Schonenden Hobel mit scharfer Klinge oder anders herum?

Begonnen von KY4400, 30. Januar 2018, 08:57:31

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KY4400

Zitat von: Standlinie am 31. Januar 2018, 11:04:13
Die Testvoraussetzungen waren gleich, aber es wird einen Unterschied beim empfundenen Rasurablauf und beim Rasurergebnis geben.
Rasurvorbereitung, Rasurablauf und das anschließende Rasurergebnis hängen immer von der Erfahrung des Einzelnen ab. Aber Erfahrung stellt sich erst mit der Zeit ein, sie will und muss erfahren werden.

Das ist natürlich richtig. Mir ging es bei meiner Fragestellung nicht darum, dass ich höre, Hobel a mit Klinge b nehmen zu müssen, damit alles gut ist. Vielmehr ging es mir darum, dass ich hier oft lese, dass man in sanften Hobeln Schärfe klingen benutzen kann, während in aggressiven Hobeln sanfte Klingen zu empfehlen seien. Da drängte sich mir - wegen fehlender Erfahrungen - die Frage auf, ob sich das dann nicht wieder ausgleicht.

herzi

Zitat von: KY4400 am 31. Januar 2018, 11:29:16
die Frage auf, ob sich das dann nicht wieder ausgleicht.

Solange das Ausgangsmaterial ähnlich ist, ja. Einen R41 wirst Du nicht so sanft bekommen wie einen SuperSpeed mit Feather. Und andersrum
Gruß,
Stefan

Sahra

Es gibt übrigens genug Leute, die ihre aggressiven Hobel mit sehr scharfen Klingen bestücken. Aber viele halten dies a) mit zu viel Verletzungsrisiko verbunden, insbesondere bei Anfängern oder b) nicht für nötig.

Die "Aggressivität" von Klingen ist tatsächlich sehr subjektiv — so wie Haut und Rasurtechnik bei jedem anders sind. Aber einige Klingen sind einfach objektiv scharf. Wer behauptet, die Feather-Klinge sei nicht besonders scharf, hat noch mit keiner rasiert oder will einen hinters Licht führen.

Bei Hobel ist die Bezeichnung Aggressivität angebracht, finde ich, da es nicht nur mit der Haut und der Rasurtechnik zu tun hat sondern mit physikalischen Abweichungen, die es bei Rasierklingen (solange sie keine Fabrikationsfehler haben) einfach nicht geben kann. Wer behauptet, ein R 41 sei ideal für Anfänger, solange keine besonders scharfe Klinge drin ist, hat keine Ahnung oder ist ein Sadist.

KY4400

Zitat von: Cherusker am 31. Januar 2018, 10:31:28

Sag mal Bescheid, wie die erste Rasur mit der "singenden Säge aus Premana"  ;D gelaufen ist.


So, nachdem der Rasierer gestern gekommen ist, hat mich meine Neugier doch nicht mit der ersten Rasur bis Samstag warten lassen.

Mein erster Eindruck war, dass der Piccolo nicht nur so heißt... Dann ist mir aufgefallen, dass man bei ihm - im Gegensatz zu meinem EJ - beim Einlegen der Klinge aufpassen muss, dass diese gerade im Kopf sitz, da sie etwas Spiel hat. Schließlich steht sie nicht auf beiden Seiten gleich weit heraus.

Eingelegt habe ich eine Personna blue

https://shop.nassrasur.com/de/Rasierklingen/Rasierklingen-PERSONNA-blau-Prep-100-Klingen1

, da ich diese aus dem EJ kenne.

Meine Rasur Vorbereitung sah wie folgt aus: Gesicht mit heißem Wasser und Waschlotion waschen, heißes Wasser während des Zähneputzens im Gesicht lassen, Proraso Bianco Schaum etwas einwirken lassen.

Bei der Rasur habe ich nur die Seite, auf der die Klinge etwas weniger heraus steht, benutzt.  Ich habe die Rasur als sehr angenehm empfunden. Er fühlte sich nicht aggressiv an. Ich persönlich empfinde die abgerundeten Zähne als angenehmer als die Schaumkante  des EJ.

Nach zwei Durchgängen (mit und gegen Wuchsrichtung) bin ich mit dem Ergebnis Sehr zufrieden. Er scheint mir um einiges gründlicher zu sein als der EJ.

