So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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Tim Buktu

Aus meiner Sicht und Erfahrung ein sehr überschaubarer Aufwand.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Brille

Ich mal wieder  ;D
Hab aus meinem letzten Flohmarktfund dieses Messer auf den Steinen gehabt.

Klassische Vorgehensweise, diesmal nicht abgeklebt
800 hab ich diesmal ausgelassen, war nicht nötig / 3000 / 5000 / 8000 alles NSS,
das ganze sieht dann so aus, wie gehabt!!


Danach auf einen Thüringer, angerieben , verdünnt usw.


Zweimal Abkleben, Thüringer mit Waser mit Spüli


Ledern


Haare Unterarmtest ca. 1cm Abstand klappt  ???  ???


Eine Runde Ledern, alles wieder in Ordnung,
hat mir ja keine Ruhe gelassen  ;D
Nächstes Objektiv unters Mikro geschraubt
Unterarmtest, Messer auf der Haut klappt vorzüglich, jedoch sehr flacher
Winkel damit die Haare nicht fliegen gehen.




Das ganze sah den so aus!!!!!


Das einzige was zählt ist die Rasur (natürlich vorher geledert),
was soll ich sagen, top Rasur, Messer hat zwei Durchgänge gehalten,
glatt wie ein Kinder.... , das einzige was aufgefallen ist, man muss
beherzt zeihen, man merkt wie die Klinge kämpfen muss.
Bilder nach der ersten Rasur



Die zweite Rasur war auch in Ordnung.
Da das Mikro sehr "lichtabhängig" ist, hab ich herausgefunden,
das ich durch verschieben des zweiten Messers den Lichteinfall
auf die Fasette steuern kann  ;D
Hier die Bilder nach dem Ledern vor der dritten Rasur, dreimal die gleiche Stelle
mit anderen Lichtverhältnissen (die Rasur war auch OK  ;D )





Damit man sich die Vergrößerung besser vorstellen kann,
bring ich immer wieder die Haare meiner Tochter ins Spiel.


Gruß Brille










MRetro

Danke für deine Makro-Aufnahmen, @Brille. dh:

Immer wieder interessant zu sehen und mit eigenen Lupenansichten zu vergleichen.
Gut auch zu sehen, dass du ein Messer zeigst, dass mehr Probleme zu machen scheint. Die sind mir auch schon untergekommen und ich dachte, ich wäre zu blöd zum Schärfen.

Zitat von: Brille am 16. September 2023, 22:16:10Damit man sich die Vergrößerung besser vorstellen kann, bring ich immer wieder die Haare meiner Tochter ins Spiel.

Ich habe vor Jahren mal meiner Tochter ein (m.E. kleines) Büschel ihrer langen, blonden Haare abgeschwatzt/abgeschnitten. Natürlich unterhalb des Deckhaares. Nachdem sie das Büschel gesehen hatte, hatte sie einen so weinerlichen Gesichtsausdruck bekommen, dass ich es nie wieder übers Herz gebracht hatte.  :-\

Paula

Heute Vormittag wollte ich zum ersten Mal den Thüringer vom Flohmarkt neulich Probefahren.

Zuvor habe ich nur schnell die Kanten mit Schmirgelpapier etwas abgerundet. Ansonsten war er "einsatzbereit". Um das RM von Empor aufzufrischen, hat es gereicht, den Stein gut anzureiben und ca. 5min in Spiralen abzuziehen. Danach ein paar Wechselschübe auf klarem Wasser, zum Abschluß mit einem Tropfen Spüli verdünnt und fertig.

Die erste Rasur, nach ca.60x Jeans-Eigenbau und ca.60x Herold-Juchtenleder Schraubspannriemen war heute Abend gründlich, sanft und das Messer lief leichtgängig ohne Ruckeln oder Stocken.

