RazoRock Mamba

Begonnen von lambda03, 09. November 2017, 10:53:14

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lambda03

Gentlemen,

ich habe bisher viel in diesem Forum gelesen und bin begeistert vor allem von den vielen Themen zu älteren und oder sehr seltenen Hobeln.
Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum.
Ich bin jetzt seit knapp drei Wochen Besitzer des RazoRock Mamba.
Bei Interesse kann ich gerne am Wochenende noch Bilder zur Verfügung stellen.
Der Hobel macht für 49,99$ (Versand und Zoll exkl.) ganz schön was her. Die in 3 Schritten 24 Stunden polierte Oberfläche und die Tatsache das Griff und Kopf vollständig aus 316L stainless steel CNC gefräst wurde waren für mich entscheidend, neben der blanken Neugier.
Zu meinem "Vorwissen". Ich habe das Hobeln begonnen mit einem Timor GS 1353 (Edelstahlgriff kurz, glatte Schaumkante). Kurze Zeit später hatte ich dann auch einen Timor 1354_K (Edelstahlgriff lang, Kamm). Angefixt konnte ich dann die Finger nicht von einem Fasan und einem 1954er Superspeed Gillette lassen, die mir beide auf ihre Weise sehr gefallen. Auch wenn der Fasan viel Aufmerksamkeit verlangt.
Aber zurück zum Mamba. Der erste Eindruck ist angenehm. Das relativ hohe Gewicht, die polierte Oberfläche und die Kopfgeometrie sind sehr ansprechend. Man kann den Hobel ein wenig "Einstellen" in dem man am unteren Griffende den Knubbel abschraubt. Dadurch wird der Hobelgriff etwas kürzer und der Hobel insgesamt leichter (vielleicht auch Kopflastiger). So verwende ich den Mamba, weil ich mit kürzeren Griffen bessere Ergebnisse erreiche.
Die bisher verwendeten Klingen waren eine Feather (die für mich auch in diesem Hobel zu offensiv ist), eine Derby Premium (die bei mir zwar gute Ergebnisse erzielte aber bei mir maximal zwei Rasuren halten) und eine rote Personna (die mir bisher nur im Mamba wirklich sehr gut gefallen hat).
Da ich ein großer Freund der Meißner Tremonia Rasierpasten bin, habe ich ihn bisher mit der Dark Limes, Salty Sea Sage, Bay Rum und der Williams Mug Shaving Soap getestet.
Zur Rasur . . . nein erstmal, das Einlegen der Klinge gestaltet sich etwas anders als sonst, da die Deckelplatte nur das Gewinde und zwei Aussparungen für die Haltestifte der Grundplatte hat. Die Haltestiffte befinden sich auf der Grundplatte. Also Klinge auf die Grundplatte legen Deckel drauf und zuschrauben. Die Klinge sitzt nach dem Einlegen gut zentriert. Es gibt absolut keinen Klingenüberstand an den Seiten bzw. sogar einen kleinen Bereich rechts und links der Schneide der zwar Schaum abhebt aber nicht rasiert, was mich bisher allerdings nicht gestört hat. Der Spalt ist relativ klein, wie sich später allerdings rausstellen soll trotzdem effektiv.
Die Rasur ist ziemlich leise aber bei mir nicht so geräuschlos, wie häufig beschrieben und vor allem erfreulich gründlich. Ich kann zwar nicht behaupten bisher komplett ohne kleinere Blutungen ausgekommen zu sein (mit dem Timor GS ist das absolut kein problem) aber nach zwei Durchgängen (mit dem Wuchs und quer zum Wuchs) brauche ich nicht nochmal nacharbeiten.
Ich bin bisher sehr zufrieden mit diesem Gerät.
Gibt es noch jemanden der diesen Apparat besitzt?
Beste Grüße
Alfred

blexa

Zitat von: lambda03 am 09. November 2017, 10:53:14

Bei Interesse kann ich gerne am Wochenende noch Bilder zur Verfügung stellen.

Da bin ich schon interessiert,aber leider ist dieser Hobel nur noch sehr schwer bis überhaupt nicht mehr zu bekommen.

