Was unterscheidet gute von schlechten Klingen?

Begonnen von Eugen Neter, 01. Oktober 2008, 21:45:00

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Eugen Neter

Was ist der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Rasierklinge? –: Die gute rasiert, die schlechte schabt.
Spaß beiseite – eine wirklich schlechte moderne Rasierklinge gibt es nicht. Rasierklingen werden heutzutage in aller Herren Länder in einem hochtechnisierten Verfahren massenhaft hergestellt, und die Fertigungsfehlerquote dürfte bei unter 1% liegen. Was also macht den Unterschied aus? Angepriesen werden die Klingen unter dem Rubrum »teflonbeschichtet«, »super stainless« (also »absolut rostfrei«) oder »platinveredelt«. All diese Kennzeichnungen taugen im Grunde nichts, denn entscheidend ist die Schärfe der Klinge selbst, und die läßt sich nur dadurch erfahren, daß man sich mit der betreffenden Klinge rasiert. Daß zum Beispiel eine Wilkinsonklinge wesentlich schlechter ist als eine rote Personna, mag dem einen (etwa mir) nach mehreren Versuchen einleuchten, dem anderen aber eben nicht, denn dieser andere legt seiner Rasur andere Kriterien zugrunde.
Scharf sind sie alle, die modernen Klingen – aber weshalb machen wir so große Unterschiede? Buzzer (Rolf) z.B. hat die Wilkinson nach eigener Auskunft ca. 20mal ohne Anstand verwendet. Ich selbst könnte mit der »Dreaming« gut und gerne 10 Rasuren hinlegen. Andere wiederum verdammen manche Klingen, weil diese angeblich nicht gründlich genug sind, Rasurbrand verursachen oder in puncto Standzeit den betreffenden Ansprüchen nicht genügen. Was also sind die Kriterien für eine gute moderne Klinge? Um möglichst objektive Auskünfte wird gebeten.

rubberduck

Wie du richtig schreibst, Hans, ist das sicher auch von einem zum anderen individuell verschieden, weil viele, selbst unter Verwendung derselben Komponenten, ganz unterschiedliche und subjektive Eindrücke haben.

Für mich ist eine Klinge dann gut, wenn sie Schärfe mit Sanftheit paart und mir eine Rasur ermöglicht, bei der ich nicht mehrmals über dieselbe Stelle gehen muss, damit diese sauber (glatt) rasiert ist. Sie darf nicht rupfen oder Irritationen verursachen. Für mich ist es wichtig, dass der Rasurspaß erhalten bleibt. Und natürlich sollte eine gewisse Standzeit auch gegeben sein. Ich bin heute soweit dass ich sage, wenn 4-5 gute Genussrasuren möglich sind, dann reicht mir das an und für sich. (Nur die Feather, die ich jetzt grad in Verwendung hab, scheint nicht und nicht verrecken zu wollen). Last but not least - auch das Preis-/Leistungsverhältnis ist für mich bis zu einem gewissen Punkt mitentscheidend.  Zwar ist dies für die Qualität der Klinge per se nicht ausschlaggebend, aber ein schlechtes P/L - Verhältnis würde den Rasierspass ein wenig trüben, und das fände ich bedauerlich.

kimeter

Zitat von: Eugen Neter am 01. Oktober 2008, 21:45:00
Was ist der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Rasierklinge? –:

Mit einer "guten" Rasierklinge kann ich die Rasur beenden. Mit einer schlechten nicht!

Mit einem Einweg-Rasierer aus einem 1€ Laden, konnte ich mal eine Rasur nicht beenden. Nach nur zwei/drei Zügen an der Wangenseite, musste ich die Rasur abbrechen. Das war ein  schmerzhaftes Erlebniss... Dann hatte ich mal sehr alte Rasierklingen ersteigert, damit waren auch keine Rasuren möglich.

Wie gesagt, mit einer guten Klinge kann ich die Rasur beenden, mit einer schlechten nicht.

olddj

Mit einer guten Klinge möchte ich, sagen wir mal mindestens 5 Rasuren beenden, ohne anschließend eine Bluttransfusion zu brauchen, dass macht eine gute Klinge aus, Denke ich!
Grüße von Mike aus Thüringen !  
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Langensalza

Renato

Die Klinge muss fast unbemerkt gleiten und dabei rasieren. Ich muss dabei völlig unbefangen zu Werke gehen können. Und ich muss ein gutes Gefühl während der Rasur haben. Standzeit ist mir nicht wichtig. Aber wie schon olddy schrieb, kein Cut, kein Blut kein sonstwas verursacht durch die Klinge.

