Gold Dollar

Begonnen von jap, 01. November 2009, 11:02:59

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jollo74

Sooo,
Mir gehen so langsam die Messer-Projekte aus o), daher habe ich zum Spaß mal in der Bucht zwei Gold Dollars #66 geangelt.

Erster Eindruck: ganz schön großes Teil, mit 22 mm Klingenbreite eher ein 7/8 denn ein 6/8. Schliff halb-(dreiviertel-) hohl.
Zweiter Eindruck: Keine Liebe zum Detail - Nieten überstehend und scharfkantig, die Klingenaufschrift GOLD DOLLAR leicht verwischt und die Heft-"Gravur", ebenfalls Gold Dollar, mit billiger Goldfarbe zugeschmiert. Am Rücken und Erl hat es ein paar Macken und die Klinge ist ganz leicht verzogen.

Und so sieht's nach ca. 60-70 min Bearbeitung aus:




Ich habe
- Den Klingenaufdruck mit Aceton abegwischt
- Die Gravur im Heft weggeschliffen und das Heft am Schleifbock poliert
- Die überstehenden Nieten am Bandschleifer abgeschliffen und poliert
- Den Ansatz am Nassschleifer beigeschliffen
- Die leicht wellige Schneide mittels "Schlittschuhlaufen" begradigt

Dann neue Facette mit meinem 750er Diamantstein gesetzt - ein hartes Stück Arbeit! Die Klinge ist sehr hart und steif. Der Schliff ist nicht sehr weit 'runtergezogen und die Facette ist für ein halb-(dreiviertel-) hohles Messer relativ breit. Dann GBB und Ohzuku.

Haartest - perfekt  :o
Rasur - extrem sanft und gründlich  :o :o! Absolut auf Augenhöhe mit meinen hochwertigen Messern. Langzeittest steht aber noch aus...

Fazit: Ein wirklich super Rasierer für allerkleinstes Geld, wenn man das Equipment und Know-how zum Aufarbeiten hat (oder jemanden an der Hand hat, der dies übernimmt ;)).

LG
Jörg

nophy

Hallo Jörg,

ich bin auf den gleichen Gedanke gekommen und habe vor einiger Zeit zwei Gold-Dollar neu gekauft und für mich "scharfgemacht".
Ebenso den Schriftzug entfernt, die Nieten korrigiert und die Klinge in leicht lächelnde Form gebracht.
Der Stahl ist ganz schön hart und die Facettengestaltung macht etwas mehr Mühe als bei den deutschen oder englischen Messern.

Die Messer sehen jetzt so aus:



Mein Fazit. Wer so etwa 1,5 - 2 h Arbeit pro Messer nicht scheut, bekommt es durchaus in einen sehr guten rasurbereiten und optisch ansprechenden Zustand.
Ein Messer habe ich auf Naturjapanern geschärft, das andere zum Vergleich auf Naniwa Superstone mit Thüringer als Abschlussfinish.
Beide Messer sind absolut alltagstauglich.
Nach meiner Ansicht lohnt sich der Kauf aber nur, wenn man selber in der Lage ist, die Messer in rasurbereiten Zustand zu versetzen.
Einsteiger, die meinen eines billg in der Bucht zu ersteigern, sollten gedanklich bis zu 2 h Arbeit eines Forumsschärfers mit einkalkulieren.
Für das Geld gibt es dann oft auch schon ein günstiges Messer aus dem MH.

Gruß

nophy


PS: Falls jemand eines der beiden Messer haben will, ich könnte eins ganz günstig abgeben. 

kimeter

Heute habe ich zwei Gold Dollar (Mod. 66) Rasiermesser für 9,38 Euro (inkl. Versandkosten) erhalten. Hier die Bilder:













Morgen zeige ich von einem der beiden Rasiermesser detaillierte Bilder. Danach beschreibe ich den Schärfvorgang auf den Steinen...

-Andreas

Grognar

Auf den Bericht bin ich gespannt..ist nicht ganz einfach mit den Gold Dollar auf den richtigen Stein zu kommen..!

Wie sieht der Hohlschliff bei den Messern eigentlich so aus?

henning

Zitat von: Grognar am 23. Juni 2012, 21:43:16
..ist nicht ganz einfach mit den Gold Dollar auf den richtigen Stein zu kommen..!

Wie meinst Du das? Habe ein Gold Monkey, ein Gold Dollar und zwei unbenannte. Alle wurden als sehr leicht zu schärfen beurteilt. Den Hohlschliff meines Golddollar sieht man hier:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,1777.msg37461.html#msg37461

Ciao

kimeter

@Grognar
Auf den folgenden Bilder ist der Hohlschliff zu sehen. Die Klinge ist auf "Klang" geschliffen, der Wall ist aber nur minimal vorhanden...




























-Andreas


Grognar

Ich freue mich sehr darüber, daß man doch zumindest einen anscheinend guten Stahl und brauchbaren Hohlschliff für so kleines Geld zu bekommen ist..ist doch absolut Einsteiger- Freundlich! Ich habe vor ein paar Jahren mir einen "anhören"dürfen, wie ich einem von meinen Erfahrungen mit einem anderen PreiswertRM erzählt habe. gut, der Schliff war nicht der Beste und ist leicht korrigiert worden..aber es rasiert Supergenial, hält die Schärfe etwa ein Jahr bei täglicher Nutzung, was nicht viel ist, der Stahl ist weich, leicht zu schärfen und sehr sanft, ohne eine Aggressivität beim Ansetzen zu entwickeln..

