Gut-Rasiert-Forum

Das Werkzeug => Das Messer => Messer allgemein => Thema gestartet von: Standlinie am 31. August 2013, 23:59:15

Titel: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Standlinie am 31. August 2013, 23:59:15
Römische Rasiermesser

Anlässlich des heutigen Besuches des Archäologischen Parks in Xanten am linken Niederrhein besuchte ich das Römer Museum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Dort werden regionale Funde aus der Römerzeit ausgestellt und den Besuchern damit ein recht genaues Bild über die damalige kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region vermittelt.

In einer Vitrine wurden auch zwei römische Rasiermesser ausgestellt, die als Bodenfunde in Kalkar entdeckt worden waren. Hier ein Foto dieser beiden Rasiermesser. Der Maßstab darunter dient der ungefähren Größenzuordnung.

(http://up.picr.de/15682996ki.jpg)
               [--------- ca. 6 cm ------------------]


Das in dem Foto dargestellte obere Rasiermesser besteht vollständig aus Bronze und wurde auf den Zeitraum 100 bis 150 Jahre nach Christus datiert. Auf gewisse Details gehe ich später ein. Von dem unteren Rasiermesser war nur noch der Griff vollständig erhalten. Er besteht ebenfalls aus Bronze. Altersmäßig konnte er in das 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus eingeordnet werden. Die ursprüngliche Messerklinge ist über andere Fundstücke rekonstruiert worden. Auffällig ist hier die tatsächliche Größe der Rasiermesserklinge, bei der man von einem echten Schaber ausgehen kann. Die Größeneinstufung liegt hier weit jenseits von 8/8!

In dem folgenden Bild ist das obere der beiden Rasiermesser vergrößert dargestellt.

(http://up.picr.de/15682997cb.jpg)


Das Rasiermesser ist eingeklappt. Als Rasiermessergriff wurde ein kleiner Löwe verwendet. Die Klingenschneide  befindet sich zwischen den Beinen des Löwen und wird hierdurch geschützt. Unterhalb der Löwenpfoten befindet sich der restliche Klingenkörper. Die verwendete Geometrie der Rasiermesserklinge erinnert irgendwie an eine Taschenmesserklinge. Der Drehpunkt der Klinge ist nur noch sehr schwach als hellerer blasser Punkt ganz links im abgeschatteten Bereich des Bildes zu erkennen.

Das Rasiermesser – oder besser der Rasierschaber? – im zweiten Bild verfügt über eine rund 6 cm lange freistehende Schneide. Sie liegt unterhalb des Bronzegriffes, der hier als Pferdekopf mit dazugehörigem rechtem Vorderlauf ausgebildet ist.

(http://up.picr.de/15682998np.jpg)


Da keine weiteren Informationen zur tatsächlichen Nutzung der beiden Rasiermesser vorliegen, sind daraus auch keine Aussagen über die Schnittleistung der Schneiden beider Rasiermesser ableitbar. Ich kann nur hoffen, dass sich bei diesem Rasiermesser auch ein gewisser Rasurerfolg eingestellt hat.

Über den Einsatz von Rasierschaum und über seine Herstellung liegen ebenfalls keine weiteren Informationen vor.

Neben dem Museum wurden auch typische Handwerksberufe aus der Römerzeit vorgestellt. An einem Stand konnte die Nachbildung eines Rasiermessers besichtigt werden, das zum Bestand eines Hygienesets zählte und das dem oben gezeigten zweiten Rasiermesser entsprach. Das Vorbild dieses Rasiermessers wurde in der Nähe von Trier gefunden.

(http://up.picr.de/15682999kc.jpg)


Zu dem Hygieneset zählten ein aus Kamelknochen hergestellter Kamm, das Rasiermesser mit einem kleinen Futteral aus Leder zum Schutz der Klinge und ihrer Schneide, eine Pinzette zum Haarauszupfen, ein Ohrenschmalzspatel (ganz rechts auf dem Bild zu sehen) und ein kleiner Nagelreiniger.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Onkel Hannes am 01. September 2013, 11:04:26
Sehr schöner Beitrag, mal was anderes. Danke!

Falls Du da tieferes Interesse hast, bin ich mir fast sicher, daß man -so man denn dem Verantwortlichen des Museums ein spezielles Interesse und eine gewisse Fachkunde glaubhaft macht, wie Du es allein durch diesen Beitrag tun könntest- solcherlei Exponate auch einmal aus der Vitrine nehmen und sie näher untersuchen darf. Wenn man im Vorfeld durchblicken läßt, daß man bereits im Besitz von Baumwoll-Uhrmacherhandschuhen ist, kann das auch Wunder wirken. ;)
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: shaveman am 01. September 2013, 11:16:34
Danke für deine Bericherstattung.

