BlueDun's Griffschalen

Begonnen von BlueDun, 05. Januar 2011, 10:00:39

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BlueDun

Iltis, Du hast mit Deiner Präzisierung natürlich recht.
Ich wollte das auch präziser bezeichnen, hab es aber einfach verschusselt - es sei mir mein Nachlässigkeit verziehen.
In meiner Terminologie würde ich das Messer also als "Faux Frameback" bezeichnen. Habe diesen Terminus anderweitig auf geschnappt und ich denke, er trifft die Sache recht gut.
Zu Deiner Anmerkung zur Schmiedetechnik. Wie kommst Du darauf, dass hier ein Messerblatt in einen Rückenträger eingeklemmt wurde? Ich persönlich denke, dass dies schmiedetechnisch nicht der eingeschlagene Weg ist. Scheint mir auch eher aufwändig und ausserdem würde man dies an der fertigen Klinge erkennen. Ich denke eher, das Ding ist wie die meisten anderen voll geschmiedet - vielleicht sogar im Gesenk - und dann auf die definitive Form geschliffen worde.

Gruss
BlueDun

Fynn1177

Glückwunsch mein lieber Rico zu Deiner Arbeit die mir gut gefällt.
Messer sieht gut aus und hat Charakter.
Gruß Nils
Es grüßt der kleine Nils

Zick Zack da war er ab :-)


Rigeback

Rico ,das mit der Bezeichnung von Iltis war nur auf den Begriff Frameback bezogen,nicht jetzt direkt auf Dein Messer. Deines sieht aus von der Form wie Du schon schreibst ein Faux Frameback,die richtigen Frameback sind so wie Iltis es beschrieben hat,  mit dem Messing gelagerten Klingen im Schlitz vom Messerrücken. Deines ist aus den vollen geschliffen,habe auch so eines von Finn ein XXL Joseph Allen wo die Klingenform einen Framebacks ähnlich sieht.
Gruß
Dieter

BlueDun


Dieter, danke für die Klärung. Jetzt, wo ich es nochmals lese denke ich, dass es wohl wirklich so gemeint war. Ist ja eben auch typisch für ein richtiges Frameback, dass ich einen Rücken  (Frame) habe, in welches eine Klinge eingesetzt ist. Tja, da zeigt sich wieder mal, dass man nicht zwingend verschieden Sprachen reden muss, um sich nicht zu verstehen   ;)

Rigeback

Tja Rico wie Du es schon mal geschrieben hast ,sind das die Tücken in einem Forum mit dem geschriebenen und dem verstehen . ;)

harrykoeln

Mhhh, ich bezeichne solche Messer als Pseudo-Frameback. Den Begriff "Faux-Frameback" find ich aber auch klasse.

Wie Iltis schon richtigerweise präzisiert, sind echte Framebacks immer zweiteilige Messer, bei denen eine Klinge irgendwie in einen Rücken gebracht wird.
Meist war bei denen auch nur die Klinge aus vergütetem und oder gehärtetem Stahl, sodas Framebacks deutlich preiswerter produziert werden konnten. Es wurde sowohl am Material als auch an der Arbeit gespart. Man brauchte keine Hohlschleifmaschinen für deren Produktion.

Bei diesen Pseudo-Framebacks sah das ganz anders aus. Sie wurden meist auf Schleifmaschinen gefertigt, die ähnlich wie eine Hohlschleifmaschine aufgebaut waren, nur das die Rotationsachse der beiden Schleifsteine nicht horizontal, sprich parallel zum Messerrücken lag, sondern vertikal dazu, also senkrecht zu ihm stand.
Sehr interessante Messer, ich mag sie sehr, finde sie wunderschön und es sind tolle Rasierer. Noch nicht ein Pseudo gehabt, das kein ausgezeichneter Rasierer war. Und ich habe einige davon, von unterschiedlichen Herstellern (hauptsächlich Frankreich und England) und in unterschiedlichen Größen (von 3-4/8 bis hin zu nem fast 8/8 W&B Fleischbeil).

