Die "Rasur-Patientenverfügung"

Begonnen von Tim Buktu, 31. Januar 2015, 17:18:31

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Tim Buktu

Heute am Mittagstisch hat mich meine Tochter mit einer Frage überrascht und auf die Idee zu diesem nicht nur scherzhaft gemeinten Threadtitel gebracht. Sie fragte mich:

"Du, sag mal - willst du, wenn du mal pflegebedürftig bist, auch täglich rasiert werden?"

Nach einem schnellen unüberlegten "natürlich!" hab ich dann ein "das kommt aber ganz drauf an" hinterher geschoben.
Mir ist nämlich ganz schnell das Bild des von mir mit einem Progress recht blutig zugerichteten Vaters vor Augen gekommen, den ich in seinen letzten Tagen noch ordentlich rasieren wollte. Es war dann eine recht blutige Angelegenheit. Er meinte, er hätte zwar eine gründliche Rasur wollen, aber soo gründlich dann doch nicht. Zum Glück nahm er es mit Humor.

Die Frage nach dem "Ob" in Bezug auf die Rasur ist vom Grundsatz her für mich sehr leicht zu beantworten. Deshalb kam die erste Antwort auch sehr schnell. Aber nachdem ich mir ein paar Gedanken zur Sache gemacht hatte, ergaben sich immer mehr "wenns", "abers" und Fragen:


  • nass oder trocken?
  • können das die mich pflegenden Menschen uberhaupt?
  • wenn meine Haut mal nicht mehr so schön glatt ist (die gefürchtete Vertruthahnung beginnt bereits) wird es noch schwieriger
  • welches wäre für die jeweilige Situation der richtige Rasierer?
  • welche Rasierseife/creme sollte es sein?
  • wie kompliziert kann ich es den Menschen machen?
  • will ich dann wirklich noch rasiert werden? Die können es mir doch sowieso nicht recht machen, das gibt nur Ärger!?
  • soll ich mir eine rasurbezogene Patientenverfügung schreiben? Die Gefahr, sofort eine amtliche Betreuung verpasst zu bekommen steigt...  ;D
  • da fällt mir und Euch sicher noch was ein...
  • oder doch lieber Vollbart?


Die Ergebniss meiner bisherigen Überlegungen, die auch aus eigener persönlicher und beruflicher Pflegeerfahrung und natürlich aus meiner Lebenserfahrung  :o resultieren sind:


  • ich möchte gerne, dass die Pflegenden mich gerne rasieren, deshalb sollte die Technik nicht zu anspruchsvoll sein
  • eine Tim Buktu-Pflegerasur darf nicht zu lange dauern, denn Zeit ist Pflegegeld
  • ich werde mich auf die Suche nach den Kriterien entsprechenden Utensilien machen und sie anschaffen
  • Frau und Töchter dürfen mich zur Übung künftig 1 x wöchentlich rasieren  ;)
  • ich muss das Thema "Rasur" in meine Patientenverfügung" aufnehmen
  • ...??  o) :-[ :-X


Was meint ihr?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Rockabillyhelge

Aus dem fmiliären Bereich weis ich das je nach Ausbildungsträger in der Regel beigebracht wird das das Altenpflegepersonal auf die
Rasurutensilien der zu pflegenden Person bzw. der Bewohner zurückgreifen soll, ich stelle mir das recht schwierig vor falls da mal ein
Messerer rasurbedürftig wird, denke aber mal das es letztenendes bei Einwegrasierer und Büchsenschaum enden wird.
Egal wie ich, sollte der Fall den mal eintreten, rasiert werden sollte, solange es glatt und schmerzfrei mit angenehmer Aussicht geschieht
solls mir da Wurscht sein mit welchem Prozedere oder Utensil  :)

Ich denke aber mal das ich irgendwann meine Gattin nötigen werde sich mit der Klinge an mein Gesicht zu wagen, aber ich denke das
wird noch nichtmal ein nötigen werden da sie ja nun über die Jahre auch mein Hobby kennt und so das ein oder andere Rasurutensil
(allen voran die ERNivette, mit der man nun wirklich nichts falsch machenkann) auch selbst schon ausprobiert hat.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

titanus

Uiuiui, da hat Tim Buktu sich redliche Gedanken gemacht.  dh:

Ganz schwierige Fragen und Antworten habe ich leider auch keine.
Allerdings eine Gattin, die früher mal eine Krankenschwesternlehre (u. A.) gemacht hat.
Und die haben damals gelernt, Patienten mit dem Messer zu rasieren.
Ok, ich würde jetzt eher zu einem gepflegten, alten Hobel mit Stil tendieren.

