Gut-Rasiert-Forum

Das Werkzeug => Das Messer => Messerpflege - Restaurierung => Thema gestartet von: Barnie am 21. Februar 2015, 14:06:30

Titel: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 21. Februar 2015, 14:06:30
Angeregt durch die vielen Infos und Beschreibungen zur Messerrasur bin ich neugierig geworden. Nun ja, mit dem Messer rasieren ist eine Sache, aber das heißt ja noch nicht, ob es mir dann auch liegt und ich nach den ersten Versuchen doch wieder reumütig zum Hobel greife. Das heißt aber auch, daß ich jetzt erst mal so wenig Geld wie möglich für diesen Versuch investieren will. Später wird sich dann ja zeigen, ob oder ob nicht und dann kann ich immer noch das nachholen, was ich jetzt vermeiden will.

Also habe ich mir für wenig Geld ein richtig "gammliges" Messer besorgt. Klar, ich hätte auch hier im MH bestimmt ein Rasurfertiges bekommen können, aber nein, jetzt hat nicht mein Geiz, sondern mein Ehrgeiz zugeschlagen: Wennschon, dann richtig, und zwar von ganz unten an: also selber schleifen / schärfen.

Das war ein weiterer Grund für dieses extrem vergammelte Messer - wenn ich es durch eigene Schuld / Blödheit versaue - macht nix, was will man an dem Teil denn noch großartig versauen wollen. Allemal besser, als wenn ich ein gutes (und entsprechend teures) oder gar ein neues und hochwertiges Messer in die "ewigen Jagdgründe" schicke. Das tut einem dann schon richtig weh in der Seele.

Also habe ich dieses Messer, ein "RUGRA" geschossen (2,20 Euro plus Versand) zum üben und ein neues billiges(!) Gold-Dollar, falls wider Erwarten meine Übungen / Schleifversuche besser ausfallen sollten als erwartet.

(http://up.picr.de/21063750np.jpg)

(http://up.picr.de/21063758fa.jpg)

(http://up.picr.de/21063773pd.jpg)

Denn: Der Zustand von dem Rugra ist derartig schlimm, daß es eher unwahrscheinlich ist, es jemals rasurbereit zu bekommen, da die Schneide quasi zum größten Teil nur noch aus Rost bestehen dürfte, ich also sehr, sehr viel Material abtragen muß bis in den Bereich hinein, wo das Messer wieder dicker wird. Kein Problem - das ist wirklich nur zum üben der Schleiffertigkeiten gedacht - mehr nicht. Es spielt also keine Rolle, ob aus dem ursprünglichen 5/8 dann ein 3/8 wird.

Ich habe mir dann mal aus dem Keller ein uralten Schleifstein geholt, abgezogen, den Rücken des Messers abgeklebt und die ersten Schleifversuche gemacht. Ging besser als erwartet. Nach den ersten Zügen sah die Schneide wellig / zackig aus - klar, besteht ja an dieser Stelle nur aus Rost. Dabei ist mir dann auch ein kleines "Mißgeschick" passiert: Ob ich vielleicht doch etwas doll aufgedrückt habe oder die Stelle tatsächlich so durchgerostet war - ich weiß es nicht - jédenfalls ist ein Stück der Schneide weggebrochen. Das folgenden Bild ist nicht mit der Cam, sondern einem Flachbildscanner erstellt worden.

(http://up.picr.de/21063818vv.jpg)

Tja, da haben es manche alten Autos besser - die werden ja vom Rost regelrecht zusammengehalten ...
Egal - macht nix - weiter ...

Jetzt kommt langsam der Stahl durch und man sieht jetzt auch, daß die Schneide wirklich von "Rostadern" durchsetzt ist.
Sorry, bekomme davon kein Bild mit meiner Knipse hin und extra deswegen ein Mikroskop lohnt nicht.

Schleifen ging zumindest besser als erwartet (freu), also als nächstes mal ein wenig "Entrosten" gespielt. Ja, man erkennt man jetzt wieder Beschriftung. Im Bereich der Schneide habe ich bisher noch nicht entrostet bzw. nur mal leicht "angestestet", weil das (erst mal) noch nicht so wichtig ist.

