Ein Fasan lernt wieder fliegen......

Begonnen von Zebulon, 28. Dezember 2015, 17:37:15

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Zebulon

Guten Tag werte Rasuristi,

ich möchte Euch von einem Fasan und seinem Klinikaufenthalt bei mir berichten.   8)

Ist mein erster Reparatur- Bastel- oder auch Frickelbericht hier im Forum. Ich habe aber schon einige Messer hier liegen, die einer intensiven Kur bedürfen. Dass mein Erstlingswerk hier nun gerade ein Hobel ist..... ;D

Titanus hatte hier     https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,30749.0.html     nachgefragt.

"Ein Kollege der auch mit dem Bogen durch den Wald stapft, da bietest du mal Hilfe an, so gut du kannst", dachte ich mir. Ein wenig Ablenkung und Beschäftigung über die Feier- u. Urlaubstage wäre bestimmt auch nicht schlecht.

So war er dann vor Weihnachten bei mir, der kleine, alte flügellahme Fasan.



Mittiger Gewindestift der Kopfplatte und Gewinde im Griff konnten nicht mehr miteinander. Gut zu sehen, die Spitze des Gewindbolzens war abgenudelt, das Gewinde im Griff sah entsprechend aus.



Der mit Titanus abgestimmte Plan sah so aus:

- Vorsichtiges Nachschneiden des M5 Gewindes im Griff
- Ersetzen des oberen Bereichs des Gewindesbolzens der Kopfplatte durch ein neues, sauberes M5 Gewinde
> hierfür Abfräsen des mittleren Bolzens bis auf 5 mm
> Bohren und Schneiden eines Innengewindes M2 im verbleibenden Restbolzen
> Fertigen eines Ersatzbolzens auf der einen Seite M5 ( für den Griff) und auf der anderen Seite M2 ( für die Kopfplatte)

Eigentlich doch ganz einfach.......  ;D

Viele Grüße
Peter
Bekennender und praktizierender Nordhesse und Messerer! ;D

Zebulon

#1
Ich will ja hier keine "cliffhanger-Veranstaltung" draus machen. Aber der Aufwand für den Bericht ist fast größer, als die Bastelei....

Also, weiter gehts.

Zunächst brauchte ich also den doppelten Gewindebolzen M5/M2.

Um eine M5 Schraube entsprechend zentriert abdrehen und das M2 Gewinde draufschneiden zu können, brauchte ich erstmal eine zentrierte Gewindeaufnahme. Also flugs ein Rundstück aus dem Fichtenholz des Metallschreiners in die Drehe, Kernloch gebohrt und Gewinde reingeschnitten.



Und schon hat man eine frisch und gut zentrierte Aufnahme, wenn man das Teil aus Messing nicht mehr ausspannt.



Da drin läuft dann das zu bearbeitende Schräubchen schön sauber und man kann den neuen Durchmesser für ein M2 Gewinde drehen.



Dann hatte ich ungewollt drei Tage Pause. Im Fieber hatte ich beim Gewindeschneiden nicht aufgepasst und den filigranen Bolzen ins Scheideisen gezogen.



Drei Tage Piepelei im Scheideisen (mit Entspannungspausen, Geschenken, Gänsen pp), um den Rest des Bölzchens dann wieder da rauszukriegen. Passend gibt es im Schrank auch nur ein Eisen M2........ also warten und piepeln..........

In der Ruhe liegt die Kraft...... :D

So hatte ich mir das vorgestellt. Ein fertiges Teil, das abgerissene zur Mahnung und ein Bolzen "auf Halde" zur Übung der Maßhaltigkeit beim Drehen.



Viele Grüße
Peter
Bekennender und praktizierender Nordhesse und Messerer! ;D

KäptnBlade

Alle Daumen hoch!  dh: dh:

Geniale Idee und äußerst respektable Umsetzung!
Meine Angst, dass die Autokorrektur dieses Forums mal was Obszönes ausspuckt, wichst von Tag zu Tag!

MudShark

Wow! Sehr gute Idee!
Nimmst du auch Aufträge an? Ich hätte da den ein oder anderen Kandidaten... ;)
"Wenn man bedenkt, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
Mark Twain

Zebulon

#4
Danke Männers!  :D

Nee, Auftragsarbeiten nehm ich nur von meiner Frau an, da kann ich mich nicht gegen wehren.  :D ;D


Und jetzt wollen wir mal fertig werden.......

Dann basteln wir mal weiter......

Der Bolzen war endlich fertig, nun ging es darum, das Kopfstück aus "Tschatschabings-Guss" gerade und fest einzuspannen. Dabei den Mittelbolzen senkrecht (was grundsätzlich auch im täglichen Leben als erstrebnswert gilt :D). Beides ist nicht so einfach. Ich hatte Angst, dass mir das Teil zerplatzt, wenn ich zu stark spanne. Zwei "Schoner" aus weicherem Alu und viel Geduld beim Ausrichten und schon sah es schon gut aus. Wichtig war hier, den Bolzen zu zentrieren und senkrecht auszurichten, weil ja in der Mitte einiges rausgebohrt werden sollte. Ein M5 Gewinde hat nicht viel Fleisch......

Der mittlere Bolzen wird abgefräst....


Dann bohren......


Dann Gewinde rein......


Tjooo, das wars dann auch schon.

Hier jetzt die Teile vor dem Bad in Aceton, das Fett und das Schneidöl muss ab.


Und nach der Trocknung der Zusammenbau mit Schraubensicherung...


48 Stunden Ruhe. Und der flügellahme Fasan ist wieder fit....


Und was dabei sehr wichtig ist, die originale Geometrie wurde nicht verändert. Alles wie vorher. Auch wenn die Veränderung des Bolzens und der Einsatz des Zwischenadapters nicht mehr original ist. Titanus war die Funktion wichtig. Und die haben wir wieder hergestellt, ohne äußerlich etwas zu verändern.




Hoffentlich schaffe ich es heute zur Post.....  :D

Viele Grüße
Peter
Bekennender und praktizierender Nordhesse und Messerer! ;D

efsk

Verzeih mir mein Deutsch. Ich bin ein Holländer.
lG - Richard

Holzmann


harrahalmes

Sehr sehr schöner Bericht und Ausführung! (Den Gewindebolzen hätt ich noch hingekriegt, bei der Kopfplatte hätt ich aber aufgegeben... das Einspannen stell ich mir sehr schwierig und aufwendig vor, allzuviele Versuche hat man halt nicht...) Super!
Hab ich einen Durscht... Ich könnt a halbe Sau ess, so müd bin ich.

Hellas

Bin restlos Begeistert. Tolle Arbeit und danke für den Bericht...schön zu sehen, dass man die Alten Schätzchen noch mit handwerklichem Geschickt und dem passenden Werkzeug (was ich nicht habe) wieder flott kriegen kann dh:

titanus

Hoch gepokert-
und gewonnen   ;D  .
Heute kam er schon mit der Post und ich war noch nicht rasiert.

Nachdem der hübsche Fasan seinen Flugschein von Meister Zebulon ( dh:) zurückerhalten hatte,
durfte er nach einer kurzen NevrDull Behandlung gleich zu seiner ersten Flugstunde aufsteigen.
Mit einer Sputnik  ;D 8)
hat er seine Sache sehr gut gemacht.
Ein Versuch mit einer Faether kann aber auch nichts schaden...

Noch mal: tolle Arbeit Meister Zebulon und vielen Dank.
Ich melde mich noch mal bei dir.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur