Da mir die Suchfunktion nicht wirklich geholfen hatte, hier mal eine direkte Frage...
Was bedeutet "Magnetic", das auf einigen Klingen graviert/geätzt ist? Ist dies ein besonderer Stahl?
Soweit ich weiß, jeder der es besser weiß darf mich gerne korrigieren, war das eine Zeit lang eine "Modeerscheinung" die Stähle zu magnetisieren.... Soll Auswirkungen auf Schnitthaltigkeit und Schärfverhalten gehabt haben... für mich isses Voodoo...
Grüße,
Florian
PS. Wenn ich total daneben liege, nur zu, ich lerne immer gerne dazu! ;)
Zitat von: tazzman am 27. April 2015, 20:46:40
... für mich isses Voodoo...
und was betreiben wir hier ..... so richtig verstanden hat man seine Steine doch nicht bevor man darauf nicht nur jeweils zig Messer geschärft hat, sondern das auch noch bei unterschiedlichen Mondständen, oder ;D
Muss ich jetzt vor jeder Rasur ein Huhn opfern?? :o >D
Würde auf Magnetstahl tippen. Da Edelstahl nicht magnetisch ist, wäre dies nur eine andere oder Mode Bezeichnung für klassischen rostenden Carbonstahl.
Ist der Stahl denn wirklich magnetisch? Also muss ich es von meinen anderen Messern fern halten um einen unkontrollierten Metallhaufen zu verhindern? ;D
Das Messer ist noch nicht da, probieren kann ich es also noch nicht....
Edelstahl ist bzw. muss nicht rostfrei sein. Die Norm definiert lediglich einen niedrigen maximal zulässigen Gehalt an Schwefel.
Rostfrei ist ein Stahl, wenn er eine gewisse Menge Chrom enthält. Auch solche Stähle können magnetisch sein. Nicht magnetisch (eigentlich ferromagnetisch) sind Stähle mit austenitischem Gefüge. Die gaben einen hohen Nickelanteil.
Nachtrag. Mitunter sind Feilspäne von nichtmagnetischen stählen magnetisch. Durch die Umformung wird eine Gefügeumwandlung erreicht. Es lässt sich also in gewissem Maße ein Rückschluss aufs Gefüge herleiten, wenn ein Stahl magnetisch ist oder nicht.
Mann kann auch einen Magneten benutzen ;D
@ TheMechanix
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Auch, wenn mir das etwas zu sehr ins Detail geht, bzw. ich davon wirklich keine Ahnung habe.
Hat dieses "Magnetic" denn nun Auswirkungen auf die Eigenschaften des Messers beim schärfen oder der Schnitthaltigkeit
Zitat von: napcap am 27. April 2015, 21:09:22
Muss ich jetzt vor jeder Rasur ein Huhn opfern?? :o >D
das vielleicht nicht, aber möglicherweise auch rasieren?!? ;)
in jedem fall war der gut... ;) Danke für den Lacher kurz vorm Schlafengehen... ;)
Kein. Kommt auf den Kontext an. Habe ich beispielsweise eine. "Edelstahl"Kochtopf, dann ist der mit Chrom und Nickel legiert. Zieht er einen Magneten an, dann lässt das Rückschlüsse auf das Verhältnis der Legierungsbestandteile zu.
Ob das bei alten Rasiermessern wirklich möglich ist, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich etwas über die Metallurgie damaliger Stähle und deren zeitlichen Verlauf lesen. Es kann, muss aber kein Voodoo sein.
@tazzman
Immer gerne :)
@TheMechanix
Wenn ich das richtig verstehe, kann ich davon ausgehen, daß dies eher Einfluss auf die Vermarktung hatte, als auf die Rasureigenschaften o.ä. ...
Brauchst du eigentlich nicht.
Außer den Messern aus Edelstahl sind die anderen Messer magnetisch.
Sogar mein "Inoxable" ist magnetisch.
Ähm. Aus dem Bauch raus (die Vorlesung in Werkstoffkunde ist fast 20 Jahre her) würde ich aber sagen, dass ein für Messer geeigneter Stahl magnetisch ist.
Zitat von: napcap am 27. April 2015, 22:29:30
Wenn ich das richtig verstehe, kann ich davon ausgehen, da� dies eher Einfluss auf die Vermarktung hatte, als auf die Rasureigenschaften o.ä. ...
Würde ich annehmen.
Zum Thema Magnetstahl gibt es in fast allen Foren recht Diskussionen und leider weis keiner so genau was es damit auf sich hat.
Wie Tazzmann eingangs schon gesagt hat waren diese Messer/Bezeichnungen mal in Mode, in welchem Umfang wird sich wohl
leider nicht mehr herausfinden lassen aber verschiedene Solinger wie Schulze (Espe - Solinger Magnetstahl) und ERN (bevorzugt bei SKI und Turban) sowie eine ganze Reihe amerikanischer Hersteller (besonders häufig das Griffon Carbomagnetic) hatten diese Messer im Programm.