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Onkel Hannes

Ich denke mal, Messer sollte man sicherheitshalber nicht in Betracht ziehen. Ein gewisser Teil von uns wird -statistisch gesehen zumindest- irgendwann mal blutverdünnende Mittelchen einnehmen müssen, und das in der Regel bereits vor Eintritt einer Pflegebedürftigkeit.

Tim Buktu, wie alt bist Du, und wie hast Du vor, die Erbfolge bezüglich der Rasurutensilien zu regeln, wenn Du nur Töchter hast? Ich stelle mich notfalls gerne als Vermächtnisnehmer zur Verfügung... ;)


Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Tim Buktu

Zitat von: Onkel Hannes am 31. Januar 2015, 22:44:36
... Ein gewisser Teil von uns wird -statistisch gesehen zumindest-  :angel:irgendwann mal blutverdünnende Mittelchen einnehmen müssen, und das in der Regel bereits vor Eintritt einer Pflegebedürftigkeit.
...
Hmm, also auf Trockenrasur bin ich eigentlich nicht lustig. Vor allem will ich der Sache nicht vor der Zeit auf ihren unlustigen Grund gehen. Aber eins ist sicher: Sicher sollte der Sicherheitsrasierer wirklich sein.  :)

Zitat von: Onkel Hannes am 31. Januar 2015, 22:44:36
... Tim Buktu, wie alt bist Du, und wie hast Du vor, die Erbfolge bezüglich der Rasurutensilien zu regeln, wenn Du nur Töchter hast? Ich stelle mich notfalls gerne als Vermächtnisnehmer zur Verfügung... ;)
Zu meinem Alter gibt es sehr unterschiedliche subjektive Einschätzungen.  ;D Um die Entsorgung meiner Hinterlassenschaft mache ich mir ehrlich gesagt trotz fortgeschrittenen Alters weniger Sorgen. Da scheint mir ein gewisser Egoismus inne zu wohnen.  >D
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Robinson

Zitat von: Tim Buktu am 31. Januar 2015, 17:18:31
Was meint ihr?

Ich meine, dass ich, sollte es mal dazu kommen, Gott weiß andere Probleme haben werde als eine standardgemäße Rasur zu bekommen.

Tim Buktu

Genau an die vielen anderen Probleme hab ich bisher auch gedacht. Nur ist mir Gestern aufgefallen, dass die Rasur ein kleines, womöglich aber wichtiges Detail meines Lebens sein könnte,  das, mit etwas Planung gut zu regeln wäre. Sicher bin ich mir da zwar nicht, aber mir war es eine Überlegung wert.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Onkel Hannes

Vielleicht startet man in einem solchen Zustand mit einer guten Rasur auch besser in den Tag. Kleine Details (kleine Freuden des Alltags...) können einem da sicher sehr wichtig für die Erhaltung einer gewissen Lebensqualität sein.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Onkel Hannes

In diesem Zusammenhang fällt mir noch eine Unterhaltung mit einem befreundeten italienischen Funkamateur ein, dem ich letztes Jahr anläßlich eines Besuchs bei mir meine Rasiermesser zeigte. Er erzählte mir, daß es in Italien -heute vielleicht weniger, aber vor nicht allzu langer Zeit und vielleicht heute noch im Süden oder auf Sardinien, wo man noch mehr Wert auf Traditionen legt- in der Familie für Enkel und Enkelinnen durchaus eine Ehre war, den Opa zu rasieren.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Tim Buktu

Genau an die kleinen Freuden des Alltags und deren Beitrag zu einem zufriedenen Leben hab ich gedacht. Du hast es getroffen. An großen Problemen wird man(n) wie Robinson ja richtig schrieb, sicher genug haben. Sich aber nur darauf zu konzentrieren, macht mich schon jetzt nicht glücklicher.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

japs666

Dann versuche ich hier mal als Pfleger meine Erfahrungen kundzutun.

In Einrichtung ist die tägliche Rasur der männlichen Bewohner Pflicht. Auch der Damenbart wird in nach bedarf rasiert. Das Verhältnis sieht in etwa so aus, das fast 70% Elektrorasierer sind und die anderen 30% Nass. Von den Nassrasierern wird von nahezu allen Rasierschaum genommen, ich habe bisher erst zwei Männer gesehen, welche Rasierseife benutzen, den allseits beliebten Palmolivestick. Diese beiden waren auch die einzigen Herren, welche einen Rasierhobel benutzten, alle anderen rasieren sich, oder werden mit einem Systemrasierer rasiert. Bei einigen Bewohnern ist es Standard, dass Familienangehörige die Rasur übernehmen, meist die Ehefrau, manchmal die Kinder.