Tim Buktu

Erfolgreiche Probefahrt mit einem Flohmarkt-Thüringer ==> Freude herrscht!?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Paula

Zitat von: Tim Buktu am 25. September 2023, 06:49:51==> Freude herrscht!?
Ich denke "Ja", mit dem Stein habe ich einen guten Schnapp gemacht. Und wenn das Messer die Schärfe hält, sollte alles in Ordnung sein.

Mal schaun' wenn es demnächst mal wieder was zu schärfen oder aufzufrischen gibt, teste ich den Stein bestimmt noch an einem zweiten Messer, nur so zum Vergleich.

MRetro

Zitat von: Paula am 25. September 2023, 08:42:44Mal schaun' wenn es demnächst mal wieder was zu schärfen oder aufzufrischen gibt, teste ich den Stein bestimmt noch an einem zweiten Messer, nur so zum Vergleich.

Brauchst du ,,Test"objekte? Ich bin im Momemt schärf"faul". ;D

DailyDriver

#202
Das Carl Rader #38 (6/8) schärfen




Nachdem ich das Carl Rader zum ersten Mal an die Stoppeln ließ, kann ich sagen, dass der Vorbesitzer auf den Steinen eine gute Arbeit hinterlassen hat. Das Messer ist vom Zustand her zwar ,,Rasurbereit", dennoch fehlt es mir gerade zum Kopf hin eine gewisse Schärfe, die z.B. das Nacharbeiten an meinen Problemstellen wie unterhalb der Nase oder Unterlippe zur Kinnspitze etwas einfacher macht.

Hin- und hergerissen zwischen Auffrischen, ab NSS 8k bis GS oder alles von vorne neu aufzubauen, weckte es aber auch den gewissen Ehrgeiz. Der Entschluss stand somit fest, das Messer werde ich komplett neu aufbauen. Zum Einen kann ich mir dann nur selbst an die Nase fassen, wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich es möchte, zum Anderen übt es natürlich...

Da ich aber dieses wunderbare Messer natürlich nicht ,,verhunzen" möchte, stand erst einmal nur die von mir bereits angewendete Progression einschließlich des GS als (Pre-)Finisher zur Wahl. Den Umgang und Einsatz vom neuen ADAEE und/oder andere Steinen werde ich erst an meinen Übungsmessern zum Einsatz bringen um damit Erfahrungen zu sammeln.

Mit ein wenig Wehmut ,,nullte" ich die Schneidkannte auf der Kannte des NSS 1K und die anschließende Progression sieht dann so aus:

1 x Tape:

  • NSS 1K zum Setzen der Facette
  • NSS 5K, 8K und 10k *)
  • GS
  • schwarze Paste auf Leder (auf meinem ,,Wechsel-Halter")
  • Simichrome auf Balsaholz 20mm (auf meinem ,,Wechsel-Halter") und nur so für den Spieltrieb...
  • Op dat Ledder bet dat passt.(Juchten)

*) Auch zum ersten Mal habe ab dem 5K zwischen den Steinen mit 20-25 DZ op de Juchten geledert.

Nach der beidseitigen Kennzeichnung der Schneidkannte mit dem Edding ging es mit 1 x Tape für gut 10 DS auf den 1K, was soll ich sagen, beidseitig den vordersten Bereich der Schneidkannte super getroffen. Da die Klinge den 1K gut annahm, wechselte ich zu DS. Immer wieder kontrolliert, sah ich die Schleifmarken vom Vorbesitzen schwinden und die neue Facette entstand. Recht schnell konnte ich am Unterarm einige meiner sperrlich vorhandenen Haare abrasieren. Die nächsten Steine warteten. Nach dem 5K begann ich zwischen den Steinen kurz mit gut 20 DZ auf dem Juchtenleder zu ledern. Vielleicht nur Spieltrieb, vielleicht verhindert es die Neubildung eines Mini-Grat und hilft der Klinge sogar zur Sanftheit...

