Mein erster Schalenwechsel…

Begonnen von DailyDriver, 14. Mai 2025, 18:58:34

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DailyDriver

Neue Schalen für den Carl...

Da ich für ein neues Projekt ein Messer mit derber Klinge benötige aberjene, die ich in meinem Bestand habe, entweder zu alt oder zu neu und in beiden Fällen für das Projekt viel zu schade sind, begab ich mich auf die Suche und wurde auch fündig. Heute erreichte mich von einem lieben Mitforisten aus dem Nachbaruniversum ein Carl Rader mit derb geschliffener Klinge. Einzig mit den Schalen konnte ich mich nicht anfreunden und so kam es dann, wie es kommen musste...

...mein erster Schalenwechsel mit eigener Vernietung.

Die neuen Schalen sind aus Wenge und sind bereits mit Kunststoffkeil und vernietetem Ende versehen. Ein erstes Probeliegen empfand ich von der Größe her für passend, allerdings störte mich doch die Hochglanzlackierung der Schalen, also habe ich kurzerhand mit feinem Schleifpapier die Lackierung entfernt. Um es mir bei meinem Debüt selbst etwas einfacher zu machen, man soll sich ja langsam steigern, habe ich vorkonfektionierten Nieten von REVISOR gewählt. Aus verschiedenen Berichten und Postings in den Fachsträngen wußte ich ungefähr, worauf ich zu achten habe, allerdings haben sich doch Fehler eingeschlichen. Da der mitgelieferte Keil (Kunststoff) für das ,,Heck" auch tatsächlich keilförmig angeschliffen ist, bekam ich irgendwie das Heck nicht so fest vernietet, wie ich bzw. der Keil musste, vielleicht hätte da eine Verklebung, z.B. mit UHU-Endfest und eine 24std. Ruhe, die notwendige Stabilität gebracht. Ich buche das mal unter ,,Erfahrungswert" für kommende Projekte. Heute lief es anders, den gerade frisch gedängelten Niet wieder vorsichtig entfernt, ja, auch das übt...und aus einer PVC-Platte (1mm) einen Abstandshalter ausgeschnitten und nach Vorlage angepasst.

Nun wieder frisch ans Werk..."Hammer, Kitt und Leim macht alles fein", so hat einer der Gesellen in meiner Lehre immer gesagt, hier zwar ohne Kitt und Leim das Heck neu vernietet und ich konnte mich in Richtung Erlniet bewegen. Nur nicht die Unterlegscheiben vergessen, eine erste Probesitzung der Klinge zeigte, es sollte passen. Den Nietstift entsprechend gekürzt, vorher zurechtgeschnittener Pappstreifen zum Schutz der Holzschalen aufgelegt (hatte ich beim Heck natürlich auch gemacht) und mit dem kleinen Niethammer zurechtgedängelt. Durch vorheriges belesen wußte ich, dass man dabei die Klinge ,,geöffnet" positionieren muss, sonst passt es hinterher mit dem Schließen nicht. Das Vernieten klappte gut, keine Schäden an den Holzschalen, aaaaaber die zweckmäßigste Position habe ich dennoch hier & heute noch nicht gefunden. Die Klinge läuft zwar gerade und stramm, allerdings schließt die Klinge (noch) nicht auf den letzten 1,5-2mm. Ich hoffe mal, dass sich das noch ,,einläuft" und so habe ich heute beschlossen, es erst einmal so zu belassen. Am Ende habe ich noch die Nietungen etwas entgratet und die gesamten Schalen mit selbstgemachten Holzpflegemittel (Spoon-Butter) fein eingerieben.

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Das Carl Rader in der Ausgangslage


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Das heutige Ergebnis:

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Für heute bin ich trotz kleiner Unzulänglichkeiten recht zufrieden und es motiviert mich für kommende ,,Schalungsarbeiten"...

Gruß
Gregor


Material/Bezugsquellen:

Die Heftschalen

Die Nieten
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

MRetro

@DailyDriver

Erst einmal, die neuen Schalen sehen sehr gut aus und passen schön zur Klinge. Deren Maserung gefällt mir sehr. dh:

Dann, ich bastele auch gerne an so ziemlich allem selber herum, obwohl ich nichts handwerkliches gelernt habe.
Vorher schaue ich auch regelmäßig Anleitungen durch, ... aber selten klappt es auf Anhieb perfekt. Eine entsprechende langjährige (Berufs)Erfahrung kann man halt nicht ersetzen.
Das habe ich bei meinem letzten Gitarren-Umbauprojekt auch erfahren müssen.  :angel:

Dennoch, finde ich dein Ergebnis - nach den Fotos - gelungen.  dh:

Das mit dem letzten Stück Schließen habe ich noch nicht ganz verstanden. Geht die Klinge nicht weiter in die Schalen, wie auf dem letzen Foto gezeigt?


DailyDriver

@MRetro,

zuerst einmal vielen Dank! dh:


Zum Problem...

Vorne am Klingenkopf steht die Klinge noch 1-2mm zu weit nach oben, d.h. die Klinge schließt
(noch) nicht richtig. Ich gehe davon aus, dass es am zu dünnen Abstandshalter liegt, da fehlt
vielleicht ein guter mm. Ich habe aber das Gefühl, es wird sich ,,einlaufen", falls nicht, werde
Ich wohl den hinteren Niet wieder öffnen und einen neuen, etwas dickeren Abstandshalter ein-
setzen.