Herne

Herzlich willkommen im Forum!

Und wir freuen uns auch immer über Bildchen, wenn ein 'neuer' Hobel vorgestellt wird.
Mir sagt der Hobel bisher ehrlich gesagt gar nichts - kenne Mamba nur als Schlange oder Kaubonbon. ;D

Marverel

https://www.italianbarber.com/products/razorock-mamba-de-safety-razor

Ging wohl Mitte Oktober in den Verkauf und war dann auch direkt ausverkauft (wie ich gehört habe, eine Auflage von 1200 Stück).

Miguel

Erst mal herzlichen Glückwunsch zum neuen Hobel, der mir auch gut gefällt. dh:

Ich hatte den Mamba bei RazoRock und italianbarber vorher schon mal gesehen. Mich würden vor allem Bilder mit einer Klinge drin interessieren. Du schreibst ja, dass der Klingenspalt eher klein sei. Auf den Bildern bei italianbarber sah das (ohne Klinge) für mich anders aus. So kann man sich täuschen.  :D

Standlinie

Ich freue mich immer darüber, wenn von dem beschriebenen Hobel auch Bilder gezeigt werden. Ein Bild spricht mehr als tausend Worte.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Dahuaba

Zitat von: Marverel am 10. November 2017, 12:12:11
https://www.italianbarber.com/products/razorock-mamba-de-safety-razor

Ging wohl Mitte Oktober in den Verkauf und war dann auch direkt ausverkauft (wie ich gehört habe, eine Auflage von 1200 Stück).

Ich habe das Ganze am Twitter-Account von Joe ein bisschen verfolgt. Die Auflage von 1200 war offenbar nur die erste Charge. Der Mamba soll wohl in größeren Stückzahlen produziert werden und in einigen Wochen wieder verfügbar sein.

rheinhesse

Ein komplette stainless-steel-razor für knapp 50 Dollar?
Das nenne ich einen Kampfpreis.  dh:

Über Bilder würde ich mich ebenfalls freuen. Besonders solche, wo erkennbar ist, wie gut/schlecht er poliert ist.
"Sollten wir uns daher in den Kopf setzen, unsere Rasierseife von Grund auf selber zu machen, müssten wir erst das Universum erfinden." (frei zitiert nach Carl Sagan, Astrophysiker)


DDP

Ist wieder verfügbar  ;)

DDP

Gibts jetzt auch in England (Tip ist vom Nachbarforum): https://shavelounge.co.uk/product/razorock-mamba-de-safety-razor-stainless-steel/

Inklusive Versand sind es ca. 72 € für einen Stainless Steel ! Ich werde berichten, wenn meiner eintrifft

Standlinie

#11
Erfahrungsbericht zum RazoRock Mamba, einem Edelstahlhobel aus Kanada

Den RazoRock Mamba habe ich mir im Jahr 2017 angeschafft. Der Hobel traf genau zwei Wochen nach dem Kauf bei mir ein. Nach dem Entfernen der Verpackung hielt ich dann einen einfach nur gut aussehenden und in meinen Augen sehr schönen Edelstahlhobel in der Hand. Die Verarbeitung des Mamba ist hochwertig ausgefallen, das M5-Gewinde des Gewindestiftes der Kopfplatte sauber geschnitten. Nirgends finden sich Guss- oder Verarbeitungsrückstände und überdies sind sämtliche Ecken und Kanten des Hobels geglättet. Auf der Unterseite hat der Hersteller des Mamba den Hobelnamen, das Herstellungsland und eine Nummer sauber eingraviert.

Die Rasierklingenaufnahme im Hobelkopf unterscheidet sich von den allgemein üblichen Aufnahmen, die auf dem DE-Rasierermarkt zu finden sind. Die Rasierklingenaufnahme des Mamba gleicht einer Aufnahme, die auch von den Rasierhobeln Myatt-Minor, Bohin oder Darwin verwendet wird. Die eingelegte Rasierklinge wird hier zwischen der Kopf- und Grundplatte des Hobels stramm und ohne seitliches Spiel eingespannt. Ein Verschieben der Rasierklinge in Längs- oder Seitenrichtung ist bei diesem Hobelkopf nicht möglich.