Obwohl grundsätzlich spielt imho viel die Vorstellung, psyche, immagination  ab.
Einen objektiven Test gäbe es nur (wie bei Wein, Bier usw.) wenn man sage ich mal jeweils 3 Rasuren nacheinander mit einer Klinge macht, dann eine Bewertung abgibt. Dann die nächste Klinge. usw. Und erst nach ende der Bewertung draufschauen würde, welche Klinge eingelegt war. Vielleicht mag ja jemand so einen Test machen. Interessant auf jeden Fall.

Als Beispiel weiss ich aus eigener Erfahrung, dass man einen teuren Riesling, wenn man vorher informiert ist, anders bewertet als in einer Blindverkostung.
Selbes Prinzip vermute ich bei Klingen auch.
Ich bezog mich aber nur auf Double-Edge Klingen.
Du weisst der Fuchs, der schläft nicht, er schlummert nur...

Grüsse/Saluti
Renato

Honka

Eigentlich ganz einfach:

Scharf muss sie sein, um mit einem Zug zu rasieren
Gründlich, weil deshalb rasiert mann sich schließlich
Sanft muß sie sein, um Blutungen zu vermeiden
Hoppeln sollte sie nicht - s.o.
Das PLV sollte stimmen.

Da sind wir uns sicher alle einig.

Nur: Unter zuGrundelegung der genannten Kriterien kommt doch jeder zu einer anderen Klinge...

Baas vant Spill

Da kann ich dem Honka nur zustimmen.

Warum kommt jeder zu einer anderen Klinge? Ich denke, weil Haut und Haare anders beschaffen sind und auch die Benutzer selbst verschiedene Ansichten haben. Schärfe emofindet jeder anders, und auch Standfestigkeit hängt glaub ich viel vom persönlichen Empfinden ab.

Und: Eine Klinge muss sich in 2 verschiedenen Hobel nicht zwangsläufig gleich verhalten

Lord Vader

ich persönlich unterscheide in qualität der klinge einerseits und preis der klinge andererseits. da sich einige die klingen nicht so wahnsinnig unterscheiden, nehme ich aus den jeweiligen gruppen dann die klinge, die am billigsten ist. deshalb verwende ich auch keine merkurklingen: schlecht finde ich sie nicht, aber der preis stimmt nicht. falls sie auch mal 1 euro pro packung kostet, so würde ich sie vielleicht auch öfter verwenden. aber so hat sie gegen personna, derby und co. keine chance.

und wenn eine klinge schlecht rasiert, so verwende ich sie sowieso nicht, egal wie billig sie ist. standzeit ist mir persönlich egal, das geht über den preis je rasur in die billig oder teuer kalkulation ein.

Lord Vader

@Baas

aber es fällt schon auf, dass man oft die selben namen hört. daher scheinen einige klingen dann doch "besser" und vielseitiger zu sein als andere.

Baas vant Spill

Lord Vader:

Will ich ja gar nicht abstreiten, dass bestimmte Klingen sich durchsetzen - die Personnas z.B. schneiden bei so gut wie allen gut ab. Bei den Derby geht es schon los: Einige setzen sie mit der Personna gleich, ich empfinde sie als nen Tick kratziger (Aber auch gut). Eine Klinge, an der sich dann die Geister scheiden, wäre z.B. die Feather. Viele finden sie gut, aber einige kommen damit auch nicht so gut klar.
Und wie jemand mit den Cerrus-Klingen vom Rossmann zurechtkommen kann, ist mir z.B. ein Rätsel. Ein Paradebeispiel, die Cerrus: Viel zu kratzig und dabei auch nicht scharf genug. Eine zufriedenstellende Rasur ist damit nicht möglich.

Insgesamt wird eine gute Klinge bei vielen Nutzern auch gut abschneiden. Ich denke, die Feinheiten machen den Unterschied, weswegen die eine oder die andere letztlich bevorzugt werden wird.