Meine Haut hat die Rasur sehr gut vertragen.

Jetzt bin ich gespannt, wie es wird, wenn ich mich erstmal an ihn gewöhnt habe und mehr Routine in meine Rasur bringe....

Cherusker

Das hört sich doch gut an.

Du sagst, auf der einen Seite steht die Klinge etwas weiter raus.
Ich habe vier Fatip, jeweils einen Grande und einen Piccolo in Version 1 und Version 2 in Rotation.
Bei allen meinen Exemplaren ist das Ausrichten der Klinge etwas frickelig!  ;)
Mit etwas Geduld klappt das.



gbkon

Am Anfang kam ich mit der Kombination scharfe Klinge im sanften Hobel am besten zurecht, also Gillette Tech und R89 mit ASP und Feather (wobei mich bei der Feather immer der Unterschied zwischen 1. und 2. Rasur irritierte). Mittlerweile ist mir eigentlich die Kombination gründlicher Hobel und schon etwas abgenutzter Derby Premium am liebsten, also Fatip OC und Gillette New Tye ab ca. der 4 Rasur. Das funktioniert irgendwie besonders gut und geht auch bis zur ca 10. Rasur mit Handballenabzug. Ich rasiere dann etwas beherzter mit mehr Druck, aber das Ergebnis ist gründlicher und reizfreier als mit frischer Klinge und ganz sanfter Handhabung.

KY4400

So, inzwischen habe ich einige Rasuren mit Personna blue im Fatip OC - also sanfte Klinge im aggressiven Hobel - hinter mir. Meine Haut findet das bislang noch nicht so toll. Das mag auch an der noch nicht abgeschlossenen Gewöhnung der Haut und meiner noch verbesserungswürdigen Technik liegen.

Heute habe ich dann die andere Variante probiert: Feather im DE 89. Das war bisher meine gründliche Rasur überhaupt, und meine Haut scheint es auch gut vertragen zu haben.

gbkon

Heute habe ich die Gillette Silver Blue im R89 ausprobiert und das war schon eine sehr schöne sanfte und reizfreie Kombination, das muss ich wirklich zugeben. Beide Konzepte haben etwas.

Perikles

Meiner Erfahrung nach ist es sinnvoll, den sanftest möglichen Hobel zu nützen, der einem eine zufriedenstellend gründliche Rasur liefert. Die Klinge sollte so scharf wie möglich sein, die einem eine noch reizfreie Rasur ermöglicht. Früher dachte ich anders, aber die wirklich harten Räumgeräte taugen meiner Ansicht nur für den ersten Durchgang bei einem Mehrtagesbart. Da sind sie überlegen. Wer es danach aber sanft und gründlich will, sollte besser zu was Mildem greifen, gerade bei häufiger Rasur. Mit "schonender Hobel mit scharfer Klinge" ist die Frage also schon in der Überschrift beantwortet. Die Kombi aggressiver Hobel + stumpfe Klinge würde wohl keiner gerne wählen ;)

equest

Kann nur von meiner persönlichen Erfahrung berichten. Und ich habe, das gleich vorweg, empfindliche Haut am Hals.

Ich habe mit sanfteren Hobeln kein Problem, und finde, je schärfer die Klinge, desto besser. Trotzdem werden die Klingen natürlich mit der Zeit weniger scharf, aber so 7 - 8 Rasuren sind eigentlich immer drin, manchmal auch viel mehr. Die Rasur funktioniert dann immer noch, wird halt irgendwann weniger angenehm und gründlich. Ich verwende übrigens meistens Polsilver, für Feather bin ich zu geizig.