Man bekommt richtig Lust, das Römer Museum mal selbst aufzusuchen.
Ich stelle mir gerade vor, wie man sich mit diesen Utensilien rasiert hat.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 17:44:49
Ich glaube (und das meine ich Ernst), ich muss mir irgendwann mal ein Stück hartes Messing besorgen und versuchen eine rasurscharfe Kante hinzubekommen, Selbstversuch quasi  :)
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Apotheker am 14. November 2014, 18:17:40
Sehr interessant. Ich versuche mir gerade vorzustellen wie ich das in der Hand halten soll um das ganze Gesicht glatt zu bekommen

.
Zitat von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 17:44:49
Ich glaube (und das meine ich Ernst), ich muss mir irgendwann mal ein Stück hartes Messing besorgen und versuchen eine rasurscharfe Kante hinzubekommen, Selbstversuch quasi  :)

Bitte berichte davon. Ich bin gespannt!

Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: titanus am 14. November 2014, 18:21:46
Zitat von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 17:44:49
Ich glaube (und das meine ich Ernst), ich muss mir irgendwann mal ein Stück hartes Messing besorgen und versuchen eine rasurscharfe Kante hinzubekommen, Selbstversuch quasi  :)

Nimm Bronze. Die ist deutlich härter.
Die Idee hatte ich ja auch schon.
Vielleicht muss ich mal in den Keller gehen...
Da liegt noch ein Stück vom Messer bauen.

Grüße

titanus
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Standlinie am 14. November 2014, 20:01:37
Seht euch doch einmal genau das erste Bild an. Das alte Rasiermesser ist zusammengeklappt. Der gegossene Löwe bildete den Griff und darunter bzw. zwischen den Beinen des Löwen ist die Rasierklinge, die ein wenig an die Klinge eines Taschenmessers erinnert. Sie wurde im Uhrzeigersinn aufgeklappt. Vielleicht kann das ja als Vorbild für eure Versuche gelten. Jedenfalls bin ich auch darauf gespannt, ob sich eure Versuche auch tatsächlich in die Tat umsetzen lassen und ihr zu einem rasurfähigen antiken Rasiermesser kommt. Vielleicht liesse sich dieses dem Museum anbieten, um so zu zeigen, dass dieses Teil auch tatsächlich funktioniert hat.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 20:42:34
@titanus: Jo, Bronze, meinte ich eigentlich auch, irgendwie benutze ich da Messing immer synonym, hat schon im Praktikum immer Ärger gegeben  o)
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: titanus am 14. November 2014, 20:45:26
Habe gerade mal nachgesehen.
Die mich im Moment mehr interesssierende Kultur der Skythen und der Indo-Skythen
sind leider Banausen:
"Instrumente zum Stutzen der Haare sind im skythischen Bereich unbekannt.
Es wurden keine speziellen Rasiermesser beobachtet,...
Von den Kosacken ist bekannt, dass sie sich Haare und Bart mit dem Säbel schoren"
aus: Gold der Steppe; Archäologie in der Ukraine; darin:
Renate Rolle: Haar-und Barttracht der Skythen
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 20:57:37
Mhh, das ist merkwürdig, im indo-skythischen Münzwesen (Wikipedia Abschnitt indo-skythische Münzen) sind bartlose oder partiell Bartlose Männer abgebildet, ggf. handelt es sich bei der Aussage das in diesem Bereich Werkzeuge zum Rasieren nicht bekannt waren auch nur um eine Aussage zum gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand des Buches, in der Regel ist es ja oft so das solange keine eindeutige Artefakte oder Hinweise gefunden werden die meisten Autoren eher negierend vorsichtig in solchen Aussagen sind.
Zudem wird im Wiki Artikel ein skythischer Krieger auf einer offensichtlich griechischen Vase bartlos dargestellt, wobei ich mich da eher auf die Münzen verlassen würde, da griechische (sowie auch römische) Vasenmalerei gerne mal künstlerisch frei abbildet.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: titanus am 14. November 2014, 21:13:21
Vollkommen richtig Helge.