Geplant hatte ich nach dem GS auf 2 x Tape zu gehen, unterließ dieses aber, da sich schon ab dem 5K+Ledern eine gute Schärfe (HT) abzeichnete und bis zu 10K+Ledern auch so blieb. Nach gut 4x10 DS auf dem GS ließ die Schärfe etwas nach, weitere 5 x 10 DS und Ledern brachte aber wieder einen guten HT. Nun ging es mit 1 x Tape auf die eigentlichen Finisher, schwarze Paste und Simichrome. Bis dahin habe ich mit Tape geledert, zum Finale habe ich aber ohne Tape geledert.

Ich persönlich halte die gerngesehene ,,Regel", dass das Messer bis zur ersten Rasur 24h ruhen soll, für unlogisch. Somit ging es auch zur ersten Rasur als ,,Arbeitsprobe". Das Messer hat die Schärfe gut angenommen und quittiert die Züge ohne Ziepen oder haken. Ich bin der Meinung es rasiert z.B. ggü. dem Böker Elite Carbon doch etwas sanfter, die Schärfe empfinde ich für fast gleich, Nuancen im Kopfbereich hat aber das Carl Rader hier die Nase vorn.

Ich bin für heute sehr zufrieden, mal schauen wie es weitergeht...👍

Als Hilfsmittel zur Unterstützung nutzte ich eine Uhrmacherlupe (10x Eschenbach) mit Stirnhalter, analoges Bin-Mikroskop, Schußzähler, Tape von Tesa, eine Tüte voll mit dünnen, blonden Kopfhaar einer jungen, hübschen Dame...und jede Menge Spaß am Ganzen!😀
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

Paula

Glückwunsch zur gelungenen Operation und Respekt für die ausführliche Beschreibung, wie, was und warum Du was gemacht hast. Das macht auch Spaß, zu lesen. 8) 

Ich habe nach dem Schärfen auch noch nie 24h gewartet, aber wenn das jemand so macht, dann soll es meinetwegen OK sein. Man müsste es echt mal ausprobieren, aber man müsste eigentlich soviel...1)

Hast Du das Tape zwischendurch immer wieder erneuert? Falls Du es nicht sowieso gemacht hast, bis zum 8k wechsle ich zwischen den Steinen immer das Tape. Wenn das Messer ein ganz harter Fall ist (Kerben, Verschliff, etc), wechsle ich auch schon mehrmals beim 1k bis die Facette fertig ist. Ob das immer notwendig ist, weiß ich nicht, aber Sicher ist Sicher.

Zitat von: DailyDriver am 24. Oktober 2023, 17:12:55vielleicht verhindert es die Neubildung eines Mini-Grat

dh: Probieren geht über Studieren. Statt Ledern (oder Textilriemen), kann man die Klinge auch ohne Druck durch den Kochlöffel oder den Daumennagel ziehen.

Zitat von: DailyDriver am 24. Oktober 2023, 17:12:55.und jede Menge Spaß am Ganzen!
Perfekt, so soll es sein.

________________

1.  In "Das Hauslexikon: vollständiges Handbuch praktischer Lebenskenntnisse für alle Stände" von Breitkopf und Härtel, 1834 wird tatsächlich auf Seite 44 empfohlen, das Messer nach dem Schärfen eine Nacht ruhen zu lassen, weil sich eine ganz feine Schicht Rost bilden würde, die das wenige haftende Rauhe auf der Schneide wegfrißt.  :)

Siehe hier: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,28602.msg680747.html#msg680747



DailyDriver

#204
Hallo @Paula,

vielen Dank, schön, dass es gefällt. Mir macht es viel Spaß und vielleicht kann es dem einen oder
anderen hilfreich sein. Vielleicht macht es auch neugierig es selbst einmal zu versuchen...wer weiß.

