Erste Messerrasur ohne "Sicht"

Begonnen von heikofolkerts, 16. März 2017, 22:14:06

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heikofolkerts

hallo zusammen,
nach den vielen hilfreichen tipps und Empfehlungen zum Ledern ohne Sicht, möchte ich mich mit einem kurzen Erfahrungsbericht bedanken. Ich hoffe, das Thema ist hier richtig angesiedelt.

Nach einweichen der Stoppeln (ohne Duschen vorher) kam eine Rasierkreme und mein Lieblingspinsel zum Einsatz. Diese Kombination habe ich schon mehrfach und auch mit meiner bluebeards Shavette verwendet. Das Rasiermesser war ein jüngst von Titanus erworbenes und frisch geschärftes Messer. Im Gegensatz zur Shavette war es deutlich lauter und hat mehr wiederstand auf der haut gehabt. Vermutlich liegt das an der breiteren Klinge und dem Hohlschliff. Offenbar muss man sich etwas zu trauen und mit der notwendigen Geschwindigkeit rasieren. Im ergebnis waren viele Stoppeln ab und es hat sich nur ein Kleiner Schnitt unter dem linken Ohr ergeben. Diese Schnitte scheinen tiefer als bei einer Shavette oder dem Hobel zu gehen. Das Messer hat mehr Schaum abgetragen als Hoben oder Shavette - daran werde ich mich noch etwas gewöhnen müssen.

Diese Beschreibungen deuten an, dass ich mehr auf die anderen Sinne achte - Geräusche und das Gefühl des Rasiergeräts auf der haut.. Wie finde ich den richtigen Winkel der Klinge zur Haut? Wohl eher über Sound des Messers und den Entfernten Stoppeln. ich glaube, dass im endeffekt es genauso funktioniert wie bei euch - ihr müsstet euch quasi nur trauen die Augen dabei zu schließen. Die Nacharbeit habe ich dann mit dem 34C erledigt und da bei ist mir aufgefallen wie routiniert ich dabei den Hobel ohne viel Nachdenken benutze.
Fazit: Eine interessante Erfahrung. Für eine Bewertung, welches Rasurgerät mir nun am Besten gefält, ist es sicher zu früh. Ich sehe keinen Grund, warum man als blinder Mensch auf eine ordentliche Hobelrasur oder gar Messerrasur verzichten sollte. Wer wirklich mal die augen zu machen will, sollte wohl eher mit einem Hobel als einem Messer anfangen, um sich nicht gleich arg zu schneiden. Wer traut sich?
@Titanus: Das messer war jenes, dass nicht in der zusätzlichen Hülle war.

Heiko

titanus

Ganz großes Kino, Heiko!
Ich habe nie eine Chavette gehabt.
Deshalb kann ich keine Vergleiche Ziehen wie du jetzt.
Ich finde es aber außerordentlich gut, das du es versuchst und dass du erfolgreich bist.
Weiter so. Und nichts erzwingen.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

alvaro


Matthias R.L.

Zitat von: alvaro am 16. März 2017, 22:36:35
Hochachtung  dh: dh:
Kann ich mich nur anschliessen.
Und nein, ich traue mich nicht mich mit geschlossenen Augen zu messern, dazu bin ich zugegebenermassen zu feige.
Gruss aus dem Hunsrück, Matthias

Tim Buktu

Zitat von: heikofolkerts am 16. März 2017, 22:14:06
... Wer traut sich?
...
Ich sicher nicht!  :-[
Dazu sind mir meine verkrampften ersten Messerrasuren mit Schweiss auf der Stirn noch zu gut in Erinnerung, obwohl das schon einige Jährchen her ist.
Ohne Brille hab ich schon probiert, weil mich die Bügel bei der Rasur stören, aber schon das war mir zu anstrengend.
Viel Erfolg bei den zukünftigen möglichst entspannten Rasuren!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Noodles

Wow - Tolle Sache Heiko. Ich weiß nicht ob ich mir das so getraut hätte. Aber ich kann deinen Vergleich mit der Shavette bestätigen. Die Cuts beim Messer können schon etwas tiefer sein, da sie bei der Shavette eher oberflächlich sind. Sie wie ich gelesen habe nutzt du ein holes Messer. Den richtigen Winkel bekommst du ohne Sicht aufgrund der Lautstärke beim Stoppeln abschneiden. Wenn es laut wird, bist du im richtigen Bereich des Winkels. So hab ich mir das Anfangs immer gemerkt, da auch über das hinschauen es teils schwer ist den richtigen Winkel zu sehen. Ansonsten kann ich all deinen Erlebnissen die du gerade beschreibst nur voll zustimmen.
"Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben." Marc Aurel

"Mit dem Bart im Gesicht ist es wie mit dem Golfrasen: nur kontinuierliche Pflege und Schur bringen ihn zur Perfektion." Tonsus

Reinhold M.

