Renaissance Wachs / Vulpex Flüssigseife

Begonnen von Elias, 14. Januar 2018, 20:30:43

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Elias


Was sich bei mir für die Pflege von Rasiermessern und Weiteres bewährt schon seit Jahren bewährt hat, ist Renaissance-Wachs (auf Horn, Holz, Resin ecc.) Kann ich wirklich nur empfehlen. Und den Glanzgrad kann man selbst bestimmen (je nachdem, wie lange/fest man poliert). Damals für Museen entwickelt
siehe:

http://www.kremer-pigmente.com/media/pdf/62900.pdf

Renaissance Wachs nutze ich auch für Kochmesser, aber auch für Pinselgriffe aus Kunstharz (z.B da Vinci), Elfenbeingriffe, Beingriffe und Bakelit. Hinterlässt nach dem Trocknen und Polieren keine klebrigen wachsartigen Flächen. Am Anfang (so 2-3 Stunden) riecht es noch leicht nach Paraffin, verfliegt dann jedoch vollständig.
Nachwachsen muss man dann so in 5-8 Monaten (je nach Häufigkeit der Benutzung der Instrumente).
Auf die Klingen selbst wende ich es nicht an, weil ich dann das Abziehleder mit Wachs belegen würde. Aber ausprobiert habe ich es. Die Seifen- und Wasserreste perlen dann einfach beim Abwaschen vom Rasiermesser ab. 
Also alles in allem sehr empfehlenswert. Aber bitte nur sehr wenig auftragen. Hat ne gute Viskosität und verteilt sich hauchdünn.

Vom gleichen Hersteller und Museumsbelieferer gibt es noch eine spezielle Flüssigseife. Diese greift die Materialien nicht an, löst und bindet aber den Schmutz und die Flecken an der Oberfläche. Besonders interessant für Goldverzierungen bei Rasiermessern, bei denen die Goldätzung altersbedingt Flecken aufweist...poliert man da drüber, ist die Vergoldung weg (z.B. bei den Filarmonica). Mit dieser Seife, die man verdünnen muss, löst man den Schmutz chemisch und nicht mechanisch. Eventuell auch für Hobel geeignet. Auf jeden Fall aber für Papier, das schon fleckig geworden ist (z.B das Escher-Etikett...ich selber habe mich aber beim Escher noch nicht getraut)
die Seife nennt sich Vulpex
siehe hier

http://www.kremer-pigmente.com/media/pdf/78052.pdf

Einige gute Fragen wurden noch per PM gestellt, so z.B.

1.)   Nutzt Du nur dieses Wax, oder ölst Du Holzsachen auch noch ein?
Bei, von Natur aus stark ölhaltige Holzarten (wie z.B. Ebenholz), schleife ich nur bis 600 (manchmal auch 1000), trage dann mit den Fingern eine dünne Schicht Wachs auf und poliere nach dem Trocknen mit dem Proxxon/Dremel und einem Filzaufsatz nach (geht aber sehr gut auch per Hand, was ich überwiegend mache). Durch die Hitze, die beim polieren mit dem Proxxon entsteht, verflüssigt sich das Renaissance Wachs wieder etwas und treibt sich so etwas tiefer in das Holz ein.

2.) Wie lange lässt Du das Wax einwirken?
Ich trage (so wird auch von Herstellerseite empfohlen) 3 dünne Schichten auf und lasse jede Schicht ca. 3 Minuten trocknen, bevor ich es mit einem Poliertuch oder eben mit der Filzscheibe,  wieder abnehme.


Vulpex:
1.) Nutzt Du das Vulpex für alles? Also Kochmesser usw.?

Vulpex nutze ich in erster Linie, wenn das Rasiermesser bzw. Vergoldungen/Verzierungen/Laserungen verschmutzt sind und ich diese nicht durch eine Politur oder durch mechanische Einwirkung zerstören möchte. Und überall dort, wo gutes Entfetten gefordert ist.

2.) In welcher Dosierung?

Ich benutze eine Spritze um 1 ml von der Flasche zu entnehmen und vermische es dann mit 4 ml Reinigungsbenzin oder normales Wasser. Für normale Reinigungsarbeiten am Rasiermesser reicht das in der Regel schon (Vulpex ist nicht gerade billig...)

3.) Zum Schluß auch demineralisiertes Wasser zum abspülen?

Hat mich am Anfang auch etwas irritiert, habe aber immer nur mit klarem Wasser abgespült. Hat immer sehr gut funktioniert und habe keine Vergiftungserscheinungen bei mir festgestellt ;-)

Vulpex:

Vorher:




Nachher:





Renaissance Wachs:

Ebenholz und Renaissance-Wachs mit nur wenig Druck poliert (um den Glanz im Rahmen zu halten)





Horn mit Renaissance Wachs (Proxxon mit Filz)





Wieder Horn mit Renaissance Wchs (Proxxon mit Filz)



Gruss
Elias




dirk1166

Danke Elias für die Erstellung dieses Threads. dh:

Lese ich das richtig, Du ölst also die Holzsachen überhaupt nicht mehr ein, sondern nutzt nur das Wax?

Elias

Danke Dirk,

Doch, Mooreiche war z.B. so spröde, dass ich es vorher noch mit Danish Oil behandelt habe. Oder alte ausgetrocknete Horngriffe. Aber Ebenholz ist selbst so ölhaltig, dass ich es nicht mehr vorher behandle



Gruss
Elias

dirk1166

Danke für die Erläuterung.

Hatte gelesen, dass Vulpex (stark fettlösend) auch für Möbel, also Holz geeignet ist. Von daher wäre nach einer Behandlung
damit eine sorgfältige Einölung besser. Und danach erst Renaissance Wax.

P.S. ich hatte meinen Holzmessergriff vom Perceval L-08 nur mit einer Schicht Renaissance Wax behandelt. Werde das mit dem 3 mal auftragen dann
irgendwann mal nachholen.

Elias

Zitat von: dirk1166 am 14. Januar 2018, 21:01:32


Hatte gelesen, dass Vulpex (stark fettlösend) auch für Möbel, also Holz geeignet ist. Von daher wäre nach einer Behandlung
damit eine sorgfältige Einölung besser. Und danach erst Renaissance Wax.


Danke für den Hinweis!  dh: sollte ich es mal für Holz benutzen müssen, werde ich es auch so machen. 

Borsif

Hallo Elias,

vielen Dank für das Teilen deines Erfahrungsschatzes. Ich war bereits öfter in der Situation wo ich das benötigt hätte (vor allem Seife - Reinigen, aber auch Wachs - Schalen Aufbereiten).
Habe mir bisweilen meistens mit Isopropanol und Glasfaserstift beholfen bzw mit Filzscheiben (Dremel) und diversen Poliermitteln - je nach zu behandelnder Oberfläche. Zum einem war es bislang nicht immer ganz so erfolgreich wie ich es mir gewünscht hätte (z.b. Serrierungen sind etwas tricky) und weiter scheint die Seife zu dem schonender zu sein!

Habe soeben eine Bestellung für beides ausgeschickt und bin schon sehr gespannt!!

Liebe Grüße
Borsif

Sparschäler reloaded

Zitat von: Elias am 14. Januar 2018, 20:30:43
Vulpex:

Vorher:




Nachher:



Das ist ja nahezu unglaublich. Ist das wirklich NUR der Effekt dieser Seife?

Elias

@Borsif: Sehr gerne. Aber du hast deine Instandsetzung (siehe dein Wade&Butcher  dh:) auch ohne diese Seife super gemacht. Aber sie erleichtert die Arbeit ungemein (absolut richtig wie du sagst z.B die Serrierung).

@Sparschäler: NUR mit der Seife nicht. Das Schärfen hat die Seife nicht übernommen ;) ;D
Im Ernst, ein Wundermittel ist das Zeig natürlich nicht. Ich habe den nicht vergoldeten Teil ganz normal mit verschiedenen Poliermitteln noch behandelt. Mir ging es nur darum, die Vergoldung zu zeigen...die säubert die Seife, ohne dass man mechanisch reiben muss...was zwangsläufig die Vergoldung entfernen würde. Die Seife erleichtert die Arbeit, ünernimmt sie aber nicht vollständig...da müssen dann weitere Ideen weiterhelfen.

Gruss
Elias
P.S übrigens: Mit der Firma habe ich so rein gar nichts am Hut. Leider keine Provision   :D

Sparschäler reloaded

Zitat von: Elias am 15. Januar 2018, 16:09:31
Im Ernst, ein Wundermittel ist das Zeig natürlich nicht. Ich habe den nicht vergoldeten Teil ganz normal mit verschiedenen Poliermitteln noch behandelt.

Trotzdem ein tolles Ergebnis. Wenn ich mir den "Sub Cero" Schriftzug in der vergoldeten Klingenätzung anschaue, dann ist das vorher zwar entzifferbar, aber auf dem Nachher-Foto sieht das aus, wie neu. Bei meinem Filarmonica habe ich das mit Nevrdull probiert. Auch wenn ich das Zeug total enttäuschend finde, ist damit zumindest nix kaputt gegangen. Es würde mich aber interessieren, was da noch geht.

Elias

Danke Sparschäler.
Bei deinem Bild kann ich zwar nur mutmaßen, aber ich könnte mir vorstellen, dass der etwas grössere Fleck (sofern es sich nicht um Pitting handelt), rechts oben kurz vorm Ansatz zum Erl, etwas aufgeweicht werden und somit etwas verblassen könnte. Die Vergoldung selbst sieht schon so 1A aus.
Und wie gesagt: nur mit dieser Seife allein vollbringt man keine Wunder (Pitting, Goldfehlstelle, Rost... bleibt)
Gruss
Elias

Sparschäler reloaded

Genau der Fleck stört mich. Da war ein Klecks (Farbe oder sowas) drauf. Der Klecks lies sich leicht entfernen, aber darunter war das Metall eben angelaufen. So nahe an der Vergoldung möchte ich nicht zu aggressiv polieren. Deshalb wäre ich für weitere Erfahrungsberichte zum Vulpex sehr dankbar - gerne auch mit Bildern.

Elias

Sparschäler, ich schau mal, ob ich irgendwo noch ,,vorher" Bilder habe (im Reinigungswahn vergesse ich regelmässig, Bilder vorher zu knipsen)...

Gruss
Elias

Elias

ich vergass: Wenn es ein Fleck ist (harter Schmutz, Seifenreste, angetrockneter Staub ecc.), dann ist diese Seife das Richtige. Ist es Pitting oder Rost, dann gehts nur mechanisch. Da hilft die Seife nicht.
Gruss
Elias

Shelob

Das Renaissance Wachs habe ich übrigens heute bei Manufaktum gesichtet. Es ist einen Heiermann teurer als online, aber man kann es einfach mitnehmen wenn einem danach ist. Mir war nicht danach, da ich wahrscheinlich eine Bestellung mit der Wunderseife  ;) zusammen aufgeben werde.
,,I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered." George Best

Hellas

Einen herzlichen Dank an Elias für die Erstellung des Strangs und die Vorstellung: Für die Flüssigseife hab ich zwar aktuell keinen Bedarf und hab sie mir auch nicht geholt, aber das Wachs ist Klasse dh:

Ich habe mit dem Wachs bislang die Holzschalen einiger Taschenmesser behandelt (mit der von Elias erwähnten Methode: 3 x leicht einreiben, trocknen lassen, aufpolieren) und die Messer sehen nicht nur gut aus, sondern Wasser perlt auch gut ab.

Anschließend hab ich damit noch den Horngriff meines alten Plisson-Pinsel behandelt, der schon etwas spröde wurde und nachdem auch der merklich gewonnen hatte, noch den uralten Hornschalen meines Bengal Cast-Steel (da hab ich das Horn aber zuvor noch mal kurz geölt, Öl einziehen lassen und das Wachs zu versiegeln genommen) das auch mal wieder etwas Pflege bedurfte. Fühlt sich jetzt auch schon wesentlich besser an und feine "Risse" in Horn, sind gut verschlossen.

Den Geruch (der sehr schnell verfliegt) finde ich übrigens gar nicht schlimm. Ist halt Lösemittel und auch nicht anders, als mit einem guten (Lösemittelhaltigen) Schuwachs seine Schuhe zu polieren ;D