(http://up.picr.de/21063836kg.jpg)

Werde den Bericht fortsetzen, falls Interesse besteht. Ach ja, irgendwann werde ich dann zum Finisch der Schneide kommen. Deshalb hatte ich auch eine Suchanfrage nach einem Belgischen Brocken (auch Leihweise) im MH gestellt, nur bisher hat sich leider noch niemand darauf gemeldet.

Und wie schon gesagt: Es geht hierbei nur um das "erlernen" der Schleiftechnik. Ob man sich mit dem Messer tatsächlich jemals wieder rasieren kann oder nicht - wir werden sehen ... Aber dafür ist ja dann das Gold-Dollar gedacht.

An dieser Stelle auch ein Dankeschön an Rockabillyhelge, der mir vorab via PN schon mal ein paar Hintergrundinfos gegeben hat.
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: MirTre am 21. Februar 2015, 14:25:16
Moin Moin,

Ich war im ersten Moment etwas schockiert, als ich die Fotos gesehen habe ;D
Ich dachte erst, du willst dieses Messer wirklich irgendwann für deine Messerrasuranfänge
nutzen  :o Aber so als Testobjekt zum schärfen kann man es natürlich verwenden. Allerdings
gibts dafür in der Bucht ja schon für wenige Euro Aufpreis brauchbarere Messer, die auch
irgendwann tatsächlich zum Rasieren brauchbar sind. Aber ok, ich finde dein Projekt sehr
interessant, und werde verfolgen, was daraus noch so wird ;)

Bisher bin ich schonmal überrascht, dass die Schneide tatsächlich wieder Rasiermesser-
ähnlich aussieht ;D Damit hatte ich anfangs nicht gerechnet.. Aber die ausgebrochene
Stelle zeigt natürlich auch wie stark das Messer durchrostet ist ;D

Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 21. Februar 2015, 14:37:27
Ich kann ja nun auch verraten, WIE das Ganze zustandegekommen ist: Urprüglich hatte ich mal gesagt, ich werde mich nie mit einem Messer rasieren. OK, wie wir wissen, hat das James Bond (Sean Connery) auch mal behauptet und dann gab's noch ein Film mit ihm.
War also wieder bei meiner Tochter, habe dann bei ihr auf dem Rechner auch nach Rasiermessern in der Bucht geschaut. Muß sie wohl mitbekommen haben: was macht das Dumme Lu ... äh, die lieber Tochter? Mit einem hämischen Grin - ähm - lieblichen Lächen gibt sie ein Gebot auf diese "Gurke" ab. Hat keiner damit gerechnet, das wir den Zuschlag bekommen.
Was lernen wir wieder daraus ...? Schuld sind IMMER die anderen ...  ;D

Na gut, also hab ich in der Geschichte drin gehangen und versuche nun meine Hals zu retten ...  o)
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: redmatze am 21. Februar 2015, 14:46:41
Meiner Meinung nach, entnieten, Schalen säubern und aufheben, der Rest ist vergebene Liebesmühe.

Erstens solltest Du dir einen Schruppstein kaufen, bei dem Ausbruch. Ein BB bringt dich in Deinem Fall nicht weiter und wenn Du  das Messer auf ein 3/8tel Niveau bringst, die Klingengeometrie ist hin.

Bevor Du das nächste mal auf einen Stein gehst, würd ich erstmal sämtlichen Rost wegmachen.

Noch n Tip: Bei solchen hohlgeschliffenen, stark verrosteten Messern ist es sehr unwahrscheinlich irgendwas brauchbares  zu finden. Wenn Du unbedingt Rost wegmachen willst, dann schau, dass Du Messer mit weniger Hohlung bekommst, da hast Du mehr Material zur Verfügung.

Gruss
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 21. Februar 2015, 16:06:16
Ich hätte hier bei mir die eine oder andere Krücke herumliegen, die zum wiederherrichten sicher mehr taugt als dein rotbraun eingefärbtes Messerchen. Wenn du Interesse hast mach ich ein paar Fotos davon und du kannst dir eins aussuchen. Bleibt dir dann nur der Versand zu bezahlen.  ;D
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 21. Februar 2015, 19:07:07
Zitat von: MirTre am 21. Februar 2015, 14:25:16
...
Bisher bin ich schonmal überrascht, dass die Schneide tatsächlich wieder Rasiermesser-
ähnlich aussieht ;D Damit hatte ich anfangs nicht gerechnet.. Aber die ausgebrochene
Stelle zeigt natürlich auch wie stark das Messer durchrostet ist ;D

Ich bin schon sehr vorsichtig rangegangen. Ich habe auch beim schleifen darauf geachtet, daß die Schneide (was davon noch existiert) möglichst gerade wird - was ja, denke ich, für spätere gute Messer absolut wichtig ist, somit also Teil meines Lernprozesses.