Am Hobelgriff lässt sich zudem der Griffknubbel am Ende abschrauben. Damit kann man den Griff um rund 9,5 mm einkürzen. Der Sinn für diesen in der Fertigung erhöhten Aufwand erschließt sich mir nicht, möglicherweise wollte der Hersteller mit dieser extravaganten Griffausführung den Scherpunkt des Hobels verändern. Vielleicht wurde aber auch nur eine Option für eine spätere Griffverlängerung eingeplant. Aufgrund des M5-Gewindes der Kopfplatte können auch die Hobelgriffe von anderen Herstellern ersatzweise angeschraubt werden.


Technische Daten im Überblick

Rasierertyp:dreiteiliger einfacher Rasierhobel mit zwei geschlossenen Schaumleisten
Modellbezeichnung:Mamba
Herstellung:in Kanada für ItalienBarber
Herstelljahr:2017
Werkstoff:Edelstahl, Edelstahlfeinguss, korrosionsbeständig, keine magnetischen Eigenschaften
Abmessungen:97 x 43 x 24 mm
Gewicht:96 gr.
Verarbeitung: :sehr saubere Verarbeitung, alle Ecken und Kanten sind geglättet
Hobelkopfgewinde:M5; Griffe von Mühle, Merkur, Ikon, lassen sich austauschen
Besonderheit:der Griffknubbel am Ende des Hobelgriffes lässt sich abschrauben
Bezug:www.italienbarber.com
Rasureigenschaften:Hobel rasiert auf dem Niveau eines Gillette Tech mit entsprechendem Rasurergebnis

Hier folgen einige Bilder des RazoRock Mamba. Einige Bilder sind mit Kommentaren hinterlegt.



Abbildung 1:  RazoRock Mamba, Ansicht von oben.



Abbildung 2:  RazoRock Mamba, Ansicht von der Seite.



Abbildung 3:  Ansicht des Hobelkopfes von oben.



Abbildung 4:  Einzelteile des RazoRock Mamba.


In der Grundplatte des RazoRock Mamba sind im Bereich der Schaumleisten relativ breite Öffnungen eingelassen (Abb. 4). Diese großen Öffnungen sorgen dafür, dass das bei der Rasur anfallende und mit Bartstoppeln durchsetzte Rasierschaumgemisch den lichten Raum zwischen der Schaumleiste der Grundplatte und der Rasierklinge nicht zusetzen kann und sich unterhalb der Rasierklinge vorbeischiebt.



Abbildung 5:  Ansicht der Rasierklingenaufnahme des RazoRock Mamba nach Art eines Myatt-Minor, Bohin oder Darwin.



Abbildung 6:  Ansicht der Unterseiten der Kopf- und Grundplatte.



Abbildung 7:  Die Rasierklingenaufnahme lässt kein Spiel zwischen der Rasierklinge und der Grundplatte zu.



Abbildung 8:  Ansicht des lichten Abstandes zwischen der Rasierklingenschneide und der Schaumleiste.


In der Abbildung 8 ist deutlich erkennbar, dass die Konstruktion des Hobelkopfes nur ein geringes Rasierklingenspiel zulässt. Weiterhin sind die Kopf- und auch die Grundplatte konstruktiv recht breit ausgefallen. Beide Platten umschließen so die gesamte Rasierklinge und auch die sensiblen Klingenecken der Rasierklinge. Dieser Sicherheitsaspekt wird nur von wenigen anderen Hobelmarken beachtet, so dass vermutet werden kann, dass sich so mancher Nassrasurliebhaber mit Hobeln dieser Hersteller gerade im Bereich dieser Rasierklingenecke geschnitten haben wird.



Abbildung 9:  Eine über die Gewindeschraube geschobene kleine Kunststoffscheibe verhindert Kratzspuren durch den aufgeschraubten Hobelgriff.