Ich werde mir bei Gelegenheit auch ein GD besorgen und freu mich schon drauf..

kimeter

Rückenstärke: ca. 5,9 bis 6,0mm Klingenbreite: ca. 21mm  



Die nächsten Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken) zeigen die Facette vor dem schärfen, also im Auslieferungszustand!

Facette im Kopfbereich

Mitte der Klinge

Erlbereich


Durch den relativ wuchtigen Rücken, ergibt sich schon ein Messer-Winkel von ca. 18,9 bis 19,2 Grad. Deshalb werde ich den Rücken nur mit einer Lagetesa extra Power® Universal abkleben. Der erste Schärfstein wird der Naniwa Super Stone mit 1000er Körnung sein.

-Andreas

UbuRoy

Günstige Messer, günstige Hergestellt. Leidliche Qualität.
Allein die Schliffgeometrie ist eine Katastrophe. Natürlich rasieren sie trotzdem, aber schön ist ws anderes. Und dann auch noch so absolut luschig und unsauber das alles...

gutes Beispiel, wie ein Rasiermesser nicht aussehen sollte.

KäptnBlade

Naja Ubu, auf der einen Seite haste Recht, die Bilder sind sehr aufschlussreich, aber ich denke, seraphim aus dem Ami-Forum zeigt sehr gut, wieviel Potenzial in diesen Billigteilen steckt.
Und wenn man es nicht so aufwendig mag, bekommt man sie ja scheinbar mit ein wenig "elbow grease" auch rasurscharf.
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

Iltis

#25
Zitat von: UbuRoy am 24. Juni 2012, 18:24:54
...gutes Beispiel, wie ein Rasiermesser nicht aussehen sollte.

Nun ja, mein ERN Crown and Sword den ich ca. 1977 neu in ein englischen Eisenwarenladen gekauft habe ist von die Verarbeitung nicht viel besser, wenn überhaupt. Ich würde da anders ausdrücken: Ein gutes Beispiel wie ein Rasiermesser der nur auf Funktion produziert wird, aussehen kann. Ich selber besitze dank Herr Herdick ein Gold Monkey, der genauso einfach gehalten ist, und finde ihn ein gutes Gebrauchsmesser. Ob man sowas schön findet oder nicht ist reine Geschmackssache, und relativ sinnlos zu diskuttieren. Funktionell sind die Teile einwandfrei.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Grognar

Na, darum gehts doch..mich haben die hohen Preise für so manch ein RM am Anfang von der Messerrasur abgehalten..so kann man das ganze für sich ausprobieren und dann immer noch die Vorzüge von hochwertig verarbeiteten RM heraus finden, ohne evtl. eine Stange Geld zu versenken..

kimeter

#27
Wie im vorherigen Beitrag angekündigt, habe ich das Gold Dollar Rasiermesser zuerst auf den 1000er Naniwa Super Stone (N-SS) geschoben. Mit meiner Uhrmacherlupe von Peak (20fache Vergrößerung) konnte ich schon sehr gut die entstehenden Schleifspuren sehen. Die Facette unter der DigiMicro dnt (200fache Vergrößerung) betrachtet, brachte mich schnell zu dem Entschluss: das Rasiermesser kommt auf den N-SS 400er Körnung!
Warum? Die Schleifspuren der Bilder 1, 2 und 3 vom 1000er (heller, oberer Streifen) sind auf ca. 18,9 bis 19,2 Grad eingestellt. Der originale (dunklere, untere) Streifen, also im Auslieferungszustand geschliffene Winkel scheint sehr viel steiler zu sein. Das "durchschleifen" bis zur Spitze dauert mir auf dem 1000er zu lange. Das "grobe" erledige ich erst mit dem 400er N-SS. Die folgenden Bilder zeigen die Facette in der Reihenfolge: Erl, Mitte, Kopf. Zuerst auf dem 1000er, dann mehrmals auf dem 400er und wieder zurück auf dem 1000er Naniwa Super Stone. (Die Steine wurden angerieben/gereinigt mit dem originalen Anreiber von Naniwa.)

Bild (1) 1000er Naniwa Super Stone. Facette im Erlbereich.


Bild (2) 1000er -- Facette im mittleren Bereich der Klinge.


Bild (3) 1000er -- Facette im Kopfbereich



(4) 400er -- Erl


(5) 400er -- Mitte


(6) 400er -- Kopf



(7) 400er -- Erl


(8.) 400er -- Mitte


(9) 400er -- Kopf



(10) 400er -- Erl


(11) 400er -- Mitte


(12) 400er -- Kopf



(13) 1000er -- Erl


(14) 1000er -- Mitte


(15) 1000er --Kopf


Fortsetzung folgt.

-Andreas

charm_quark

Wow super Bilder!

Ich kann übrigens Iltis nur beipflichten: Das Gold Dollar erfüllt seine Rasuraufgaben auch an meinem Drahtbart mit Bravour!

kimeter

#29
@charm_quark
Danke.





2000er Naniwa Superstone (N-SS)

3000er N-SS

5000er N-SS


8000er N-SS

10000er N-SS


"30000er" Shapton Purpur (ab dem Shapton mit zwei Lagen abgeklebt, vorher jeweils mit einer Lage Klebeband.)

Nach dem Abzug auf einem Hängeriemen

kurzer "Testzug" auf einer trockenen Bartstelle.


Morgen folgt die erste Rasur mit dem frisch geschärften Gold Dollar Rasiermesser.

-Andreas