
Bin gespannt, wie dein Griff am Ende aussieht, wahrscheinlich besser als Zeit seines bisherigen Daseins.
Was lange währt wird endlich gut!

Olivia

Zwinge raus, einspannen und abdrehen ;D

Wird sicher schön. Rotbuche wurde viel in Berliner Altbauten verwendet. Hat mir beim Brennholzmachen aus Sanierungsabfall immer leid getan.

buzzer

Zitat von: Jambo am 16. Juli 2008, 13:56:18
Ähm den Pinsel selbst versteckst Du während des ganzen in einem kleinem Beutel? Oder klebst ihn ab?

Ja, das ist so eine Sache. Ich streiche die Haare glatt und nehme das Büschel behutsam in meine Hand, rausmachen möchte ich das nicht.

@***
Einspannen wäre schon gut, aber mein drechselnder Kollege wohnt weit weg in Erfurt... Aber auch so wirds schon werden.

Bilder folgen, versprochen!

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Jambo

Gruß Michael
 

Die Nassrasur ist eine Leidenschaft, die Freuden wie auch Leiden schafft! :D

buzzer


Mein Spatzi nach dem Schleifen:





Jezt geh ich erstmal was essen, dann kommt die Firnis drauf. Ihr werdet staunen ;)

Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Bengall Reynolds

Na sieht doch schon mal um einige Klassen besser auch als vorher  ;)
On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.

wernerscc

Donnerschlag buzzer,
das ist ja jetzt schon phantastisch.

Ich glaub ich muß da doch nochmal die feineren Schleifpapiere beim Griff meines 10er Böckchens bemühen.
Was lange währt wird endlich gut!

buzzer

So, Ihr Lieben,

hier eine kleine Zusammenfassung.

Lack blättert:




Nach dem Lackentfernen. Geschliffen hab ich mit Papier folgender Körnung:
80, 180, 400, 1000
Zum Schluss leicht mit Stahlwolle (Vorsicht, Stahlwolle neigt zur Riefenbildung).

Einlassgrund für die erste Firnis:




Die erste Firnis ist drauf:



Es gibt im oberen Teil am Haaransatz eine leichte Schattierung. Die bekomme ich nicht weg, liegt daran, dass die Seifenlauge schon tiefer in das Holz eingedrungen ist.

Das Holz ist nun doch keine Rotbuche, die wäre heller ins Rötliche. Ich tippe auf Esche, die ist ganz ähnlich wie Buche gesprenkelt. Draußen im Garten steht eine Heugabel, die hat auch einen Stiel aus Eschenholz. Sieht genauso aus.

Nun heißt es ein paar Tage Geduld haben, bis die Firnis trocknet. Das Holz hat den ersten Anstrich begierig aufgesogen. Eine zweite und wahrscheinlich auch dritte Firnis folgt dann. Die Zweite vielleicht schon am Sonntag und die Dritte dann übernächste Woche. Die wird ganz dünn aufgerieben mit Küchenkrepp.

Viele Grüße,
Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

matjes

Mannmannmannmann, Rolf, Du setzt hier wirklich neue Maßstäbe. Ich habe mir extra meinen Hut von der Gaderobe geholt und ziehe ihn hiermit vor Dir. Zum Niederknien diese Arbeit....  :o :o :o

Gruß
Matjes

harrykoeln

Ich kann mich da nur anschließen Rolf.
Hut ab. Und wie matjes schrieb: Zum niederknien.
Klasse.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Eugen Neter

Tolle Arbeit, Rolf - sieht klasse aus! :D
PS: Melde Dich doch mal wieder...

buzzer

Ein herzliches Dankeschön Euch allen für das viele Lob!

Hans, ja, mach ich. Im Moment bin ich nur ein bischen unter Wasser.

Viele Grüße,
Rolf


Hier war der Lack noch ganz:
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.