Wilkinson-Sword-RasierklingeIm Jahr 2014 hatte ich schon einmal eine Wilkinson-Sword-Rasierklinge bezüglich ihrer Standzeit getestet und war damals auf immerhin elf Rasuren gekommen. Das ist für eine ganz normale Allerweltsklinge schon eine recht gute Leistung, zumal die meisten Hobelrasierer solch eine Standzeit nur in den wenigsten Fällen ausreizen werden. Es dürfte in der Praxis eher üblich sein, eine Rasierklinge spätestens nach sieben Rasuren auszuwechseln.
Aufgrund der Tatsache, dass meine in diesem Themenstrang genannten Standzeitenergebnisse für einige Rasierklingen von verschiedenen Mitgliedern dieses Rasurforums als eher exotisch angesehen wurden und ich auch zahlreiche Hinweise erhielt, dass andere Hobelrasierer diese Standzeiten nie erreichen würden, sah ich mich veranlasst, zu testen, ob meine Ergebnisse reproduzierbar sein würden. Und hierbei kam mir die Wilkinson-Rasierklinge mit ihrer im Vergleich zu anderen Rasierklingen wohl eher geringen Standzeit sehr entgegen. Deshalb habe ich mich im letzten Jahr und in diesem Jahr insgesamt mit vier weiteren Rasierklingen der Marke Wilkinson-Sword rasiert und darüber zusätzliche Erkenntnisse zur Rasierklingenstandzeit gewonnen.
Bevor ich auf die einzelnen Ergebnisse eingehe, möchte ich kurz auf die während der einzelnen Testzeiträume eingehaltenen Testbedingungen eingehen. Denn die erzielten Testergebnisse sind nur dann miteinander vergleichbar, wenn bei allen Testreihen die gleichen Testbedingungen eingehalten wurden. Hier ist also wieder zu nennen:
- die Verwendung von warmem Wasser für die Zubereitung des Rasierschaums,
- der Rasierschaum wurde nur durch Aufschäumen im Gesicht zubereitet,
- wie bisher entsprach die Konsistenz des erzeugten Rasierschaums der von Schlagsahne,
- der Rasierschaum hatte ein Zeitfenster von drei Minuten zum Einweichen der Bartstoppeln,
- alle vier bzw. fünf Wilkinson-Sword-Rasierklingen stammten aus demselben Rasierklingenspender,
- jede Rasur bestand aus den Rasurdurchgängen m / q / g,
- vereinzelt wurde auch ein Zweitagesbart wegrasiert,
- es erfolgte kein einziger Handballenabzug vor oder während oder nach einer Rasur,
- Hobel und Rasierklinge wurden nach jeder Rasur abgewaschen, abgetupft und zum Trocknen abgelegt,
- zwischen den Rasuren lagen ein- oder auch mehrtägige Rasurpausen.
Die vier in diesem und im letzten Jahr ausgeführten Testreihen führten zu folgenden Ergebnissen:
Zeitraum für die 1. Testrasur: 10.01. – 12.04.2015Standzeit: 18 Rasuren
Rasurgerät: Merkur Futur, eingestellt auf Stufe 4
Rasierseifenprodukte: De Vergulde Hand RC, La Toja RC, Williams Menthol RC, La Toja Rasierstick
Rasurpausen: > 2 Tage
Der Merkur Futur erwies sich wieder (wie schon bei der Astra-Rasierklinge) als souveräner Rasierhobel, der die Fähigkeiten einer Rasierklinge fast schon bis zum Gehtnichtmehr ausreizt, wenn nur er als einziges Rasurgerät eingesetzt wird und man der Rasierklinge zwischen den einzelnen Rasuren längere (mehrtägige) Rasurpausen einräumt. Bisher hat auch noch kein anderer Hobel annähernd vergleichbare Standzeiten erzielen können. Damit zählt der Merkur Futur aus meiner Sicht zu einer der gelungensten Hobelkonstruktionen, die man derzeitig noch in Deutschland erwerben kann. Meine Beurteilung dieses klingenverstellbaren Hobels: Unbedingt empfehlenswert!
Zeitraum für die 2. Testrasur: 15.08. – 05.09.2015Standzeit: 7 Rasuren
Rasurgeräte: Ernivette, Merkur 23 c, Sonnal- und Timorhobel mit geraden Schaumkanten
Rasierseifenprodukte: Arko RS, Monsavon RS, Royal Shaving Soap, Weleda RC
Rasurpausen: 1 – 2 Tage
Die Rasierklinge war mit ihrer Standzeit sehr früh am Ende angelangt. Mir liegen keine gesicherten Hinweise vor, warum dieser Umstand eingetreten ist, vermute aber, dass die eingesetzten Rasurgeräte nicht immer mit den von mir eingesetzten Rasierseifenprodukten harmoniert haben. Möglicherweise gibt es aber noch einen weiteren Grund, der sich in meiner Person begründet. Ich habe mich vielleicht einfach nur zu ungeduldig rasiert. Dann kann schon einmal eher der Eindruck entstehen, dass eine Rasierklinge nicht mehr befriedigend rasiert und deshalb frühzeitiger ausgetauscht werden muss.
