Haare einweichen mit Rasierseife? Unsinn!

Begonnen von UbuRoy, 23. Dezember 2011, 12:31:52

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UbuRoy

Aus gegebenem Anlaß hier mal ein Auszug aus einem Buch zur Barbierausbildung und Weiterbildung von 1906:

Es stehen weitere sehr interessante Dinge zum Schaum, dem Pinsel usw. drin. Sehr einfach verständlich und lesenswert und sehr charmant bebildert.

"... The popuar impression is that the soap is used for the purpose of softening the beard, in which condition it is supposed to be most easily cut.
This is a mistake.
The soap is used not to soften the beard, but to produce exactly the opposite effect - namely, to make the hair stiff and brittle, so that they will present a firm and resisting surface to the razor.
A hair, as is well knwon, is a tube composed of a hard fibrous substance, growing from a bulb or root, which secretes an oily matter. This oil works its way up through the hair, and by permeating all parts, renders the hair soft and pliable. Now in this natural oily condition, it is very difficult to cut the hair with a razor, and it becomes even more difficult if the beard be made still softer by the application of hot water. Many do this, and it is no wonder they find shaving difficult. When this is done, the hairs become soft and limp, and the razor will either slip over them entirely, or else cut partly into them, bend them back and slice them lenghtwise, all the while pulling and straining them at the roots, and making the process of shaving most painful.
Now, soap has the opposite effect. It contains either alkali, potash or soda, which when applied to the beard in the term of lather, unites with the oil of the hair, neutralizing it and removing it, and renders the hair stiff and brittle - in which condition they may be easily and readily cut. For the sake of cleanless, the face should, of course, be washed previous to shaving in order to remove any dirt or grit from the beard, which might dull the razor; but before applying the lather, the face should be well dried with a towl. ..."


Quelle: Shaving made easy / What the Man Who Shaves Ought to Know
Illustrated
Published by
The 20th Century Correspondence School
New York


Library of Congress
To copies received
Jan 2/1906

Tennessee

Die Schwalbe ist ein fröhlich Tier, ist immer froh und heiter - erst fliegt sie um den Kirchturm rum, dann um den Blitzableiter. Mahlzeit !

Franzl

Sehr interessant! Das wirft jetzt aber einige Fragen auf  ;D
Aber irgendwie logisch das Ganze.
Wäre das nicht durch den Osmose Effekt erklärbar?

Michel

Nachvollziehbar.Ich nehme schon eine Weile kein heisses Wasser mehr,eher lauwarmes.

UbuRoy

Ich wasche das Gesicht schon lange nur noch mit kaltem Wasser und Seife und trockne es auch gründlich bevor ich einschäume.
Meiner Meinung nach bringt das tatsächlich erheblich. Die Haut kann die Rasur besser ab, Mikroschnitte und rote Punkte treten gar nicht mehr auf. Die Rasur ist m.M. nach auch gründlicher.
Aber das ist alles subjektiv. Jedenfalls verkneife ich mir auch das heiße Duschen VOR der Rasur.

Inwieweit das alles jetzt aber zum Beispiel dem heißen Handtuch beim Barbier widerspricht wäre noch zu klären.

Paul II.

... fehlt nur noch, dass mir morgen einer sagt die Scheibe sei eine Kugel!  ;D
Klingt logisch, ich werde es ausprobieren, aber meiner Meinung nach hat das heisse Handtuch/Wasser dafür gesorgt, dass die Haare weiter aus dem Haarkanal stehen, also tiefer abgeschnitten werden.
art isn't about aesthetics, it's about truth and heart

Pinky

Ich habe jetzt auch meine ersten 3 Rasuren VOR dem Duschen und nach dem Waschen mit max. lauwarmen Wasser und Seife hinter mir. Auch wenn das ganze Prozedere ungewohnt ist, das Rasurergebnis spricht für sich. Keine nennenswerten Rötungen und/oder Brennen beim Auftragen von AS. Bei der konventionellen Rasur hingegen gehören diese leidigen Erscheinungen bei mir sonst eigentlich zum Standard. Ich werde versuchen dranzubleiben. Wenns der Haut gut tut, warum nicht? Jetzt such ich nur noch ne vernünftige Waschseife für empfindliche Haut und werde hierfür mal nach den Feiertagen bei Calani stöbern....Aber nur ganz heimlich, sonst verdreht meine Frau wieder die Augen, wenn sie was spitzkriegt ;)

mikri

@Pinky: ich sag's ihr nicht, ich bin auch froh, wenn niemand meiner was steckt  ;D
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

AndreasTV

#8
Hall :).
Das im Eingangspost verlinkte Buch wurde schon mehr als Einmal verlinkt ;) - auch öfter in den amerikanischen Foren ...

Auf den erstem Blick vielleicht Logisch doch beim Zweitem dürfte die damalige Betrachtungsweise nicht heutigen Erkenntnissen standhalten  8) bzw. ist die Dort gemachte Beobachtung nicht ganz Korrekt interpretiert vom Verfasser der alten Schrift.

Alkalische Schaum entfernt nun-mal Hautfette / - öle und lässt die Haut "von Unten" her aufquellen = Dadurch schiebt sich das Barthaar hakt etwas weiter heraus über die Epidermis.
Da Schaum auch immer eine gewisse Feuchtigkeit bedingt wird auch immer etwas davon in das Haar eindrigen da der Keratinmantel "aufgelockert" wurde und in Folge davon auch immer Weicher / Elastischer und nicht Härter  O0.

An diesen Gesetzmäßigkeiten in diesem Zusammenhang gibt´s Nichts "zu rütteln" ...