@ redmatze
Ist doch - wie im ersten Beitrag schon geschrieben - nur ein Messer, um das Schleifen selber zu üben, inklusive Finisch, um nicht später ein vielleicht wirklich gutes Messer total zu versauen. Mehr nicht. Der Ausbruch, der Rost und ob es jemals rasurfähig wird, spielt bei dem Teil keine Rolle (mehr). Es geht also wirklich nur Lernen - und da ist sogar ein Hohlschliff besser geeignet, weil es sich leicher "krumm und schief" schleifen läßt, was ich gerade vermeiden will.

@ Stefan T.
Das hätte ich früher wissen sollen ...
Danke für Dein Angebot, ich nehme es gern an.
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stratocaster am 22. Februar 2015, 10:01:23
ich finde auch, du solltest Stefan's nettes Angebot annehmen und das olle Ding entsorgen bzw. entnieten und die Griffschalen aufheben, sollten sie denn noch was taugen. Lernen ist ok, das machen viele auf ähnliche Weise, nur beantworte dir einfach selber die Frage, was genau du an diesem Messer lernen willst. Schleifen schon mal gar nicht und schärfen eher auch nicht. Durch den Rost ist doch alles kaputt und zerfressen, was mal Facette gewesen sein könnte. Mach' es lieber so, dass du dir vernünftige Steine oder wenigstens einen eigenen BB besorgst.  Und wenn du alles zusammenhast, rufst du Sensers oder Wastl's Anleitung auf und schon kann es losgehen.
Nicht falsch verstehen bitte, es ist nicht abwertend gemeint. Ein Anfang sollte schon so gestaltet werden, dass man eine Chance hat, nicht gleich total frustriert alles hinzuschmeissen.
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Lu-Ku am 22. Februar 2015, 11:32:37
vor allem auch die Schalen gehören in die Tonne.
Auf dem zweiten Bild ist deutlich zu sehen, dass die Klinge vor allem in dem Bereich angegriffen ist, der von den Schalen bedeckt ist. Das liegt am ausgasenden Schalenmaterial Zelluloid. Hatten wir hier schon besprochen, einfach mal suchen....
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 22. Februar 2015, 16:32:53
So hier mal die "Krücken" von denen ich gesprochen habe:

(http://picload.org/image/cplipag/20150222_161248.jpg)

von links nach rechts:
Ein H. Eicker und Söhne. Aktiver Rost am Rücken und ordentlich Patina am Rest der Klinge. Hergestellt wohl für eine Firma namens Bidermeyer, wie man an der Griffschalen erkennen kann.
Sie sind aus Kunststoff und sollen Horn imitieren. Leider sind sie auch ein gutes Stück verzogen. Also muss man sie entweder auseinandernehmen und auf die eine oder andere Art und Weise geradebiegen oder ersetzen.

Nummer 2 ist ein Rauh aus Graefrath bei Solingen. Leichte Patina und ein paar kleine Rostflecken. Die Klinge ist wie ersichtlich vorne etwas verschliffen. Der Griff wurde leider mehr als stümperhaft repariert, lässt sich aber mit etwas Aufwand wieder hübsch machen. Wegwerfen wäre meiner Meinung nach schade bei der hübschen Einlage.
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 22. Februar 2015, 16:56:24
Das dritte im Bunde: ein Robuso 57 aus Solingen. Griffschalen sind etwas matt aber sonst in gutem Zustand. Die Klinge an sich hat einige Rostflecken und kleinere Scharten. Am Schlittschuhlaufen kommt man wohl nicht vorbei und auch das Facette setzten wird bestimmt auch nicht ganz einfach da der Rost bis an die Schneide reicht.

Nummer 4 ist ein R. K. Solingen. Auch hier ist die Klinge rostig allerdings ist die Facette nicht betroffen. Die Griffschalen sind optisch zwar am Ende würden aber notfalls ihren Zweck erfüllen.