Zeitraum für die 3. Testrasur: 01.02. – 29.03.2016Standzeit: 11 Rasuren
Rasurgerät: Daune-Shavette
Rasierseifenprodukte: Braukmann RC, De Vergulde Hand RC, Nivea RC, Jabonman Rosas RS, Savon de Volcans RS,
Valobra RS
Rasurpausen: > 2 Tage
Die Daune-Shavette und die Wilkinson-Sword-Rasierklinge harmonierten miteinander bis zum Schluss. Trotz mehrtägiger Rasurpausen bewirkte dieser Umstand im direkten Vergleich mit dem Merkur Futur allerdings keine Verlängerung der Rasierklingenstandzeit.
Zeitraum für die 4. Testrasur: 02.04. – 14.04.2016Standzeit: 12 Rasuren
Rasurgerät: Barbaros TR 1
Rasierseifenprodukte De Vergulde Hand RC, LEA RC, Speick RC, Williams Menthol RC, Wilkinson Rasierstick
Rasurpausen: 1 Tag
Dieser Testzeitraum diente eigentlich mehr dem Kennenlernen eines erst seit kurzer Zeit auch in Deutschland erhältlichen türkischen Edelstahlhobels. Der Barbaros-Hobel kam mit der Wilkinson-Sword-Rasierklinge gut zurecht. Allerdings zeigte sich mir, dass der originale und sehr schwere Hobelgriff nur wenig Rückmeldung zuließ, was an der Stoppelfront abläuft. Mit leichteren Griffen konnte ich auf meiner Gesichtshaut deutlicher spüren, wie entspannt die Klingenfacette die Bartstoppeln abkappte.
Das Ende der jeweiligen Rasierklingenstandzeit zeigte sich bei meinen Rasuren daran, dass die Rasierklinge gefühlt zum Rupfen neigte und die Bartstoppeln nicht mehr leicht und nahezu widerstandslos abkappte. Die Facette hoppelte über die Stoppeln und ließ diese vereinzelt stehen. Das dabei empfundene Hautgefühl war dann für mich auch eher grenzwertig und unangenehm.
Vergleicht man nun diese vier Testreihen mit der allerersten Testreihe aus dem Jahr 2014, liegen für die Wilkinson-Sword-Rasierklinge insgesamt fünf verschiedene Standzeitenergebnisse vor, die sich teilweise ähneln, teilweise aber auch erhebliche Abweichungen zueinander aufweisen:
- 11 Rasuren (2014),
- 18 Rasuren (2015),
- 7 Rasuren (2015,
- 11 Rasuren (2016),
- 12 Rasuren (2016)
Ein direkter Vergleich aller fünf Messergebnisse miteinander ist nur durch eine Mittelbildung möglich, über die sich eine durchschnittliche Klingenstandzeit oder Lebensdauer errechnen lässt. Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Messergebnisse ist dies allerdings nur dann möglich, wenn eine Gewichtung eingeführt wird, die die Häufigkeit nahezu gleicher Messergebnisse entsprechend mit einbezieht und größere Abweichungen von diesen nahezu gleichen Messergebnissen geringer bewertet. Deshalb habe ich zur Berechnung der durchschnittlichen Standzeit oder Lebensdauer für die Wilkinson-Sword-Rasierklinge folgende Gewichtung eingeführt:
- ein Gewichtsfaktor 2 für die drei nahezu identischen Rasierklingenstandzeiten 11, 11 und 12,
- ein Gewichtsfaktor 1 für die eher als Ausreißer anzusehenden Messergebnisse 18 und 7.
Die Berücksichtigung dieser Gewichtsfaktoren in dem nachfolgenden Berechnungsgang führt zu folgendem Endergebnis für die durchschnittliche Standzeit oder Lebensdauer der von mir getesteten Wilkinson-Sword-Rasierklingen:
Die von mir getesteten Rasierklingen können nach durchschnittlich 11,6 oder aufgerundet 12 Rasuren gegen eine neue und bisher noch nicht eingesetzte Rasierklinge aus demselben Rasierklingenspender ausgetauscht werden, da sie ihre Standzeit oder Lebensdauer erreicht haben. Sollte diese Rasierklinge in einen Hobel der Marke Merkur Futur eingelegt werden, ist zu erwarten, dass dies zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Standzeit führen wird. Werden der Rasierklinge zusätzlich noch mehrtägige Rasurpausen zwischen den einzelnen Rasuren eingeräumt, wird dies zu einer weiteren Anhebung der ursprünglichen Standzeit führen. Die Anhebung liegt - bezogen auf die durchschnittliche Standzeit – bei maximal 50 %.
Die über die Testreihen mit Wilkinson-Sword-Rasierklingen gewonnenen Ergebnisse weisen darauf hin, dass auch die für andere Rasierklingenmarken gewonnenen Ergebnisse durchaus als realistisch angesehen werden können. Sollten Wiederholungstestrasuren stattfinden, ist nicht zu erwarten, dass hierdurch irrelevante Abweichungen von den bisherigen Standzeitenergebnissen eintreten werden.