Das etwas hervor-getretene Barthaar fühlt sich etwas "Steifer" / Härter an weil Es halt quasi durch die auch etwas aufgequollene Haut etwas "festgeklemmt" wird in dem Follikel wodurch eine Art "erhöhte Steifigkeit" vorgegaukelt wird bzw. unser Tastsinn Es dann So wahrnimmt.

Ob nun die eine Haut besser mit der Rasur vor oder ach der Dusche klar kommt hat mit den grundlegenden Sachen "Aufweichen versus Austrocknen" nicht wirklich Viel zu tun auch wenn eine gewisse Abhängigkeit nicht zu bestreiten ist (Da während einer ausgiebigen Dusche natürlich auch die Haut längerer Zeit dem warmen Wasser und den Alkalien ausgesetzt ist und in Folge natürlich auch "weiter mit-quillt".

That´s all ;).

MfG

Andreas

UbuRoy

Mag sein.
Trotzdem ist zumindest meine Rasur seit über einem Jahr (nämlich seit ich es wie oben beschrieben mache) erheblich besser und vor allem absolut unblutig, aber nur wenn ich mich an die dort beschriebene Vorgehensweise halte.
Ich habe gestern Spaßeshalber vorher mal nach langer Zeit heiss das Gewicht gewaschen und danach das nasse Gesicht eingeschäumt und rasiert:
Ergebnis ist Mist!
Sofort wieder jede Menge Blutpunkte und gereiztere Haut als wenn ich das Gesicht vorher kalt mit Seife wasche, gut trockne, dann einschäume und rasiere. Und das Rasierwasser rennt auch immer wie sau.

Da liegen also ganze Welten zwischen! Und letztlich ist mir mir egal, warum das so ist. Da sErgebnis zählt und dabei hat das Buch schon in vielerlei Hinsicht sehr geholfen.

SLB04

Ich habe vor dem Forum immer vor dem Duschen rasiert. Mit Systemie und mit bescheidenen Ergebnissen. Danach habe ich mich an das übliche Vorprogramm gehalten und nach dem Duschen rasiert (mit und ohne Pre-Shave). Ergebnisse waren nach einer Eingewöhnungsphase deutlich besser, aber immer noch optimal.

Dann habe ich es wieder mit entsprechender Vorbereitung vor dem Duschen probiert. Gesicht gründlich mit warmen Wasser (nicht heiß) und Seife waschen, danach Pre-Shave und anschließend einschäumen. Jetzt bin ich absolut zufrieden.

Meine Haut war nach dem Duschen wohl zu stark beansprucht. Mit der Vorbereitung vor dem Duschen, kann ich das alles besser steuern und habe den für mich optimalen Weg gefunden. Und das wird wohl bei jedem anders sein, je nach dem wie empfindlich die Haut bzw. wie hart das Barthaar ist.
Lieben Gruß
Alex

Floid_Maniac

Hatten wir diese Vor oder Nach dem duschen Diskussion nicht schon in einem anderen Thread?  ;D

rubberduck

Ja, die hatten wir schon mehrere Male - und auch hier gilt (zumindest für mich): Jeder hat halt andere Vorlieben und dem einen gefällt die Rasur vor der Dusche lieber, dem anderen die nach der Dusche. Ich habe für mich festgestellt, dass die Rasur wesentlich reizärmer erfolgt, wenn ich mich vor dem Duschen rasiere. Ich meine noch immer, dass durch das heisse Wasser bzw. den Dampf in der Dusche die Haut zu sehr aufquillt und dann natürlich leichter von der Klinge abgetragen wird - das "peeling" ist einfach extremer als mit unaufgeweichter Haut. Es hat ja auch seinen Grund, warum man vor einer Hornhautentfernung (Hyperkeratose) beispielsweise die Füße mit warmem Wasser (Fußbad) vorbehandelt.

Das mit dem Aufbringen des Schaumes auf die trockenen Stoppeln überlasse ich gerne anderen, wer damit besser fährt - warum nicht? Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass mir diese Methode nicht gefällt weil a.) die Gleitwirkung des Hobels auf der Haut nicht annähernd so gut ist wie bei nasser Gesichtshaut und b.) bei auf trockener Gesichtshaut aufgebrachter Rasierschaum die Rasur selbst nicht annähernd so reizfrei verläuft.

Aber wenn wer mit der hier genannten Methode gute Ergebnisse erzielt - warum nicht?
if (ahnung == 0) { use brain; make post; } or { shut up }

Stellar

Ich rasiere wie rubberduck auch vor dem duschen. dh: Ich habe so Rasuren mit weniger Spots und weniger gereizter Haut.

Die RS kommt dann bei mir aufs RÖ, welches trocken appliziert wurde. Wenn ich die RS eine gewisse Zeit einwirken lasse geht die Rasur angenehmer vonstatten (könnte daran liegen, dass basisch das Haar sozusagen wie ein Tannenzapfen die "Schuppen" spreizt. Mit Säure wird es ja wieder ganz glatt und glänzend).
Mit RÖ auf nasser Haut fahre ich auch schlechter.

Und wie bei allem dürfte das auch wieder für jeden anders sein.

Happy testing 8)

tailland

Veroeffentlichungsdatum: 1906

Da seh ich noch das Problem, dass die zwar die Forschung schon etliches ueber Bakterien gewusst hat, aber die Allgemeinheit...? Mhm eher nicht und es gibt Bakterien auf der Haut, die unter der Haut nichts zu suchen haben.

Fuer mich ist daher (und aus keinem anderen Grund) ein kurzes Gesichtwaschen mit heissem Wasser daher Pflicht.
Hobel: EJ Bulbous geschlossen & Muehle R41 Grande offen | Pinsel: Muehle Basic 2 Vollvernickelt mit 21mm Silvertip-Fibre | Klingen & Seife nach belieben