Was bedeutet "Magnetic" als Gravur auf der Klinge?

Begonnen von napcap, 27. April 2015, 19:27:35

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TheMechanix

Zitat von: napcap am 27. April 2015, 22:29:30
Wenn ich das richtig verstehe, kann ich davon ausgehen, da� dies eher Einfluss auf die Vermarktung hatte, als auf die Rasureigenschaften o.ä. ...

Würde ich annehmen.

Rockabillyhelge

Zum Thema Magnetstahl gibt es in fast allen Foren recht Diskussionen und leider weis keiner so genau was es damit auf sich hat.
Wie Tazzmann eingangs schon gesagt hat waren diese Messer/Bezeichnungen mal in Mode, in welchem Umfang wird sich wohl
leider nicht mehr herausfinden lassen aber verschiedene Solinger wie Schulze (Espe - Solinger Magnetstahl) und ERN (bevorzugt bei SKI und Turban) sowie eine ganze Reihe amerikanischer Hersteller (besonders häufig das Griffon Carbomagnetic) hatten diese Messer im Programm.
Griffon lässt sich zumindest recht gut auf das letzte Drittel des 19.JH bis etwa in die 20er Jahre datieren, ERN und Schulze bis in die 50er.
Aus Frankreich sind eine Reige Feaux-Framebacks bekannt bzw. zu finden die mit einer Tiefenätzung "Rasoir Electromagnetique" ausgestattet sind und scheinbar in die frühe zweite Hälfte des 19.JH datieren (einfach gestiftete Hornschalen in Baguetteform bei vornehmlich vollen Breiten).

Ich vermute mal (basierend auf einer alten Werbung von Griffon) das man versucht hat mit der magnetischen Eigenschaft der man ein automatisches Aufrichten des Grates nach der Rasur nachgesagt hat, ordentlich Kasse zu machen, ggf. spielt aber auch Herstellungsart eine Rolle und Magnetstahl könnte ein Verweis auf Elektrostahl sein, ein im Lichtbogenofen erzeugter Stahl der zum Teil hohe Güten erreicht und um die Jahrhundertwende erfunden bzw. eingeführt wurde.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

napcap

@Rockabillyhelge

Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung.
Du hattest 2012 ein Crown & Sword Magnetic im "ERN"-Threat vorgestellt. Genau dieses Messer habe ich in der englischen Bucht geschossen. Leider nicht mehr mit den original Schalen.
Wie warst/bist du mit dem Messer zufrieden? Macht dieses "Magnetic" irgend einen Unterschied zu den "normalen" Messern?

Rockabillyhelge

Dieses Messer ist wie ich aus der Erfahrung des jetzigen Besitzers weis sehr gut, ich habe es gegen ein anderes getauscht, stand noch am Anfang des Messerschärfens und musste noch viel lernen, hatte es damals nicht scharf bekommen, der jetzige Besitzer hatte allerdings keinerlei Schärfprobleme.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

napcap


StCyrien

Zitat von: Rockabillyhelge am 28. April 2015, 20:45:56
...
Aus Frankreich sind eine Reige Feaux-Framebacks bekannt bzw. zu finden die mit einer Tiefenätzung "Rasoir Electromagnetique" ausgestattet sind und scheinbar in die frühe zweite Hälfte des 19.JH datieren (einfach gestiftete Hornschalen in Baguetteform bei vornehmlich vollen Breiten).

Sowas hier:



TheMechanix

So ich nochmal aus der maschinenbaulichen Ecke. Beim Stichwort "elektromagnetisch" fiel mir noch ein, dass es ein Härteverfahren gibt, das auf Induktion beruht.

Hierbei wird das zu härtende Werkstück an einer Spule vorbeigeführt, in der ein extrem starker Strom fließt. Hier jetzt die elektromagnetische Wechselwirkung: wird ein Leiter (die Spule) mit Strom durchflossen, dann bildet er ein Magnetfeld aus. Bringt man einen zweiten Leiter (die Klinge) in dieses Magnetfeld, wird hier ein Strom induziert. Dadurch wird das Werkstück extrem heiß. Mittels Stromstärke kann man die Temperatur im Werkstück steuern. Hier ein video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=jvxnwx9BgZo&list=PL4SfB6T9vXQvUcFRouJY456poFvFOtveR Ab Sekunde 40 gehts los.

Vorteil dieses Verfahren ist, dass man die Temperaturen sehr genau anfahren kann und auch komplexe Temperaturverläufe (für Gefügeändeurngen) erzielen kann, wie es im Ofen aufgrund seiner Trägheit nicht machbar ist. Aber auch hier fehlt mir der historische Kontext. Weder weiß ich, seit wann dieses Verfahren eingesetzt wird, noch ob es zur Härtung von Rasiermessern jemals eingesetzt wurde.

Rockabillyhelge

Kann ich mir bei älteren Messer schlecht vorstellen aber ggf. ists ja doch möglich, müsste man einen der Solinger Experten mal fragen und ermitteln ab wann das Verfahren eingesetzt wurde, kenne selbst nur die weitverbreiteten Öl-, Blei- und Wasserhärtungen.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

nisse

OT: Ganz einfach: Es handelt sich um magnetischen Stahl, der dabei helfen soll, dass besonders harte sogenannte Drahtbarthaar, das bei einigen Männern anscheinend aus Stahl besteht, weiter aus dem Haarkanal zu ziehen und dann tiefer abzuschneiden, um eine bessere Gründlichkeit zu erzielen.   8)

holzklinge

jetzt weiss ich warum wenn ich mich neben ein Magnet befindet dass sich meine Haare auf einmal  sehr schnell stellen   ;D

napcap

So, es ist angekommen. Die Klinge ist wirklich magnetisch. Mehr, als ich mir das vorgestellt hatte...
Leider hatte es der Vorbesitzer mit der Restauration etwas "übertrieben". Die Ätzung/Gravur auf der Klinge ist kaum noch zu erkennen. Klingenbreite sind ca. 13/16. Die Griffschalen sind etwas gewöhnungsbedürftig ????