And last but not least ein Milota 39. der Rost hat der Klinge schwer zugesetzt hat aber netter Weise die Schneide ausgelassen und ist deshalb rettbar. Die Griffschalen benötigen auch etwas Zuwendung sollten aber mit Zahnpaste und Liebe recht flott wieder ganz nett aussehen. Einziger Hacken: der Rundkopf stößt beim Schließen mit der Spitze (nicht mit der Schneide) leicht gegen den Keil. Aber da man das Messer zum Entrosten sowieso entnieten sollte kann man in Zuge dessen ja auch den Keil um einen Tick kürzen.

Ich hoffe eines der Messerchen sagt dir zu. Falls du zu dem einen oder anderen mehr Infos willst gib einfach bescheid.

Grüße, Stefan
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 22. Februar 2015, 21:23:49
@ Stefan T.

Da fällt einem ja die Auswahl nicht leicht ... Mir persönlich würden Nummer 3 und 5 zusagen. Schwierig - Entscheide Du ...
Nr. 2 ist vom Griff her wunderschön - eigentlich solltest Du dieses Messer für Dich selber aufarbeiten.

Vielen Dank für Dein Angebot - bekommst jetzt eine PN mit meiner Adresse.

@ Lu-Ku
Hast Recht, das mit den Schalen hatte mir Helge schon per PN mitgeteilt. Das wirklich "Widersinnige" daran ist, daß ausgerechnet die Schalen in einem sehr guten Zustand sind ...
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 22. Februar 2015, 23:17:40
@ Barnie: Keine Sorge, So schnell gehen mir die Messer zum aufarbeiten nicht aus. Neben den gezeigten 5 gibt es noch mindestens 10 weitere die auf eine Restauration warten. Die 5 hab ich ausgewählt weil sie
1. eine für einen Anfänger meiner Meinung nach vernünftige Breite ( ca. zwischen 4 und 5/8) besitzen und
2. auch der Arbeitsaufwand überschaubar ist.
Ich werde dir also von Nummer 2, 3 und 5 noch extra Bilder schicken damit du dich entscheiden kannst.

Grüße Stefan
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 26. Februar 2015, 00:13:46
Inzwischen habe ich mir den Spaß / die Mühe gemacht, das RUGRA mal zu entrosten. Auch wenn das jetzt für diesen Zweck nicht wirklich notwendig war, so sieht man dafür jetzt aber auch auf dem Foto, wie der Rost sich stellenweise in die Schneide gefressen hat. Ist aber Glück bald weggeschliffen und dann kommt durchgehender Stahl.
Die schwarzen Flecken / Bereiche erscheinen auf dem Bild so, als das sie in Richtung Messerspitze immer stärker werden. Nein, sieht nur durch das Blitzlicht so aus. Etwa so wie in der Mitte der Schneide, so sieht das Messer durchgehend aus. Der Rost ist komplett weg, das Messer fühlt sich jetzt an wie poliert - trotz, oder auch über den Flecken. Ich hätte eigentlich erwartet, das dort Narben / Löcher / Fraßstellen sind - nichts davon ... nur fleckig.

(http://up.picr.de/21112705sh.jpg)

(http://up.picr.de/21112706ww.jpg)

(http://up.picr.de/21112711pm.jpg)

Entrostet habe ich mit einem simplen Glashaarpinsel (Glasradierer), wie er bei technischen Zeichnern verwendet wird. Immer schön mit Wasser, da sonst die feinen, abgeriebenen Glasfasern in der Luft schweben. Durch das Wasser werden sie gebunden und können dann mit dem Rost abgewischt / abgespült werden.

@ Stefan T.

Ich bin jetzt irgendwie leicht verunsichert. Du wolltest doch noch Bilder schicken?
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 26. Februar 2015, 19:00:09
Jap die kommen spätestens dieses Wochenende. Ich war diese Woche arbeitstechnisch nur wieder total eingespannt. Sorry fürs warten lassen....

Was den Glasfaserradierer betrifft: manche benutzen ihn auch mit Feuerzeugbenzin. Ich habe selbst sehr gute Ergebnisse mit einer 1/1 Mischung aus Kamelinöl (normales Speiseöl tuts auch) und Essigessenz (ich glaub 25%) gemacht. Ein wirklich  brauchbarer Rostlöser. Man muss die Mischung nur bei Zeiten wieder abwaschen sonst färbt sich die Klinge schwarz... und nicht in die Nähe von Knochengriffen mit der Lösung. Sulie kann diese angreifen.  :)
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 26. Februar 2015, 20:52:06
Ich habe gerade eben mal schnell die Fotos geschossen. Kann dich ja nicht so lange warten lassen.

