Seife aus Erdöl

Begonnen von buzzer, 22. Februar 2008, 11:43:27

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buzzer

In einem meiner alten Chemiebücher habe ich gelesen, dass Seife auch synthetisch hergestellt wurde. Dazu wird Sauerstoff in Paraffin eingeblasen und durch Oxidation entstehen dann Fettsäuren. Diese werden dann verseift, infolge von Alkalizugabe entsteht ein Salz: Die Seife schlechthin.

Frage: Werden heutzutage auf diesem Weg noch Seifen produziert?

Ich frage deswegen: Neulich kaufte ich Kerseife aus der Ramschkiste, drei Stück für 1 €. Die roch anfangs ein bischen nach Paraffin, der Geruch hat sich jedoch gegeben nach der ersten Benutzung.
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Olivia

Meines Wissens verseift Erdöl nicht und von Seifen mit Paraffin hab ich auch noch nie etwas gehört. Also zumindest nicht in der Siederszene.

buzzer

@***,

es sind in der Tat kaum Infos darüber zu finden. Suchbegriffe wie "synthetische Seife" führen auf Seiten, von denen über Tenside geschrieben wird.

Bei einer richtigen synthetischen Seife wird auch nicht das Erdöl verseift, sondern in einem Prozess der Raffination erst einmal die Paraffine abgetrennt. Diese werden oder wurden bei Temperaturen um 200 ° durch Einblasen von Luft oxidiert.

In einem mehrstündigen Prozess entstehen darurch die Fettsäuren. Nach weiteren Reinigungsprozessen werden die Fettsäuren einfach nur mit Lauge neutralisiert und fertig ist die Seife.

Naja, das Thema ist an sich auch nicht so wichtig, aber wer noch was dazu weiß, her damit ;)

Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

Olivia

Google gibt auch bei Paraffin+Verseifungswert nix her.

harrykoeln

Also - hier wird nicht über die Verseifung von Paraffinen gesprochen sondern über die Oxidation von Paraffinen. Und so können in der Tat Tenside hergestellt werden. Können - macht man aber kaum noch! Die Reaktionen sind nicht ohne, brauchen Borsäure und und und. Da ist Rindertalg günstiger..... 
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

kormann

Also Leute. Erdöl ist, auch wenn der Name diesen Anschein erweckt, gar kein Öl. Jedenfalls nicht im Sinne eines Fettes, das man verseifen könnte. Ich überlege gerade, wie man es gut umschreiben könnte ... vielleicht wäre es richtiger, Erdöl als Benzin zu bezeichnen. Das ist es vielmehr.
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harrykoeln

Zitat von: kormann am 22. Februar 2008, 20:02:05
...
Erdöl ist ... gar kein Öl.
...
Naja - irgendwie schon und irgendwie wieder überhaupt nicht. Erdöl ist ein Gemisch aus zig-Tausend Stoffen. Hauptsächlich aus aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen und Schwefelverbindungen. Entstanden ist es aus vermoddernden Lebewesen (Plankton, Tiere, Pflanzen) unter Hitze und Druck. Ganz simpel gesagt. 
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Frank Zappa (1940-1993)

buzzer

Zitat von: kormann am 22. Februar 2008, 20:02:05
Also Leute. Erdöl ist, auch wenn der Name diesen Anschein erweckt, gar kein Öl. Jedenfalls nicht im Sinne eines Fettes, das man verseifen könnte. Ich überlege gerade, wie man es gut umschreiben könnte ... vielleicht wäre es richtiger, Erdöl als Benzin zu bezeichnen. Das ist es vielmehr.


Das stimmt Erik! So ist es.