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Iltis

#21
Ich hoffe, ich wirke nicht zu Haarspalterisch, aber, wie ich in der Thread zu das Daniel Grant Messer, ich halte der Begriff "Pseudo- (oder Faux-) Frameback" für taxonomisch falsch. Unter diesen Begriff würde ich ein Messer verstehen, das ein Frameback imitiert, und das tun diese alte sheffielder Messer nicht. Henning hat Hier ein Messer gezeigt, das dieses Kriterium entsprechen könnte, bei dein W&B denke ich wird eine andere Entwicklung repräsentiert: Die Entwicklung derb zu hohlgeschliffenes Messer ist die Versuch 2 Probleme das an ganz alte Messer festzumachen sind zu lösen. Erstens muss man das Messer "freihand" schärfen, mit die anhaftenden Problem ein gleichbleibenden Winkel einzuhalten; zweitens versucht man mit einen Hohlschliff die sehr breite Facette einen derben Messer zu schmälern, was das Schärfen erleichtert. Der Frameback löst die Probleme auf eine andere, etwas "industrielle" Art als der Hohlschliff. BlueDuns W&B, Hennings Daniel Grant, und ein paar Reynolds Messer die ich habe repräsentieren ein Versuch diese Probleme auf eine andere Art zu lösen - sie sind im Prinzip Wedges mit eine Hilfkonstruktion am Schulter - dabei ist die festen Facettenwinkel garantiert, die schmale Facette aber weniger. Ich halte diese Messer für eine technologische "Sackgasse"  die relativ kurzzeitig in Sheffield ausprobiert wurde, durch der Hohlschliff dann gelöst zu werden. Stilistisch passen diese Messer, meine Meinung nach, zwischen ca. 1840-60, der Frameback taucht laut "Standard Guide to Razors" um 1850 auf, und ist dann eine Parallelentwicklung dazu.
Sicherlich ist "Faux Frameback" ein eleganterer Begriff wie "Derbes Messer mit Hilfskonstruktion", beschreibt aber das Gegenstand nicht richtig, und ist vorallen missverständlich. Vielleicht fällt jemand etwas passenders ein?

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

BlueDun

Werte Kollegen,

die Feiertage habe ich nun genutzt, um ein Projekt in Angriff zu nehmen, welches schon lange auf meiner "to do" Liste stand. Ich hatte es damals zur Seite gelegt, weil es mir im ersten Anlauf etwas übel mitgespielt hatte. Da hatte ich dann erst mal Respekt. Jetzt war aber die Zeit gekommen.

Und weil ich ja etwas Zeit hatte, habe ich die Entstehung etwas im Detail dokumentiert. Viel Spass.

Also, das ist erst mal die Klinge. Ein schönes französisches Wedge mit der Inschrift " Le "Fin de Siècle" " ( das "Ende des Jahrunderts").


Heftstudien.


Wie Ihr seht, hab ich einiges mal ausprobiert. Da ich aber die Schrift auf der Klinge saustark finde, wollte ich eine Form, welche diese Ansicht auch im geschlossenen Zustand zulässt.
Also fix dupliziert und zur ersten Grössenanpassung mit der Klinge verglichen.


Dann die Holzauswahl. Ich hatte einen ersten Anlauf mit dem Zebrano gewagt. Aber dieses Material ist einfach zu brüchig, wenn es nicht stabilisiert ist. Werdet Ihr später noch sehen. Es wurde dann mein antikes Palisander.


Erster Arbeitsschritt. Verkleben der beiden Schalenhälften. Ich nutze dazu Montageband. Das geht später auch wieder gut weg.



Die Schablone klebe ich mit Holzleim direkt auf den Rohling. Später muss eh geschliffen und geschmirgelt werden, da ist dass dann egal.


Und dann erst mal die grobe Form raus schleifen.



An Werkzeugen verwende ich übrigens nichts exotisches. Eine Schleifwalze mit grober Körnung und einen Dremel für die groben Formgebungsarbeiten. Der Kontourschliff, dass Dünnen und die Oberflächenarbeiten sind dann reine Handarbeit mit Sandpapier in diversen Körnungen.




Wenn die Form soweit steht, teile ich dann die Hälften. Die feinen Arbeiten mache ich dann einzeln an den Schalen.



Das Auseinanderpfriemeln sollte man übrigens mit etwas Vorsicht angehen. Insbesondere bei brüchigen Hölzern ist das schnell mal der Moment, wo man wieder auf Feld 1 zurück muss ...  :P



Wenn alles soweit in Form ist schleife ich in mehreren Stufen bis auf Körnung 800 hoch. Dann kommt die Versiegelung. Ich benutze dazu eine Mischung aus Tungöl und Leinöl, welches ich über mehrere Tage in diversen Aufträgen auf die Schalen gebe. Verdünnt ist das ganze mit Balsamterpentinöl, damit es auch schön tief ins Holz einzieht.
Am Schluss gibt's dann noch einige Aufträge mit reinem Carnaubawachs. Dann trocknen lassen, polieren, fertig. So hält das Holz ewig.


