Bengall Cast Steel

Begonnen von Buddel, 22. März 2008, 12:54:43

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Buddel

Ha, da ist endlich eins. Endlich hab ich auch mal ein echtes Cast Steel in den Händen. Falls sich jemand zum Thema einlesen will:

http://forum.nassrasur.com/showtopic.php?threadid=6252&highlight=cast%20steel

Als ich das Messer bekam, konnte man davon allerdings noch nichts erkennen. Ein einziger rostiger, vergammelter Klumpen. Hab leider keine Fotos gemacht, da ich ja da noch nicht ahnte, was für eine Perle ich noch finden würde. Aber um einen Vergleich zu haben, das Messer sah genauso aus, wie das hier:



Nach der Rostbefreiung hab ich dann aber entdeckt, dass es sich um ein ca. 150 Jahre alten Schatz handelt. Nicht schön - aber selten  ;D
Daher auch eine angemessene Restauration. Schwarze Büffelhornschalen in klassischer Form. Lediglich einen Messingkeil, statt des originalen Blei hab ich verwendet, der Gesundheit (also meiner beim schleifen) zu liebe.









Geschärft ist es schon, die Rasur steht aber noch aus. Dabei hab ich bemerkt, dass die Schneide total ungerade ist. Wirkt wie eine Wellenlinie. Schlittschuh laufen auf meinen kleinen 1000er hat da nichts gebracht.  Da das Ding aber den Haartest mit Bravour besteht, werde ich es erstmal testen. Sollte das Ergebnis unbefriedigend sein, ist es aber wohl ein Kanditat für Senser rotierenden 1000er. Mal sehen...

O0
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

moviemaniac

Spitze, Buddel!  :o

Wahnsinn, so ein verdrecktes Messer wieder unter die Lebenden zu bringen. Und ich dachte schon, mein restauriertes Ford&Medley würde schlimm aussehen...

JoeHonil

@buddel

super Sache und ganz toll wie Du das hinbekommen hast. Aber verrate mir, wie bekommst Du den Rost weg?? Ich versuch's mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln und habe offensichtlich das Richtige noch nicht gefunden.

harrykoeln

Polierbock läßt grüßen. Wirklich toll - obwohl ich persönlich aus so einem alten Hündchen keinen Spiegel machen würde. Hut ab Buddel, da hast Du aber ein Schätzchen freigegraben - wa?
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

UbuRoy

#4
Nochmal zum thema: Ist ganz interessant. Ich habe derzeit ein W&R oder W&B Messer in der Mache. Leider ist die Stempelung schlecht zu erkennen. Auf jeden Fall steht aber darauf: IMPROVED CAST STEEL.

Von der Form und Machart extrem ähnlich wie Deines (abgesehen von dem verrosteten Kloben auf dem ersten Bild. Das ist übrigens ein anderes Messer als die abgebildeten Hochglanzpolierten ;-)

Mein improved cast ist relativ klein, Hornschalen. Vorn breiter als hinten. Ich schätze es auf ca. 1820 oder so?
Eventuell plus minus 40 Jahre. Sehr schwer zu sagen...
Ist übrigens sehr schwer zu schärfen, weil offenbar recht spröde, obwohl die Geometrie einigermaßen unverschliffen ist. Ich probiere schon ziemlich lange dran rum, ohne wirklich eine befriedigende Rasur damit hinzukriegen.

Der Rohling wurde definitif gehämmert und ist also handgeschmiedet. Da ist nichts kaltgewalzt oder ähnliches.
Es gibt einiges an Lunkern oder anderen Einschlüssen. Bei Deinem Teil übrigens auch sehr gut zu erkennen.
Sieht nach einer sehr unregelmäßigen Schmelze aus.
Teilweise liegen Lunker an einer Stelle sogar offen zu Tage. Erinnert teils wirklich an schlecht strukturierten Grauguß, ist es aber nicht. Es scheint spröde, aber ist trotzdem relativ weich...
rosten tut es übrigens nicht stärker als andere Messer. Wenns wirklich Grauguß ähnlich ist, verwundert das auch nicht.

Alles in allem komischer Stahl.
So ganz überzeugen kann mich das Messer bislang nicht, da ich es nicht wirklich scharf bekomme. Immer nach den Steinen scheint es perfekt. Wenn es dann einen Pastenriemen sieht (rot/grün what ever) scheint es vor Schreck seinen Grat abzuwerfen...
Ist wirklich ein harter Brocken...

Was könnte denn W&R sein. W&B ist klar, abe rich glaube, das B ist ein R...
Kennt das jemand? Und was ist improved cast? Irgendwelche anderen Beimischungen im Stahl? Anders geschmiedet? Anders gehärtet?

Hat jemand ideen?

lagavulin

Könnte vielleicht Wade & Rowbotham sein. Die haben etwa zwischen 1835 und 1852 in Sheffield Rasiermesser gefertigt.
Ob die allerdings ein IMPROVED CAST STEEL hergestellt haben kann ich dir leider nicht sagen.

moviemaniac

#6
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass Cast Steel nicht gleich Cast Steel ist. Ich habe die gleiche Klinge wie Buddel in sehr gutem Erhaltungszustand. Ließ sich sehr einfach schärfen, keine Ausbrüche, kein gar nichts. Ebenso ein noch viel älteres Bengall. Dann machte ich mich gestern daran, ein "Elliott 1470" zu schärfen, definitiv handgeschmiedet, Cast Steel. Einschlüsse, Ausbrüche etc. ohne Ende. Irgendwann war es dann gut. Nach Chromoxid, Eisenoxid und Juchte perfekter Unterarm- und Haartest. Die Rasur steht noch aus.

"Improved Cast Steel" war wahrscheinlich nur ein "Marketing"-Gag. Gabs ja auch bei SilverSteel, das Verfahren blieb gleich. "Cast Steel" markiert die Klinge jedenfalls laut meinem Buch um die Zeit von 1800 bis 1830 herum. Wenn die Angel schon ausgeprägt ist, dann wohl eher gegen 1830.

Zu W&R hab' ich auch in der Trademark-Datenbank nichts gefunden und Wade Win(g)field & Rowbotham kenne ich eigentlich nur in der ausgeschriebenen Form, nicht als Abkürzung...

UbuRoy

#7
Danke für die Hinweise. Ich schau mal, ob ich zu W & R noch weiter fündig werde.

Es gab offenbar auch Wade, Witherspoon Rowbotham & Co in Irland als Rasiermesserhersteller, sowie Wade, Win(g)field und Rowbotham in Sheffield.

Wird schwierig, rauszubekommen, von wem es letztlich stammt schätze ich, ein paar Bilder wären wohl hilfreich...

Aber immer wieder interessant, was man so findet :
http://books.google.de/books?id=mx4vAAAAMAAJ&pg=PA79&lpg=PA79&dq=razor+Wade+%26+Rowbotham&source=web&ots=3QSXYq_fVX&sig=Hxcjt9GAF6aW2pGG0B3L5ewuh-Y&hl=de

Die stellten auch wunderschöne Taschenmesser her, ähnlich wie die heutigen Victorinox, aber mit interessanteren tools! Außerdem Schreibzeug usw.