Btw., ich habe den Unterschied zwischen einem Tensid und einer Seife auch noch nicht so richtig kapiert. Seife ist klar, aber was genau ist nun ein Tensid? Naja, ich werd dann mal die Suchmschine anwerfen. Zu Zeiten, in denen meine Chemiebücher geschrieben wurden, gab es noch keine Tenside. Da war auch der Mount Everest noch nicht bestiegen ;)
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

kormann

Harry, es ist kein ÖL. Jedenfalls nicht in dem Sinn, in dem wir Öle benennen und nutzen. Die chemischen Eigenschaften von Erdöl sind dem eines Benzins viel ähnlicher! Da spielt die Herkunft keine Rolle.
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Schaumig

Und stimmt es, das man aus Hunde- und Pferdeleichen Seifen macht?
Oder ist das ein Ammen- bzw. Seifensiedermärchen?

Glück auf
Schaumig

harrykoeln

Ganz vieles zu klären.
Da Erdöl eben ein Gemisch vieler Substanzen ist, ist es sicher kein klar definiertes Öl wie wir es zur Verseifung nutzen. Keine Frage! Insoweit hat Erik einfach recht. Und da die Zusammensetzung von Erdöl nicht nur regional, sondern auch innerhalb eines Vorkommens stark differiert ist und bleibt es eben ein - banal ausgedrückt - Sammelbegriff.
Kommen wir mal zu den Tensiden. Tenside sind sogenannte oberflächenaktive Substanzen, das heisst, sie setzen die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herunter. Blödes Beispiel: ein Wasserläufer. Ein Insekt, das auf dem Wasser stehen kann ohne abzusaufen. Warum? Die feinen Häärchen an deren Füssen haben eine riesen Oberfläche und benetzen sich nicht mit Wasser. Deshalb trägt die Oberflächenspannung ihn. Paar Tropfen Pril ins Wasser - Pril ist ein Tensid, wie alle anderen (auch Seife) Waschmittel auch - schon sinkt die Oberflächenspannung die das Insekt trägt, die Fliege säuft ab und ertrinkt jämmerlich. Die Oberflächenspannung sinkt, weil der "Nicht-Benetzungs-Pakt" zwischen de Füsse und dem Wasser durchbrochen wird. Nicht Benetzung kennen wir von dem Klassiker des Nicht-Mischbar-Seins - nämlich ÖL/Fett und Wasser. Und wat machen die Tenside nu?
Tenside kannst Du Dir vereinfacht als ein Wattestäbchen vorstellen, dass am einen Ende einen wasserfreundlichen und ölfeindlichen, am anderen Ende einen ölfreundlichen und wasserfeindlichen Teil hat. Schwimmt da nun irgendwo ein Öltröpfchen rum, pieksen die ölfreundlichen Enden in es rein und machen, das das Öltröpfchen wie ein Igel aussieht, umgeben mit einer Hülle aus den wasserfreundlichen Enden. Das Wasser sieht nur noch den wasserfreundlichen Teil, ahnt von dem tensidverkapselten Öl/Fett im Inneren nichts und löst es nun (bzw hält es in der Schwebe).
Und so waschen Seifen auch, indem sie den wasserfeindlichen Schmutz oberflächenaktiv verarschen und ganz niederträchtig wasserfreundlich und somit wasserlöslich machen.
Zitat von: Schaumig am 23. Februar 2008, 11:30:34
Und stimmt es, das man aus Hunde- und Pferdeleichen Seifen macht?
Oder ist das ein Ammen- bzw. Seifensiedermärchen?
Priniziell genau wie Schweineschmalz. Also ausgelassenes Schweinefett. Fetten Speck nehmen und auslassen. Das so gewonnene Schweineschmalz kannst Du ohne weiteres Verseifen. Das funtioniert bei allen anderen tierischen Fetten auch. Rindertalg, Ziegentalg, Schafstalg... Also auch bei Hunde-, und Pferdefett. Früher hat man das gemacht. Da war tierisches Fett viel zu kostbar, als das man es ungenutzt verwesen lies. Ob man das heut noch macht - keine Ahnung, ich glaube eher nicht.

     
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buzzer

@harry,

schön erklärt, danke!!!
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.