Mit aggressiven Hobeln hingegen habe ich immer ein Problem; welche Klinge ich da rein stecke, spielt überhaupt keine Rolle. Mit dem R41 z. B. verlief keine einzige Rasur ohne Blutpünktchen. Da hatte ich mit Sicherheit über 10 verschiedene Klingen ausgiebig versucht seinerzeit.

equest

Kleiner Zusatz: mit aggressiveren Hobeln ist es leichter, eine sehr gründliche Rasur zu schaffen. Das merke ich immer, wenn ich neue Hobel probiere, die ich noch nicht kannte. Die Zahnkämme liefern meistens schon im ersten Anlauf eine sehr gründliche Rasur, die sanften Hobel oft weniger. Mit ihnen braucht es ggf. mehrere Anläufe. D. h. wenn Du keine empfindliche Haut hast - probiere einfach auch mal aggressive Hobel aus. Die ganze Probiererei macht ja auch großen Spaß.  ;D

Sahra

Eine stumpfe Klinge würde ich in gar keinen Hobel packen. Stumpfe Klingen sind abgenutzt, Fehlfabrikate oder grottenschlechte Produkte. Eine Klinge, die weniger scharf ist als beispielsweise ASP oder Feather kann man aber sehr wohl in einem aggressiven Hobel verwenden, vor allem, wenn es die erste Rasur ist.
Ich mag die Feather, und ich mag aggressive Hobel, aber ich verwende nicht beides zusammen. Meine "Feuertaufe" (erster Schnitt) hatte ich mit einer Feather. Eingespannt in einem Baili Butterfly. Dennoch räumt, so finde ich, mein acevi mehr ab als der Baili mit einer Feather, auch wenn er mit einer weniger scharfen Klinge bestückt ist. Zur Zeit habe ich eine Isana drin.

MudShark

Da hilft eigentlich nur testen, testen und testen. Das individuelle Empfinden ist gerde bei Klingen sehr unterschiedlich, von daher wird wohl jeder für sich selbst die optimale Kombination mühsam herausfinden müssen.
Ungeachtet dessen möchte ich trotzdem eine Hobel-Klingen-Kombi vorstellen, die mich von den Socken gehauen hat:
LeCoq-Käfig-Hobel mit Perma-Sharp! Unfassbar, ich hätte nie gedacht, dass der sehr aggressive LeCoq durch irgendeine Klinge halbwegs zu zähmen sei,
selbst mit der Triton, die diesen Job normalerweise ganz gut macht (z.B. im Apollo-Slant) war der derbe Franzosen-Hobel nur mit Vorsicht zu führen.
Mit der Perma-Sharp wird er zwar nicht zum Lamm, aber er behält all seine tollen Eigenschaften was die Gründlichkeit angeht und wird dabei spürbar sanfter!
Diese latent lauernde Gefahr wird tatsächlich gebannt, die Rasur wird deutlich angenehmer und bleibt dabei super-gründlich.
In keinem anderen Hobel hat die Perma-Sharp bei mir einen so drastischen Effekt erzielt, erstaunlich!
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

KY4400

Vielen Dank Euch allen für Eure Antworten. Mir ging es ja gar nicht um einen persönlichen Ratschlag, was ich benutzen soll. Ich hatte mich nur gewundert, wenn ich im forum oft lese, dass die Leute einen sanften Hobel mit sehr scharfer Klinge und einen aggressiven Hobel mit einer "braver en"  Klinge benutzen. Nach meiner Vorstellung müsste sich das doch irgendwie wieder ausgleichen.

gbkon

Tut es ja auch. Aber es ist eben ein großer Unterschied, ob man es liebt sich mit einem sanften Hobel zu rasieren, wo man die Klinge kaum bemerkt oder mit einem direkten Hobel, wo man die Klinge genau über die Haut fahren und das abschneiden der Stoppeln spürt. Das sind sehr unterschiedliche Erfahrungen, denn z.B. ich schätze es durchaus wenn ich die Klinge fühle und weiss was gerade passiert. Allerdings mag ich es auch nicht, wenn das ganze dann zu einem Tanz auf des Messers Schneide wird und ich dauernd aufpassen muss (wie z.B. beim Fatip OC I). Deshalb sind meine Favoriten die gutmütig direkten, also z.B. Acevivi, Gillette new Type.

Neuer Liebling ist ein englischer Tech, der einen Tick direkter ist als meine deutsche Variante ist und der mit einer Gillette Silver blue gerade zu perfekte Rasuren abliefert. Perfekt bedeutet für mich: maximale Gründlichkeit im Verhältnis zu maximaler Reizfreiheit in Kombination zur Unkompliziertheit in der Handhabung.

Was nützt mir die gründlichste Rasur, wenn ich am Hals rote Flecken habe und das Rasierwasser brennt.