Vielleicht habe ich ees etwas unglücklich ausgedrückt.
In dem Buch geht es speziell um Reitervölker in der Ukraine und angrenzend.
Die natürlich sehr regen Kontakt mit den gleichzeitigen griechischen Pflanzstädten hatten und ja auch in den Poleis als Wachsoldaten beschäftigt wurden. Da gibt es  anscheinend alle Varianten.
Auf den Fotos von skythischem Schmuck oder Trinkgeschirr sind aber meist langaarige und bärtige Gestalten abgebildet.
Auf den Münzen leider keine echten Menschen, sondern Götter.
Z. B. habe ich gerade vor mir liegen eine Bronzemünze aus Olbia mit Pfeil und Bogen auf dem Revers und dem Flußgott Borysthenes auf dem Avers: lange Haare/Bart.
Die Indo-Skythen sind in Raum und Zeit schon etwas weiter weg und werden bartlos dargestellt.
Erst die Indo-Parther haben wieder Bärte und zusammengebundene Haare (z. B.: Pakores).
Und die alten Parther (also die Anti-Römer) hatten tw. echte Rauschebärte (vgl. Mithradates I)

Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 14. November 2014, 21:33:23
OK, dann habe ich es falsch verstanden, ging eher von den indo-Skythen aus, die eigentlichen Reitervölker waren da sicherlich
etwas robuster und wahrscheinlich auch bärtiger, da hat der Autor mit seiner Aussage sicherlich Recht.
Ein fast mysteriöses Volk, archäologisch alleine der verzerrten Darstellung griechisch/römischer Quellen wegen schon interessant,
auch im Hinblick auf die Indogermanen bzw. die Herkunft der später als Germanen bezeichneten Stämme, deren Ursprünge linguistisch
gesehen ja auch im skythischen Bereich gesehen wurden/werden.

Aber auch das Thema Bartkultur/Rasur in der Antike und die teils sehr unterschiedlichen Bewertungen eines bärtigen oder rasierten Gesichtes
sind schon spannend  :D
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: titanus am 14. November 2014, 21:49:26
Ich stimme dir zu und hoffe,
dass wir durch unsere Diskussion Standlinie nicht zu sehr verärgert haben...
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Standlinie am 15. November 2014, 01:22:07
Ich bin nicht verärgert. Warum auch? So eine Diskussion ist doch ziemlich anregend und schafft neue Ideen.
Römische Legionäre sollen ihre Barttracht auf Märschen mit Bimssteinen entfernt haben, die sie im Gesicht drehend verwendet haben. Das habe ich irgendwo einmal gelesen, erinnere mich allerdings nicht mehr daran, in welcher Quelle dies gestanden hat. Allerdings trimme ich meinen Terrier und verwende dort auch einen Bimsstein für die Pfoten. Der Bimsstein entfernt längere Haare ganz gut, so dass die Anwendung durch die Legionäre durchaus
realistisch gewesen sein kann.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 15. November 2014, 01:41:35
Das mit dem Bimsstein habe ich auch irgendwo einmal gehört bzw. gelesen, das stelle ich mir etwas unangenehm vor  :-\
Aber vielleicht war der Bart ja auch irgendwie eingeweicht  ???
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: warrior am 16. November 2014, 13:10:13
Ich möcht mal eine Frage in den Raum werfen.
Und zwar bei dem Löwenmesser.
Ist die Bohrung dort evtl zum fixieren der Klinge mit einem Bolzen da?
Denn viel Platz hat man ja nicht unbedingt zum festhalten der eigentlichen Klinge.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Siegfried Sodbrenner am 23. November 2014, 00:07:07
Zitat von: Standlinie am 15. November 2014, 01:22:07
Der Bimsstein entfernt längere Haare ganz gut

Dürfen wir hier, nach den aufschlußreichen Rasierklingen-Standzeitentests, auch auf einen Selbstversuch hoffen?
Allgemeines Interesse darf wohl vorausgesetzt werden!
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Standlinie am 23. November 2014, 12:27:28
Lieber Siegfried Sodbrenner. Ich werde den Bimsstein nicht im Gesicht testen. Dazu ist er mir zu grob. Ich bitte da um Dein Verständnis. Bei den Rasierklingen ist das ganz anders.  ;D

Bei meinem Hund setze ich den Bimsstein lediglich zur Pfotenhaarpflege ein. Die rauhe Oberfläche des Bimssteines zieht dort alte und nicht mehr festsitzende längere Haare heraus. Diese Entfernung ist recht schonend und damit für den Hund erträglich.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: strawinski am 27. Dezember 2014, 10:38:02
hier, ich könnte so einen Nachbau für so um die 60 Euro kaufen. 8 cm lang aus Bronze.....braucht jemand sowas? stammt aus dem Museum, wie man lesen kann.....

(http://www.antike-rasiermesser.de/messer/bronzemesser/1.jpg)

(http://www.antike-rasiermesser.de/messer/bronzemesser/2.jpg)

(http://www.antike-rasiermesser.de/messer/bronzemesser/3.jpg)
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: nudelnrasieren am 08. Juli 2017, 20:35:39
Irgendwie fehlt dem Thread ein echtes antikes Bild.