Gruß
Gregor 

LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

MRetro

@DailyDriver

Ah, ok. Das sieht für mich jetzt nicht soooo schlimm aus. Aber ich verstehe auch, dass es dich fuchst und stört. Naja, das ist eine Chance zum weiteren Üben von Ent- und Neu-Vernieten. ;)

Zitat von: DailyDriver am 14. Mai 2025, 18:58:34... allerdings schließt die Klinge (noch) nicht auf den letzten 1,5-2mm. Ich hoffe mal, dass sich das noch ,,einläuft". ...

Ich habe/hatte mal ein altes Messer mit einem ähnlichen Problem, das sich im Laufe der Zeit ins Holz eingearbeitet hatte - sprich es etwas verdrängt hatte. Vielleicht kannst du ja geschickt auch etwas Material abfeilen?

Ocrana

Also mir gefällt's. Schöne Arbeit!

DailyDriver

#5
Es ließ mir ja keine Ruhe...Einmal zum Nachsitzen bitte!

Anfänglich dachte ich, lass es so oder nimm' einfach an den Innenseiten der Schalen vorsichtig etwas Material ab. Dann meldete sich aber mein innerer Monk um in gleich zwei Bereichen zu intervenieren...zum einen weiß ich noch aus meiner Lehre, dass Wenge sehr stark zum Splittern neigt, vor allem bei Arbeiten winkelig zur Maserung, zum anderen meldete er sich zu der Tatsache, dass eine Materialabnahme irgendwie schon Stückwerk ist. Also folgte heute Früh bei der Radlrunde der Entschluß...der Abstandshalter wird ,,aufgefüttert" und zwar, wenn möglich mit Furnier.
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.....ich glaube, das reicht erstmal...
Die Ausbeute aus der Tischlerei.
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Also bin ich kurzerhand zu einer hiesigen Tischlerei gefahren und habe dem Meister mein Ansinnen erklärt. Er staunte nicht schlecht, einerseits über das Vorhaben und andererseits über die Tatsache, dass es noch Leute gibt, die sich mit dem Messer rasieren. Liebe Leute, allein das Durchschreiten der, doch recht großen Tischlerei weckte schon auf dem Weg ins Furnierlager so einige Erinnerungen...einfach herrlich! Bei den Furnieren wurden wir auch sehr schnell fündig, es wurde sogar ein Furnier aus Wenge...na bitte, das hat schon mal geklappt. Nachdem 5.-€ in Richtung Kaffeekasse gewandert sind, fuhr ich mit einem ,,kleinen" Stück Furnier nach Hause an die Werkbank oder besser gesagt, an den Stubentisch.
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Es folgte ein entfernen des Endniets und mit den gestrig endlich wiedergefundenen Montagehilfen konnte ich schon mal prüfen, ob die Furnierstärke passt und das Messer entsprechend vollständig schließen wird. Siehe da, und wie das Messer schließen wird, in meiner alten Heimat würde man (und ich auch) sagen..."passt wie Ar..h auf Eimer." Der Abstandshalter wurde aufgefüttert, es folgte ein erstes Anpassen und nach einem Probeliegen schlußendlich die neue Vernietung. Final wurde alles noch etwas fein geschliffen und das ganze Heft erneut mit meiner Spoon-Butter eingerieben...passt, wackelt nicht und hat genau so viel Luft wie nötig.
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Das heutige (End)Ergebnis
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Ach ja...nu' ist auch mein innerer Monk zufrieden... ;D

Gruß
Gregor


Farbcode korrigiert damit der gute Beitrag auch im Dunkelmodus lesbar ist.
Tim Buktu/GRF-Team
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MRetro

Sehr schön @DailyDriver. dh: Ich hatte es geahnt. :D

Würde es dir etwas ausmachen, noch ein Bild des neuen Keils von oben zu zeigen, dass man das Ergebnis etwas besser erkennen kann?

DailyDriver

Zitat von: MRetro am Gestern um 19:48:31Würde es dir etwas ausmachen, noch ein Bild des neuen Keils von oben zu zeigen, dass man das Ergebnis etwas besser erkennen kann?
Vielen Dank! dh:

Ich versuche es einmal mit u.a. Bild, ich hoffe, es ist so etwas besser zu erkennen. Was man
erkennt, ist schon mal, dass ich doch noch etwas sauberer und passgenauer arbeiten sollte.
Zu meiner Ehre möchte ich aber bemerken, dass der Kunststoff recht weich ist und sich so
besonders an den Kannten recht schlecht schleifen läßt. Positiv bleibt aber der Erfahrungs-
wert, dass für solche Abstandshalter dann in Zukunft ein anderer Kunststoff zu nutzen ist.
Allerdings werde ich, insofern es sich um Holzschalen handelt, wohl eher zu Holz greifen, da
ist eine etwaig notwendige Nachbearbeitung auch wohl etwas einfacher...

Gruß
Gregor

LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

MRetro

Klasse geworden, @DailyDriverdh:

Zitat von: DailyDriver am Gestern um 20:40:04... Was man erkennt, ist schon mal, dass ich doch noch etwas sauberer und passgenauer arbeiten sollte. ...

Jetzt gib aber mal deinem inneren Monk Urlaub. ;)