Griffon lässt sich zumindest recht gut auf das letzte Drittel des 19.JH bis etwa in die 20er Jahre datieren, ERN und Schulze bis in die 50er.
Aus Frankreich sind eine Reige Feaux-Framebacks bekannt bzw. zu finden die mit einer Tiefenätzung "Rasoir Electromagnetique" ausgestattet sind und scheinbar in die frühe zweite Hälfte des 19.JH datieren (einfach gestiftete Hornschalen in Baguetteform bei vornehmlich vollen Breiten).
Ich vermute mal (basierend auf einer alten Werbung von Griffon) das man versucht hat mit der magnetischen Eigenschaft der man ein automatisches Aufrichten des Grates nach der Rasur nachgesagt hat, ordentlich Kasse zu machen, ggf. spielt aber auch Herstellungsart eine Rolle und Magnetstahl könnte ein Verweis auf Elektrostahl sein, ein im Lichtbogenofen erzeugter Stahl der zum Teil hohe Güten erreicht und um die Jahrhundertwende erfunden bzw. eingeführt wurde.
@Rockabillyhelge
Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung.
Du hattest 2012 ein Crown & Sword Magnetic im "ERN"-Threat vorgestellt. Genau dieses Messer habe ich in der englischen Bucht geschossen. Leider nicht mehr mit den original Schalen.
Wie warst/bist du mit dem Messer zufrieden? Macht dieses "Magnetic" irgend einen Unterschied zu den "normalen" Messern?
Dieses Messer ist wie ich aus der Erfahrung des jetzigen Besitzers weis sehr gut, ich habe es gegen ein anderes getauscht, stand noch am Anfang des Messerschärfens und musste noch viel lernen, hatte es damals nicht scharf bekommen, der jetzige Besitzer hatte allerdings keinerlei Schärfprobleme.
Das hört sich gut an. Vielen Dank!
Zitat von: Rockabillyhelge am 28. April 2015, 20:45:56
...
Aus Frankreich sind eine Reige Feaux-Framebacks bekannt bzw. zu finden die mit einer Tiefenätzung "Rasoir Electromagnetique" ausgestattet sind und scheinbar in die frühe zweite Hälfte des 19.JH datieren (einfach gestiftete Hornschalen in Baguetteform bei vornehmlich vollen Breiten).
Sowas hier:
(http://up.picr.de/21747832st.jpg)
So ich nochmal aus der maschinenbaulichen Ecke. Beim Stichwort "elektromagnetisch" fiel mir noch ein, dass es ein Härteverfahren gibt, das auf Induktion beruht.
Hierbei wird das zu härtende Werkstück an einer Spule vorbeigeführt, in der ein extrem starker Strom fließt. Hier jetzt die elektromagnetische Wechselwirkung: wird ein Leiter (die Spule) mit Strom durchflossen, dann bildet er ein Magnetfeld aus. Bringt man einen zweiten Leiter (die Klinge) in dieses Magnetfeld, wird hier ein Strom induziert. Dadurch wird das Werkstück extrem heiß. Mittels Stromstärke kann man die Temperatur im Werkstück steuern. Hier ein video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=jvxnwx9BgZo&list=PL4SfB6T9vXQvUcFRouJY456poFvFOtveR Ab Sekunde 40 gehts los.
Vorteil dieses Verfahren ist, dass man die Temperaturen sehr genau anfahren kann und auch komplexe Temperaturverläufe (für Gefügeändeurngen) erzielen kann, wie es im Ofen aufgrund seiner Trägheit nicht machbar ist. Aber auch hier fehlt mir der historische Kontext. Weder weiß ich, seit wann dieses Verfahren eingesetzt wird, noch ob es zur Härtung von Rasiermessern jemals eingesetzt wurde.
Kann ich mir bei älteren Messer schlecht vorstellen aber ggf. ists ja doch möglich, müsste man einen der Solinger Experten mal fragen und ermitteln ab wann das Verfahren eingesetzt wurde, kenne selbst nur die weitverbreiteten Öl-, Blei- und Wasserhärtungen.
OT: Ganz einfach: Es handelt sich um magnetischen Stahl, der dabei helfen soll, dass besonders harte sogenannte Drahtbarthaar, das bei einigen Männern anscheinend aus Stahl besteht, weiter aus dem Haarkanal zu ziehen und dann tiefer abzuschneiden, um eine bessere Gründlichkeit zu erzielen. 8)
jetzt weiss ich warum wenn ich mich neben ein Magnet befindet dass sich meine Haare auf einmal sehr schnell stellen ;D
So, es ist angekommen. Die Klinge ist wirklich magnetisch. Mehr, als ich mir das vorgestellt hatte...
Leider hatte es der Vorbesitzer mit der Restauration etwas "übertrieben". Die Ätzung/Gravur auf der Klinge ist kaum noch zu erkennen. Klingenbreite sind ca. 13/16. Die Griffschalen sind etwas gewöhnungsbedürftig ????
(http://media.nassrasur.com/data/media/4/6ca72296.jpg?7961)