Den Keil habe ich dann aus Zebrano gemacht - ich wollte es nicht auf mir sitzen lassen, dass das Sch..ss Material nicht mitgespielt hatte. Die Vernietung so simpel wir möglich. Niet aus Neusilberdraht mit einfachen Unterlegscheiben in Anthrazit.
Und so sieht's nu aus:






Was mir gut gefällt, ist der Ausschnitt, welcher die Schrift im geschlossenen Zustand schön präsentiert. Genau so wollte ich es.
Dennoch bin ich mit dem Heft nicht zufrieden und werde es nochmals probieren (wenn ich mal Zeit finde ..). Insgesamt finde ich das Heft zu fein. Ich wollte zwar etwas Graziles und Dünnes, aber ich bin glaub ich etwas über die Grenze rausgeschossen. Und leider schliesst das ganze etwas aussermittig, weil ich beim Verkleben des Keils nicht aufgepasst habe. Könnte ich jetzt mit Dampf und Einspannen wohl hinbiegen, aber das gilt nicht ...

Also dann allenfalls bis zum nächsten Heft...
BlueDun


der inkredibile HÖLK

Das ist ja ein seeehr schönes Heft für eine sehr schöne Klinge!! Ich finde das ist wirklich super geworden. Und vielen Dank für den ausführlichen Bericht mit den tollen Bildern!

Senser

Hallo Blue Dun
Zunächst möchte ir zu der guten Arbeit gratulieren.
Aber ich habe natürlich auch mal wieder zu kritisieren >D
Die Klingengravur ist zwar wirklich schön, und das Messer wird dadurch auch zu einem kleinen Schätzchen. Aber wirkliche Schönheit spielt sich meist im Verborgenen ab.
Dadurch, dass Du die Gravur auch im geschlossenen Zustand sehen möchtest, wird Sie erstens zu einem alltäglichen Anblick und somit bald uninteressant, und zweitens wird das Heft formal zum "Firlefanz".
Ich finds schade um die schöne Klinge.
Aber bedenke; Ich finde..., mein Geschmack, und der muß nicht Deinem Geschmack entsprechen bzw. umgekehrt.

Gruß Senser

BlueDun

Senser,

Deine Kritik ist sachlich und Deine Meinung respektiere ich natürlich.
Dennoch, nachdem ich mir das nun ein paar mal durchgelesen habe, kann ich nicht anders, als dazu folgendes zu sagen:

                 



;)
BlueDun

lotse

Hey BlueDun!

Wenn es dich tröstet, ich hätte der Klinge auch ein neues Heft spendiert. Allerdings finde ich Holzhefte an Rasiermessern nicht so prickelnd. Von deinen Entwürfen finde ich z.B. den oben rechts am passendsten. Falls du dich nochmal an das Messer wagst - wie wäre es denn mit transparentem Material? Blondes Horn oder auch Kunststoff?

LG Lotse

Fynn1177

Tolle Klinge Rico, dem Du ein schönes Gewand spendiert hast.
Aber zu filigran finde ich das Heft jetzt nicht, oder es kommt auf den Fotos anders rüber.
Wie dick ist den die Wandstärke einer Hefthälfte?
Wahrscheinlich wirkt es durch die Aussparung so.
Handwerklich macht es auf mich einen sehr guten Eindruck und die Klingengeometrie ist ne Wucht.
Ich mag diese Rautenförmigen Klingen.
Gruß Nils
Es grüßt der kleine Nils

Zick Zack da war er ab :-)


Senser

Zitat von: BlueDun am 02. Januar 2013, 16:51:11

                 


Ohhhhhh, ist ja gut, komm mal her, alles ist gut, aaaaaaalles guuuuut...
;)

crazor

Ja so steht jeder auf ein anderes Heftmaterial, Gott sei Dank gibt es viele geeignete Materialien. Ich habe mich dem Holz verschrieben und kann mich mit diesem Material immer mehr und besser ausleben.
Ein schönes Messer mit einem sehr eigenwilligen Heft. Ich finde die Art wie du an das Design gehst sehr interessant, übrigends sehr schöne Entwürfe, werd mich mal bedienen  :P.
Danke für die Fotostrecke, du wirst dadurch wieder einige mit dem Heftbauvirus angesteckt haben.

LG,
Werner