Eine kleine Nebensächlichkeit möchte ich noch erwähnen. Ich statte in der Regel alle meine für die Rasur genutzten Hobel mit einer kleinen Kunststoffscheibe aus dem Baumarkt aus, die ich über den Gewindestift der Kopfplatte schiebe (Abb. 9). Wird der Griff auf den Hobelkopf aufgeschraubt, verhindert diese Scheibe die Bildung möglicher Kratz- oder Reibspuren auf der Unterseite der Grundplatte.


Handhabung und Rasureigenschaften
Nimmt man den Mamba in der Hand, verspürt man sofort eine gewisse Grifflastigkeit. Dieser erste Eindruck kann aber sehr schnell korrigiert werden und der Hobel liegt dann wieder sicher und ausgewogen in der Hand. Aufgrund des polierten und daher glatten Hobelgriffes, sollte man den Griff nur mit Vorsicht mit nassen oder mit schaumigen Fingern anfassen, damit der Hobel nicht ungewollt aus den Fingern rutscht. Für mein Empfinden ist der Griff einfach zu glatt. Bei der Rasur muss man anfangs auch erst den richtigen Rasurwinkel suchen, denn er stellt sich nicht gleich automatisch ein und der Hobel liefert hierzu auch nur wenig Rückmeldung. Hier war ich vom Fendrian Artist geradezu verwöhnt worden.

Die nachfolgenden Rasuren mit dem RazoRock Mamba haben dann bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Der Hobel kam mit den von mir für die Rasur eingesetzten Rasierklingen zurecht (Astra, Isana, Derby, Rotbart extra dünn). Damit rasierte der Hobel auch sehr sanft, aber man spürt während der Rasur kaum, was sich in der Kontaktzone zwischen der Rasierklingenschneide und der Gesichtshaut abspielt. Der Hobel meldet hier einfach zu wenig zurück, dass er Arbeit leistet. Das erzielte Rasurergebnis zeigte sich dann leider schon am frühen Abend und natürlich auch am nächsten Tag. Es liegt auf dem Niveau eines Gillette Tech, eine sanfte Rasur ohne richtigen Biss und ohne nachhaltiges Rasurergebnis. Damit mögen die Ansprüche und Erwartungen eines amerikanischen und kanadischen Rasurmarktes durchaus erfüllt werden, meine Erwartungen wurden hier definitiv nicht erfüllt. Es fehlte mir bei meinem Mamba die zupackende und gründliche Bartstoppelentfernung. Und da frage ich mich auch, was sich der Hersteller bei der Namensgebung für diesen sanften Hobel wohl gedacht haben mag. Der Name Mamba kommt sonst nur im Tierreich vor. Eine Giftschlange, die ,,schwarze Mamba", trägt diesen Namen und Giftschlangen können eher gefährlich sein und sind eigentlich keine sanften Geschöpfe. Der Name passt also eher nicht zu diesem Edelstahlhobel. Aber es käme sicherlich auch nicht besonders gut beim Kunden an, wenn der Hersteller seinen Hobel den tatsächlichen Eigenschaften entsprechend RazoRock Worm genannt hätte.

Die von mir empfundene Unzufriedenheit während der Rasur und dem anschließenden Rasurergebnis haben hat mich dann veranlasst, bei meinem Mamba das Rasierklingenspiel durch ein gewisses Feintuning soweit zu modifizieren, dass sich danach ein zufriedenstellendes Rasurergebnis eingestellt hat. Wie ich das umgesetzt habe, beschreibe ich nachfolgend.


Bessere Rasurergebnisse beim Mamba durch Veränderung des Rasierklingenspiels
In der Abbildung 8 war zu erkennen, dass die konstruktiv vorgegebene Geometrie der Kopf- und Grundplatte des RazoRock Mamba für eine starke Durchbiegung der im Hobelkopf eingelegten Rasierklinge sorgt. Als Folge dieser Durchbiegung kann sich dann auch nur ein relativ kleiner Abstand zwischen der Rasierklingenschneide und der Schaumleiste des Hobels ergeben. Ich habe diesen Abstand ,,Spaltmaß" genannt, denn es liegt ja tatsächlich ein Spalt vor, und ich habe diese Tatsache in der Abbildung 10 übersichtlich hervorgehoben.