Zum Tape habe ich mir zur Regel gemacht, nach jedem Stein zu erneuern. Bereits bei meinem
zweiten Messer oder besser gesagt, bei meinem zweiten Versuch mit einem meiner Übungsmesser
musste ich leidig feststellen, dass selbst ein 8K oder höher gerne mal das Tape ,,futtert", und zwar
stückweise in kleinen Bröckchen. Ich wunderte mich über ganz kleine Unreinheiten auf den Steinen,
kam aber nicht auf die haheliegenste Lösung.

Tja, Erfahrung ist das was man bekommt, wenn man nicht das kriegt, was man will.

Zum Ledern zwischendurch war es einerseits wohl der Spieltrieb, andererseits ging es aber in
Richtung Sanftheit im Rasurverhalten. Ob es letztendlich dazu beigetragen hat, wer weiß, aber
sanfter als vorherig geschärfte Messer mit fast identischer Progression ist es schon.

Sollte ich einmal einen deutlichen Grat feststellen, habe ich mir eine kleine Platte aus echtem Horn
besorgt. Da kann ich das Messer nur mit Eigengewicht auf der Kannte laufen lassen, quasi wie beim
Korken von DE-Klingen.

Letztendlich heißt es aber immer wieder...Versuch macht kluch...vieles kann-nicht alles muss! 😉

Ganz besonderen Dank für den ,,Einblick" ins Hauslexikon. Das ist, salopp gesagt, der Hammer.
Diese Schrift vermag ich ganz gut zu lesen und ich muss gestehen, es macht mir auch Spaß
in solchen zu lesen. Irgendwie fehlt da nur noch der kleine Hinweis auf die nächste Hexenjagd...😂
Einfach toll!

Gruß Gregor
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

BastlWastl

Der Text im Beschriebene Vorgang macht durchaus Sinn. Rost ist nichts anderes als Eisenoxid, und somit auch ein Mittel das man schon mal auf nen Riemen geschmiert hat.

Auf einer polierten Fläche kommt es bei dem Vorgehen tatsächlich nur zu "Flugrost" der dann tatsächlich auf einem gut gefetteten Riemen laufen kann. Aber es kann auch schief gehen ;) .
Hatte das Thema Schärfen mit Rost auch schon mal angesprochen glaub ich, finde das aber gerade nicht mehr. 

Grüße Wastl.

alvaro

Lieber DailyDriver, sehr schöne Berichte.
Es macht mir einfach IMMER Spaß zu lesen was andere so machen.

Lieber Paula, einfach herrlich, ich frage mich immer wo du die ganzen Dinger ausgräbst.

Paula

Zitat von: alvaro am 26. Oktober 2023, 22:12:03die ganzen Dinger ausgräbst.
Die Tipps, die mögliche Gratbildung zu vermeiden indem man "Zwischenledert" oder einen Kochlöffel benutzt, habe ich in Beiträgen von Dir und @Grosser gelesen.

Das Hauslexikon hatte ich ja schon vor Längerem über die Google-Suche gefunden und weil ich alles Wichtige vergesse, um mich an die unwichtigen Sachen zu erinnern, wusste ich noch die Geschichte mit dem Rost und "über Nacht liegenlassen".

Zitat von: BastlWastl am 26. Oktober 2023, 21:37:22man schon mal auf nen Riemen geschmiert hat
Ich habe zwei Riemen mit selbstgemachter "roter Paste" aus Fe2O3 - Eisenoxidrot 110M von Kremer Farbpigmente mit einer vorherschenden Teilchengröße von 90nm.

alvaro

Hallo Paula, das mit dem ledern sage ich auch immer, das wusste ich, aber ich bewundere immer wieder welche alte Quellen du ausgräbst und was du dir für eine Mühe machst das zu finden.

DailyDriver

Zitat von: alvaro am 27. Oktober 2023, 20:04:12aber ich bewundere immer wieder welche alte Quellen du ausgräbst und was du dir für eine Mühe machst das zu finden.
@Paula , Dem kann ich mich nur anschließen!

@alvaro ,"...das mit dem ledern sage ich auch immer"

Von wem ich das dann wohl habe...? 👍
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