Zitat von: heikofolkerts am 16. März 2017, 22:14:06
Wer wirklich mal die augen zu machen will, sollte wohl eher mit einem Hobel als einem Messer anfangen, um sich nicht gleich arg zu schneiden. Wer traut sich?

Ist jetzt sicherlich nix dramatisches, aber hobeln tu ich quasi schon blind, da ich den Kopf rasiere und sowieso nur die Hälfte sehen kann. Nur der Übergang zum bart und die konturen, da muss ich natürlich genauer hinschauen.
Ich spiele aber dennoch mit dem Gedanken mal eine kopfrasur mit der shavette zu machen... Vielleicht trau ich mich ja irgendwann mal

Grosser

Hallo Heiko,
zum richtigen Rasurwinkel: versuche, den Winkel so spitz wie möglich zu halten (also den Messerrücken möglichst nah am Gesicht entlang führen).

Dein Beitrag über eine blinde Messerrasur hat mich neugierig gemacht! Ich versuche es morgen früh auch einmal und werde dann berichten. Bin schon ganz aufgeregt. :)
Viele Grüße, Christoph

heikofolkerts

Danke für den ansporn. Das mit dem möglichst spitzen Winkel ist sicher ein guter Tipp - ich vermute, dass liegt am Hohlschliff des messers - der Rücken ist ja schon dicker als die Klinge? Stimmt Kopfrasur mit Sicht wird etwas problematisch.

Heiko

Grosser

Hey ihr,
ich hab's gewagt, werde aber wohl demnächst wieder sehend rasieren.
Beim Einschäumen (ebenfalls mit geschlossenen Augen) war ich recht erfolgreich. Kaum ein Unterschied zu sonst.
Das Rasieren bereitete mir dann doch einige Probleme und ich war froh, mein Messer mit einem Thüringer gefinisht zu haben. Hätte ich es gepastet, hätte ich bestimmt einige Ansatz-Cuts - besispielsweise mitten auf der Unterlippe.  :o
Die Rasur verlief nicht sonderlich gründlich und den zweiten Durchgang musste ich abbrechen und mit offenen Augen zuende führen.
Da ich mich nur einhändig rasiere, sehe ich zwar an manchen Stellen die Messerspitze beim Rasieren nicht, aber komplett mit Augen zu ist es nocheinmal eine andere Hausnummer.  ;D
Viele Grüße, Christoph

heikofolkerts

Hochachtung meinerseits an die mutigen, die sich darauf eingelassen haben bzw. noch werden. Das mit dem Finishen durch Thyringer bzw. Paste ist mir jetzt nicht so ganz klar. Wo ist hier der Unterschied? Mittlerweile habe ich drei Messerrasuren mit instgesamt 2 kleinen cuts hinter mir - der zweite eigentlich nur, weil ich die Länge des zweiten Messers falsch eingeschätzt hatte, sodass die Spitze das Ohr angekratzt hat. Optisch hat man mir den Umstieg wohl eher angesehen - hier und da ein paar leichte Kratzer, die ich aber selbst kaum wahrgenommen hatte.

Interessant war der Unterschied zwischen beiden Messern - das zweite Messer ist deutlich dünner - ich meine oben am Rücken und kam der Haptik meiner Shavette deutlich näher. Hier war auch der "Lärm" deutlich geringer - ich vermute ein solches Messer schwingt dann weniger.

Das Abledern scheint mir blind eine größere herausforderung zu sein, denn das ansätzen des messers kann man zwar noch gut kontrollieren, aber über die Länge des Riemens gleichmäßig diagunal u ziehen, ist ohne Augenkontrolle nicht ganz einfach. auf dauer wird's bestimmt mit genug übung, aber man würde hier wohl eher nicht die hindernisse vermuten.

Heiko

alvaro

Ich würde mir einen XXL Riemen zulegen.
Diese Riemen sind so breit, dass sie die ganze Klingenlänge abdecken.
Somit hast du schon einmal das Problem des diagonalen ziehens nicht.

titanus

Wenn du das Rasieren schaffst,
schaffst du das Ledern erst recht.
Dass es ungewohnt ist, ist ja klar.

Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Cohen

Was mir direkt dazu einfällt ist, den Zeigefinger am Lederriemen beim Ledern entlangfahren zu lassen, um eine gewisse Kontrolle über die Führung zu haben. Ob das so funktioniert weiß ich nicht. Vielleicht ist das Übungssache.
,,Eine zweifelhafte Behauptung muss recht häufig wiederholt werden, dann schwächt sich der Zweifel immer etwas ab und findet Leute, die selbst nicht denken, aber annehmen, mit soviel Sicherheit und Beharrlichkeit könne Unwahres nicht behauptet oder gedruckt werden."

Otto von Bismarck