Abbildung 10:  Lichter Abstand oder ,,Spaltmaß" zwischen der Rasierklingenschneide und Schaumleiste.


Ein konstruktiv gering ausfallendes Spaltmaß lag auch beim guten alten Gillette Tech vor. Bei der späteren Entwicklung seiner Adjustables hat der Hersteller Gillette dann die bewährte Geometrie der Grundplatte des Tech weiter genutzt und durch eine zusätzliche Verstellvorrichtung das Spaltmaß zwischen der Rasierklingenschneide und der Schaumleiste der Grundplatte verändert. Damit konnte dann jeder Nassrasurliebhaber das seinen individuellen Bedürfnissen entsprechende Rasierklingenspiel einstellen. Die den Adjustabels und auch anderen verstellbaren Hobeln (Progress, Futur, Erfa, Gibbs, Le Coq, Parker, u.a.) zugrunde gelegte technische Voraussetzung einer Veränderung des Abstandes habe ich dann für die Anpassung des Rasierklingenspiels meines Mamba etwas abgewandelt und auch mit Erfolg angewendet.



Abbildung 11:  Abstandsmessung zwischen der Oberkante Kopfplatte und der Unterkante Grundplatte.


Eine in den Hobelkopf des Mamba eingelegte und durch Zuschrauben des Griffes eingespannte Rasierklinge wird bei der anschließenden Rasur nur ein Rasurergebnis auf dem Niveau eines Gillette Tech bewirken. Misst man nun - wie in der Abbildung 11 gezeigt - den Abstand zwischen der Oberkante Kopfplatte und der Unterkante Grundplatte mit einem Messschieber, ergibt sich hierfür ein Abstandsmaß von 8,00 mm. Dieser Wert definiert mir in Form einer Zahl das für mich wenig befriedigende Rasurergebnis auf dem Niveau des Gillette Tech.

Lege ich dann einen O-Ring zwischen Kopfplatte und Rasierklinge ein, verändert sich hierdurch der vertikale Abstand zwischen der Kopf- und der Grundplatte. Die nachfolgende Abbildung 12 zeigt die von mir gewählte Lage für diesen O-Ring. Ich habe den O-Ring aus dem Sanitärhandel bezogen; er ist nur 1,9 mm dick.



Abbildung 12:  Ansicht des über den Gewindezapfen der Kopfplatte geschobenen O-Ringes.


Der in den Hobelkopf eingesetzte O-Ring aus dem Sanitärhandel verändert die Durchbiegung der eingelegten Rasierklinge und vergrößert so das ursprüngliche geringe Spaltmaß. Den sich veränderten Abstand habe ich - wie in der Abbildung 13 gezeigt - erneut mit dem Messschieber nachgemessen. Abweichend von dem in der Abbildung sichtbaren Messwert betrug der vertikale Abstand nun 8,55 mm.



Abbildung 13:  Abstandsvergrößerung durch den eingesetzten O-Ring zwischen der Oberkante Kopfplatte und der Unterkante Grundplatte.


Die anschließende Rasur mit dem mittels O-Ring modifizierten Mamba zeigte mir auch gleich die Grenze des für mich Zumutbaren. Durch die nun deutlich hervorstehenden Rasierklingenschneiden, die in der Abbildung 13 leider nur etwas schwach sichtbar sind, hätte ich in gewissem Sinn schon etwas vorgewarnt sein können. Aber ich war übermütig und wurde dann durch die nachfolgende Rasur mit dem von mir modifizierten Mamba auf den Boden der Tatsache zurückgeholt. Der modifizierte Hobel rasierte mich sehr aggressiv, packte an allen möglichen und unmöglichen Stellen heftig zu und hinterließ überdies noch einen kräftigen Rasurbrand. So hatte ich es nicht erwartet und so sollte es eigentlich auch nicht sein. Das Rasurergebnis befand sich meiner Einschätzung nach auf einem weitaus höheren Niveau, hier auf dem Niveau eines unterschätzten Wuttig oder Mühle R41 in der garstigen Ausführung. Die Nachhaltigkeit der Rasur zeigte sich mir auch am nächsten Tag. Die am Vortag wegrasierten Bartstoppeln waren nur sehr gering nachgewachsen.