Als erstes das Milota:

(http://picload.org/image/cpprwgr/milota.jpg)

Der Rücken ist wie auf den Bildern gut zu sehen ist ziemlich verrostet. Die Schneide sieht dagegen wirklich nicht so schlecht aus. Sorgen bereitet mir nur der Rostfleck in der Mitte der Schneide. Unter Umständen kommt man hier nicht um ein wenig "Schlittschuh laufen" herum.
Wenn du willst kann ich dir das Messer gleich einmal mit WD 40 vorbehandeln. Mal sehen was dabei heraus kommt.

Als nächstes das Robuso:

(http://picload.org/image/cpprwgi/robuso.jpg)

Auch hier hast du genug zu tun. Das Messer hat ganzheitlich eine hübsche "Patina" angesetzt. Auch hier ist "Schlittschuh laufen" angesagt. 1-2mm muss man der Klinge schon abnehmen, da leider auch die Schneide von Rost befallen ist. Ich denke aber dass unter all dem "Zahn der Zeit" ein wirklich hübsches Messer steckt.

Und zu guter Letzt das Rauh Gräfrath

http://picload.org/image/cpprwgl/rauhgraefrath.jpg

Alles in Allem die beste Klinge was den Rostbefall betrifft. Jedoch ist mir bei den Aufnahmen ein kleines Detail aufgefallen das mich etwas skeptisch stimmt.

(http://picload.org/image/cpprwga/rauhgraefrathdetails.jpg)

Neben den Details zu den wenig fachmännisch durchgeführten Reperaturen am Heft sieht man hier auch eine Verfärbung an der Klingenspitze. Ich vermute die Klinge wurde aus welchen Gründen auch  immer heiß.

Ich würde mich darüber freuen wenn vielleicht einer der erfahreneren Formusmitglieder seine Meinung zu den Messern abgeben könnte.  dh:

Grüße, Stefan


Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 26. Februar 2015, 21:45:40
Wow - das ging ja jetzt fix ...
Erst mal vielen Dank für die Bilder - ja, die Entscheidung ist gefallen: Das mit der schlimmsten Schneide - also das Robuso.

Das Milota wäre mir fast schon zu einfach und das Gräfrath ... so weit bin ich noch nicht, daß ich mich als Anfänger auf dem Gebiet schon auf eine derart komplexe Restauration einlassen würde. Was mich da auch sehr irritiert, ist, daß da am Ende kein Niet ist. Ich weiß nun nicht, ob es so etwas bei Messern tatsächlich gibt, aber ich tippe eher darauf, wenn ich die Proportionen mit anderen Messern vergleiche, das die Griffschalen gekürzt wurden und dann halt der Einfachheit halber zusammengeklebt. Das würde sich dann evtl. auch mit Deiner Beobachtung an der Klingenspitze decken: sie ist vermutlich etwas abgeschliffen (auf dem Schleifbock) und dabei etwas heiß geworden. Falls es bis zum kurzzeitigen Aufglühen ging, entsteht als Folge in dem Bereich eine grauschwarze Färbung. Diese Farbe ist anders als die schwarzen Flecken nach einer Rostentfernung. Allerdings müßten dahinter - zumindest ansatzweise und wenn nicht vom Rost bereits "wégoxydiert" - Anlaßfarben erkennbar sein. Aber das sind nur Vermutungen - wirklich erkennbar ist es auf dem Bild nicht.

Vielleicht später mal, zumal ich mir dann auch erst solche Nieten besorgen müßte.

Also bleibt's beim Robuso

Ach so - Benzin, Diesel, Petroleum kenne ich - aber diese Mischung aus Öl und Essigessenz kannte ich noch nicht - wieder was gelernt ...  :)

PN mit meiner Adresse hast Du ja bereits - Vielen, vielen Dank noch mal für Dein Angebot.
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 26. Februar 2015, 21:55:40
Es gibt durchaus Griffe die wie das Rauh keinen zweiten Niet am Griff besitzen, ich denke allerdings auch dass der Griff gekürzt, und dann wie ja schon beschrieben unfachmännisch geklebt wurde.