Nordlicht

Zitat von: Baas vant Spill am 02. Oktober 2008, 12:59:56

Und wie jemand mit den Cerrus-Klingen vom Rossmann zurechtkommen kann, ist mir z.B. ein Rätsel. Ein Paradebeispiel, die Cerrus: Viel zu kratzig und dabei auch nicht scharf genug. Eine zufriedenstellende Rasur ist damit nicht möglich.
Ich komme mit der Cerrus sehr gut zurecht. Sie ist zwar nich so sanft wie die Personna und hat auch nicht die Standzeit, aber für den Preis will ich mal nicht meckern. Ich finde sie nicht schlechter als die Merkur, dafür kostet sie aber nur einen Bruchteil. Die Teuerste, die Wilkinson, hab ich zwei mal verwendet - das erste und letzte Mal. Die Rasur damit hab ich nicht zu ende gebracht. Ich wollte nicht als Frankensteins Monster im Gruselkabinett enden.
Ebenfalls keine allzugute Erinnerung hab ich an die "Rotbart Extradünn". Die Packung hab ich allerdings, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen, aufgebraucht.
Inzwischen bin ich mit den roten Personnas derart gut ausgestattet, dass ich mir die nächsten drei Jahre keine anderen Klingen mehr kaufen muß, und das ist auch gut so.
Gruß
Nordlicht

buzzer

Für mich ist das Qualitätskriterium ein konstantes Ergebnis über mehrere, im Idealfall von der Ersten bis mindestens 10 Rasuren. Wenn eine halbe Stunde nach der Rasur kein Jucken, Kratzen oder Brennen auftritt, ist die Klinge OK.

Eine Klinge, die sehr scharf zu sein scheint, jedoch dafür nach der 3. Rasur immer noch die Haut aufreißt taugt dahingegen nichts. Da hat die nur eine "vorgetäuschte" Schärfe, so wie es das im Küchenmessersektor auch gibt, von zufälligen bis systematischen Fehlern in der Fertigung (Härten und Schleifen, Auslese).

Ab der 4. Rasur also, kann ich sagen, ob eine Klinge Qualität hat oder nicht, die ersten zwei bis drei Rasuren sind immer etwas brenzlig. Sofern ich die Geduld bis zur 4. Rasur aufbringe: Es gab auch schon mal eine Klinge, wo mir nach der ersten Rasur schon der Kragen geplatzt ist ;)

Viele Grüße,
Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.

James

Zitat von: Eugen Neter am 01. Oktober 2008, 21:45:00
Was ist der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Rasierklinge?

Das frage ich mich auch! Das Ergebnis - und auch das Erlebnis - der Rasur wird von so vielen Faktoren neben der Klinge mitbestimmt, dass es mir schwerfällt, den spezifischen Anteil der Klinge (im Vergleich zu anderen) zu bewerten. Natürlich hat jeder von uns Klingen, die er besser als andere findet. Nur gibt es nicht die eine Klinge, die jeder gut oder jeder schlecht findet.

Der subjektive Faktor spielt bei der Bewertung eine große Rolle. Wie bereite ich meine Haut auf die Rasur vor, mit welchem Einweich- und Gleitmittel arbeite ich, in welchen Hobel setze ich die Klinge ein, wie hantiere ich mit dem Rasurwerkzeug, wie ist die Nachbehandung der Rasurzone? Da gibt es nicht nur große inter- sondern auch erheblich intraindividuelle Schwankungen.
Zuviel des Guten
kann wunderbar sein!

Mae West

buzzer

Moin,

die Korkenmethode ist eine gute Prüfung, gute von schlechten Klingen zu unterscheiden:

Nach einmaligen Durchziehen der Schneide durch einen Korken muss eine Klinge supersanft und gründlich rasieren. Tut sie das nicht, war sie auch nie wirklich scharf.

Der Test ist reproduzierbar:
Ich hatte neuliche eine Streamlineklinge, die war etwas rupfig. Durch den Korken gezogen und erstklasse rasiert (12. Rasur heute mit dem Teil).
Eine Cerrusklinge hingegen täuschte mir eine höllische Schärfe vor, mit der hab ich mich auch geschnitten bei der ersten Rasur. Nach dem Durchziehen durch einem Korken war die Klinge Müll.

--Rolf
Eine scharfe Klinge ist nicht zu spüren. Eine stumpfe Klinge schon.