Welche Schlussfolgerung kann ich aus den bisherigen Ergebnissen ziehen? Der unmodifizierte und der mit dem O-Ring modifizierte Hobel setzte mir jeweils eine Grenze, die ich im ersten Fall überschreiten und im zweiten Fall unbedingt unterschreiten wollte. Insofern konnte ich meine Rasurergebnisse über zwei einfache Zahlenwerte definieren. Irgendwo dazwischen würde dann wohl das von mir erwünschte und mich zufriedenstellende Rasurergebnis liegen. Die für mich geltenden Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Ein vertikaler Abstand von 8,00 mm steht für ein Rasurergebnis auf dem Niveau eine Gillette Tech.
- Ein vertikaler Abstand von 8,55 mm steht für ein Rasurergebnis auf dem Niveau eines Wuttig oder R41 in der garstigen Ausführung.
- Ein vertikaler Abstand, der zwischen 8,00 mm und 8,55 mm liegt, wird aller Voraussicht nach für ein zufriedenstellendes Rasurergebnis sorgen.

Für den nächsten Versuch (siehe Abbildung 14) verwendete ich zwei alte Rasierklingen, die ich mit der Blechschere zuvor eingekürzt habe. Eine eingekürzte Klinge wurde von mir auf die eigentliche Rasierklinge gelegt, die andere eingekürzte Klinge lag unterhalb der Rasierklinge. Mit dieser Klingenanordnung im Hobelkopf des Mamba ergab sich ein nachmessbarer vertikaler Abstand von 8,25 mm. Das mit dieser Klingenanordnung erzielte Rasurergebnis war für mich schon recht zufriedenstellend und zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Diese Klingenanordnung wirkt sich aber in der täglichen Rasurpraxis als eher nachteilig und hinderlich aus. Denn für mich sehe ich es schon als recht umständlich und wenig praxisgerecht an, jeweils eine eingekürzte Rasierklinge als Abstandshalter über und unter die eigentliche Rasierklinge zu schieben. Wofür lege ich mir eigentlich einen bestimmten Edelstahlhobel zu, wenn ich erst einmal eine umständliche Rasierklingenkonfiguration vornehmen muss, um mich mit dem Hobel zufriedenstellend rasieren zu können? Es muss da noch einen einfacheren und praxisgerechteren Weg geben.



Abbildung 14:  Anordnung von zwei eingekürzten Klingen und der eigentlichen Rasierklinge im Hobelkopf des Mamba.


Für den einfacheren und praxisgerechteren Weg habe ich wieder einen O-Ring über den Gewindezapfen der Kopfplatte schieben wollen, solange seine Dicke den Wert von 1,9 deutlich unterschreiten würde. Dieser O-Ring könnte dann auf dem Gewindezapfen der Kopfplatte endgültig verbleiben und ich müsste mir dann nicht den Kopf über irgendeine Anordnung von ein oder mehreren Abstandshaltern zerbrechen. Da der Sanitärhandel aber keine schmaleren O-Ringe anbot, habe ich mir einen Ersatz aus dem Gummi eines alten Fahrradschlauches selber hergestellt. Der Fahrradschlauch war 0,75 mm dick und zwei daraus hergestellte übereinandergelegte O-Ringe würden zusammen nur 1,50 mm dick sein. Die Herstellung beiden der O-Ringe erfolgte unter Einsatz eines Stanzeisens und einer Lochzange. Die nachfolgende Abbildung 15 zeigt, in welcher Abfolge die beiden O-Ringe und die Rasierklinge innerhalb des Hobelkopfes angeordnet werden.



Abbildung 15:  Ansicht zweier O-Ringe aus dem Gummi eines Fahrradschlauches als Abstandshalter für die Rasierklinge.