Gut dann soll es das Robuso sein! Ich werde es in den nächsten Tagen an dich versenden, versichert versteht sich (am Postweg verschwinden ja leider so manche Dinge auf unerklärliche Weise...)

Den Rest klären wir am besten via PN.  ;)

Gtüße Stefan
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Barnie am 18. April 2015, 12:57:21
Inzwischen ist ja nun einiges an Zeit vergangen. Ich war zum teil Beruflich stark eingebunden, manchmal hatte ich auch, wenn dann wirklich mal etwas Zeit war, einfach keinen Bock mehr; wollte einfach nur meine Ruhe haben. Aber das Projekt ist nicht vergessen worden oder gar in der Versenkung verschwunden. In der Zwischenzeit habe ich ja auch diverse Seifen / Cremes getestet - was aber nicht weiter tragisch war, da ich mich sowieso täglich rasieren muß.

Apropos rasieren: Ich hatte gestern und vorgestern die wohl schlechtesten Rasuren hingelegt, von einigen Elektro-rasuren aus der Vor-Forums-Zeit mal abgesehen ...  ;D

Aber der Reihe nach:

Stefan T. hat mir nicht ein, sondern sogar zwei seiner Messer überlassen: Das Milota und das Robuso. Vielen, vielen Dank noch einmal dafür...

Zitat von: Stefan T. am 26. Februar 2015, 20:52:06

(http://picload.org/image/cpprwgr/milota.jpg)

(http://picload.org/image/cpprwgi/robuso.jpg)

Ich hatte dann auch noch mit Rockabillyhelge Kontakt aufgenommen, der mir seinen reparierten Belgier (https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,29027.0.html) leihweise (oder später zum Kauf) überlassen hat. Auch Dir vielen Dank dafür ...

Zwischenzeitlich hatte ich mir auch noch eine Auswahl an Lapping-Film besorgt, ein sagenumwobenes "Gold Dollar" und ein Stückchen Leder von 7 cm Breite. Keinen fertigen Riemen, denn - nicht vergessen - es sollte so wenig wie möglich kosten, bis ich weiß, ob mir Messerrasur überhaupt liegt / zusagt oder nicht. Aber ich greife schon wieder vor ...  :)

Nun gut, zuerst habe also weiter mit dem RUGRA geübt, geschliffen und auch wechselweise Lapping-Film sowie den Belgier eingesetzt. Nachdem ich dann im Forum den Hinweis (sowohl von BastlWastl als auch von Helge) erhalten hatte, ich solle auch mit dem Belgier ein wenig mehr Druck beim Schleifen ausüben, also noch beim normalen Schneidwinkel, nicht bei der Facette, da taten sich auf einmal neue Welten auf. Man konnte richtig spüren und auch hören, wie mit einem Male der Belgier bei der Facette dann "wie von selbst" Material abgetragen hat. Das war praktisch mein persönlicher "Durchbruch" ...

Also: Das RUGRA ist Schrott - so oder so: Der Griff besteht aus Zelluloid, die Scheide ist / war von Rostadern durchzogen, aber zum Üben halt perfekt geeignet. Ich habe es mittlerweile so schmal geschliffen, daß zwar der Ausbruch fast verschwunden ist, aber es jetzt auch in den dickeren Bereich kommt. Der Einfachheit halber habe ich mir dabei auch das Abkleben des Rückens gespart. Denn in der Schneide sind - auch jetzt - immer noch vereinzelte Rostadern zu sehen. Es war von vornherein nur zum üben / lernen gedacht. Nur bei der Facette habe ich dann Klebeband für den Rücken verwendet. Aber: ich bekomme jetzt vom Handrücken oder Arm durchaus Haare ab, was mir vorher - ohne die Tipps mit dem Druck - nie gelungen war.

(http://up.picr.de/21628010we.jpg)

Also wenn jemand das RUGRA haben möchte - ich entsorge es sonst demnächst ...  ;D

Als nächstes habe ich mir dann das Robuso von Stefan T. vorgenommen. Das war das, wo auch die Schneide etwas Rost angesetzt hat und wo auch feinste Rostadern dort drin waren. allerdings harmlos im Vergleich zum RUGRA. Entrostet mit Glashaarpinsel, etwas gereinigt und - ich war ja "heiß" auf das Schleifen. Und siehe da: es hat auf Anhieb funktioniert. Erst (diesmal natürlich mit Abkleben) auf meinem groben Stein, dann den Belgier, die Facette mit einer 2. Lage Klebeband und wieder den Belgier. Zum Schluß dann - ohne Paste!!! - geledert und siehe da: Ich habe fast einen Haartest hinbekommen. Nicht ganz, aber immerhin ...

(http://up.picr.de/21628110bl.jpg)

Ich werde es dann später noch etwas gründlicher aufarbeiten ...

Da es doch schon ganz gut geklappt hat, habe ich mir dann das Gold-Dollar vorgenommen. Boah, was für ein Trumm - verglichen mit den anderen Messern schon ein halbes Schlachterbeil ...
Und - die Schneide hate kein "Lächeln", sondern man mußte es schon als "hämisches Grinsen" bezeichnen. Also "Schlittschuhlaufen" war angesagt. Also erst mal etwas begradigen. Dann die Prozedur wie schon beim Robuso, wobei ich natürlich etwas länger auf dem groben Stein bleiben mußte, um erst mal wieder eine Schneide zu bekommen. Es ist zwar immer noch leicht rund (ein Lächeln), aber im Vergleich zu vorher ist das jetzt harmlos ...
Auch hier wieder Riemen ohne Paste.

(http://up.picr.de/21628192fw.jpg)

So, und nun kommts: Vorgestern war ich mutig (oder lebensmüde) - meine erste Messerrasur. Mein Gott, was hatte ich für einen Bammel davor. Weil: wenn man sich wirklich den Kopf dabei absäbelt, wird es sehr, sehr schwierig, den Notarzt zu rufen ...  ;D

Zuerst das Gold Dollar: OK, ich habe tatsächlich die Stoppeln abbekommen ... Der Sound des Messers war ja krass - Hammer, einfach nur geil (Sorry dafür ...  ;D ). Ich habe nach dem ersten Zug nur dagestanden, in den Spiegel geschaut und gegrinst ... Herrlich ...
Es war - mit Abstand - meine ungründlichste Rasur, aber egal. Extrem gewöhnungsbedürftig, aber es macht auch irgendwie Spaß. Ich habe auch versucht - wahnsinnig wie ich nun mal bin - die Konturen um das Kinn herum nachzuziehen. Ebenso einen zweiten Durchgang gegen den Strich. Das war - im Nachhinein betrachtet - schon mehr als Todesmutig ... Aber - es hat Spaß gemacht ...

Klar habe ich dann zum Schluß noch den Hobel benutzt. Aber was solls ... Es ist noch kein Meister vom Himmel geplumst (oder so ähnlich).

Gestern dann das Robuso. Vom Handling sehr viel einfacher, weil schmaler. Aber man ist auch schneller mal dabei, das Messer, als den Winkel, falsch anzusetzen. Bin also gerade noch um einen fast beinahe Cut herumgekommen. Vielleicht bin ich nach dem GD auch einfach nur schon etwas leichtsinniger geworden. Das war dann meine zweit-ungründlichste Rasur. Auch hier dann wieder mit dem Hobel die Sache beendet.

Aber - ich kann jetzt tatsächlich sagen, daß es mir Spaß macht. Die Messer werden mit Sicherheit noch weit von echter Rasurschärfe entfernt sein - bisher bei mir wohl eher wie eine stumpfe Hobelklinge - aber hey - es hat funtioniert ...
Und ich habe noch etwas weiteres festgestellt: Ich komme beim Messer halten mit der rechten Hand genau so klar wie mit der linken Hand - obwohl ich Rechtshänder bin ...
Titel: Re: Messer - Übungsprojekt eines Neulings
Beitrag von: Stefan T. am 18. April 2015, 22:51:39
 dh: Gratulation! Immerhin ist dein Kopf noch dran, sonst könntest du ja kaum von deinen zwei schlechtesten Rasuren aller Zeiten berichten.
Aber mach dir nichts draus. Sowohl beim Schärfen als auch bei der Messerrasur ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Messer die vor einem 3/4 Jahr meine ersten Schärfversuche überstanden haben kommen mir heute auch "stumpf" und ungründlich vor. Und auch heute ist das eine oder andere Messerchen beim Schärfen ein Kampf!
Ich denke dann immer: "Üben, üben, üben und noch mehr üben!" Das denke ich mir aber auch bei so mancher Rasur... 8)