Clemens-Sels-Museeum, Standartausstellung Römer-Neuss.

(http://up.picr.de/29721630pf.jpg)


Bin Freitag dort gewesen.

Gruss
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: Rockabillyhelge am 08. Juli 2017, 21:25:27
Das müssen harte Typen gewesen sein, ToiToiToi  :D
Interessant find ich den Striegel, quasi Schnelldusche.
Mit Öl einreiben, staub drauf und abziehen, Peeling & Hautpflege in einem  :)
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: lubob am 13. Juli 2017, 19:24:37
Spannend. Ich habe mal ein bischen gesucht und ein paar angelsächsische Diskussionen gefunden, beispielsweise hier:

https://www.badgerandblade.com/forum/threads/brass-blade.119421/

Zusammengefasst laufen die Informationen darauf hinaus:

1. Leute, die mit der Verarbeitung von Bronze Erfahrung haben, schreiben, dass man damit  keine so dünne Schneiden hinbekommt, dass man sich damit rasieren könnte.

2. Die römischen Rasiermesser hatten zwar einen Bronzegriff, aber eine Stahlklinge (in der verlinkten Diskussion gibt es auch ein Bild )

Bedenkt man noch, dass die Verarbeitung von Erz zu Eisen seit etwa 3000 v.C. bekannt ist, scheint mir das Klappmesser hier im Thread eher falsch kategorisiert zu sein. Es ist ja recht aufwändig gearbeitet.  Ein Römer, der  sich so etwas leisten konnte, der hätte sich auch ein vernünftiges Rasiermesser aus Stahl leisten können.

Aber vielleicht gibt es hier ja einen Archäologen, der mehr dazu sagen kann?
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: nudelnrasieren am 13. Juli 2017, 20:27:49
Stahlähnlich?

https://de.wikipedia.org/wiki/Ferrum_noricum
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.n/n860544.htm


Wo siehst du ein Klappmesser?


Gruss
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: lubob am 13. Juli 2017, 22:44:32
Im Eingangsposting geht es auch um ein eingeklapptes Messer.
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: titanus am 29. Juli 2017, 23:09:54
Ich bin auch ein wenig skeptisch wegen der Benennung als Rasiermesser.
Das von Standlinie gezeite 2. Messer ist als Schaber sinnvoll und auftragsgemäss einsetzbar.
Bei dem Klappmesser habe ich schon bedenken.
Warum sollte man, wenn man schon die Idee hatte, nicht auch andere Messerklingen schützen?
Z.B. von einem simplen Klappmesser?
Die Bronzeklinge ist ja nicht so scharf wie eine Stahlklinge.
Das wirkt auf mich eher wie eine Kultklinge.
Dass wir in der Neuzeit geklappte Rasiermesser verwenden, bedeutet ja im Umkehrschluss nicht, dass
jedes geklappte Messer ein Rasiermesser gewesen sein muss.

Die aus dem Clemens Sels Museum gezeigten erinnern nun überhaupt nicht an Rasiermesser.
Das würde ich erst mit antiken Textquellen belegt glauben.

Ich würde gerne ältere nicht römische Messer anführen.
Soll ich dazu einen neuen Fred aufmachen, oder sollte dieser hier in antike RM umbenannt werden?

titanus
Titel: Re: Antike Römische Rasiermesser
Beitrag von: gbkon am 02. November 2017, 12:54:30
Meines Wissens kann man sehr wohl mit Bronze außerordentlich harte und schnitthaltige Legierungen hinbekommen. Bronzeschwerter sind nicht durch Eisen und Stahl abgelöst worden, weil sie weniger scharf oder hart gewesen sind, sondern weil Eisen viel billiger und verfügbarer war. Bronze benötigt Zinn, was schon immer teuer und nicht so leicht zu bekommen war. Heutige Bronzen haben mit den antiken Bronzelegierungen nichts mehr zu tun, sie sind weicher und haben vor allem die Funktion gut in Gussformen einzufließen. Wird ja heute nur noch bei Glocken und Denkmälern benötigt. Das Wissen über Bronze als Waffenmaterial ist in weiten Teilen verlorengegangen. Eine Gussfirma hat mal versucht eine beschussfähige Bronzekanone des 18. Jhdts. nachzugießen und ist kläglich damit gescheitert. Ich selber habe einmal spasseshalber im Schmiedeunterricht (Waldorfschule) aus Kupfer und einem stück Zinn Bronze geschmolzen. Das Ergebnis war so hart, das es auf dem Amboss nach dem ersten Schlag in mehrere Stücke zersprang!!