Wie überall, gibt es Pflegepersonal, welches sehr gut mit der Nassrasur zurechtkommt und auch sehr gute Ergebnisse erzielt und es gibt auch Pflegepersonal welches absolut nicht damit zurechtkommt. Solange der Mann sich noch selber rasieren kann soll er es auch tun, es werden nur kleine Verbesserungen vom Pflegepersonal vorgenommen. Meiner bisherigen Erfahrung nach schneiden die selbstrasierer sich öfter als diejenigen, die rasiert werden. Messerrasur ist mir weder in Einrichtungen noch auf dem privaten Pflegebereich bisher untergekommen.

In meiner Ausbildung wurde mir nicht gezeigt wie ich jemanden zu rasieren habe, und ich glaube auch, dass es heute nicht mehr in der Ausbildung integriert ist. Man wird, wie so oft im Leben, ins kalte Wasser geschmissen. Vielleicht hat man mal die Glegenheit einen anderen Pfleger bei der Rasur zuzusehen, aber auch dies ist eher selten der Fall. Und dann gibt es da noch ein wichtiges Problem. Obwohl die Pflege mittlerweile mehr aus Schreibkram besteht als aus Pflege wird niemand notieren, wann zum letzten Mal die Klinge oder das System gewechselt wurde. Meist wird erst dann gewechselt, wenn die Klinge über das Barthaar gleitet und keine Rasur mehr möglich ist. Da die wenigsten Bewohner finanziell gut gestellt sind wird auch hier zum kostengünstigsten Produkt gegriffen und solange damit gearbeitet, bis nichts mehr geht. Spätestens, wenn man als Scarface endet wird dann doch mal gewechselt. Hier müsste man in einer Verfügung notieren wie ein Wechselrhythmus aussehen soll und diesen dann auch protokollieren.

Mein Fazit: die alteingesessenen Pflegerinnen können mit dem Hobel und auch dem Systemrasierer gut umgehen, bei jüngerem Pflegepersonal wird es schon schwieriger. Auch Pfleger sind hier nicht gerade sehr geschickt, diejenigen die ich kennengelernt habe waren alles Elektrorasierer.
Alles in allem braucht man auf die tägliche Rasur nicht verzichten muss aber (vor allem diejenigen, die ein tägliches Ritual daraus gemacht haben) Abstriche in Kauf nehmen, es sei denn man hat jemanden der es genau so macht wie man es gewohnt ist.

sig11

@japs666: sehr interessante Einblicke. Bei mir sind es hoffentlich noch ein paar Jahrzente. Mal sehn, wie es dann sein wird.
... viele Grüße,
Andreas

Zur Bewertung meiner Aussagen:
Hobel seit Nov. 2014 - RC und Systemie seit Sept. 2014 - Systemie und Dosenware seit Anfang 90er - Elektrisch Anfang 80er bis Mitte 90er

Tim Buktu

Nach einigem Überlegen und Testen bin ich zu folgendem vorläufigen Ergebnis gekommen:

Sollte ich Morgen meine Koffer für's Pflegeheim packen müssen und noch in der Lage sein mich selbst zu Rasieren kommen folgende Sachen in die Rasurtasche:

Gillette Mach 3
(damit sollten die meisten Pflegekräfte klar kommen, ich werde nass rasiert und damit ist auch eine gründliche Rasur hinzubekommen)
Klingenvorrat
Stirling Synthetic (der kleine)
SOC 2-Band
Da Vinci Uomo, Synique

Und für die Zeit in der ich dort die Rasur noch selbst erledigen kann:
Merkur Progress
Merkur 37c
Merkur 42c
Mühle R41
iKon OC
Großpackung Lord Super Stainless

Ob ich zum Gesichtsschäumer mutiere oder noch nach einer pflegeheimtauglichen Schüssel schaue?  o)
Und zur Software ringe ich mich eher kurzfristig durch. Im Notfall begrenze ich mich auf die Palmolive RC und den Tiegel Tabac Original RS.
Die Sachen können unkompliziert nachgekauft werden. Aber ich vermute, dass Nachkauf nicht mein Problem sein wird. Vielleicht folgt in den kommenden Monaten auch noch ein ausgiebiger Dosenschaum oder Geltest. ;)

Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!