Mit der Abbildung 16 möchte ich noch einmal deutlich zeigen, an welcher Stelle innerhalb des Hobelkopfes die beiden selbst hergestellten O-Ringe ihren endgültigen Platz einnehmen, um darüber ein mich sehr zufriedenstellendes Rasurergebnis zu erzielen. Der mit dem Messschieber festgestellte vertikale Abstand ergab 8,30 mm. Mein auf diese Weise modifizierter Mamba verfügt nun über ein Rasierklingenspiel, das mir zufriedenstellende Rasurergebnisse garantiert.



Abbildung 16:  Anordnung der zwei aus Fahradschlauchgummi hergestellten O-Ringe auf dem Gewindezapfen der Kopfplatte des RazoRock Mamba.


Resümee
Der RazoRock Mamba ist ein hochwertig verarbeiteter Edelstahlhobel ohne irgendwelche Guss- oder Verarbeitungsrückstände. Alle Ecken und Kanten des Hobels sind geglättet. Die Rasierklingenaufnahme im Hobelkopf entspricht derjenigen Aufnahme eines Myatt-Minor, Bohin oder Darwin. Die eingelegte Rasierklinge sitzt stramm und ohne irgendein Spiel im Hobelkopf.
Bei der Rasur muss man den richtigen Rasurwinkel anfangs erst noch suchen. Der Hobel selbst rasiert sanft und ohne direkte Rückmeldung. Das erzielbare Rasurergebnis liegt dann auf dem Niveau eines Gillette Tech und wird damit nicht jeden Nassrasurliebhaber zufriedenstellen können. Erst nach einer Modifikation des Rasierklingenspiels über O-Ringe - hier einer Vergrößerung des lichten Abstandes oder Spaltmaßes zwischen der Rasierklingenschneide und der Schaumleiste der Grundplatte - stellen sich zufriedenstellende Rasurergebnisse ein.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Betriebsarzt13

#12
Vielen Dank an Standlinie für den ausführlichen Bericht und die tollen Fotos.

Fazit: Eine schicke zahnlose Mamba die nur mit shimmies akzeptabel zubeißt ist eher etwas für Freunde des sanften Hobels. Aber Wurm trifft es auch nicht, eher ,Meerschweinchen' oder ,Zwergkaninchen' ? ;D

Es sollte übrigens italianbarber heissen.

Noch eine Anmerkung:
Zu Fendrian Hobeln - das Erste Mal das ich von diesen lese - haben wir noch keinen einzigen Strang...
MfG Olaf
-----------
Lieber einen Rockwell 6 zu viel als zu wenig;-)

Standlinie

Zitat von: Betriebsarzt13 am 08. Januar 2018, 22:11:54
Vielen Dank an Standlinie für den ausführlichen Bericht und die tollen Fotos.

Fazit: Eine schicke zahnlose Mamba die nur mit shimmies akzeptabel zubeißt ist eher etwas für Freunde des sanften Hobels. Aber Wurm trifft es auch nicht, eher ,Meerschweinchen' oder ,Zwergkaninchen' ? ;D

Es sollte übrigens italianbarber heissen.

Ich habe mich für den Wurm entschieden, da er von seiner Gestalt her der Schlangenform ähnlich ist, hier aber ohne die Eigenschaft, zubeißen zu können.

Ich habe auch schon einen Erfahrungsbericht zu einem Fendrihan-Hobel geschrieben.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

DDP

Der tollen Beschreibung von Standlinie ist so gut wie nichts hinzuzufügen. Ganz grosses Kino  dh:

Ich hatte den Mamba für gerade mal 3 Rasuren hier, dann habe ich ihn wieder verkauft. Generell ist die Verarbeitung perfekt. Jedoch komme ich mit einem Hobel, der nach einem flachen Rasierwinkel verlangt, nicht besonders gut klar. Das gilt auch für sämtliche Gillettes. Ich bin halt der Merkur Typ :-)

Der Griff ist mMn suboptimal. Länge und Gewicht sind ok, mit nassen Händen muss man aufpassen nicht abzurutschen. Für mich hat sich der Mamba nicht gelohnt.