Reparatur eines Bakelithobels mit gebrochenem Hobelkopf

Begonnen von Standlinie, 15. Februar 2015, 20:36:57

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Standlinie

Reparatur eines Bakelithobels mit gebrochenem Hobelkopf

Seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden ursprünglich noch aus Holz, Porzellan, Messing oder aus Metallblech hergestellte Haushalts- und sonstige Gebrauchsgegenstände vermehrt durch den Kunststoff Bakelit ersetzt. Denn dieser Kunststoff brannte nicht, verformte sich nicht bei Hitze, isolierte elektrische Einrichtungen und war preiswert herzustellen. Viele von uns können sich sicherlich noch an alte schwarze Wählscheibentelefone, an Messergriffe, an Radiogehäuse, Dosen, elektrische Schalter, Halter für Tintenfüller und natürlich auch an Rasierhobel aus Bakelit erinnern.

Was ist Bakelit? Bakelit ist ein vollsynthetischer Kunstharzpressstoff auf der Grundlage von Phenol- und Resolharzen. Allerdings ist dieser Kunststoff von seiner Festigkeit her recht spröde. Fällt also ein aus Bakelit bestehender Gegenstand auf den Boden, kann er leicht zerbrechen.

Von Cliffwalker erhielt ich im August 2013 einen beschädigten Bakelithobel, bei dem ein Stück der Schaumleiste aus dem Hobelkopf ausgebrochen war.



Abbildung 1: Einzelteile des Bakelithobels von Cliffwalker mit gebrochenem Hobelkopf.



Abbildung 2: Vergrößerte Ansicht des Hobelkopfes mit ausgebrochener Schaumkante.


Bei diesem Hobel bestehen der Griff, die Grundplatte des Hobelkopfes, die Kopfplatte und selbst deren Gewindestift zum Zuschrauben des Hobels aus Bakelit. Nur in den Griff wurde eine Gewindebuchse aus Messing eingepresst. Der Hobel befand sich von seinem äußeren Erscheinungsbild im NOS-Zustand, war allerdings wegen der gebrochenen Schaumkante nicht mehr zu verwenden und wegen seines zudem noch geringen Wertes eigentlich ein typischer Fall für die Abfallentsorgung. Eigentlich, aber es reizte mich nun einmal gerade bei diesem Hobel, ihn - falls es möglich wäre - wieder instand zu setzen und als Abschluss dazu einen kurzen Reparaturbericht für dieses Rasiererforum zu schreiben.

Die Untersuchung des Zustandes des Hobelkopfes ergab, dass keine einzelnen Teile fehlten. Die Bruchstellen waren sauber, fettfrei und ungeglättet. Damit bestand die Möglichkeit, ihn durch eine Klebung wieder zu einem Stück zusammen zu fügen. Eine kurze Recherche im Internet führte zu dem Ergebnis, dass man die intakten Bruchflächen von Bakelitgehäusen (Radios, Mikrofone, Föhne, u.a.) erfolgreich mit Sekundenkleber verkleben kann. Dieser flüssige Kleber benetzt die Bruchfläche vollflächig und die zu klebenden Teile können fugenlos zusammengefügt werden. Überstehende Klebstoffreste lassen sich leicht mit Schmirgelpapier entfernen und man braucht die Bruchstelle hinterher auch nicht farblich zu behandeln, um die Bruchstelle unsichtbar zu machen. Die Festigkeitseigenschaften werden als sehr gut bewertet.

Die abgebrochene Schaumleiste habe ich mit Sekundenkleber wieder angeklebt und die Ecken der gebrochenen Stege zusätzlich mit dem Kleber verstärkt. Die nachfolgende Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der ausgeführten Reparatur. Einige überstehende Klebstoffreste wurden von mir abgeschmirgelt. Hierbei wurde der typische Bakelitgeruch freigesetzt, der immer dann entsteht, wenn man diesen Werkstoff durchbohrt oder befeilt.



Abbildung 3: Verklebte obere Schaumleiste an der Grundplatte aus Bakelit. Gut sichtbar sind die Materialverstärkungen an drei Schaumkantenstegen.


Anhand des auf der Unterseite der Grundplatte eingegossenen Herstellerzeichens PH ließ sich der Name dieses Bakelithobels identifizieren. Es ist ein Sonnal-Hobel, der von Hugo Pasch aus Solingen hergestellt wurde.



Abbildung 4: Herstellerzeichen auf der Unterseite der Grundplatte (PH).


Und so sieht der Sonnal-Hobel aus Bakelit nach der erfolgreichen Reparatur aus. Er ist jetzt wieder gebrauchsfähig und rasierte mich inzwischen sehr angenehm und gründlich. Die Reparatur hat sich gelohnt.



Abbildung 5: Reparierter Sonnal-Hobel von vorne gesehen.



Abbildung 6: Ansicht des reparierten Sonnal-Hobels von hinten.



Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Löwenküsser

Danke für diesen Beitrag, ich staune immer wieder über deine Hingabe und deinem Handweklichen Geschick...ein tolles Projekt, und das Ergebnis ist mehr als gelungen dh:
Wer meine Rechtschreibung schon schrecklich findet, der sollte mich erstmal reden hören!


Gruß, Stefan

titanus

Sehr gut gemacht!
Wie üblich bei dir.  dh:

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur